Das gehört für mich zusammen, weil beide Entscheidungen etwas damit zu tun haben, wie sich dieses Parlament gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes darstellen möchte – und das ist wichtig für die Demokratie!
Ich möchte auch noch mal zur Symbolik der Räume kommen. Natürlich könnte man sagen, am kostengünstigsten ist es, und das hat niemand vorgeschlagen, die Beauftragten im Keller des Schlosses unterzubringen, in feuchten Räumen zwar, aber wir könnten das dann als Basisarbeit verkaufen. Niemand hat das vorgeschlagen, weil es eine unglaublich schlechte Symbolik wäre. Jetzt aber das Argument zu bringen: Energieministerium, die haben doch einen Nebeneingang. Sorry, was ist denn das für eine Symbolik? Die Bürgerinnen und Bürger des Landes gehen selbstverständlich durch das Hauptportal rein und das steht Ihnen zu, weil wir sie so behandeln wollen.
(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Genau.)
Da ist es kein Argument, zu sagen, aber die haben doch den Nebeneingang, die müssen da nicht durch sozu- sagen.
Also auch dieses Argument halte ich nicht für tragfähig, weil es der Symbolik zuwiderläuft, die wir eigentlich erreichen wollen.
So, Herr Müller, aufgrund Ihres Wunsches, dass Sie sagen, den Punkten 1 und 2 würden Sie auf jeden Fall zustimmen wollen,
werde ich jetzt selbstverständlich beantragen, die Punk- te 1 bis 3 einzeln abstimmen zu lassen. Reicht das so als klare Aussage? – Dann danke ich Ihnen.
(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf aus dem Plenum: Auszeit!)
Also es liegt der Antrag vor, dass die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN den Antrag „Bürgernah und gemeinsam unter einem Dach …“ getrennt nach den drei Ziffern abstimmen möchte. Ich rufe also die drei Ziffern auf und bitte Sie, dann entsprechend abzustimmen.
Wir kommen also zur Abstimmung der Ziffer 1 auf Drucksache 6/1352. Wer dem zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist die Ziffer 1 des Antrages der Fraktionen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE auf Drucksache 6/1352 mit den Stimmen der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN angenommen, bei Enthaltung der Fraktion der NPD.
Ich rufe auf die Ziffer 2 des Antrages auf Drucksa- che 6/1352. Wer dem zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. – Damit ist die Ziffer 2 durch alle Fraktionen angenommen worden.
Ich rufe auf die Ziffer 3 des Antrages von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und DIE LINKE. Wer dieser Ziffer 3 zustimmen möchte, den bitte ich um ein Handzeichen. – Gegenprobe. – Stimmenthaltungen? – Damit ist die Zif- fer 3 des Antrages auf Drucksache 6/1352 abgelehnt, mit den Stimmen der SPD, der CDU und der NPD, bei Zustimmung der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN.
Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 36: Beratung des Antrages der Fraktion DIE LINKE – Erhalt und Sicherung des Standortes Thünengut Tellow, Drucksache 6/1357.
Antrag der Fraktion DIE LINKE Erhalt und Sicherung des Standortes Thünengut Tellow – Drucksache 6/1357 –
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Während der Beratungen zum aktuellen Doppelhaushalt des Landes im Juni dieses Jahres hat die Fraktion DIE LINKE ihre ernste Sorge über den Fortbestand des Thünen-Museums in Tellow geäußert. Seinerzeit wiesen wir auf die unauskömmliche Finanzierung hin und unterbreiteten einen soliden Vorschlag, um die drohenden Gefahren abzuwenden. Sie lehnten damals unsere Initiative mit der Beschwichtigung ab, dass man zeitnah eine Lösung zum Erhalt und zur Sicherung des Thünengutes in Tellow erarbeiten werde.
Heute, knapp ein halbes Jahr später, muss man voller Verärgerung sagen: Außer Reden nichts gewesen! Wir haben mit diesem Antrag erneut die Initiative ergriffen, um eine Lösung für den Erhalt und die Sicherung der nationalen Thünen-Gedenkstätte auf dem Gut Tellow einzufordern.
