Protocol of the Session on July 16, 2009

Die ersten beiden Gründe – Verlust der Einwohner und Wegfall der Solidarpaktmittel – sind schon seit Langem bekannt. Deswegen hat ja auch das Landesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 26. Juli 2007 den Reformbedarf ausdrücklich betont und bejaht.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Na, na, na, na, na!)

Dies ist damals auch von keiner der demokratischen Parteien in diesem Land infrage gestellt worden. Insofern verwundert es mich heute schon, dass man mit einer anderen Stellung eine grundsätzlich neue Position einnimmt.

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Die Gründe Weltwirtschaftskrise und Schuldenbremse auch für die Landeshaushalte kommen selbstverständlich zu diesem problematischen Paket erschwerend hinzu.

(Udo Pastörs, NPD: Dann dürft ihr keine Schulden mehr machen, macht ihr aber trotzdem.)

Vor allem aber verringern sie das mögliche Zeitfenster, in dem man sinnvoll Reformen gestalten kann.

(Udo Pastörs, NPD: Amateure an der Macht.)

Und deswegen, meine Damen und Herren Abgeordneten, gilt es, keine Zeit zu verlieren, und gibt es keine Alternativen zu dem vorgeschlagenen Weg.

(Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Gemeinsam mit meinen Kabinettskolleginnen und -kollegen bin ich außerordentlich froh darüber, dass die Landesregierung mit den vorliegenden Gesetzentwürfen den Reformknoten durchgeschlagen hat und die Gesetze auf den Weg, auf den parlamentarischen Weg bringt. Mit den Beschlüssen des Kabinetts zum Kreisstrukturgesetz, zum Aufgabenzuordnungsgesetz und zum Finanzausgleichsgesetz hat die Landesregierung eine entscheidende Etappe auf dem Weg der Verwaltungsmodernisierung in dieser Wahlperiode geschafft. Wir, die Abgeordneten des Landtages Mecklenburg-Vorpommern, tragen dafür Verantwortung, Land und Kommunen für die Herausforderungen der kommenden Jahre fit zu machen. Und die größte Herausforderung ist dabei, dass wir zukünftig für die Verwaltung von Land und Kommunen weniger Geld zur Verfügung haben werden. Die Landesregierung, die Große Koalition aus SPD und CDU, redet nicht nur, sie hat die zwingend notwendigen Reformen angefasst und auf den Weg gebracht.

(Zurufe von Raimund Frank Borrmann, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Für jeden, dem das Wohl unseres Landes wirklich am Herzen liegt,

(Udo Pastörs, NPD: Mann, Mann, Mann!)

kann es bei diesen Rahmenbedingungen allerdings nur eine Schlussfolgerung aus all dem geben:

(Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Wenn die Einnahmenseite wegbricht, sind wir gezwungen, die Ausgabenseite anzupacken. Auf der Ausgabenseite finden wir die Stellschrauben, die wir jetzt bewegen müssen. Das Gebot der Stunde kann nur heißen:

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Sparen, um unser Ausgabenniveau –

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

unser Ausgabenniveau, das des Landes, darüber rede ich – und das der Kommunen dem anzupassen, was uns zukünftig an Mitteln zur Verfügung stehen würde. Alles andere wären Luftbohrungen und alle, die in diesem Land groß geworden sind, wissen, wozu Luftbohrungen in der späteren Zeit geführt hatten.

(Udo Pastörs, NPD: Ja, das sieht man heute, wohin die geführt haben.)

Das sollten nicht wenige hier vergessen. Bei allem Sparen, bei allem Sparen …

(Zurufe von Andreas Bluhm, DIE LINKE, und Raimund Frank Borrmann, NPD)

Bei allem Sparen haben wir aber gemeinsam darauf zu achten, dass unser Bundesland für seine Einwohner lebenswert bleibt.

(Udo Pastörs, NPD: Ja, damit nicht ganz so viele weglaufen.)

Die Gesetze, die wir Ihnen vorlegen, sind keine Reformen zulasten der Bürgerinnen und Bürger.

Eine der zentralen Stellschrauben sind meines Erachtens die Strukturen. Ich weiß, wir haben kein Geld mehr für die Strukturen aus der Vergangenheit,

(Udo Pastörs, NPD: Aha!)

die schon nicht mehr in die Gegenwart und die erst recht nicht in die Zukunft passen.

(Udo Pastörs, NPD: Aber für die Zukunft haben wir noch Geld.)

Die Folgen, die sich für unser Land hieraus ergeben, lassen sich nicht mit einem oder zwei Gesetzen lösen, sondern erfordern ein ganzes Bündel

(Michael Andrejewski, NPD: Je mehr Gesetze, desto besser.)

verschiedener Maßnahmen und einen langen Atem für alle Verantwortlichen über mehrere Jahre hinweg.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Wir brauchen eine Wende. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Völlig zu Recht hat der Landtag – zusammen mit dem Leitbild für eine Kreisgebietsreform – daher auch einen Gesamtrahmen für die Reform beschlossen. Und genau dem fühlt sich die Landesregierung verpflichtet, wenn sie mit Hochdruck auf den verschiedenen Feldern die umfassende Verwaltungsmodernisierung vorantreibt, und das im Übrigen nicht erst seit dem Beschluss zum Gesamtrahmen. Dies geht von einem neuen Personalkonzept für die Landesverwaltung über verstärkte Nutzung von E-Government und wichtige Vorhaben des Bürokratieabbaus bis hin zu den Reformen, die für die ganze kommunale Familie von unmittelbarer und zentraler Bedeutung sind.

Die drei zentralen Bausteine aus diesem Maßnahmenpaket hat Ihnen die Landesregierung jetzt als Gesetzentwürfe vorgelegt, die wir heute in Erster Lesung beraten. Neben der Reform der Kreisstrukturen sind dies die Reform der Aufgabenzuordnung und des Finanzausgleichsgesetzes. Zu den übrigen Themen des Gesamtrahmens, bei denen die Landesregierung ebenfalls zahlreiche Ergebnisse vorgelegt hat, verweise ich auf den Bericht der Landesregierung zur Umsetzung des Gesamtrahmens für die umfassende Verwaltungsmodernisierung in Mecklenburg-Vorpommern, der ebenfalls letzte Woche vom Kabinett beschlossen und dem Landtag zugeleitet worden ist.

Ich werde Ihnen die drei Reformgesetze, die ich heute einbringe, im Einzelnen vorstellen und beginne mit der Kreisstrukturreform. Sie steht am Beginn, weil diese Reform meiner Ansicht nach wie der Kapitän einer Fußballmannschaft

(Michael Andrejewski, NPD: Eine Abstiegsmannschaft.)

eine Führungsrolle einnimmt, die die anderen Reformen mitzieht,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Eisberg voraus. – Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

und an der sich die weiteren Reformen orientieren werden.

Wir kommen noch dazu, meine Herren von der Fensterbank.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Die Struktur im Land steht. Sie heißt 6 plus 2.

(Udo Pastörs, NPD: Ach, sechs plus zwei?! Acht minus sieben!)

Bei unseren Landkreisen wird es zwar noch gut zwei Jahre bleiben, aber der mit Abstand mitgliederstärkste Sportverband beispielsweise im Land,

(Udo Pastörs, NPD: Jetzt wird’s langsam peinlich, Herr Caffier.)

der Landesfußballverband, hat es uns vorgemacht.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Hansa ist abgestiegen.)

Seit dem 1. Juli gliedert sich der Landesfußballverband in sechs Kreisverbände. Aus vorher 14 wurden 6.