Das Umweltinstitut München macht darauf aufmerksam, dass der Anbau von Pfl anzen mit einem solchen Resistenzgen in der Schweiz von 2009 an verboten sei. Grund dafür ist, dass die entsprechenden Antibiotika durch den Verzehr der genmanipulierten Pfl anzen unwirksam werden könnten. Das heißt, Genpfl anzen, Genweizen geschützt, Menschen ungeschützt. Nach den Worten des Münchner Institutsvorstandes Harald Nestler ist es absurd, dass in Deutschland Versuche mit Genpfl anzen durchgeführt werden sollen, die in dem Land verboten sind, in dem sie entwickelt wurden. Die Fusarienpilze, vor denen der gentechnisch manipulierte Weizen geschützt sein soll, produzieren sogenannte Mykotoxine, die für Mensch und Tiere giftig sind.
Am Beispiel des Genweizens zeigt sich deutlich eine von der Profi tmafi a manipulierte Kaskade, die unsere Landwirtschaft immer tiefer in den Schlamassel treibt: erst industrielle Agrarwirtschaft, dann Agrochemie und zuletzt genindustrieller Pfl anzenbau. Denn das zunehmende Pilzproblem ist – die Agrarlobby mag dies öffentlich nicht diskutieren – von der industriellen Landwirtschaft hausgemacht.
Erstens. Die Weizenschläge weisen einen zu dichten Bestand auf. Durch die mittels Mineraldünger dicht wachsenden Weizenbestände weht kaum Wind, sodass dem Pilz ein ideales Klima geschaffen wird.
Zweitens. Es herrscht eine zu enge Fruchtfolge. Weizen wird in Deutschland auf 42 Prozent der Getreidefl äche angebaut und ist die wirtschaftlichste Ackerfrucht. Wenn er jedoch in einer engen Fruchtfolge, also Jahr für Jahr angebaut wird oder nur Mais zwischendurch gepfl anzt
wird, der auch anfällig für Fusarien ist, kann der Pilz hervorragend von einer Ernte in die nächste überleben. Dies ist einer der Gründe, warum Ökobauern mit ihrer abwechslungsreichen Fruchtfolge deutlich weniger Probleme mit Fusarien haben. Das wurde schon 1997, also vor elf Jahren, von der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pfl anzenbau belegt.
Drittens. Viele Agrokonzerne üben Pfl ugverzicht. Werden die Erntereste nicht untergepfl ügt, wie dies in der industriellen Landwirtschaft zunehmend der Trend ist, bedecken modernde Weizen- und Maisstoppel den Acker, die dem Pilz einen vorzüglichen Nährboden bieten.
Viertens. Beim Anbau werden genetisch ungeeignete Sorten verwendet. Hochertragssorten, die die indus trielle Landwirtschaft dominieren, sind anfälliger für Fusarien. Daran trägt die klassische Züchtung Mitschuld. Die Züchtung zielte jahrelang auf einen höheren Ertrag zulasten der Resistenz. So sind die Ähren immer schwerer und die Halme immer kürzer geworden. Bei den heutigen Sorten ist der Abstand zum feuchten Boden aber so gering, dass der Weizen extrem schlecht abtrocknet. Es gibt jedoch auch konventionelle Weizensorten, die mit Fusarien besser fertig werden.
Anstatt die genannten Missstände abzustellen, geht man lieber zur genetischen Manipulation über. Was nicht angesprochen wird: Die genetische Veränderung des Weizens kann große Risiken in sich bergen. Wer weiß schon genau, wie der angebliche Schutzmechanismus funktioniert? Werden die Pilzgifte wirklich abgebaut oder vielleicht bei ungünstigeren Wetterverhältnissen irgendwo in der Pfl anze gespeichert? Gibt es durch die neu manipulierten Erbinformationen neue Stoffwechselprozesse in der Pfl anze oder werden die bestehenden Stoffwechselprozesse unter bestimmten Umweltbedingungen verändert? Ist ausgeschlossen, dass neue unerwartete Toxine, also Gifte auftreten, wie es zum Beispiel bei einer genmanipulierten Hefe der Fall war?
Grundsätzlich realisieren die Forscher immer mehr, dass die Wechselwirkung von Genen untereinander sowie mit Proteinen viel komplexer ist als bisher angenommen, sodass mit unerwarteten Nebenwirkungen gerechnet werden muss. Aufgrund der Größe seines Genoms, also der Vielzahl der Chromosomen, und seiner Entwicklungsgeschichte ist der Weizen im Vergleich zu anderen in der Vergangenheit manipulierten Pfl anzen besonders komplex. Das Weizengenom ist bis zu 30 Mal größer als das von Reis oder Baumwolle. Bei der Genmanipulation von Weizen treten häufi ger Instabilitäten auf. Zudem wurde beobachtet, dass sich verschiedene Gene neu ordnen.
Wissenschaftler sind immer wieder über unerwartete Nebeneffekte bei Genpfl anzen verblüfft. Manipulierte Sonnenblumen zeigten ein höheres Potenzial zur Ausbreitung in der Umwelt, Bäume wurden empfi ndlich gegenüber neuen Schädlingen, bei Sojabohnen zeigten sich Veränderungen im Wuchs und den Inhaltstoffen der Pfl anzen.