Wenn von dem Thünen-Museum in Tellow die Rede ist, so handelt es sich um die Wirkungsstätte eines Mannes, dessen Schaffen aus guten Gründen eigentlich zum immateriellen Welterbe der Menschheit zu zählen ist. Das Thünen-Museum ist der weltweit einzige Ort, an dem das fortschrittliche Wirken des Nationalökonomen – er ist immerhin der Begründer der Betriebswirtschaftslehre –, des Musterlandwirts und Sozialreformers Johann Heinrich von Thünen aufgearbeitet, bewahrt und auch der Jugend zugänglich gemacht wird.
Dass dieser Ort aufgrund einer Finanzierungslücke von wenigen Zehntausend Euro vor dem Aus steht, ist nicht akzeptabel und angesichts seiner Bedeutung geradezu fahrlässig. Ich möchte daran erinnern, dass in diesem Jahr das 40-jährige Jubiläum des Thünen-Museums als Kernbereich der Thünengut Tellow gGmbH begangen wurde. Die Botschaft der seinerzeit bescheiden ausfallenden Festveranstaltung war: Geben wir dem Standort eine Zukunft! Das unterstütze ich im Namen meiner Fraktion sehr deutlich.
Gewürdigt wurden unter anderem die Hilfen von Bund, Land und Kreis in den Jahren nach 1990, die zu einem Aufblühen des historischen Standorts Thünengut Tellow geführt haben. Gewürdigt wurden das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Bereichen des Thünengutes und der Mitglieder der Thünengesellschaft aus allen Teilen Deutschlands und darüber hinaus gerade in schwierigen Zeiten.
Ich erinnere an die zahlreichen wissenschaftlichen Tagungen, die von der Thünengesellschaft mit ihren Partnern, vor allem der Universität Rostock, der Landesforschungsanstalt, aber auch dem Thünen-Institut, Bundesforschungsanstalt Braunschweig, mehreren Stiftungen und vielen anderen durchgeführt wurden. Ein besonderes Markenzeichen ist dabei immer wieder die Anwendung der thünenschen Lehren auf die Entwicklung vor allem der Agrarwirtschaft im ländlichen Raum sowie bei der Raumentwicklung.
Bereits im Jahre 2008 war eine große Tagung den Fragen des „Thünschen Erbes im Spannungsfeld zwischen Globalisierung und Regionalisierung“ gewidmet, und das gemeinsam von der Universität Rostock und dem Thünen-Museum sowie der -Gesellschaft. Das Museum ist nicht nur eine Stätte der Bewahrung des Nachlasses von Thünen, sondern auch anderer Persönlichkeiten, so das von Hans Heinrich Leopoldi, dem langjährigen Landesarchivar, oder das von Professor Asmus Petersen, des wohl weithin anerkannten Thünenforschers.
Neben Präsentationen geht es vor allem auch um die weitere Aufarbeitung der Nachlässe und die Anwendung der Lehren in der heutigen Praxis. So gehört der Ort der Begegnung, der Ort der Bildung und Weiterbildung unbedingt dazu. Nicht nur Thünen hatte seinerzeit Eleven in Tellow, auch heute ist das historische Gutsensemble ein Ort des Lernens. Das sollte auch weiter so sein für den Schul- und Hochschulbereich. 1833 sagte Thünen einmal, ich zitiere: „Jede Bildung, insofern sie nur … Wert
haben soll, darf nicht ein Aggregat von Wissen und Maximen sein, sondern muss aus dem Innern hervorquellen, aus dem Geist selbst entspringen und dadurch sich zur Einheit erheben.“ Zitatende.
Es war eine gute Entscheidung des Landwirtschafts- ministeriums, dem Thünengut landwirtschaftliche Nutzflächen zu verpachten. Auch die Förderung über meh- rere Jahre aus dem Zukunftsfonds MecklenburgVorpommern hatte wesentlich zur Stabilisierung des Angebots – gerade im Bildungsbereich – beigetragen. Hier sollte und müsste angeknüpft werden. Die Jugendbegegnungsstätte Thünenkate bietet besonders für jüngere Schülergruppen Angebote für den verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen und der Umwelt.
