Mit der Insolvenz des Gartens von Marihn und den Rückforderungen von 600.000 Euro durch das Landwirtschaftsministerium gibt es für die „Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern“ zwar aktuell einen Dämpfer, doch sollte ihre Grundidee in Kombination mit der Gastronomieofferte „ländlichfein“ unbedingt weiter ausgebaut und beworben werden.
Neben diesen Initiativen zeigt sich zudem an zahlreichen Beispielen, dass wir erhöhte Aufmerksamkeit für die Gärten und Parks bekommen, wenn sie mit passenden Veranstaltungsangeboten genutzt werden. Es fiel eben schon das Beispiel, eines der Vorzeigeprojekte ist in der Tat das „Kleine Fest im großen Park“, das an einem Augustwochenende Jahr für Jahr die unterschiedlichen Nischen des Schlossparks Ludwigslust für ein facettenreiches Kleinkunstprogramm nutzt. In der Metropolregion Hamburg ist es schon lange kein Geheimtipp mehr. In diesem Sommer, meine Damen und Herren, hat das Festival 18.000 Besucherinnen und Besucher angelockt. Das war ein Zuschauerrekord. Es passiert also etwas in unserem Land. Und der Erfolg hängt maßgeblich am Engagement von einzelnen Akteuren und einzelnen Initiativen, die ihren Park und ihren Garten geschickt in Szene setzen.
Mit Ihrem Antrag, sehr geehrte Damen und Herren der Regierungskoalition, sehen Sie insbesondere Garten
schauen als erfolgversprechendes Marketinginstrument, um die Gärten und Parks zu verstärken und dauerhaft zu sichern. Wir Bündnisgrüne teilen diese Auffassung nicht, ich erwähnte das am Anfang.
Das liegt in erster Linie daran, dass Gartenschauen – trotz gegenteiliger Behauptung vieler Veranstalter – aus unserer Sicht mehrheitlich ein Fiasko für die öffentlichen Haushalte darstellen.
Vor allem die Spitzenverbände des gewerblichen Gartenbaus halten am Modell Gartenbau fest, schließlich haben sie in Form zum Beispiel der Bundesgartenschauen ein cleveres Geschäftsmodell entwickelt, das ihnen auf Kosten der Steuerzahler in beständiger Regelmäßigkeit lukrative öffentliche Aufträge sichert. Doch trotz anfänglicher Begeisterung, abgerechnet wird bei jeder Gartenschau, …
… wird bei jeder Gartenschau am Schluss. Und da gibt es in den austragenden Kommunen überwiegend katastrophale Ergebnisse.
Sicher erinnern Sie sich noch an die 20 Millionen Euro Schulden, auf denen die Stadt Rostock nach der IGA 2003 sitzen blieb.
Die Stadt Schwerin zum Beispiel prahlte nach der Bundesgartenschau 2009 mit angeblich 3 Millionen Euro Gewinn, vergaß aber zu erwähnen, dass zuvor gewaltige 60 Millionen öffentliche Mittel – 30 Millionen vom Land und 30 Millionen von der Stadt – in das Großereignis geflossen sind, meine Damen und Herren,
(Helmut Holter, DIE LINKE: Das ist doch erfolgt mit dem Geld. Sogar 3 Millionen Plus haben sie gemacht. – Egbert Liskow, CDU: Das ist doch Natur.)
Aktuelles Negativbeispiel ist die Internationale Gartenschau in Hamburg, die noch bis Sonntag andauert.
Auch dort wird mit Verlusten in der Größenordnung von 25 Millionen Euro gerechnet. Von den erhofften Besuchern kam nicht einmal die Hälfte.
Weitere Beispiele aus dem gesamten Bundesgebiet lassen sich anführen. Gartenschauen sind selten ökonomisch nachhaltig, aber auch im ökologischen Bereich trifft dieses zu. Im Zuge wahrer Gestaltungsorgien schießt man gerne im kollektiven Rausch weit über das Ziel hinaus und überplant, so wie bei der BUGA in Schwerin, zahlreiche naturnahe Bereiche.
(Minister Dr. Till Backhaus: Da fragen Sie mal die allgemeine Bevölkerung, wie wird die das bewerten!)
Diese böten in ihrer natürlichen Qualität weit größere Vorteile als jene betonierten Ergüsse angeblich visionärer Landschaftsgestaltung,
Ich meine hier explizit die sogenannte „Schwimmende Wiese“, die Sie täglich mit einem Blick aus den Fenstern des Plenarsaals bewundern können. Allein 23 Millio- nen Euro war die einst als Veranstaltungsfläche angekündigte und heute weitgehend brachliegende Fläche dem Land und der Stadt Schwerin wert.
Gerade mit Blick auf das benachbarte Gartendenkmal Schlossgarten war das rechteckig gefasste Schlossbeet vom damaligen Gartendirektor der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam/Sanssouci, Professor Michael Seiler, als unpassend kritisiert worden.
Insbesondere Gartenschauen haben die unangenehme Eigenschaft, derartige Großprojekte hervorzubringen. Aus unserer Sicht sind sie Ausdruck einer zügellosen und enthemmten Sucht von Kommunal- und Landespolitikern, mit Großprojekten zu glänzen und die eigene Bilanz aufzupolieren,
unsere Fraktion plädiert dafür, unter II Ziffer 1 Ihres Antrages den Teilsatz „im Rahmen objektbezogener Gartenschauen“ zu streichen.
Wir möchten, dass die Möglichkeiten, wie der Bekanntheitsgrad unserer Gärten und Parks gesteigert werden kann, ohne gesonderte Betrachtung von Gartenschauen geprüft werden. Der Ansatz an sich ist sehr begrüßenswert.
Auch wir sehen auf Landesebene keine Gartenschauen und würden es begrüßen. Wir möchten den Antrag nach Punkt I und II getrennt abstimmen. – Danke für die Aufmerksamkeit.
(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Egbert Liskow, CDU: Das war an der Sache vorbeigesprochen.)