Protocol of the Session on October 22, 2015

Vereinbarungsgemäß rufe ich an dieser Stelle den Zusatztagesordnungspunkt auf: Beratung des Antrages der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Rechtsextremistisch und fremdenfeind- lich motivierte Gewalttaten stoppen – Für ein weltoffenes, friedliches und tolerantes Mecklenburg-Vorpommern, die Drucksache 6/4621.

Antrag der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Rechtsextremistisch und fremdenfeindlich motivierte Gewalttaten stoppen – Für ein weltoffenes, friedliches und tolerantes Mecklenburg-Vorpommern – Drucksache 6/4621 –

Das Wort zur Begründung hat die Präsidentin des Landtages Frau Sylvia Bretschneider.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Wir, die Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, wir sind entsetzt, entsetzt über das, was wir seit einigen Tagen und Wochen aus Köln, Leipzig, Dresden, Rostock, Greifswald oder Schwerin hören und sehen,

(Udo Pastörs, NPD: Parchim.)

was wir hier bei uns, in unserem Land miterleben müssen.

(Gelächter bei Udo Pastörs, NPD)

Die sogenannten „besorgten Bürger“ beziehungsweise diejenigen, die sich hinter der falschen Maske „besorgter Bürger“ verschanzen,

(Stefan Köster, NPD: Die Masken tragen Sie doch, Frau Bretschneider.)

die nach und nach die Oberhand in den Reihen derjenigen gewinnen, die vielleicht anfänglich wirklich aus einer unbestimmten Sorge und Angst heraus auf die Straßen gegangen sind,

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

zeigen immer offener ihr wahres Gesicht. Sie zeigen ihre Verachtung anderer Menschen, ihre Bereitschaft zu Gewalt verbaler und physischer Art, ihre Verachtung demokratischer Grundwerte der Verfassung der Bundesrepublik und von Mecklenburg-Vorpommern. Sie zeigen ihre Ablehnung von Anstand, von Menschlichkeit und von Würde. Das ist der konkrete Hintergrund dieses Dringlichkeitsantrages der demokratischen Fraktionen,

(Tino Müller, NPD: Selbst ernannte Demokraten.)

auf den wir uns schon vorab gemeinsam verständigt haben, ihn heute hier aufzurufen. Denn wir stehen dafür, dass Demokratie, Freiheit des Einzelnen und Toleranz

(Udo Pastörs, NPD: Welche Freiheit? Welche Toleranz?)

die Grundlage unseres Zusammenlebens bilden, so, wie wir es im ersten Absatz unseres Antrages formuliert haben:

(Udo Pastörs, NPD: Das ist Bretschneider-Sprech. Mehr ist das nicht, was Sie hier vortragen.)

„Rechtsextremistisch und fremdenfeindlich motivierte Gewalttaten stoppen –“

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

„Für ein weltoffenes, friedliches und tolerantes Mecklenburg-Vorpommern“.

(Stefan Köster, NPD: Sie mit Ihren Durchhalteparolen!)

Wir stehen dafür, was wir im Titel des Antrages geschrieben haben. Bei 66 Abgeordneten in diesem Hause bin

ich mir da ganz sicher, diese 66 Abgeordneten stehen für Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft.

(Stefan Köster, NPD: Für eine Parteiendiktatur.)

Sie stehen für die Wahrung unserer Verfassung. Sie stehen für das Recht auf Asyl, sie stehen für die Menschenwürde,

(Tino Müller, NPD: Für Volksverrat.)

für Anstand und Menschlichkeit.

(Tino Müller, NPD: Dass ich nicht lache!)

Diejenigen bei uns im Land, die wie Sie, meine Herren dort drüben, nichts mit diesen Werten anfangen können oder nichts anfangen wollen,

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

die – und davon bin ich fest überzeugt – sind zahlenmäßig in der Minderheit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Und dennoch, auch hier im Hause maßen Sie sich an, als Wortführer für ein Land, für eine Gesellschaft sprechen zu wollen.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Sie glauben, durch Ihre Hetze, durch Brutalität in Worten und Taten Menschen den Zugang zu diesem Land verwehren zu können. Sie fordern neue alte Grenzen.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Sie rufen nach Mauern, die wir schon lange eingerissen und längst überwunden haben.

(Udo Pastörs, NPD: Die wird doch wieder gefordert von der CDU.)

Anstand, Mitmenschlichkeit und Toleranz fordern wir in unserem Antrag.

(Udo Pastörs, NPD: Die Polizei auch.)

Diese Werte sind für uns, die wir hinter der demokratischen freiheitlichen Grundordnung stehen, nicht nur Worte.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Es sind Werte, Werte, die durch die großartige Hilfsbereitschaft Tausender Menschen in Deutschland und auch bei uns im Land in den vergangenen Wochen und Monaten, seitdem Hunderttausende Männer, Frauen und Kinder in Europa und vor allem hier in Deutschland Zuflucht suchen, mit Leben erfüllt wurden.

(Stefan Köster, NPD: Immer die gleichen Phrasen!)

Was das konkret für uns heißt, sagt Artikel 16a unseres Grundgesetzes, und ich zitiere, explizit auch noch mal für Sie, meine Herren:

(Stefan Köster, NPD: Vielen Dank, Frau Präsidentin.)

„Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von Stefan Köster, NPD, und David Petereit, NPD)

Die Menschen, die auf der Flucht vor Bomben und Terror sind,

(Stefan Köster, NPD: 1,5 Prozent der politisch Verfolgten.)

bestimmen momentan die politischen und gesellschaftlichen Debatten in unserem Land, in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt