Protocol of the Session on June 10, 2016

b) den Unterricht mit dem Jugendoffizier vor- und nach

bereitet und bei der Vor- bzw. Nachbereitung Positionen zur Unterrichtsthematik einbringt, die eine dezidiert andere Auffassung zum Unterrichtsthema zur Geltung bringen. Möglich ist auch hier die Hinzuziehung eines weiteren externen schulischen Kooperationspartners.“

Das heißt, es tut mir leid, das Land hat als Richtlinie genau das getan, was Ihre eigene Bundespartei als Position vertritt.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Sie haben keine Kooperationsvereinbarung mit Friedensinitiativen, nur eine mit der Bundeswehr, Herr Minister.)

Ich zitiere noch mal Ihre Internetseite, Frau Oldenburg, das ist die Seite Ihrer Partei, Zitat:

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Mit Kooperationsvereinbarungen, und die haben Sie nicht.)

„Jugendoffiziere in Schulen, Universitäten und Arbeitsagenturen nur mit Vertreterinnen und Vertretern gegenteiliger Auffassungen auftreten lassen“, Zitatende. Was anderes steht da nicht.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Ja, nur dann!)

Soll ich noch mal vorlesen, was bei uns steht? Okay.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Sie kontrollieren das ja nicht. Sie wissen ja gar nicht, ob Friedensinitiativen an den Schulen sind.)

Sehr geehrte Frau Dr. Oldenburg!

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Ja, Frau Dr. Oldenburg.)

Entschuldigung, das war ein Versprecher.

Sehr geehrte Frau Oldenburg,

(Udo Pastörs, NPD: Ereifern Sie sich nicht so, Herr Minister!)

es gibt kein natürliches Vorrecht für Friedensinitiativen, durch einen Lehrer ausgewählt zu werden. Das überlasse ich doch bitte dem Lehrer selbst, wen er auswählt mit der gegenteiligen Auffassung.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Und jetzt gucken Sie noch mal auf die Bundesseite in Verbindung mit Friedensinitiativen. Und das wird bei uns nicht gemacht.)

Sehr geehrte Frau Oldenburg, ich gebe Ihnen gleich nach meiner Rede das iPad, dann können Sie lesen, was auf Ihrer eigenen Seite steht: das, was ich vorgelesen habe. Da steht nichts von Friedensinitiativen. Aber auch das ist doch egal! Lenken Sie doch nicht ab! Selbst das ist eine Position,

(Heiterkeit bei Dr. Hikmat Al-Sabty, DIE LINKE: Sie lenken ab! Sie lenken ab!)

selbst das ist eine Position, die sich nicht mit Ihrem Antrag verträgt.

(Egbert Liskow, CDU: Alles kriminalisieren!)

In Ihrem Antrag steht keinerlei …

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Richtig.)

Ich lese das noch mal vor. In Ihrem Antrag steht, Punkt 5: „den Einfluss der Bundeswehr auf die Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu unterbinden“.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Genau.)

Und Nummer 4 ist die Kündigung dieser Vereinbarung. Da steht eben nicht das, was Ihre eigene Bundespartei beschlossen hat. Und deswegen ist das auch unglaubwürdig, was Sie machen. Ich kann Ihnen nur raten, sich der Position Ihrer Bundespartei anzuschließen, denn die halte ich für einigermaßen vernünftig, die setzen wir aus meiner Sicht grosso modo um.

(Zuruf von Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE)

So ist die Realität in diesem Lande.

Und jetzt zur Forschung: Werter Herr Al-Sabty, Sie haben versucht, den Eindruck zu erwecken, als gäbe es hier einen großen militärisch-industriellen Komplex in Mecklenburg-Vorpommern und die Hochschulen wären auch massiv involviert in das Ganze, das müsste man alles unterbinden.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Um das alles zu kontrollieren, müsste man auf die Hochschulen aufpassen. Sie haben aber selbst darauf hingewiesen, es gibt Zivilklauseln, es gibt die Hochschulautonomie. Es gibt für mich gar keine Veranlassung, die jetzt zu gängeln.

Ich stelle mir bloß eine andere Frage: Ihre eigene Partei vertritt nicht die Position, dass die Bundeswehr aufgelöst werden soll. Wenn die Bundeswehr dann überhaupt in der Lage sein soll, ihren Dienst zu erfüllen, welchen auch immer, dann braucht sie technisches Material, das auch wieder technisch angepasst werden muss, sie haben bestimmte medizinische Probleme, sie brauchen Forschung. Sie brauchen, wenn Sie eine Bundeswehr haben, für die Bundeswehr auch Forschung. Es sei denn, Sie wollen dafür sorgen, dass die Bundeswehr, dadurch, dass es keine Forschung mehr gibt, in 50 Jahren eine Gurkentruppe ist, weil sie sozusagen technisch gar nicht mehr auf dem Stand sind. Also irgendwas brauchen Sie.

