Protocol of the Session on November 17, 2011

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe in der 3. und 4. Wahlperiode des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern sehr häufig hohe kommunalpolitische Kompetenz in der Fraktion der damaligen PDS feststellen können. Das war für mich sehr angenehm, weil wir schließlich in einer rotroten Koalition waren.

(Marc Reinhardt, CDU: Sehr gut.)

In der letzten Wahlperiode dann habe ich zumindest häufiger

(Jörg Heydorn, SPD: Einbruch, Einbruch!)

erhebliche Sachkompetenz bei den LINKEN in kommunalpolitischen Fragen festgestellt, ja, Herr Ritter, Sie waren teilweise durchaus in der Lage,

(Torsten Renz, CDU: Herr Ritter, warum lachen Sie so?)

uns mit Alternativen zur Regierungspolitik zu konfrontieren

(Udo Pastörs, NPD: So was Selbstherrliches habe ich selten gesehen.)

und uns zum Nachdenken zu zwingen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Dass ich das noch erleben darf!)

Ja, das dürfen Sie erleben. Ich will Ihnen ja nur verdeutlichen,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ich weiß gar nicht, warum Sie jetzt hier Zensuren verteilen, Herr Oberlehrer. – Zurufe von Torsten Renz, CDU, und Udo Pastörs, NPD)

ich will Ihnen auch nur verdeutlichen, Kollege Ritter, warum ich mit einer sehr hohen Erwartungshaltung

(Zuruf von Jörg Heydorn, SPD)

an den ersten kommunalpolitischen Antrag der Fraktion DIE LINKE in dieser Wahlperiode herangetreten bin. Die Erwartungshaltung war sehr hoch und sie wurde bitter enttäuscht.

(Marc Reinhardt, CDU: Oooch, Mann! – Helmut Holter, DIE LINKE: Ooh!)

Und ich würde sagen, der erste Versuch ist so gründlich danebengegangen, dass man eigentlich nur von einer Nullnummer sprechen kann.

(Torsten Renz, CDU: Aber Herr Ritter hat quergelesen, hat er mir vorhin gesagt.)

Aber wenden wir uns zunächst dem Text zu. Ich war bass erstaunt, im ersten Absatz lobt DIE LINKE einen Zukunftsvertrag und ich habe mir gedacht, ja, den machen wir doch, Ziffer 326 Koalitionsvereinbarung. Dann lese ich weiter, und die LINKEN legen dar, was Bestandteile eines solchen Zukunftsvertrags sind: „Modernisierung des Finanzausgleichssystems“ – Pardon, Ziffer 336 der Koalitionsvereinbarung, „Maßnahmen zur kommunalen Entschuldung“ – ach ja, Ziffer 333 der Koalitionsvereinbarung,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sagen Sie mal, welche bitte?! Welche bitte?)

„Wege zu nachhaltigen Kommunalstrukturen“ – Ziffer 327 der Koalitionsvereinbarung, „Aufgabenkritik und Aufgabenneuzuordnung“ – Ziffer 320 der Koalitionsvereinbarung, Klammer zu, die Aufzählung der Bestandteile des Zukunftsvertrages ist beendet.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, Sie haben nichts anderes gemacht, als hier den Zukunftsvertrag, so, wie es der Koalitionsvertrag vorsieht, zu nehmen und als Ihr geistiges Eigentum zu verkaufen,

(Torsten Renz, CDU: Nee, das kann Herr Ritter nicht gegengelesen haben.)

und das halte ich allerdings für ziemlich unredlich.

Bei der parlamentarischen Beratung habe ich mir dann gedacht: Was machen wir denn eigentlich mit dem Ding, überweisen wir den Antrag jetzt in den Koalitionsausschuss oder wohin?

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ja bloß nicht! – Torsten Renz, CDU: Sie wollten Zustimmung zu unserer Politik dokumentieren. – Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Also, meine Damen und Herren, der Antrag ist bis hier- hin völlig überflüssig und er ist ein geistiges Armuts- zeugnis.

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Ich habe dann gedacht, vielleicht kommt ja jetzt noch etwas.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Da kommt nur Schrott raus!)

Ja, dann kam noch etwas, dann kam noch was. Dann kam die Aufforderung, dass die Landesregierung mit den

kommunalen Verbänden unverzüglich Gespräche aufnehmen solle für einen solchen Zukunftsvertrag.

Meine Damen und Herren, wenn wir jetzt 2014 hätten und die Landesregierung hätte noch nicht angefangen, dann würde ich eine solche Aufforderung durchaus verstehen. Wir haben aber November 2011. Die Tinte der Unterschriften des Koalitionsvertrages ist kaum trocken und schon fordern Sie uns auf, unseren Koalitionsvertrag umzusetzen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Na klar doch!)

Ja, liebe Leute, das kann ja wohl nicht wahr sein!

(Helmut Holter, DIE LINKE: Doch, das ist wahr.)

Und wenn Ihnen – und das war heute vor einer Woche, am 10. November im Innenausschuss, die Kollegin Rösler war dabei – der Staatssekretär des Innenministeriums berichtet, heute Nachmittag – es war am 10. November, heute vor einer Woche – beginnen wir die Gespräche, dass Sie dann heute, am 17. November, von uns verlangen, wir sollen zustimmen, die Landesregierung aufzufordern, mit den Gesprächen anzufangen, die sie letzte Woche schon angefangen hat,

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU)

liebe Kolleginnen und Kollegen von den LINKEN, das können Sie nun weiß Gott nicht von uns verlangen!

Also, worum geht es eigentlich?

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Es geht darum, geistige Urheberschaft für einen Begriff zu reklamieren, den Sie weiß Gott nicht erfunden haben,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Richtig.)

geistige Urheberschaft für ein Verfahren zu reklamieren, das Sie weiß Gott nicht erfunden haben,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Aber wir haben es ja eingebracht.)

das wir praktizieren wollen und praktizieren werden und dass wir, das sage ich ganz klar,

(Peter Ritter, DIE LINKE: „C wie Zukunft“ hat Herr Caffier geschrieben.)

auch nicht erfunden haben. Der Begriff des Zukunftsvertrages stammt ja aus Niedersachsen, wo ein solcher Vertrag abgeschlossen worden ist.

(Unruhe bei Torsten Renz, CDU, und Helmut Holter, DIE LINKE)

Herr Holter, kommen Sie doch nach vorne