Protocol of the Session on September 20, 2007

Der KMK-Beschluss beschreibt auch die quantitativen Mindeststandards für die schulpraktische Ausbildung für die Lehrämter des gehobenen Dienstes. Die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer in unserem Land entspricht nicht mehr den aktuellen Herausforderungen, den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den gesellschaftlichen Anforderungen. Wir fordern daher die Landesregierung auf, bis spätestens 2010 – wenn möglich,

natürlich auch früher – eine grundlegende Modernisierung der Lehrerbildung zu konzipieren und umzusetzen und den Bildungsausschuss mit einzubeziehen. Nach unserer Ansicht sind dabei grundlegende Kriterien zu berücksichtigen:

Erstens. Die Lehrerbildung soll modularisiert und die Lehramtsstudiengänge in das ECTS überführt werden. Wir legen dabei großen Wert auf die Beibehaltung der Ersten Staatsprüfung, denn nur so können wir als Land, als Arbeitgeber Einfl uss darauf nehmen und sagen, was die späteren Lehrer können sollen müssen. Für die Zulassung zur Ersten Staatsprüfung sollen künftig nicht mehr die bislang abverlangten Leistungsstudien und Teilnehmernachweise maßgeblich sein, sondern Modulleistungen beziehungsweise Modulprüfungen und Modulvorleistungen.

Zweitens. Fachwissenschaftliche und berufswissenschaftliche Bildungsanteile sind in der Ausbildung gleichmäßig auf die gesamte Studienzeit zu verteilen. Wir legen großen Wert darauf, dass die Struktur der Lehramtsstudiengänge entsprechend dem Schulsystem in Mecklenburg-Vorpommern ausgerichtet wird. Sicher wird an der einen oder anderen Stelle auch über die Dauer, sprich über die Anzahl der erforderlichen Credit Points zu diskutieren sein, die meiner Meinung nach bei mindestens 270 bis 300 Punkten liegen sollten.

Dass die Praxisorientierung, und das meines Erachtens schon ab von dem ersten Studienjahr an, ohne Absenkung des Niveaus und des Umfangs der Fachausbildung gestärkt werden muss, steht, denke ich, hier außer Frage. Über das Wie werden wir mit den Fachleuten sicherlich noch treffl ich diskutieren und streiten können.

Alles in allem ist es unsers Erachtens ebenso erforderlich, die Lehrerbildung in unserem Bundesland zu konzentrieren. Daher fordern wir die Landesregierung auf, schnellstmöglich an der Universität ein Lehrerbildungszentrum zu gründen. So ein Zentrum kann die bessere Vernetzung von Studium und Lehre, von Fachwissenschaft und Fachdidaktik organisieren, es kann zuständig sein für die Fortbildung der bereits tätigen Lehrer und es kann sich um Forschung und Nachwuchsförderung, aber natürlich auch um Schul- und Bildungsforschung kümmern.

Im Zuge dieser Veränderungen müssen auch entsprechende Verordnungen überarbeitet werden. Ich nenne hier die Lehrerausbildungsverordnung, die Lehrerprüfungsverordnung und auch die Lehrervorbereitungsdienstverordnung. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, die Ausbildung der Lehrer an die Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts anzupassen! – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU)

Danke schön, Herr Reinhardt.

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 30 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist es so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Bitte, Herr Tesch.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Die Koali

tionsfraktionen haben ein Thema auf die Tagesordnung des Landtages gesetzt, das seit einigen Jahren einer Lösung harrt. Dabei möchte ich ausdrücklich nicht die Verantwortung bei der Vorgängerregierung suchen, denn es war vor allem ein zähes Ringen um die Zukunft der Lehrerausbildung in der Kultusministerkonferenz, das diese zeitliche Verzögerung maßgeblich hervorgerufen hat.

(Heike Polzin, SPD: Richtig.)

