Protocol of the Session on January 31, 2013

(Vincent Kokert, CDU: Nicht jeder.)

Gut, da gibt es immer eine Frage der Perspektive, aber, und das hätte ich mir gewünscht, ich möchte schon noch sagen, auch nach den Ausführungen von Frau Schwesig, dass ich ihn eben tatsächlich an einigen Stellen nach wie vor unkonkret finde. Und auch die beiden Projekte, das wird Sie nicht wirklich verwundern, haben mich nicht wirklich überzeugt.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Das haben Sie vorher nicht gewusst?)

Ich möchte noch mal den Blick auf ein, zwei Aspekte bringen und ich bitte doch auch um Aufmerksamkeit.

Sie wissen, dass ich elfeinhalb Jahre die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen hier in Schwerin geleitet habe und mit der Übermedikamentierung eigentlich diese elfeinhalb Jahre immer zu tun hatte.

(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU)

Na, meine Herren?

Wir hatten sogar eine Patientin, die hat über 30 Medikamente genommen.

(Vincent Kokert, CDU: Sind Sie Vizepräsidentin oder die Abgeordnete Gajek?)

Die Abgeordnete, aber ich möchte, dass Sie mir zuhören.

(Vincent Kokert, CDU: Vielen Dank für die Belehrung.)

Nö, ich denke, Sie hören mir gern zu.

(allgemeine Unruhe)

Aber es ging darum, wir haben wirklich eine Patientin gehabt mit 30 Medikamenten. Ich dachte, das wäre nicht zu toppen. Und wir haben in der Arbeit vor Ort immer wieder festgestellt, dass die Patientinnen von ihrem Arzt erwarten, dass sie, wenn sie gesund werden oder weniger Schmerzen haben, eine Pille nach der anderen verschrieben bekommen, der Arzt, je nachdem, wie er Fortbildungen genutzt hat, dem häufig entsprochen hat.

Und Sie wissen alle, die auch in dem Bereich tätig sind, oder Herr Renz hat gesagt, das gibt es in seiner Familie, gerade Diabetes-II-Patient(inn)en können die Dosis beispielsweise minimieren durch die Umstellung der Ernährung, durch Sport, gesunde Lebensweise. Hier gibt es ja auch die Zusammenhänge, die sowohl Herr Koplin, Herr Barlen oder Frau Schwesig gesehen haben.

Ich möchte Sie einfach bitten, den Fokus nicht nur auf die Medikamentierung zu setzen, denn wir wissen alle, Pharmakonzerne machen mit Krankheit verdammt viel Geld. Und ich denke, wir brauchen auch ein Umdenken in der Medizin, wir brauchen eine bessere Vernetzung von stationär in ambulant. Sie wissen, dass viele Patient(inn)en hochmoderne, teure Medikamente bekommen und dass, wenn sie in ihre Hausarztpraxis kommen, gesagt wird, das Medikament können wir Ihnen jetzt aber gar nicht verschreiben, die Patientin/der Patient häufig irritiert ist, dann das nächste Medikament nimmt, sich möglicherweise Nebenwirkungen einstellen und dann, wie schon benannt, erneut das nächste Medikament genommen wird.

Ich denke, das Thema ist wichtig. Auch wenn ich den Antrag, wie gesagt, ein bisschen schwammig finde, denke ich, ist er nicht unschädlich. Und, Frau Schwesig, von daher stand es schon fest, dass wir zustimmen.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Unschädlich? Was ist das denn?)

Unschädlich heißt, so, wie Sie das vorhin für andere Anträge der Opposition gesagt haben, das ist doch ein nettes Wort,

(Dr. Margret Seemann, SPD: Das ist doch auch wieder eine Verneinung und heißt schädlich.)

können wir...

(Zuruf von Regine Lück, DIE LINKE)

Nun lassen Sie mich doch mal aussprechen!