Von den wissenschaftlichen Leistungen des ThünenMuseums und der Thünen-Gesellschaft sind in jüngs- ter Zeit besonders die Herausgabe der Thünen-BriefEdition 2011 sowie des dritten Teils des thünenschen Hauptwerks „Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie“, im Jahr 2008 zugleich in englische Sprache übersetzt, zu nennen. Ein weiteres Markenzeichen für die Pflege des thünenschen Erbes und seiner Nutzung sind die vom Museum herausgegebenen „Tellower Thünen-Schriften“. Alle Publikationen weisen einen hohen Anteil an ehrenamtlicher Tätigkeit auf. Gerade wird die völlig überarbeitete Ausgabe der Thünen-Zitate herausgebracht.
Sehr geehrte Damen und Herren, das Thünengut hat sich seit 1999, dem Jahr der Gründung der gGmbH, immer mehr zu einem Ort der Beratungen und von Tagungen in der Region entwickelt. Seit 2005 werden in lockerer Folge, gemeinsam zum Beispiel mit dem Bauernverband, die Tellower Gespräche durchgeführt, und das mit wachsender Resonanz.
Vor wenigen Wochen ist es gelungen, die Bauernverbände des Landkreises Rostock, die Tourismusverbände der Region und die Gesundheitswirtschaft zusammenzuführen, um über die teilweise unterschiedlichen Nutzungsinteressen für den ländlichen Raum zu beraten. Zu solch häufig sehr emotional diskutierten Fragen wie der Perspektive der Tierhaltung in Verbindung mit dem Tourismus, der Flächennutzung, den erneuerbaren Energien wurde diesmal nicht übereinander geredet, sondern miteinander debattiert, um zu einer gemeinsamen Position zu gelangen. Fortsetzung folgt, haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verabredet. Das ist aus meiner Sicht die Nutzung des thünenschen Erbes in seiner Aktualität vor Ort.
Sehr geehrte Damen und Herren, die weitere Aufarbeitung und Nutzung des thünenschen Nachlasses sowie die Aktualisierung und Erweiterung der Ausstellung und Sammlung des Thünen-Museums sind ohne eine weiterhin angemessene Unterstützung durch das Land nicht möglich. Damit wird nicht nur für den unterstützenden Landkreis Rostock und die Gemeinde Warnkenhagen ein Zeichen des Willens gesetzt, sich auch in Zukunft für den Erhalt und die Weiterentwicklung der nationalen Gedenkstätte für den Nationalökonomen, Musterlandwirt, Sozialreformer und Humanisten, den Wahlmecklenburger Johann Heinrich von Thünen einzusetzen, sondern auch bundes- und weltweit das richtige Signal zum 230. Geburtstag des großen Deutschen am 24. Juni 2013 gegeben.
Alle Tellowerinnen und Tellower und die Mitstreiter für die Sache Thünens am Standort Tellow werden selbstverständlich alles unternehmen, um das ThünenMuseum mit Ihrer Unterstützung weiter voranzubringen. Deshalb hat sich der Thünenrat nicht nur an Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker und Landespolitiker hier im Hohen Hause, sondern auch an die Bundespolitik mit der Bitte um Unterstützung gewandt.
Im Namen meiner Fraktion bitte ich Sie deshalb, den Antrag zu unterstützen. Denken wir an das thünensche Moralprinzip: „Tue das, was dir, wenn alle ebenso handeln, zum Heile gereichen würde, und bringe willig die Opfer, die das Prinzip fordert, wenn andere dasselbe nicht befolgen.“ – Vielen Dank.
Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 60 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Der Herbst des Jahres 2012 geht seinem Ende entgegen. Es ist Dezember geworden. Auch in der Mecklenburgischen Schweiz ist die Ernte eingebracht. Und es war auch in diesem Jahr wieder eine sehr gute Ernte. Die Scheunen und Silos sind prall gefüllt. Körnermais als Futter für die Tierhaltung bringt einen guten Preis auf dem Markt.
Er wird in der nahen Teterower Biogasanlage in seine organischen Bestandteile zerlegt und vergoren und dank Energieeinspeisegesetz so weiter vergoldet. Was würde Johann Heinrich von Thünen wohl zu diesem Kreislauf sagen?