So haben sich die Bildungsminister erst Anfang dieses Jahres auf eine Formel geeinigt, die eine gegenseitige Anerkennung der Lehramtsabschlüsse vor dem Hintergrund des Bologna-Prozesses möglich machen soll. Einmal zeigte sich hier die Schwierigkeit, staatlich anzuerkennende Hochschulabschlüsse wie eben die in der Lehrerbildung, aber auch zum Beispiel in der Juristenausbildung bundesweit so zu gestalten, dass eine Überführung in die gestuften Studiengänge von Bachelor und Master diesen adäquat gegenüberstehen oder sie ganz und gar ersetzen. Und wie immer: In der Kultusministerkonferenz wurde ein Minimalkompromiss gefunden, der den Ländern weitgehende Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, auf diesen Gestaltungsrahmen werde ich noch einmal zurückkommen. Dennoch zunächst einige einführende Bemerkungen:

Jeder Mensch besitzt das elementare Recht auf Bildung. Sie ist der Schlüssel für eine individuelle Orientierung sowie den Erkenntnisgewinn und gleichzeitig entscheidende Lebens- und Zukunftsversicherung einer Gesellschaft. Individuelle Bildung und die Weiterentwicklung von Demokratie hängen unmittelbar zusammen. Und von daher darf es uns nicht gleichgültig sein, welche Ausbildung diejenigen erfahren, die für institutionalisierte Bildungsarbeit primär die Verantwortung tragen – die Lehrer. Welche Lehrer brauchen wir, mit welchen Inhalten müssen sie konfrontiert werden und mit welchen Kompetenzen müssen sie ausgestattet sein, um den Schülerinnen und Schülern Bildung und Werte zu vermitteln? Dies sind aus meiner Sicht entscheidende Fragen. Und deshalb: Die Lehrerbildung in unserem Land bedarf einer Modernisierung.

Der Antrag der Fraktionen der CDU und SPD benennt die wesentlichen Bestandteile einer solchen Modernisierung. Diese orientiert sich an Zielen des BolognaProzesses, das heißt der Förderung von Mobilität und internationaler Wettbewerbsfähigkeit, und sieht unter anderem die Schaffung eines Leistungspunktesystems vor, das schon angesprochen worden ist, die sogenannten ECTS-Punkte. Vor diesem Hintergrund, ich erwähnte es bereits, hat auch die Kultusministerkonferenz eine neue Ausgestaltung der Lehrerbildung beschlossen. Sie lässt den Ländern jedoch auch Spielräume. So sind die Länder gehalten, der Forderung nach Modularisierung der Lehramtsstudiengänge Rechnung zu tragen und die ECTS-Vorgaben zu erfüllen, doch es liegt in ihrem eigenen Ermessen, die Art des Studienabschlusses, also Bachelor/Master oder Staatsprüfung, festzulegen.

Hier haben die Fraktionen von CDU und SPD in dieser Situation dem Landtag, wie ich fi nde, einen entscheidenden Vorschlag unterbreitet, der meine volle Unterstützung fi ndet. Mit der Beibehaltung der Ersten Staatsprüfung sichern wir in den Zeiten des Übergangs künftigen Lehramtsstudenten einen Hochschulabschluss, der auch weiterhin in allen anderen Bundesländern anerkannt

werden wird. Gleichzeitig machen wir deutlich, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern ein maßgebliches Interesse daran hat, wie auch künftig die Inhalte und Strukturen der Lehrerausbildung ausgestaltet werden, denn nach wie vor wird das Land Mecklenburg-Vorpommern der Hauptabnehmer der hier ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer sein.

Eines wird in der Debatte auch deutlich werden: Trotz Lehrerpersonalkonzept wird es mittelfristig ebenso wie in anderen Bundesländern zu einer verstärkten Nachfrage nach gut ausgebildeten jungen Lehrkräften kommen.

(Beifall Hans Kreher, FDP)

Dieses Thema will ich an der Stelle nicht vertiefen, denn es sind hier vor allem auch die Gewerkschaften und Lehrerverbände als Vertragspartner am Lehrerpersonalkonzept gefragt, um diesen jungen ausgebildeten Lehrkräften attraktive Angebote unterbreiten zu können, um in den Schuldienst des Landes zu treten. An ihrer guten Ausbildung wird dieses Vorhaben nicht scheitern. Die Grundlagen dafür legt der hier zu diskutierende Antrag.

Vielleicht möchte ich in diesem Zusammenhang noch mal darauf hinweisen, dass die Landesregierung insofern etwas unternimmt, um die Hürde des Lehrerpersonalkonzeptes zu überwinden. Sie erinnern sich sicherlich, dass wir in den Gesprächen den Vereinbarungspartnern vorgeschlagen haben, zum Beispiel im Hinblick auf die Regelungen zur Fachlichkeit diese zu novellieren.