Also ich finde den Antrag in der Sache wichtig, aber ich möchte wirklich diesen Punkt mitgeben: Es geht um Selbstverantwortung der Bürgerinnen und Bürger, das ist ein wichtiges Element. Und ich hoffe, dass an den Runden Tischen Patientenvertreterinnen und Patientenvertreter sitzen.

Sie haben gestern Zeitung gelesen und haben gesehen, dass gerade bei Kindern mit ADHS Medikamente verschrieben werden, wo nicht mehr nachvollziehbar ist, ist es jetzt die Lobby der Pharmaindustrie oder ist es wirklich notwendig. 90 Prozent, es gibt unterschiedliche Daten dazu, sagen, es ist gar nicht notwendig. Wir müssen auch, und das ist die zweite Forderung, gucken, welche Alternativen gibt es. Wir sind immer schnell oder die Ärzte sind sehr schnell im Verschreiben. Ich habe eine Hausärztin, die dieses nicht tut, sondern die einen ganzheitlichen Ansatz hat, die erst mal schaut, wo...

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Nee, das hat damit nichts zu tun. Ich glaube, das geht einfach darum, welche Selbstverantwortung ich für mich und meinen Körper übernehme. Und ich denke, da brauchen wir noch einiges.

(Vincent Kokert, CDU: Dann sind die anderen Ärzte verantwortungslos?)

Es geht nämlich auch um die Schulung von Apothekerinnen und Ärzten, aber insbesondere eben auch von Patientinnen und Patienten.

Frau Schwesig ist selber Schirmherrin der Multiple Sklerose Gesellschaft hier in Mecklenburg-Vorpommern, weiß gerade um diese Probleme bei bestimmten Krankheitsfeldern, insbesondere wenn man eine chronische Erkrankung hat und da Nebenfolgen kommen aufgrund dieser Erkrankung.

Also nochmals meine Bitte an die Ministerin und auch an andere Verantwortliche, hier noch mehr darauf hinzuwirken, der Pharmaindustrie nicht jede Tür zu öffnen, weil damit werden definitiv Geschäfte gemacht, nämlich Geschäfte mit Uninformiertheit zum Teil, mit großen Ängsten und...

(Harry Glawe, CDU: Pauschalverurteilungen helfen nicht.)

Nein, das stimmt nicht. Aber es ist in vielen Bereichen so, Herr Glawe, das wissen Sie, und gerade auch in den Bereichen neuer Erkrankungen wie bei der neuen Volkskrankheit Depression. Es werden sehr schnell Medikamente verschrieben. Sie wissen auch, dass es mittlerweile bis zu einem halben Jahr dauert, bis jemand einen Psychotherapeuten aufsuchen kann.

Natürlich, das sind doch die Gegebenheiten im Land. Und bei aller Konkretisierung des einen Themas sollte

nicht vergessen werden, den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen. Er ist keine Ware, kein Objekt, er ist ein Subjekt. Und ich denke, hier geht es darum, die Stärkung des Patienten in den Mittelpunkt zu stellen. Wir werden dem Antrag zustimmen und ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Vincent Kokert, CDU: Na bitte! Dann haben wir es doch!)

Habe ich doch am Anfang schon gesagt.

(Julian Barlen, SPD: Das hätten

wir auch einfacher haben können. –

Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD –

Die GRÜNEN haben

vergessen zu klatschen. Fürs Protokoll. –

Beifall vonseiten der Fraktion

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –

Jetzt, jetzt!)

Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und CDU auf Drucksache 6/1487. Wer dem zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. – Die Gegenprobe. – Stimmenthaltungen? – Damit ist der Antrag der Fraktionen der SPD und CDU auf Drucksache 6/1487 mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, CDU, DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei Gegenstimmen der NPD-Fraktion angenommen.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 33: Beratung des Antrages der Fraktion DIE LINKE – Schutz und Hilfen, …

(allgemeine Unruhe)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich versuche jetzt gerade, einen Tagesordnungspunkt aufzurufen. Wenn Sie mir zuhören wollen, fahre ich in der Tagesordnung fort und wir kommen irgendwann heute zum Schluss der Veranstaltung.