Meine Damen und Herren, ich gehe natürlich davon aus, dass Sie den Koalitionsvertrag auch gelesen haben, insofern wundert mich natürlich Ihre Forderung sehr,
ebenso sehr Ihre Forderung nach der Ausweitung der Kapazität der Hochschulausbildung. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch mal auf den Bachelorstudiengang Early Education an der Hochschule in Neubrandenburg hinweisen. Im Übrigen möchte ich eine Lanze für das deutsche Bildungssystem brechen.
Ich kenne die Studien, auch die Studie der OECD, nach denen es in Deutschland zu wenige Akademiker gibt. Die Experten vernachlässigen regelmäßig eine wichtige Eigenart des deutschen Bildungssystems: die duale Berufsausbildung. Und gerade auf diesem Feld schneidet Deutschland zusammen mit der Schweiz und Österreich weltweit am besten ab. Berufsschulen, Fachschulen und Berufskollegs gibt es in vielen Staaten gar nicht. Und glauben Sie mir, meine Damen und Herren, eine Berufsausbildung in Deutschland vermittelt nicht selten bessere Bildung als ein entsprechendes Studium an einer Hochschule im europäischen oder außereuropäischen Ausland.
Sehr geehrter Herr Lindner, ich wollte Sie fragen, inwiefern die Koalitionsvereinbarungen für die Oppositionsparteien beziehungsweise für den Landtag bindend sind.
Also ich glaube, diese Frage erübrigt sich, ne? Ich glaube, die brauche ich nicht zu beantworten. Die können Sie sich selber beantworten.
Sie fordern bessere Zugangsmöglichkeiten für Quereinsteiger. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass diese Zugangsmöglichkeiten bereits neu geregelt wurden. Quereinsteiger erhalten eine dreijährige Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin oder zum staatlich anerkannten Erzieher. Dabei dient das erste Jahr der Vorbereitung auf die Fachschulausbildung.
Ihre Forderung nach stärkerer Anerkennung pädagogischer Vorkenntnisse erschließt sich mir inhaltlich nicht, schon gar nicht, weil Sie in Ihrer Begründung anführen, dass insbesondere Männer gezielt geworben werden sollen. Bessere Anerkennung pädagogischer Vorkenntnisse und der Schwerpunkt auf die Gewinnung von Männern – wollen Sie ehemalige Zeitsoldaten in die Kitas holen?
Aber, meine Damen und Herren, Spaß beiseite. Es können bereits jetzt gemäß der Fachschulverordnung für Sozialwesen Vorleistungen zur Reduzierung der Prüfungsbereiche anerkannt werden. Dass es in dem Bereich größeren Handlungsbedarf gäbe, ist mir nicht bekannt. Deswegen und aus den vorgenannten Gründen lehne ich, lehnt die CDU-Fraktion Ihren Antrag ab, und natürlich auch den Änderungsantrag. – Danke.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der vorliegende Antrag enthält zwei Punkte. Dem ersten, dass die Qualität und die Attraktivität der Ausbildung von Erziehern im Land einer Reform bedürfen, dem können wir zustimmen – eine einfache Feststellung ohne irgendeine Verpflichtung für irgendjemanden, aber schön, dass darüber geredet wurde.
Ihre Lösungsansätze in Punkt 2 und das, was in der Begründung abgeliefert wird, gehen an der Realität des Ausbildungsberufes vorbei. So fordern Sie die Möglichkeit einer dualen Ausbildung, also nicht verbindlich für alle, sondern nur die Möglichkeit, so nach dem Motto „Wenn es denn gewollt ist“.
Selbst in den Fällen ist das hinfällig, denn wenn sich der Auszubildende bereits zu Beginn der Ausbildung festlegt,
dann kommt er weder mit allen Altersklassen noch mit unterschiedlichen pädagogischen Erziehungsstilen in der Praxis zusammen.
Die momentane Ausbildung ist darauf ausgerichtet, dass ja gerade verschiedene Praktika stattfinden sollen. Wie soll eine Einrichtung dies denn allein gewährleisten? Das geht nicht. Derzeit stehen 68 Wochen Theorie 50 Wochen Fachpraxis gegenüber, ein Topverhältnis, das der dualen Ausbildung eigentlich in nichts nachsteht.
In der Tat, dass es keine Ausbildungsvergütung gibt, trägt nicht gerade zur Attraktivität des Berufes bei. Dabei aber verkennen Sie, dass es denjenigen, die sich entscheiden, Erzieher zu werden, nicht ums Geld geht, sondern um die Kinder, mit denen sie später arbeiten können.
(Dr. Margret Seemann, SPD: Ja, vor allem Frauen, ne? Die müssen sich ein bisschen sozial aufopfern.)
Frau Seemann, Ihr Quotengequatsche, das führt zu nichts. Also Sie sollten irgendwann mal Quoten für den Kampfsport fordern, in jedem Kampf vielleicht,
oder mehr Frauen in der Formel 1. Also das ist so ein unqualifiziertes, das ist wirklich Gelaber, was Sie da von sich geben.
Zurück zum Antrag: Darüber hinaus bin ich auf die Ausdünstungen Ihrer Fantasie gespannt, wie die kleinen Kindergärten in ländlichen Regionen die Auszubildenden finanzieren sollen.
Klar sollte allen sein, dass ein Azubi kein Ersatz für einen ausgebildeten Erzieher ist. Die meisten kommen gerade von der Schule und sind 16/17 Jahre alt. Das ist im Übrigen auch Vorschrift, dass der angehende Erzieher mit den Kindern nicht allein sein darf.
Eine Ausbildungsvergütung durch die Einrichtung innerhalb einer dualen Ausbildung wird das Problem der fehlenden Erzieher meines Erachtens noch verschärfen, da die Einrichtungen zu kurz kommen, die nicht die Kapazität besitzen, jemanden auszubilden. Keine Einrichtung wird in der derzeitigen Lage hinsichtlich der Fachkräfte in die Ausbildung von Erziehern investieren und diese dann hinterher in andere Einrichtungen abgeben wollen.
Und was die Verbesserung für Quereinsteiger angeht, da bin ich ja erst mal froh, dass Sie „quer“ nur mit einem „e“ schreiben – bei Ihnen muss man ja mit allem rechnen.
Aber wie sollen denn die Verbesserungen konkret aussehen? Wollen Sie, dass die 600 Stunden Praxiserfahrung, die ein Seiteneinsteiger im Umgang mit Kindern nachweisen muss,
in der Ausbildung, ohne KIP oder SOA, zu Beginn entfallen oder nebenbei durch das Herumhängen auf einem Spielplatz geleistet werden können, oder wollen Sie die geforderten ausreichenden Deutschkenntnisse für Bewerber mit ausländischen Bildungsnachweisen streichen?
Der Erzieherberuf, insbesondere bei dem Löwenanteil der Kindergärtner, ist ein Beruf, der die größtmögliche Selbstständigkeit des Kindes bilden soll. Die Kinder werden nicht einfach zur Observation abgeliefert und gammeln den ganzen Tag ab. Daher sollte die bestmögliche Ausbildung der Erzieher auch das Ziel bleiben
und nicht die Qualität der zahlmäßigen Expansion untergeordnet werden. Insgesamt sehen wir für die Ausbildung zum Erzieher das Heilmittel nicht in weiteren Sonderregelungen, sondern in klaren einheitlichen Regelungen für die Qualität des Berufes – ein allgemein verbindlicher Standard, und zwar bundesweit einheitlich.
Ihren Antrag in der vorliegenden Form lehnen wir ab. Der Änderungsvorschlag der LINKEN ersetzt Ihren im Grunde und knüpft an die Beschlüsse der Vergangenheit an, die auch wir mitgetragen haben. Deshalb stimmen wir dem Änderungsantrag zu. – Vielen Dank.