(Beifall Marc Reinhardt, CDU, und Jörg Vierkant, CDU)

Ich schließe auch an und sage: Ich werde mich dafür einsetzen und darum bemühen, dass das Lehrerpersonalkonzept so entwickelt wird, dass alle schon die Möglichkeit haben, vor Ort zum Beispiel über sogenannte X-Verträge zu entscheiden. Auch das sind entscheidende Eingangsvoraussetzungen für junge Lehrer.

Aber es geht nicht nur um das Wenn oder Aber zur Einführung gestufter Studiengänge oder die Beibehaltung der Ersten Staatsprüfung. Die Modularisierung und die Überführung der Lehramtsstudiengänge in ein Leistungspunktesystem sollen deutlich machen, dass wir hier durchaus die Voraussetzungen schaffen, um perspektivisch die Ausbildung beziehungsweise die Abschlüsse auf gestufte Studiengänge umzustellen. Daran will ich keinen Zweifel lassen. Aber im Rahmen der Modularisierung und des Leistungspunktesystems sind fachwissenschaftliche und berufswissenschaftliche Bildungsanteile möglichst gleichmäßig auf die gesamte Studienzeit zu verteilen. Der Staat legt fest, welche Lehrer er braucht und welche Ausbildungsschwerpunkte in Konsequenz vonnöten sind. Die Aufgabe der Universität besteht darin, den Weg zur Qualifi zierung zu wählen und zu bestimmen. Und die staatliche Prüfung gibt Aufschluss über den Erfolg des eingeschlagenen Weges.

Lassen Sie mich dabei noch einmal auf die Begründung eingehen, warum ich den Vorschlag der Koalitionsfraktionen zur Beibehaltung der Ersten Staatsprüfung begrüße. Wir wollen nicht aus den Augen verlieren, dass der Bologna-Prozess und auch die Zielvereinbarung des Landes mit den Universitäten des Landes die Einführung gestufter Studiengänge zum Ziel haben. Schauen wir näher in die Zielvereinbarung mit der Universität Rostock, so steht die Einführung gestufter Studiengänge ausdrücklich unter dem Vorbehalt einer zu fi ndenden Regelung für die Lehrerbildung.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Genau.)

Daher betrachten Sie die Beibehaltung der Ersten Staatsprüfung, die Modularisierung und die Einführung des Leistungspunktesystems als einen ersten, aber notwendigen Zwischenschritt, um den Zielen näherzukommen. Entsprechende Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen werden hier die Anforderungen und Modalitäten regeln, die nach dem Landeshochschulgesetz bei staatlichen Abschlüssen mit einem Genehmigungsvorbehalt des Bildungsministeriums versehen sind. Dass die Lehramtsausbildung auch in Zukunft eine universitäre ist, wird im Übrigen nicht zur Disposition gestellt. Wir können aus meiner Sicht nicht auf der einen Seite eine Akademisierung in Bereichen der Erzieherausbildung anstreben, um dann auf der anderen Seite den notwendigen wissenschaftlichen Anspruch und Anstrich der Lehrerbildung auszuhöhlen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Andreas Bluhm, DIE LINKE: Das stimmt.)

Bei der Forderung nach Umgestaltung in Module stehen wir vor einem Paradigmenwechsel. Zwar dienen die bisherigen Studien- und Prüfungsinhalte in den Fachwissenschaften und den Fachdidaktiken als Grundlage und Orientierung zur Gestaltung der neuen Module. Durch die Umstellung ergibt sich aber die Chance, dass die Inhalte und die jeweils zu erwerbenden Kompetenzen neu gestaltet, neu durchdacht und auf die spezifi schen Anforderungen des Lehrerberufes übertragen werden. Dass ein Lehrer Fachwissen haben muss, steht außer Frage. Er muss etwas können und er muss etwas wissen. Ihm muss aber von Beginn der Lehramtsausbildung bewusst sein, in welchem berufl ichen Kontext er sein neu erworbenes Wissen und Können zur Anwendung bringen kann. Das heißt, er muss darüber refl ektieren, welchen Bildungswert die Inhalte für die Schüler haben, was warum vermittelnswert ist.