Wenn man sich dann anguckt, was in MecklenburgVorpommern passiert, Herr Al-Sabty, dann wäre ich sehr dankbar gewesen, wenn Sie es vorgelesen hätten. Da gibt es zum Beispiel eine Studie mit der Universität Rostock, das ist das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, da geht es um Untersuchungen zu den Folgeschäden bei Nierenverletzungen. Wollen wir das nicht mehr machen? Dann gibt es ein Projekt der Hochschule Neubrandenburg „Verfahren zur räumlichen Volumenabtastung“, Wehrwissenschaftliches Institut für Schutztechnologien und so weiter.

Und das ist jetzt eine spannende Frage: Wenn die Bundeswehr natürlich irgendeine Forschung auch braucht, aber unsere öffentlichen Hochschulen es nicht tun sollen, wer macht es dann? Wollen Sie tatsächlich die Bundeswehr in die Arme der privaten Rüstungskonzerne treiben? Das ist eine spannende Frage. Insofern halte ich auch das für einen Widerspruch.

Die Dinge, die hier in der Kleinen Anfrage, die für Sie beantwortet wurde, vorliegen, das sind ja keine Forschungsanträge, die sich jetzt irgendwie auf die Vorbereitung eines Krieges beziehen, sondern es sind einfach Dienstleistungen für die Bundeswehr, um ihre Funktionsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Und wenn Sie das wirklich unterbinden wollen, aber gleichzeitig daran festhalten, dass es die Bundeswehr geben soll, dann erklären Sie diesem Parlament bitte,

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Das tun wir überhaupt nicht, Herr Brodkorb.)

dann erklären Sie diesem Parlament bitte, wie Sie das realisieren wollen, wenn Sie sagen, ich will die Bundeswehr sowieso abschaffen. Dann ist es natürlich kohärent zu sagen, ihr dürft auch nichts mehr erforschen und ihr werdet einfach technisch zusammenbrechen irgendwann, weil ihr keine Ausrüstung mehr habt.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Ja, das sind sie doch schon.)

Aber da würde ich Sie um eine deutliche Positionierung bitten.

Da allerdings die Bundeswehr von CDU und SPD nicht abgeschafft werden soll, bitte ich um Verständnis dafür, dass ich dringend empfehlen muss – auch um die Vorwürfe an Landesregierung, Bundeswehr, Hochschullehrer sowie Lehrerinnen und Lehrern zurückzuweisen –, diesen Antrag abzulehnen. – Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU und Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion der CDU der Abgeordnete Herr Renz.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Herr Al-Sabty, Sie haben hier begonnen mit der Präambel des Grundgesetzes, wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, haben zu Recht gesagt, dass wir dem Frieden der Welt verpflichtet sind, lassen aber dann geflissentlich weg, dass es eben auch noch einen Artikel 87a und 87b im Grundgesetz gibt, der unter anderem einen Verteidigungsauftrag verankert. Also wenn, dann sollten Sie bitte beide Seiten darstellen.

Ansonsten will ich Ihnen sagen, Sie haben hier über Krieg und Frieden gesprochen. Das kann man machen im Rahmen einer Debatte. Das hatte wenig bis gar nichts zu tun mit dem, was im Antrag steht. Ich will Ihnen ganz klar sagen, ich bin mehr als enttäuscht, ich finde es peinlich.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Das geht uns ab und zu bei Ihnen auch so, Herr Renz. – Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Das war für mich so eine Art Rede „Der Wolf im Schafspelz“.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Da der Minister eine ähnliche Argumentationslinie hier vorgetragen hat, wie ich sie vorhabe, Ihnen auch vorzutragen, es aber wenig Sinn macht aufgrund der Tatsache, dass Sie noch gar nicht zum Thema gesprochen haben, sollten Sie jetzt also in der Debatte erst mal Ihre Behauptungen, die ungeheuerlichen Behauptungen aus Ihrem Antrag aufzählen, die anschließend begründen und untersetzen und dann würde ich mich gerne im Nachgang mit Ihren Argumenten auseinandersetzen. – Danke schön.

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU und Andreas Butzki, SPD)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion DIE LINKE die Abgeordnete Frau Oldenburg.