Einmal mehr zeigt sich heute, dass es damals, im Jahr 1999, eine weise Entscheidung der Landesregierung und des damaligen Landkreises Güstrow war, in Tellow eine GmbH zu gründen. Deren Gewinn aus landwirtschaftlicher Produktion sollte den Erhalt und Betrieb des dortigen Thünen-Museums sichern. Und ich möchte an dieser Stelle insbesondere dem Landwirtschaftsminister Backhaus dafür danken, dass er diese Konstruktion ermöglicht hat. So war der Plan, so wurde es gemacht und so könnte es bis heute funktionieren.
Zum Zweck der Museumsfinanzierung und zu keinem anderen wurde die Thünengut Tellow gGmbH damals gegründet. Auf den eigens dem Thünengut Tellow dafür zugeordneten rund 350 Hektar fruchtbaren mecklenburgischen Ackerlandes lassen sich satte Gewinne erzielen, aus denen man ein kleines und anspruchsvolles Museum inklusive Personal auskömmlich finanzieren kann.
Und weil dies so gut lief und verschiedene staatliche Förderprogramme für Investitionen und der Zukunfts
fonds des Landes zusätzlich auf Tellow ausgerichtet wurden, mehrte sich nicht nur der Gewinn aus der Feldproduktion, sondern auch das Thünengut selbst wurde größer und größer. Bald war das Museum im alten Gutshaus nur noch ein Baustein in der Gesamtanlage, die heute aus 9 Gebäuden besteht und in der zuletzt noch in diesem Sommer 21 Angestellte in verschiedensten Beschäftigungsformen tätig waren.
Nachdem die Organisatoren vor Ort mit großem En- gagement und viel materieller Hilfe von außen auch noch eine Festscheune, einen Dorfladen, eine Ausstellung historischer landwirtschaftlicher Geräte, einige Ferienwohnungen, ein Gästehaus und sogar einen Streichelzoo in Betrieb genommen hatten, wurde auch noch eine zweite GmbH gegründet, die seitdem zur Vermarktung der touristischen Angebote dient und die der Geschäftsführer der anderen GmbH in Personalunion leitet. Gute Jahre für Tellow.
Bis heute sieht man sich in Tellow mit dieser scheinbar erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens ganz in der Tradition Thünens und als Vorreiter einer nationalen und internationalen Von-Thünen-Gedenkbewegung. Der An- trag der Opposition hebt auch gerade auf diese Bedeutung des Thünengutes ab.
Aber wie schreibt der geschätzte und engagierte Gründungsvater des Museums in Tellow Rolf-Peter Bartz über die Rolle von Herrn Thünen? Zitat: „Auf seinem Landgut Tellow, dem weltweit berühmten klassischen Boden der Nationalökonomie, bereitete er in der Theorie und Praxis den Weg für ein höheres, nach Erfordernissen des Marktes organisiertes Wirtschaftssystem. Gemäß den thünenschen Grundsätzen der Betriebsorganisation und Betriebsführung stehen dabei wirtschaftlich effizientes, sozial verantwortungsvolles und ökologisch orientiertes Handel im Mittelpunkt. Thünen gebührt deshalb der ehrenvolle Ruf eines Klassikers der sozialen und ökologischen Marktwirtschaftslehre.“ Zitatende.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, nach den guten Jahren kommen – wie jeder Bauer weiß – manchmal magere. Genau um die Frage, wie sich die heutige Thünengut Tellow GmbH als Landwirtschaftsbetrieb und als Museum inhaltlich und organisatorisch zwischen den Bedingungen und Möglichkeiten regionaler Kulturförderung und europäischer Agrarförderung positioniert, geht es. Die staatlichen Investitionsbeihilfen und Förderprogramme sind zu großen Teilen ausgelaufen. Der neue Landkreis Rostock muss seiner Verantwortung als Eigentümer der Gutsanlage nachkommen. Der Kreistag wacht angesichts der zahlreichen Kulturkonkurrenten im neuen Großkreis mit Argusaugen über die Ausgabe der öffentlichen Mittel.