Eines möchte ich in Ergänzung des Landtagsantrages betonen und deutlich machen. In Mecklenburg-Vorpommern werden künftig alle Studenten merken, dass sie schon in der ersten Phase der Lehrerausbildung zu Lehrern ausgebildet werden.

(Beifall Heike Polzin, SPD, und Jörg Vierkant, CDU)

Ebenso wird den Professoren bewusst sein, dass sie Lehrer ausbilden. Daran soll kein Zweifel bestehen. Die Verstärkung der Praxisanteile, der Erziehungswissenschaften und der Fachdidaktiken wird diese grundsätzliche Neuausrichtung unterstreichen.

Lassen Sie mich noch Folgendes hinzufügen: Mit den geplanten Veränderungen verbessern wir die Rahmenbedingungen der Lehrerbildung. Die Lehrer, die wir brauchen und die wir uns wünschen, haben wir damit noch nicht zwangsläufi g. Es muss uns gelingen, den Beruf so attraktiv zu machen, dass zum Beispiel auch mehr Männer im Grundschulbereich und im Erzieherberuf tätig werden.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP)

Vielleicht an der Stelle einfach ein paar Zahlen. Im Grundschulbereich hatten wir 2004/2005 von 283 Studierenden, Sie dürfen raten, 24 Studenten, also 8,5 Prozent.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Die haben es aber gut.)

2006/2007 waren von 314 Studierenden 34 Studenten männlich, das sind 10,8 Prozent.

(Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)

An der Hochschule Neubrandenburg gab es 2005/2006 von 21 Studierenden 4 Studenten. Das hört sich natürlich gut an, wenn man das in Prozent umrechnet, das sind dann schon 19. Und im Studienjahr 2006/2007 hatten wir von 44 Studierenden, wie gesagt, 7 Studenten, also 15,9 Prozent. Also nur am Rande, auch diese Zahlen sprechen für sich.

Die größte deutsche Studie zur Lehrergesundheit zeigt auf, dass Pädagogen seelisch wesentlich stärker in Anspruch genommen sind als zum Beispiel Ärzte oder Polizisten. Den Umgang mit schwierigen Schülern bezeichnen sie dabei als gravierendstes Problem. Hier fühlen sich Lehrer oft im Stich gelassen. Entsprechend muss die Lehrerausbildung auf diesem Sektor früher ansetzen. Diagnostik, individuelle Förderung, Reichtum an methodischen Inszenierungstechniken und vor allem das Setzen auf Teamarbeit, all das gehört zu einem Lernen von Anfang an. Entsprechend sollte bereits ab dem ersten Studienjahr eine Stärkung der Praxisorientierung erfolgen. Jungen Lehramtsstudenten muss schon frühzeitig die Möglichkeit gegeben werden, sich auszuprobieren, um einen im Vorbereitungsdienst möglicherweise auftretenden Praxisschock von vornherein zu vermeiden. Dadurch kann der Student auch schon seine persönliche Eignung für diesen schönen, aber auch höchst anstrengenden und anspruchsvollen Beruf kritisch betrachten und überprüfen.

Für die Gestaltung der ersten Phase der Lehrerausbildung werden zurzeit verschiedene Modelle diskutiert. Lassen Sie mich das zum Beispiel illustrieren an einem Vergleich mit Rheinland-Pfalz. Verglichen mit Rheinland-Pfalz sieht die Verteilung der einzelnen Ausbildungsanteile folgendermaßen aus: Nach bisherigen Überlegungen sollen in Mecklenburg-Vorpommern bei 300 Leistungspunkten 16 Prozent durch die Fachdidaktiken erbracht werden, in Rheinland-Pfalz sind es nur 11,4 Prozent. Pädagogik und Psychologie, also der Kern der sogenannten Erziehungswissenschaften, sollen in Mecklenburg-Vorpommern künftig einen Anteil von 20 Prozent erreichen, in Rheinland-Pfalz sind es zurzeit 14 Prozent. Der Anteil der Fachwissenschaften beläuft sich somit in MecklenburgVorpommern folgerichtig dann auf 56, in Rheinland-Pfalz wären das 60 Prozent. Das Beispiel macht den Wechsel in der Lehrerausbildung deutlich, wenn dieses Konzept im Land eingeführt wird. Die Vergleiche mit anderen Bundesländern fallen im Übrigen ähnlich aus.

