Protocol of the Session on July 3, 2008

Vielleicht hätten wir heute sogar eine spannende und bereichernde Grundsatzdebatte über die unterschiedlichen Auffassungen

(Volker Schlotmann, SPD: Ja.)

zur Erreichung und Erhaltung von Sicherheit und Stabilität in Deutschland und Europa geführt.

(Michael Andrejewski, NPD: Eine Scheindebatte!)

Die NPD aber ist an Sicherheit und Stabilität in Deutschland und Europa überhaupt nicht interessiert, denn nur mit der Verbreitung von Unsicherheit und Instabilität kann sie ihre Rattenfängermethoden weiter anwenden.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE – Michael Andrejewski, NPD: Das müssen wir gar nicht machen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir an dieser Stelle aus persönlichen Gründen auch noch entsprechende persönliche Anmerkungen. Ich bin seit fünfzehn Jahren mit einem Waffensystemoffizier der Luftwaffe verheiratet. Deshalb hat man mir schon häufig abgeraten, an solchen Diskussionen überhaupt teilzunehmen. Das kann und das will ich jedoch nicht tun, gerade weil ich meinen Mann kenne und über ihn viele seiner Kameradinnen und Kameraden und ihre Arbeit. Ich weiß, was die Bundeswehr Tag für Tag für uns leistet. Sicherheit und Stabilität sind leider nicht messbar. Was ohne sie fehlen würde, das merkt man erst, wenn es sie nicht mehr gibt.

(Michael Andrejewski, NPD: Hier geht es nur um Tiefflüge, nicht um die ganze Bundeswehr.)

Ich möchte jedoch in einem Land leben, wo Sicherheit und Stabilität es mir ermöglichen, in Freiheit und Selbstbestimmung zu leben. Deshalb gelten mein Dank und mein Respekt allen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die täglich einen Beitrag dazu leisten, dass wir in Deutschland in Frieden und in Freiheit leben können. Wir sollten stolz auf sie sein, anstatt ihre Arbeit immer wieder mit unnötigen Anträgen infrage zu stellen. Und ich bin stolz auf meinen Mann. – Danke.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Karin Strenz, CDU: Bravo!)

Vielen Dank, Frau Lochner-Borst.

Das Wort hat jetzt der Fraktionsvorsitzende der NPDFraktion Herr Pastörs.

Frau Lochner-Borst, wer hier den Rattenfänger gegeben hat, das lassen wir mal außen vor.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Warum denn?)

Aber Sie haben selbstverständlich versucht, abzulenken vom Kern und vom Wesen unseres Antrags, indem Sie die heile Welt und die Beschützerrolle der Bundeswehr in dieser Bundesrepublik Deutschland versucht haben, blumig auszukleiden.

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Sie sind für mich eine Heuchlerin,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Oh pfui!)

weil Sie ganz genau wissen,

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP)

weil Sie ganz genau wissen, dass die Bundeswehr nur ein Anhängsel der USA ist und der Oberbefehl,

(Ilka Lochner-Borst, CDU: Eine Unverschämtheit!)

der Oberbefehl – ich werde Ihnen gleich noch ein paar Beispiele geben, ich habe nämlich ein paar Tage gedient in diesem Söldnerheer –,

(allgemeine Unruhe – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sie haben aber lange ausgehalten.)

der Oberbefehl,

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Sie haben da auch mitgemacht?!)

der Oberbefehl über die maßgeblichen Waffensysteme der Bundeswehr, die wir bezahlen, liegt bis heute bei den US-Amerikanern in Form der

(Volker Schlotmann, SPD: Na? Na? Na? – Ilka Lochner-Borst, CDU: Wo denn?)

Spitze in der NATO, der Spitze in der NATO.

Schauen Sie …

Herr Pastörs, ich bitte Sie, einen Moment Ihre Rede zu unterbrechen. Bevor Sie jetzt mit Ihren Beispielen kommen, erteile ich

Ihnen für die beleidigenden Äußerungen gegenüber der Abgeordneten Frau Lochner-Borst einen Ordnungsruf.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Wir haben zum Beispiel als ganz aktuelles Beispiel für Sie, damit Sie es dann auch verstehen

(Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)

als Frau eines Offiziers,

(Ilka Lochner-Borst, CDU: Ich glaube, ich verstehe davon mehr als Sie!)

sogenannte Atomtornados, die die Bundesrepublik Deutschland bezahlt hat,

(Volker Schlotmann, SPD: Uhrmacher, die sich für Politiker halten!)

die die Bundesrepublik Deutschland in Ordnung hält und worüber die Amerikaner in entsprechender Bewaffnung mit A-Waffen, mit nuklearen Waffen, befehligen, also über die NATO natürlich. Und ich muss Ihnen sagen,

(Ilka Lochner-Borst, CDU: Nein, das stimmt nicht. Die NATO macht das nicht.)

und ich muss Ihnen sagen, das nennt die Bundesregierung die nukleare Teilhabe der Bundesrepublik Deutschland an einem Abschreckungsprinzip.

(Ilka Lochner-Borst, CDU: Ja, wer denn jetzt? Deutschland oder die Amerikaner?)

Das ist die erste ganz große Heuchelei, dass hier nach außen hin dargestellt wird, die Bundeswehr sei eine Verteidigungsarmee. Sie war es vielleicht mal.

Aber ich will Ihnen ein zweites Beispiel geben. Wir haben gerade vor vier Wochen das Abkommen über das Verbot von sogenannten Splitterbomben unterschrieben. Wenn Sie das Dokument lesen, hat die Bundesrepublik Deutschland damit verzichtet auf den Einsatz von Splitterbomben. Im Kleingedruckten lesen wir dann aber sehr deutlich, dass Verbündete, mit denen man in einen Krieg hineinzieht, selbstverständlich diese Splitterbomben einsetzen dürfen. Was wir in Afghanistan machen, das ist so ungefähr wie: Wir haben den Schlüssel, um die Tür aufzuschließen.

(Zuruf von Gino Leonhard, FDP)

Ich spreche von den Tornados, die die Zieleinmessung vornehmen, wo dann die Amerikaner reinschlagen. Ja, davon rede ich.

(Gino Leonhard, FDP: Die Amerikaner schlagen da rein?)

Wir haben hier eine heuchlerische Position gerade der CDU und wir haben den Eintritt der Bundeswehr in eine Angriffsarmee unter einer rot-grünen Regierung erlebt. Da haben wir uns das erste Mal völkerrechtswidrig an einem Angriffskrieg beteiligt

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

und das will die NPD nicht.