Protocol of the Session on April 22, 2016

Die gute Bestandsentwicklung freut nicht jeden, denn die Bauwerke dieser Tiere versperren Flüsse, die fürs Löschwasser gebraucht werden, oder lassen landwirtschaftliche Flächen überfluten.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Straßen können unterspült und damit beschädigt werden. Hochwasserschutzdämme, die der Biber für sich und seinen Nachwuchs als Unterkunft auserkoren hat, erleiden heftige Schäden und würden im Extremfall bei einem Hochwasserereignis sogar brechen. Für all das gibt es Beispiele und die sind auch genannt worden.

Nun liegt uns heute ein Antrag der Koalition vor, der die deutliche Handschrift der CDU trägt.

(Wolfgang Waldmüller, CDU: Da steht auch „CDU“ vorn. – Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh ja!)

Wenn ich so an die letzten Jahre zurückdenke, waren es immer CDU-Politiker, die bei Problemen mit verschiedensten Arten zuerst immer an die sogenannte rote Lösung dachten,

(allgemeine Unruhe – Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

so wie beim Wolf, beim Nandu, beim Kormoran und jetzt beim Biber auch.

(allgemeine Unruhe – Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Ich will nicht so weit gehen und unterstellen, dass die CDU ein Problem mit dem Naturschutz hat,

(allgemeine Unruhe – Zuruf aus dem Plenum: Das mit dem Kormoran hat Herr Methling auch gemacht. Habt ihr das vergessen?! – Minister Harry Glawe: Ja, der Kormoran wurde doch unter Herrn Methling schon vergrämt!)

allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie Naturschutz nur so lange gut und notwendig finden, solange er keinerlei Änderungen in unserer Wirtschaftsweise oder in der Art, wie wir leben, fordert, also sozusagen solange er unsere Kreise nicht stört.

Ich möchte an dieser Stelle feststellen, dass man einfach einige Auswirkungen ertragen muss, wenn bestimmte Erfolge beim Naturschutz erzielt oder vom Menschen verursachte Probleme beseitigt werden sollen. Trotzdem muss man sich natürlich immer den Einzelfall anschauen.

(Egbert Liskow, CDU: Ach so! – Heiterkeit bei David Petereit, NPD: Der Einzelfallbiber, der braucht eine Härtefallkommission!)

Herr Petereit, dieses dumme Gewäsch, darauf muss man, glaube ich, nicht eingehen.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Es gibt heute schon die Möglichkeit, entweder präventiv Maßnahmen zum Schutz von landwirtschaftlichen Flächen, Bäumen oder auch der Infrastruktur wie Hochwasserschutzdämme oder Straßen anzuwenden und sogar Biberburgen zu schleifen und Tiere aus dem Bestand herauszunehmen. Bayern und Brandenburg wurden erwähnt. Von Niedersachsen weiß ich es ganz genau. Das dortige Verfahren sollten wir uns vielleicht auch mal genauer anschauen.

(Vincent Kokert, CDU: Besser nicht!)

Aber natürlich haben Sie recht, Frau Kollegin Schlupp, der Aufwand ist beachtlich und sehr bürokratisch. Der Biber steht in den Anhängen 2 und 4 der FFH-Richtlinie und damit unter dem Schutz des Artikels 12 der FFHRichtlinie. In der Begründung des Antrages heißt es: „Für NATURA 2000-Gebiete ist das Verfahren zur Regelung von Eingriffen jedoch sehr aufwendig, weil neben einer artenschutzrechtlichen auch eine flächenschutzrechtliche Befreiung für jeden Einzelfall notwendig ist. Des Weiteren liegen gemäß Beschluss der 2. Kammer des Verwaltungsgerichts Augsburg vom 13.02.2013 … erhebliche wirtschaftliche Schäden erst dann vor...“ Ich höre auf an der Stelle. Sie haben es selber schon genannt, Frau Schlupp. Den Schäden muss durch Präventionsmaßnahmen entgegengewirkt werden.

Wenn ich den Antrag richtig verstehe, soll das durch das Handeln der Landesregierung jetzt geändert werden. Wir sollen die Landesregierung auffordern, für einen unbürokratischen und praxistauglichen Umgang mit dem Biber zur Abwehr von Schäden und von Gefahren in Hochwasser gefährdeten Gebieten zu sorgen.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Das soll dann auch noch die Akzeptanz des Artenschutzes in Mecklenburg-Vorpommern erhöhen

(Egbert Liskow, CDU: Genau.)

und bei der Minderung von Biberschäden helfen. Die Landesregierung soll im Bundesrat und bei der Bundesregierung initiativ werden – Frau Schlupp ist das offensichtlich schon geworden –,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Aber nicht ganz zufrieden.)

sich für die Evaluierung des Schutzstatus in der Bundesrepublik beziehungsweise in einzelnen Regionen Deutschlands einzusetzen.

Meine Fraktion und ich, wir sehen das ganz pragmatisch. Es ist eine Tatsache, dass die vom Biber verursachten Schäden zunehmen. Problematisch wird es aus unserer Sicht tatsächlich, wenn es um den Hochwasserschutz geht. Ebenso müssen aus unserer Sicht betroffene Landwirte, deren Flächen durch Überflutung nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden können, unbürokratisch beraten und unterstützt werden. Da haben auch die Naturschutzbehörden in den Kreisen eine hohe Verantwortung. Ob allerdings eine Evaluierung des Schutzstatus des Bibers an dieser Stelle etwas bringt, wage ich zu bezweifeln. Die Entnahme von Tieren muss aus unserer Sicht trotzdem in jedem Fall eine Einzelentscheidung bleiben. Zu einfach darf es nicht werden. Die Prozedur des Nachweises von Schäden und die Einschätzung der Erheblichkeit müssen aus unserer Sicht bleiben. Außerdem werden alle vorgeschlagenen Maßnahmen, auch die von Ihnen, Kollegin Schlupp, das personelle Problem der Unteren Naturschutzbehörden nicht ändern. Ein massenhaftes Abschießen von Bibern darf es nicht geben.

(Vincent Kokert, CDU: Wer hat das gefordert?! Wer hat das gefordert?!)

Aber keine Sorge, diese Absicht unterstelle ich Ihnen auch nicht.

(Vincent Kokert, CDU: Gut. – Egbert Liskow, CDU: Großzügig! – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Na also!)

Eine Frage drängt sich mir trotzdem auf: Wäre es nicht besser, den Biber einem gleichartigen Monitoring und Management zu unterstellen, wie wir es beim Wolf haben,

(Vincent Kokert, CDU: Ja, da hält der Biber sich ja dran. Das sehen wir! – Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja, genau.)

und wären wir mit unbürokratischen Beratungs- und Unterstützungsprogrammen nicht viel besser bedient,

(Egbert Liskow, CDU: Den Wolf in die Nähe vom Biber bringen!)

als gleich die ganz große Keule über Bundesrat, Bundesregierung und dann auch noch der EU zu schwingen?

(Vincent Kokert, CDU: Wie wollt ihr das vor Ort pragmatisch lösen?)

Mecklenburg-Vorpommern hat im Bund einen guten Ruf in Sachen Naturschutz, den wollen wir nicht gerne aufs Spiel setzen.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE und Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Übrigens – und das ist meine letzte Bemerkung –, der Biber hat in Mecklenburg-Vorpommern nur zwei natürliche Feinde.

(Heiterkeit bei Jochen Schulte, SPD: Frau Schlupp und …)

Wenn Sie Frau Schlupp mit dazuzählen wollen?!

Der eine ist der Mensch und der andere ist der Wolf. Wir haben einfach zu wenig Wölfe.

(allgemeine Unruhe und Heiterkeit – Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir enthalten uns zum Antrag.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Wir haben einfach zu wenig Wölfe! Oh Gott!)

Danke, Frau Schwenke.

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Feike von der SPD-Fraktion.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Der Biber, lateinisch „Castor fiber“, …

(Egbert Liskow, CDU: Was? Wie? – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Was für‘n Castor?)

Wusste ich es doch, dass das sehr interessant ist, ne?!

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Castor? Da liegen sie alle auf den Schienen davor, da ketten sie sich an. – Zuruf von Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)