Protocol of the Session on March 6, 2008

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Abhängigkeiten?)

Wenn Sie sich beispielsweise mal das Befundmerkmal Sprachstörungen ansehen,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sie sind immer noch nicht bei der Ausbildung. – Zuruf von Minister Erwin Sellering)

dann werden Sie feststellen, dass bei den Kindern, die Sprachstörungen haben, 19,7 Prozent der Jungen aus der unteren sozialen Schicht kommen und 13,1 Prozent der Mädchen.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Aha!)

Es reduziert sich. In der oberen Sozialschicht haben sie in dem Index noch 9,2 Prozent der Jungen und 5,4 Prozent der Mädchen.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Das ist auch noch zu viel.)

Und wenn Sie sich jetzt mal das Nächste ansehen, und zwar das Gefälle zwischen kreisfreien Städten und Kreisen, dann ist hier beispielsweise auffällig, dass im unteren Sozialindex in den kreisfreien Städten rund 13 Prozent der Jungen auffallen mit Sprachschwierigkeiten und in den Kreisen sind es insoweit 23 Prozent.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Was überrascht Sie an diesen Ergebnissen?)

Das sind Daten, die sind eigentlich bekannt. Und unter deren Kenntnis zu sagen, wir haben hier die Elternrechte im Grundgesetz und es geht auch nicht darum, hier etwas zu ändern und kommentatorisch als Staat etwas tun zu müssen, das ist einfach falsch. Wir haben in Größenordnungen bei uns im Land eine Situation, wo wir konstatieren müssen, dass bestimmte Eltern ihre Rolle als Eltern nicht in geeigneter Art und Weise wahrnehmen.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das ist wohl wahr. Und was wollen Sie jetzt tun?)

Hier sind wir nach unserer Auffassung und nach Auffassung der Koalition gefordert, als Staat darüber nachzudenken, was man hier tun kann, um zu substituieren.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Zuruf von Andreas Bluhm, DIE LINKE)

Insofern, weil Sie ja für mich hier immer diejenigen sind, die auf die Betroffenheit der Menschen in prekären sozialen Lagen aufmerksam machen, wundern mich solche Ausführungen, wie von Frau Dr. Linke getätigt, schon stark.

(Heike Polzin, SPD: Ja.)

Insofern war es, denke ich, nötig, das an dieser Stelle klarzustellen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Egbert Liskow, CDU: Genau. – Irene Müller, DIE LINKE: Eine Klarstellung ist das für mich nicht.)

Herr Abgeordneter, gestatten Sie jetzt eine Anfrage des Abgeordneten Professor Methling?

Zum Schluss.

Wir werden dem Punkt 2 des FDP-Änderungsantrages unsere Zustimmung erteilen.

Da noch ausreichend Redezeit vorhanden ist, gestatten Sie jetzt die Anfrage des Abgeordneten Professor Methling?

Bitte.

Herr Kollege, ich gebe Ihnen recht, dass der Staat herausgefordert ist, die Gesellschaft herausgefordert ist, Defi zite, die von Eltern verursacht werden, in der Entwicklung der Kinder auszugleichen, zu kompensieren, soweit es eben geht. Glauben Sie wirklich, dass Ihr Antrag dazu einen Beitrag leisten kann? Sie schreiben dort: „Der Landtag fordert die Landesregierung auf, folgende Maßnahmen … zu initiieren“. Nun habe ich mir Ihre „Maßnahmen“ angeguckt, da vermisse ich jede Maßnahme.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Angelika Gramkow, DIE LINKE: Dazu hat er auch gar nichts gesagt.)

Was ist denn daran eine Maßnahme? Eine „Modellhafte Erprobung eines Instrumentes“? Welches Instrumentes? Welches wollen Sie erproben? Und die Elternarbeit soll eine aktive Rolle spielen. Was sind denn das für Maßnahmen, die Sie uns hier vorschlagen? Ich habe keine gehört.

(Udo Pastörs, NPD: Heydorn’sche Luftschlös- ser. – Zurufe von Minister Erwin Sellering, und Angelika Gramkow, DIE LINKE)

Bitte bleiben Sie stehen!

Die würde ich jetzt gern beantworten.

Sie haben ja noch Zeit.

Erstens. Wenn ich glauben wollte, bin ich früher in meine Kirche gegangen, aber das mache ich nicht mehr.

(Udo Pastörs, NPD: Da sind Sie ins Parlament gegangen.)

Ich habe nicht über Glauben gesprochen.

Doch, Sie haben gesagt, glauben Sie. Und da habe ich gesagt, wenn ich glauben wollte, bin ich früher in die Kirche gegangen. Das mache ich jetzt nicht mehr.

Gut. Das können Sie sich sparen.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE)

Und jetzt kommen wir einmal zum Inhalt.

Ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist, bestimmte Assessmentverfahren zu entwickeln.

(Udo Pastörs, NPD: Übersetzen Sie das mal!)

Wir kennen das beispielsweise in den Förderschulen, die geeignet sind, Kinder schon sehr frühzeitig einzuschätzen, also einzuschätzen, ob Förderbedarfe oder besondere Begabungen bestehen, und auf Grundlage dieses Assessmentverfahrens letztendlich auch individuelle Unterstützung zu organisieren.

(Irene Müller, DIE LINKE: Könnte es sein, dass es so was schon gibt?)

Das heißt ganz präzise, wenn ich bei einem dreijährigen Kind ein Sprachdefi zit feststelle, letztendlich die Unterstützung durch einen Logopäden oder sonstigen Fachmann oder eine Fachfrau zu organisieren, die dazu imstande sind, relativ schnell Unterstützung und Abhilfe in einem sehr frühen Alter geben zu können. Wir haben beispielsweise beim letzten Zustandekommen des KiföG als SPD-Fraktion mit bestimmten Pädagogen Kontakt gehabt. Wie gesagt, die Unterstützung von Kindern muss so rechtzeitig wie möglich anfangen, denn je eher man das tut, desto schneller kann man bestimmte Probleme dann auch beseitigen, gerade im Bereich der Sprache.

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

Das ist nicht logo. Wenn Ihnen das logo ist, Herr Professor Methling, dann muss ich Sie fragen: Warum sind bisher an dieser Stelle keine politischen Initiativen gekommen?

(Irene Müller, DIE LINKE: Warum sind denn Heilpädagogen in Einrichtungen angestellt? Das ist doch Blödsinn!)

Denn ein solches Assessmentverfahren wird in den Kindertageseinrichtungen von Mecklenburg-Vorpommern meines Wissens zurzeit nicht praktiziert.

(Irene Müller, DIE LINKE: Was machen denn dann die Heilpädagogen da?)

Und wir wollen so etwas modellhaft in sozialen Brennpunkten, weil ich glaube, da ist die Notwendigkeit am größten, dies zu entwickeln.

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)