Protocol of the Session on June 21, 2012

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Die Landesregierung ist mehr als am Handeln!

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Also den Satz, den schreibe ich mir auf! Das muss ich wirklich sagen, das war lustig.

(Egbert Liskow, CDU: Na sehen Sie, da haben Sie was gelernt.)

Also wenn dieses Theaterstück jetzt hier nicht der Weckruf gewesen ist, dann weiß ich nicht, was die Landesregierung noch wecken soll.

Ich stand gerade unter circa weiteren 50 Teilnehmern einer Protestkundgebung in Greifswald gegen die Schiffstransporte der radioaktiv verstrahlten Dampferzeuger aus dem abgeschalteten AKW Obrigheim...

(Egbert Liskow, CDU: Wahnsinn! 50 Leute!)

Sie waren gar nicht da, Herr Liskow. Sie können das gar nicht wissen!

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

… nach Lubmin.

Es ging nicht einmal um die Transporte an sich, zumindest von meiner Seite aus nicht, aber es gibt Fragen zur Sicherheit der Transporte und zur klammheimlichen Durchführung. Durch Zufall haben die Leute davon erfahren, und ich muss Ihnen sagen,

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

dass zwei mit Planen abgedeckte verstrahlte Großteile – zumindest ist mir das so berichtet worden –

(Minister Harry Glawe: Die Transporte sind angekündigt worden.)

von AKW bei mir schon einiges Unbehagen auslösen, denn dass sie radioaktiv belastet sind, ist wohl nicht zu bezweifeln, ansonsten müssten Sie nicht ausgerechnet nach Lubmin, um zerlegt und konditioniert zu werden, um dann letztlich freigemessen zu werden. Sowohl die EWN als auch die Landesregierung haben größtmögliche Transparenz versprochen. Davon ist nichts zu merken.

Ulrike Berger war natürlich auch auf der Kundgebung

(Vincent Kokert, CDU: Aha! – Wolfgang Waldmüller, CDU: Abgesprochen! – Zuruf von Torsten Renz, CDU)

und wir haben uns angesichts der vielen offenen Fragen rund um das Zwischenlager Nord und seine Zukunft gefragt,

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Zurufe von Vincent Kokert, CDU, und Egbert Liskow, CDU)

wie lange uns der Innenminister eigentlich noch ein X für ein U vormachen soll.

(Jörg Heydorn, SPD: Was? Was? Was?)

Diese Hinhaltetaktik ist wenig souverän,

(Zuruf von David Petereit, NPD)

das muss ich hier noch mal sagen, und mit Transparenz und Offenheit hat das gar nichts zu tun. Und ich muss mich ehrlich gesagt auch wundern, dass die Kolleginnen und Kollegen der SPD, die ausdrücklich gesagt haben, wir wollen den Kernenergiebeirat, in den neun Monaten oder sagen wir mal, den sechs Monaten, die wir das in diesem Landtag schon diskutieren,

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

nicht wenigstens mal nachgefragt haben, wie weit das denn überhaupt ist.

(Torsten Renz, CDU: Sie wollen doch wohl nicht Streit in die Koalition tragen? – Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU)

Von Journalisten habe ich erfahren, dass der Minister geäußert haben soll, Sie wüssten gar nicht, was wir wollen, es sei alles auf dem Weg.

(Zuruf von Manfred Dachner, SPD)

Mit Verlaub gesagt, meine Damen und Herren, das ist inzwischen ein sehr langer Weg!

(Manfred Dachner, SPD: Das kennen wir schon. – Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Braucht man wirklich länger als ein halbes Jahr, um ein paar Briefe zu schreiben

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

mit der Aufforderung an die betreffenden Verbände, Kommunen und die demokratischen Fraktionen im Landtag?

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Es war bisher übliche Praxis, den Kernenergiebeirat in jeder Legislatur neu zu berufen. Das ist nicht passiert! Also was wollen Sie eigentlich?

(Marc Reinhardt, CDU: Die Legislatur ist ja noch nicht zu Ende.)

Wollen Sie das nicht mehr? Wollen Sie den Kernenergiebeirat nicht mehr?

(Wolfgang Waldmüller, CDU: Haben wir doch gerade gehört. – Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Wenn das so ist, dann sagen Sie es endlich und eiern nicht mehr länger hier herum!

(Zuruf von Jörg Heydorn, SPD)

In dem Falle, wenn das so ist, dann können Sie aber sicher sein, dass wir andere Wege und Möglichkeiten finden,

(Manfred Dachner, SPD: Welche? Sagen Sie mal, welche!)

die für uns und die Bevölkerung wichtigen Probleme zu diskutieren.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Sie können und dürfen sich dem nicht entziehen und die EWN darf das auch nicht. Ich will noch mal drauf hinweisen, dass wir nicht grundlos langsam die Geduld verlieren – und Sie brauchen sich hier alle überhaupt nicht so aufzuplustern!

(Andreas Butzki, SPD: Nee, Sie! – Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

In der Dezembersitzung hat der Innenminister auf meine Frage und die des Kollegen Suhr geantwortet, er brauche ungefähr noch vier Wochen, um das Thema „Fortführung des Kernenergiebeirates“ in der Landesregierung zu sortieren.

(Rudolf Borchert, SPD: Die vier Wochen sind längst vorbei, ne?)

Vier Wochen – die sind schon lange vorbei! Im Februar gab es einen Dringlichkeitsantrag – abgelehnt, beraten wurde der dann im März.

Bei jeder Gelegenheit haben Sie uns immer wieder hingehalten nach dem Motto: „Gemach, gemach, es wird schon. Faktisch ist ja alles auf gutem Wege.“ Es ist nichts auf dem Wege, jedenfalls merken wir nichts davon.