Protocol of the Session on December 15, 2011

(Udo Pastörs, NPD: Die wie durch ein Wunder nicht verbrannt sind!)

Sie können davon ausgehen, dass dieses mit Hochdruck geschieht. Trotzdem wird die Auswertung der Papiere und der sichergestellten Daten

(Zurufe von Udo Pastörs, NPD, und David Petereit, NPD)

auf zwölf Laptops und zwanzig Festplatten noch eine erhebliche Zeit in Anspruch nehmen.

Seit dem 1. Dezember 2011 läuft darüber hinaus die Öffentlichkeitsfahndung. Den in diesem Zusammenhang eingehenden Hinweisen ist genauso sorgfältig nachzugehen wie der Frage, ob die Terrorzelle möglicherweise weitere Straftaten begangen hat. Insgesamt sind dafür beim BKA rund 430 Ermittler eingesetzt, die durch Mitarbeiter aus den Landeskriminalämtern verstärkt werden, natürlich auch aus unserem Bundesland.

Im Zuge dieser umfangreichen Ermittlungen wird aufzuklären sein, ob und wo es möglicherweise, und das ist eine berechtigte Forderung von Herrn Ritter und von uns allen, zu Versäumnissen gekommen ist und wie es der Terrorzelle gelingen konnte, über 13 Jahre hinweg unentdeckt in der Illegalität zu leben.

(Michael Andrejewski, NPD: Dank der Kompetenz der Sicherheitsbehörden.)

Die Ermittlungen des Generalbundesanwaltes fördern ständig neue Erkenntnisse zutage. Diese erlauben zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine endgültige Bewertung des Sachverhalts und des Handelns einzelner Behörden beziehungsweise der Versäumnisse in einzelnen Behörden. Erst die gründliche Aufarbeitung und eine sachliche Auseinandersetzung werden eine abschließende Bewertung von vermeintlichen Mängeln in der Arbeit der Sicherheitsbehörden erlauben. Spekulationen oder Vermutungen ohne Kenntnisse aller Umstände helfen hier wenig.

(Udo Pastörs, NPD: So ist es.)

Insofern ist es aus meiner Sicht dringend notwendig, dass mögliche Versäumnisse sowohl mit aller gebotenen Konsequenz, aber auch mit aller gebotenen Sachlichkeit aufgedeckt, aufgearbeitet und möglicherweise geändert werden. Um dies zu gewährleisten, wurde auf der IMK in Wiesbaden ebenfalls eine Bund-Länder-Kommission ein- gesetzt, die mögliche Fehler untersuchen soll.

(Stefan Köster, NPD: „Mögliche“ ist gut.)

Das Bundesinnenministerium ist beauftragt,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

das Bundesinnenministerium ist beauftragt, diese Kommission zusammenzustellen, und erhält sowohl von A- und B-Ländern die dafür notwendige Kompetenz und Unterstützung. Das Gremium wird …

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Das wird auch durch Ihr Geschrei nicht besser.

Das Gremium wird Zugang zu allen – ich betone das ausdrücklich –, zu allen relevanten Informationen der Ermittlungsbehörden bekommen. Dazu gehören auch die Ermittlungsbehörden aus Mecklenburg-Vorpommern. Trotzdem dürfen und sollen wir nicht abwarten. Die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden wird insbesondere im Hinblick auf die Bekämpfung des Rechtsextremismus und Terrorismus weiter verbessert werden und sie muss auch weiter verbessert werden. So wurde ebenfalls in Wiesbaden die Einrichtung eines „Abwehrzentrums Rechts“ beschlossen.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Beteiligen werden sich unter anderem das Bundesamt für Verfassungsschutz, das BKA und verschiedene Länderbehörden. Auch hier wird Mecklenburg-Vorpommern seinen Anteil dementsprechend leisten beziehungsweise leistet ihn bereits.

Ich persönlich unterstütze auch ausdrücklich die schnelle Einführung einer bundesweiten Datei zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und den Aufbau eines gemeinsamen „Abwehrzentrums Rechts“,

(David Petereit, NPD: Präventives Wegsperren.)

wie wir ebenfalls auf der Konferenz,

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

wie wir auf der Konferenz beschlossen haben. Diese neue Verbunddatei wird Daten des Verfassungsschutzes, des Bundeskriminalamtes, der Kriminalämter der Länder und der Polizei zusammenfassen. In der Antragsbegründung wird ausgeführt, rechtsextremistischen Einstellungen und Handlungen muss entschieden entgegengetreten werden. Genau das ist das Ziel der hier angeführten Maßnahmen.

(Udo Pastörs, NPD: Definieren Sie mal, wie weit, also von wo bis wo das geht!)

