Protocol of the Session on June 28, 2011

dann würden wir für die nächsten Jahre nicht mehr hier im Landtag zu entscheiden haben.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Das ist der Grund, weshalb ich sage, jawohl, wir müssen hier eine entsprechende Entscheidung fällen, und weshalb ich mich nach wirklichen Überlegungen dazu entschlossen habe.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Dann wäre es besser gewesen, Sie hätten nicht geredet.)

Noch ein anderer Grund: Ich weiß, wir werden aufgrund unserer Änderung der Haltung kritisiert, aufgrund dessen, dass wir Forderungen, die wir aufgestellt haben, zurückgenommen haben.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Endlich haben wir das erörtert, Herr Kreher.)

Und jetzt sage ich Ihnen Folgendes: Ich kann zum Teil die Kritik des Städte- und Gemeindetages verstehen, denn auch das haben wir kontrovers diskutiert. Aber ich sage jetzt in gleicher Weise dem Städte- und Gemeindetag, dass er uns als Kommunen insofern besser vertreten muss, dass er nicht immer nur die Forderungen von Ballungsgebieten wie München und Frankfurt hier in den Mittelpunkt stellen darf.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das ist doch Unsinn! Das ist ein Unsinn! Sie haben nicht zugehört.)

Es ist einfach für meine Kommune – und jetzt hören Sie genau zu! – unmöglich, dass die Haupteinnahmequelle der Kommunen die Gewerbesteuer sein soll.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ja, richtig.)

Ich muss hier jetzt mal erklären, wozu das führt: 2008 hatte ich in meiner Gemeinde einen ausgeglichenen Haushalt. Ich hatte die Verschuldung, die mein Vorgänger angesammelt hatte, zurückgeführt. Ich habe die ProKopf-Verschuldung meiner Gemeinde wirklich zurückführen können. Dann kam …

(allgemeine Unruhe)

Sie hören ja gar nicht zu.

(Vincent Kokert, CDU: Und die Schulden zahlen wir nachher im Großkreis zurück. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Herr Professor redet immer nur dazwischen. Wir haben …

Meine Damen und Herren, ich bitte doch noch ein bisschen um Aufmerksamkeit. Bitte, Herr Kreher.

Schade, ich dachte immer, eine Debatte soll dazu beitragen, sich gegenseitig auch die Argumente anzuhören. Aber das ist bei Ihnen, Herr Ritter, offenbar nicht der Fall.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ich höre zu, Herr Kreher.)

Also: 2008, ein Jahr, wo ich gut dastand, dann kam die Krise, die Gewerbesteuer ging zurück.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ach! – Zurufe von Barbara Borchardt, DIE LINKE, und Irene Müller, DIE LINKE)

Was kam dann anschließend? Ich musste aufgrund der Steuerkraftmesszahl von 2008 in den kommenden Jahren 500.000 Euro mehr an den Kreis und an das Amt abführen. Das war das Ergebnis der Gewerbesteuer.

(Vincent Kokert, CDU: Ja, so ist es.)

Und deshalb, meine Damen und Herren, wenn uns der Städte- und Gemeindetag ordentlich vertreten will, dann ist unsere Forderung der Liberalen, über diese Gewerbesteuer nachzudenken, ob sie wirklich den Kommunen nützt, vor allem den kleinen Kommunen. Darüber sollten wir wirklich nachdenken.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Nächster Punkt: Wir wurden vorhin auch kritisiert,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das ist ja unglaublich!)

dass wir lieber über Steuern nachdenken, Steuerprogression.

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Meine Damen und Herren, wem dient die Steuerprogression? Ich kann Ihnen jetzt mal erzählen, wozu das in den Kommunen führt.

(allgemeine Unruhe)

Steuerprogression führt dazu, dass bei jeder Gehaltserhöhung, bei jedem Tarifvertrag natürlich die Gewerkschaften deutlich mehr fordern müssen, weil sie genau wissen, dass 55 Prozent der Erhöhung wieder an den Staat zurückgehen. Also wird unser Haushalt in den Kommunen gleich wieder dadurch geschädigt,

(Rudolf Borchert, SPD: Jetzt begründen Sie gerade Steuersenkungen im Bund, Herr Kreher.)

wenn wir Konsolidierungsmaßnahmen durchgeführt haben, weil dann anschließend das wieder an den Staat zurückgeführt wird. Das schadet den Kommunen. Insofern müssen wir und muss der Städte- und Gemeindetag auch im Sinne der Kommunen fordern,

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

dass diese kalte Steuerprogression abgeschafft wird.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Das ist eine klare liberale Forderung und sie dient den Kommunen. Denken Sie bitte darüber nach!

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Damit sie bessere Einnahmen haben.)

Nächster Punkt, FAG. Dieses Finanzausgleichsgesetz hier im Land, wenn jetzt die großen kreisangehörigen Städte nur noch 85 Prozent der Kreisumlagen bezahlen sollen,

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

wem schadet das? Natürlich den kleineren Kommunen, die mit im Kreis sind. Die müssen dann automatisch mehr in den Kreis einzahlen. Sie müssen natürlich auch die Amtsumlage bezahlen. Deshalb gehen von allen Einnahmen, die meine Gemeinde hat, 40 Prozent für den Kreis weg, 12 Prozent …

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Herr Kreher, was wollen Sie uns damit sagen? – Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)

Das hat was mit der Verfassungsänderung insofern zu tun,

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Ach so!)

dass Sie mal darüber nachdenken müssen, wie wir in anderer Weise den Gemeinden helfen können. Und darüber haben viele zu wenig nachgedacht.

Deshalb, meine Damen und Herren, ist für mich klar, wenn wir den Kommunen wirklich helfen wollen, dann müssen wir wirklich mal andersherum denken und nicht immer sagen, das, was wir bisher hatten, ist das Beste. Ich habe in den 20 Jahren klar und deutlich gemerkt, diese Art von Steuerpolitik, wie wir sie haben, schadet den Kommunen. Sie nützt ihnen nichts und deshalb,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Runter mit der Gemeindesteuer für die Bürger der Gemeinde!)

meine Damen und Herren, wird die Schuldenbremse auf Dauer auch den Kommunen dienen.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das ist unglaublich! – Barbara Borchardt, DIE LINKE: Oh, oh, oh! Ihr Wort in Gottes Gehörgang!)

Zum Schluss noch ein Wort zur Symbolik: Frau Borchardt, Sie haben vorhin gesagt: „Symbolik, Symbolik, Symbolik.“

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Ja, das hat der Ministerpräsident ja auch gesagt, Symbol.)