Auch bei dem Versuchsanbau von Genweizen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wird es keine langfristigen Forschungen zu möglichen Risiken und Gefahren für Mensch und Umwelt geben. Nur die Leistung der Pfl anze gegenüber dem Pilzbefall soll getestet werden. Die Natur entartet zum Versuchslabor. Die Gefahren für die menschliche Gesundheit und die Umwelt interessieren die Genindustrie kaum. Die Bürger des Landes werden als Verbraucher zu Versuchskaninchen. Sie sind
ihrer menschlichen Würde beraubt. Aber die Vertreter der Oberschicht kennen ja nur die Würde von Hohen Häusern. Bürger, scheint die Sonne noch so schön, einmal muss sie untergehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 45 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Wie nahezu zu jeder Landtagssitzung in der letzten Zeit befi nden wir uns also auch diesmal wieder im Plan. Die NPD hat einen Antrag zu dem großen Thema „Grüne Gentechnik“ eingebracht. Diesmal geht es um das Verbot der Freisetzung von gentechnisch verändertem Weizen.
Werte Herren der Fraktion der NPD, wiederholt haben ich und auch einige meiner Kollegen aus den anderen Frak tionen versucht, Ihnen die Voraussetzungen für den Anbau gentechnisch veränderter Pfl anzen zu erläutern.
Wie wir aber an dem vorliegenden Antrag sehen, vergeblich. Sie wollen oder können es anscheinend nicht verstehen.
Ob es Ihnen passt oder nicht, in Deutschland gibt es ein Gentechnikgesetz. In dem Gesetz sind die Bedingungen für den Umgang mit gentechnisch veränderten Pfl anzen geregelt.
Bis eine gentechnisch veränderte Pfl anze auf den Markt kommt, muss ein sehr umfangreiches Zulassungsverfahren durchlaufen werden.
Die Untersuchungsergebnisse werden dann wiederum vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, welches dem Bundesagrarministerium angehört, begutachtet.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit erteilt oder verweigert dann die Genehmigung zur Freisetzung von gentechnisch veränderten Pfl anzen.
Doch nun wieder zurück zu Ihrem Antrag. Sie fordern die Landesregierung auf, die Freisetzung von gentech
nisch verändertem Weizen in Mecklenburg-Vorpommern zu untersagen oder geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die eine erfolgreiche Freisetzung verhindern. Ich bin ein wenig verwundert, dass Sie Ihren Antrag nicht zurückgezogen haben.
Sie selbst haben doch gerade ausgeführt, ohne Zutun ist die Freisetzung von gentechnisch verändertem Weizen in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern abgesagt.
Derzeit liegt noch keine Genehmigung für die Freisetzung von gentechnisch verändertem Weizen vor. Diese wird erst zu einem Zeitpunkt angekündigt und erwartet – da haben Sie recht – wenn eine Aussaat kaum verwertbare Aussagen zu dem Krankheitsbefall zulässt, gegen den der Weizen resistent sein soll.
Ziel der geplanten Freisetzungsversuche war es, drei Jahre den gentechnisch veränderten Weizen unter Freilandbedingungen zu testen. Wenn alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt sind, müssen verantwortbare Versuche auch eine Genehmigung erhalten. Der Züchtungsfortschritt wird in der Landwirtschaft dringend benötigt. Durch den Einsatz pilzresistenter Weizensorten können der erforderliche Einsatz von Pfl anzenschutzmitteln vermindert und die Qualität des Getreides verbessert werden.
Und ob Sie es nun glauben oder nicht, gentechnisch veränderte Pfl anzen sind die am besten untersuchten Pfl anzen, die es gibt.
In der normalen Züchtungsforschung werden die Pfl anzen nämlich nicht so ausgiebig untersucht. Dabei von einer leichtfertigen Ausbringung zu sprechen, ist absurd.
Ebenso stimmen wir nicht mit Ihnen überein, dass Mecklenburg-Vorpommern mit diesem Freisetzungsversuch seine Perspektive als Region mit einer vorherrschend ökologisch orientierten Landwirtschaft gefährdet. Es ist auch unklar, woher Sie diese Weisheit haben. Ich gehe davon aus, dass immer noch die konventionell wirtschaftenden Betriebe das Gros in der Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns ausmachen.
Nur um die Relation der geplanten Freisetzungsversuche noch einmal klar darzustellen: Es ging darum, am Standort Groß Lüsewitz auf 40 Parzellen mit einer maximalen Größe von einem Quadratmeter den Freisetzungsversuch durchzuführen.
(Udo Pastörs, NPD: Da sehen Sie mal, wie gefährlich das eingeschätzt wird. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)
Somit beläuft sich die gesamte Freisetzungsfl äche auf maximal 40 Quadratmeter. Ich wiederhole: 40 Quadratmeter! Ich glaube, Sie nehmen hier vielleicht gerade mal die Hälfte der Fläche ein. Auch ein Freisetzungsversuch!