Bereits vorhandene Ergebnisse über rechtsextremistische Gewalttäter und Strukturen sollen besser zusammengeführt und vor allem ausgewertet werden. Ich habe die Erwartung, dass die Sicherheitsbehörden dadurch effizienter zusammenarbeiten, Bekämpfungsansätze frühzeitig erkennen und entsprechende operative Maßnahmen zeitnah und schnell umgesetzt werden können. Es geht hier eben nicht darum, Bürgerrechte einzuschränken, sondern zu verhindern, dass sich solche Geschehnisse wie im Zusammenhang mit der NSU wiederholen, oder dass sie bereits im Ansatz,

(Udo Pastörs, NPD: Damit ist jegliche Kontrolle berechtigt.)

bereits im Ansatz unterbunden werden können. Ich halte daher die Einführung der zentralen Datei nach dem Muster der Antiterrordatei für unerlässlich

(Stefan Köster, NPD: Dann lösen wir den VS auf!)

und würde hier die Kollegen von der Fraktion DIE LINKE noch mal bitten, ihre Haltung zu überdenken, denn im Kampf gegen Rechtsextremismus galt es immer unter den demokratischen Fraktionen,

(David Petereit, NPD: Ist jedes Mittel recht, ne?)

dass man versucht, eine gemeinsame Linie zu finden.

(Michael Andrejewski, NPD: Ich glaube, pfeifen auf den Rechtsstaat.)

Wir brauchen diese Datei, um solchen Straftätern zeitiger habhaft zu werden.

Was die sogenannte Extremismusklausel angeht, lieber Kollege Ritter, hat die Landesregierung bereits vor zehn Monaten klar und deutlich formuliert, dass sie den Satz eins der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geforderten Einverständniserklärung für richtig hält. Die Landesregierung hält weiterhin an ihrer Position fest, dass die Sätze zwei und drei nicht hilfreich sind, das Vertrauen zwischen Trägern und Partnern zu befördern. Die Position dazu ist hinlänglich bekannt und hat sich auch nicht geändert.

Sie sehen also, meine Damen und Herren, dass die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem rechtsextremistischen Terror sehr ernst genommen werden. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, sowohl die notwendige Aufklärung zu betreiben als auch die Beteiligten und die Zusammenarbeit zu optimieren. Genau zu diesem Zweck wurden auf der letzten IMK die von mir ausgeführten entsprechenden Beschlüsse zur Organisation der Zusammenarbeit gefasst. All dies geschieht bereits und ich werbe hier für eine breite Unterstützung durch das Parlament der demokratischen Fraktionen.

Insofern bin ich auch dankbar, denn in der Tat ist in Mecklenburg-Vorpommern schon über viele Jahre der Ansatz bekannt – und deswegen war ja von uns ausgehend auch immer die Unterstützung für ein Verbotsverfahren eingeleitet worden –, dass die NPD mit kämpferisch aggressiven Mitteln versucht, die Gesellschaftsordnung zu verändern. Dazu bedurfte es nicht nur erster Ereignisse der NSU, sondern der Ereignisse, die hier im Land bereits vorliegen.

(Stefan Köster, NPD: Die NSU ist doch ein Staatskonstrukt.)

Deswegen glaube ich, dass wir hier gut daran tun, eine gemeinsame Linie zu fahren und uns nicht durch einzelne Anträge auseinanderdividieren zu lassen. Und deswegen glaube ich, die Landesregierung, die sie tragenden Fraktionen werden alles tun, um solche Straftaten in Zukunft zu verhindern. Ich glaube allerdings auch, dass am Ende der Aufarbeitung der Ergebnisse durch den Generalbundesanwalt die Länder und der Bund gut daran tun, ihre Organisationsstrukturen dahin gehend zu prüfen, ob Fehler gemacht worden sind, ob dafür Leute verantwortlich sind,

(Udo Pastörs, NPD: Fehler? Rechtsverstöße!)

ob dafür Verantwortung,

(Udo Pastörs, NPD: Aufforderungen zu Straftaten, Aufforderungen zu Terrormaßnahmen. Das ist belegt!)

ob dafür Verantwortung übernommen werden muss und ob wir auch über andere, effektivere Maßnahmen im Zusammenhang mit der Bekämpfung

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

des Rechtsextremismus nachdenken müssen,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

sie einführen müssen und dementsprechend hier auch Hand in Hand mit den jeweiligen Behörden versuchen, dies für die Zukunft zu verhindern.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Da ist aber einer nervös da drüben. – Rainer Albrecht, SPD: Ja, sehr nervös.)

Dafür werbe ich um Ihre Unterstützung. – Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Dachner von der SPD-Fraktion.