Protocol of the Session on November 19, 2009

(Dr. Armin Jäger, CDU, und Helmut Holter, DIE LINKE: Richtig.)

nehmen wir doch mal Herrn Dr. Graf von Bassewitz, für mich ein leuchtendes Beispiel, die sich integriert haben, die in diesem Lande hoch anerkannt sind, die sich

gesellschaftlich, kulturell und wirtschaftlich in diesem Land engagieren.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Aus dem man sie erst vertrieben hat.)

Fragen Sie den mal nach dem, was Sie hier in die Koalitionsvereinbarung aufgenommen haben.

(Udo Pastörs, NPD: Fragen Sie die anderen mal!)

Es ist abscheulich! Es ist abscheulich!

(Udo Pastörs, NPD: Was Sie vortragen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

(Harry Glawe, CDU: Das ist doch nicht zu glauben! – Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Ja, ja, ja.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sie haben vollkommen recht, Herr Minister.)

Ja, Herr Glawe, gucken Sie sich das an, lesen Sie sich das mal in Ruhe durch.

(Harry Glawe, CDU: Ja, ja.)

Und wenn man dann auch sagen muss,

(Harry Glawe, CDU: Was man daraus macht und wie die Realität aussieht, das werden wir noch sehen. – Raimund Frank Borrmann, NPD: Das müssen Sie gerade sagen!)

wie geschickt man da die Öffentlichkeit in die Irre geführt hat, dann gucken Sie sich doch mal den Koalitionsvertrag an, Seite 48 und Seite 105.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Das eine wird dann unter der Landwirtschaft abgetan,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Genauso ist es.)

so nach dem Motto: „Ich liebe euch doch alle“,

(Udo Pastörs, NPD: Das sind Ihre Sprüche.)

und dann, wenn es an den Schwur geht,

(Zurufe von Harry Glawe, CDU, und Raimund Frank Borrmann, NPD)

dann geht man in den Rechtsbereich hinein.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Und da, Herr Glawe, liegt die Gefahr. Da wird ausdrücklich gesagt – Herr Professor Tack hat darauf hingewiesen –, dass man eine Arbeitsgruppe einsetzen will und dass man dann entscheiden will, ob und inwieweit diese öffentlichen Grundstücke, die noch im Besitz des Bundes sind, zu Vorzugskonditionen an Alteigentümer vergeben werden sollen.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Zurückgeben!)

Das widerspricht aus meiner Sicht nach 20 Jahren Deutsche Einheit dem Gleichheitsgrundsatz, und damit basta, in dieser Frage!

(Heiterkeit und Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion der CDU – Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Jörg Vierkant, CDU: Basta! – Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Ja, das sollten Sie sich mal hinter die Ohren schreiben, damit Sie noch mal schön zuhören. Aber Sie rütteln doch, Sie rütteln doch! Ja, man kann ja sehen, wie unangenehm Ihnen das Thema ist, meine Damen und Herren, auch von der CDU, es tut mir leid,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, ja.)

weil Sie einfach nicht erkennen wollen, dass in dieser Frage endlich mal Ruhe einkehren muss.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Helmut Holter, DIE LINKE: Richtig. – Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Im Übrigen weise ich auch darauf hin, dass in Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen der Bodenreform rund eine Million Hektar landwirtschaftliche Flächen enteignet worden sind.

(Michael Andrejewski, NPD: Das war Bodenraub, keine Reform. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Allein davon verblieb schon zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung ein Drittel – ein Drittel! – in den Händen der privaten Eigentümer. Ein weiterer Anteil wurde im Rahmen der Vermögenszuordnung an öffentliche Gebietskörperschaften und an private Restitutionsberechtigte zurückgegeben. Auch darum haben wir gekämpft, dass wir denjenigen, die tatsächlich berechtigterweise aus der Bodenreform auf diesen Flächen selber gewirtschaftet haben, dass sie in vollständiges Eigentum überführt werden. Damit war praktisch die Hälfte der Bodenreformflächen bereits verteilt, bevor es überhaupt etwas zu verteilen gab. Und jetzt fängt man wieder an, diese Dinge aufzurollen.

(Udo Pastörs, NPD: Nicht verteilen, verkaufen! – Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Von den Flächen, die der Treuhand zur Privatisierung übertragen wurden,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

sind in Mecklenburg-Vorpommern bis heute rund 340.000 Hektar veräußert worden. Lediglich 150.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, 18.000 Hektar Wald und 4.200 Hektar Gewässerflächen sind noch nicht endgültig vergeben. Davon gehen heute schon 20.000 Hektar für Erwerbsansprüche nach dem EALG an die Alteigentümer.

Und hier will der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP im Bund nun ansetzen und neue Formulierungen entwickeln und damit eine Besserstellung vornehmen. Ich sage hier eindeutig in diesem Hohen Hause: Wir werden keiner Besserstellung einer Gruppe von Alteigentümern zustimmen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Denn eines ist auch klar: Aus meiner Sicht geht die Forderung, die in dem Koalitionsvertrag formuliert ist, an der Lebenswirklichkeit, Herr Roolf, unseres Bundeslandes wirklich vorbei.

(Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Es geht aber auch nicht, dass wir hier in einen Diskurs eintreten, der dieses Hohe Haus auseinanderdividiert. Ich bleibe dabei, wir müssen uns als demokratische

Parteien nach wie vor dafür einsetzen, breit gestreutes Eigentum als Garant für eine ausgewogene Entwicklung in den ländlichen Räumen zu gewährleisten.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Aber nicht auf der Basis des Unrechts. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Es geht nicht allein – ich hoffe, da sind wir uns einig –, ich habe das auch deutlich gemacht, um die Landwirtschaft, sondern es geht um den sozialen Frieden im ländlichen Raum. Ich glaube auch, dass damit deutlich wird, dass es nicht nur um Bewirtschaftungssicherheit geht, sondern eben ausdrücklich auch um den sozialen Frieden.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Bei Unrecht kann es keinen sozialen Frieden geben.)