Protocol of the Session on March 10, 2016

Lange Rede kurzer Sinn, das Herabsetzen der Grenzwerte für Quecksilber ist als kurzfristige Maßnahme zum Schutz der Gesundheit mehr als vernünftig. Das jetzt anzugehen, ist auch deshalb notwendig – und hier kommen wir zum Zeitpunkt, warum der heute gerade für diesen Antrag günstig ist –, weil sowohl das Europäische Parlament als auch der Europäische Rat auf dem Weg sind, eine neue Verordnung zu verabschieden. Die Informationen des Europa- und Rechtsausschusses haben wir mit Datum vom 08.02. erhalten. Es ist also ein günstiger Zeitpunkt.

Das Ziel dieser Verordnung ist, die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor anthropogenen Emissionen von Quecksilber und Quecksilberverbindungen in die Luft, das Wasser und den Boden zu schützen. Grundlage dafür ist das internationale Programm von Minamata im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Die Europäische Union und 26 Mitgliedsstaaten haben es unterzeichnet und nun soll es endlich in europäisches Recht umgesetzt werden. Es ist also auch Zeit für Deutschland und für eine Initiative aus Mecklenburg-Vorpommern. Wir werden dem Antrag zustimmen.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Danke.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Eifler von der CDU-Fraktion.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Einleitend zu der Einlassung auf den Antrag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist es natürlich ein Selbstverständnis – das hat Wirtschaftsminister Harry Glawe hier deutlich zum Ausdruck gebracht und Herr Kollege Schulte hat darauf hingewiesen –, was seitens der Bundesregierung getan wird, um generell den Schadstoffausstoß von Industrieanlagen, von Energieerzeugungsanlagen zu minimieren. Aber auch da ist das Augenmaß in Bezug auf die Energiewende angebracht. Da, glaube ich, wissen wir alle, da muss man kein großer Techniker sein, dass man auf Grundlastkraftwerke nicht verzichten kann. Dazu gehören nun mal auch die Kohleverstromung und die Kohlekraftwerke mit all den Nebenerscheinungen, die da sind.

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Umso wichtiger ist das, wenn das stimmen würde.)

Wenn man dann solche Anträge stellt, Herr Jaeger, dann müssen die auch auf einer Basis gestellt werden, die belastbar ist. Minister Glawe ist darauf eingegangen, dass diese Stellungnahme, dieses Gutachten von Ökopol an den entscheidenden Stellen fehlerhaft ist. Ich komme später noch darauf zurück. Man kann also nicht Monatswerte mit Jahreswerten vergleichen, es sei denn, man will Äpfel mit Birnen vergleichen, dann funktioniert das. Also dann braucht man auch Unterlagen und Gutachten, die belastbar sind, und das ist hier offensichtlich, festgestellt von der TU Hamburg-Harburg, nicht der Fall.

Ihr Antrag, Herr Jaeger, zielt doch auf etwas ganz anderes. Im November letzten Jahres haben wir hier den Antrag beraten und abgelehnt, da ging es um den Ausstieg aus der Kohlenutzung, generell um den Ausstieg. Im April vergangenen Jahres war ein Antrag zur Beratung hier im Haus, da ging es um die Abgabe eines

Klimabeitrages durch die Kohleverstromung. Ihre Ausrichtung zielt doch darauf hin, die Kohleverstromung sofort abzuschalten,

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nein.)

sofort, so bald als möglich,

(Zuruf von Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

zumal unser Land Mecklenburg-Vorpommern von dem Thema gar nicht in dem Maße betroffen ist. Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern ein einziges, ein einziges Kohlekraftwerk, das Steinkohlekraftwerk in Rostock,

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Und wie viel Prozent der Stromerzeugung macht das?)

und das ist ein hochmodernes Kraftwerk. Das abzuschalten, diese Zielrichtung, die halte ich für grundsätzlich ver- kehrt zu dem jetzigen Zeitpunkt.

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Es sagt doch keiner, zum jetzigen Zeitpunkt.)

Natürlich, das ist doch eure Ausrichtung! Das ist doch die Ausrichtung.

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: So schnell wie möglich heißt nicht, zum jetzigen Zeitpunkt.)

Wenn wir die Reihenfolge der Anträge im vergangenen Jahr nehmen, ist das eure grundsätzliche Zielstellung,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Morgen nicht! – Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

und ihr benutzt Argumente, die nicht belastbar sind.

Natürlich ist das schädlich, Quecksilber, das wissen wir alle. Das haben wir im Chemieunterricht gelernt.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Bis 2035, das sind 20 Jahre!)

Alle, die wir da aufgepasst haben, wissen das. Wir hatten in unserer Kindheit, ich kann mich noch entsinnen, Fieberthermometer mit Quecksilber.

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Richtig, mit Quecksilber.)

Unsere Eltern sagten, aber lasst das bitte nicht runterfallen, das ist gefährlich.

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Da es nämlich verdampft.)

Ja, es ist ein gefährlicher Stoff.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das ist ein giftiger Stoff.)

Aber der Umgang mit diesem Thema: Mit Panik, Angstmache kann ich die Menschen nicht überzeugen, son

dern mit einer sachlichen, einer grundlegenden Diskussion und Beratung dazu.

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist jetzt Panik zu unserem Antrag.)

Immer wieder, immer wieder dabei: Es ist schädlich, es ist schädlich, es ist schädlich!

(Zuruf von Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es ist ja auch schädlich, aber damit muss man sachlich und vernünftig umgehen und man muss Realist sein, dass man nicht von heute auf morgen einen Hauptschalter umlegen kann und wir leben in einer heilen, gesunden Welt.

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Es geht doch auch um den Einbau von Filtern.)

Das muss man auch klar und deutlich sagen, wenn man Realist ist.

(Zuruf von Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Alles andere funktioniert nicht, das ist doch Ideologie.

Es ist gesagt worden, Kollege Schulte hat das angesprochen, in den Ländern, wo Sie Regierungsverantwortung mittragen, passiert gar nichts, es ist nichts zu erkennen. Gehen Sie doch zu den Kumpeln nach Brandenburg oder nach Nordrhein-Westfalen,

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Wir leben hier nicht in Brandenburg.)

gehen Sie einfach da hin und sagen Sie, wir machen die Kohlekraftwerke dicht, wir machen die Gruben dicht!

Wir sind mit dem Arbeitskreis Energie im vergangenen Jahr in der Lausitz gewesen, wir haben uns das angeschaut.

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Und was ist die Folge?)

Die Folge wäre ein Chaos, eine Katastrophe, indem die …

(Zuruf von Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wenn von heute auf morgen, Herr Jaeger, diese Anlagen alle geschlossen werden, das wäre eine Katastrophe für die Menschen, die dort leben.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Das will doch keiner, Herr Eifler.)

Man muss es doch in der Basis auch sehen. Deshalb kommen Sie nicht mit solchen Anträgen, kommen Sie mit belastbaren Dingen! Ich halte das für unsolide auf der Grundlage dieses Gutachtens von Ökopol,

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Das, was Sie da erzählen, ist unsolide, weil es einfach nicht stimmt!)