Der Vorbereitungsdienst selbst wird durch die erhöhten Praxisanteile während des Studiums nicht obsolet. Dieser bietet eine einzigartige Gelegenheit zum Lernen im Beruf, das heißt zum Erwerb und zur Weiterentwicklung von Lehrkompetenzen in der alltäglichen Schulpraxis. Das Referendariat in Mecklenburg-Vorpommern ist übrigens im Rahmen des sogenannten Benchmarking-Projektes „Lehrerbildung“ der norddeutschen Bundesländer untersucht worden und hat dabei außerordentlich gut abgeschnitten. Im Rahmen einer Onlineumfrage haben die aktuellen Referendare, die Schulleiter sowie die Mentoren ihre überdurchschnittliche Zufriedenheit mit Qualität und Effi zienz der Ausbildung in der zweiten Phase zum Ausdruck gebracht. Und in der geplanten Verkür

zung des Vorbereitungsdienstes sehe ich keinen Ausverkauf von Qualität. Durch die Vorverlagerung von Praxisanteilen eröffnet sich die Chance, einer alten Forderung in der Lehrerbildung Rechnung zu tragen, nämlich eine stärkere Verzahnung der Phasen der Lehrerbildung zu erreichen und deren Verhältnis zueinander nicht in Beziehungslosigkeit erstarren zu lassen.

Dazu gehört eine intensive Zusammenarbeit der Verantwortlichen an der Universität und an den Landesseminaren. Diese erfolgt auch im Rahmen des Lehrerbildungszentrums, das sich an der Universität Rostock in der Gründung befi ndet und gezielt auf Kooperation mit den anderen Hochschulen und beteiligten Institutionen setzt. Das Lehrerbildungszentrum hat neben dem Arbeitsbereich der Forschung und Nachwuchsförderung die Aufgabe, Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Erziehungswissenschaften sowie die schulpraktischen Studien zusammenzuführen und damit für ein Ineinandergreifen der einzelnen Bausteine zu sorgen. Ich kann es auch mal andersherum sagen: Der Student muss sich so bei der Erstellung seiner Semesterplanung nicht länger mühsam die Rosinen herauspicken, die ihm sinnvoll erscheinen und die gerade eventuell angeboten werden.

Das Lehrerbildungszentrum stellt darüber hinaus für den Studenten eine wichtige Anlaufstelle dar und wertet die Lehrerausbildung an der Universität eindeutig auf. Eine positive Grundeinstellung zum Lehrerberuf, die Anlage eines pädagogischen Ethos und ebenso Liebe zu den anvertrauten Kindern sind allerdings notwendige individuelle Voraussetzungen, die auch durch die besten Rahmenbedingungen nicht ersetzt werden können. Durch die Fokussierung auf das für den Beruf notwendige Rüstzeug und die Professionalisierung erhoffe ich mir aber, dass diejenigen, die sich berufen fühlen, auch den Beruf ergreifen.

Angesichts der Altersstruktur der Lehrkräfte an unseren Schulen – und das wird Ihnen bei Ihren Schulbesuchen, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, aufgefallen sein – ist es dringend notwendig, dass wir den Prozess der Verjüngung der Lehrerschaft in Angriff nehmen, auch wenn natürlich getitelt wird, wir hätten noch die jüngsten. Man muss sich dann aber nur angucken, zu welchen Konditionen. Das wird ein Prozess sein, der sozusagen die Verjüngung der Lehrerschaft zur Folge hat, und den sollten wir in Angriff nehmen. Ich glaube, das ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Modernisierung der Lehrerausbildung, den wir gewiss an anderer Stelle hier künftig diskutieren werden und auch müssen.

Aber lassen Sie uns zunächst gemeinsam die Grundlagen für eine neue Lehrerbildung in Mecklenburg-Vorpommern schaffen. In einem zweiten Schritt wird es darum gehen, die Voraussetzungen zu diskutieren und auf den Weg zu bringen, die notwendig sind, um dem Lehrerberuf im Land eine wirkliche Perspektive zu geben und, ich füge hinzu, das selbstverständlich auf der Grundlage eines Lehrerbildungsgesetzes. – Danke schön.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP)