Protocol of the Session on November 19, 2010

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gestern Nacht habe ich bei einem – bei einem, Kollege Timm! – Absacker den Münchner Oberbürgermeister Christian Ude im Fernsehen gesehen als Vertreter des Städtetages. Er zeichnete ja ein gar grausiges Bild von der Lage der Städte,

(Harry Glawe, CDU: Genau. – Heinz Müller, SPD: Der Mann ist Realist.)

der Stadtfinanzen. Er war sichtlich betroffen. Vor vier Wochen habe ich ihn, Christian Ude, erlebt bei einem Kongress, an dem ich regelmäßig teilnehme, über das Thema „Lebendige Stadt, pulsierende Stadt“ – übrigens, der Herr Mücke war auch dabei – und auch im Zusammenhang mit der Olympiabewerbung München 2018.

(Harry Glawe, CDU: Olympia?)

Olympiabewerbung München 2018. Da war er voller Freude, voller Zuversicht. Die Kürzungsvorschläge der Bundesregierung bei der Städtebauförderung und auch beim Programm „Soziale Stadt“

(Zuruf von Udo Timm, CDU)

haben ihn sichtlich bewegt und getroffen als Vertreter des Städtetages.

Meine Damen und Herren, ich darf zunächst nochmals daran erinnern, dass das Programm, das Förderprogramm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Soziale Stadt“

(Helmut Holter, DIE LINKE: Genau. Darum geht es, besonderer Entwicklungsbedarf.)

1999 von Bund und Land auf den Weg gebracht wurde. Ansatz war, die städtischen Zentren und die Stadtteile, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen, zu stärken.

(Regine Lück, DIE LINKE: Da liegen wir auf einer Wellenlänge.)

Frau Lück hat ja da bei der Einbringung einiges Vertiefendes gesagt, das will ich nicht wiederholen.

Mit diesem Programm soll eine nachhaltige Entwicklung in Stadt- und Ortsteilen mit – ich sage es noch mal, das

ist ja das Entscheidende – besonderen sozialen, wirtschaftlichen und städtebaulichen Problemen sichergestellt werden.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ja.)

Die haben wir auch in Mecklenburg-Vorpommern.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sehr richtig. – Andreas Bluhm, DIE LINKE: Nach wie vor.)

Das Programm „Soziale Stadt“ findet in unserem Bundesland insbesondere in Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Stralsund, Greifswald und Wismar statt.

(Zuruf von Helmut Holter, DIE LINKE)

Ja, es geht auch bei uns um Integration, um Beschäftigung, um lokale Demokratie, um ein gesundes Lebensumfeld.

(Zuruf von Helmut Holter, DIE LINKE)

Im Juli 2009 haben wir uns ausführlich mit dem Themenkreis „Soziale Stadt“ hier im Landtag auf Antrag der SPD und CDU beschäftigt. Der Antrag, den ich damals einbringen konnte, lautete: „Soziale Stadt stärken“. Dazu stehen wir, ich, auch heute noch,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Regine Lück, DIE LINKE: Bei weniger Geld ist das aber schwierig.)

klar und deutlich. Das Programm „Soziale Stadt“ ist sowohl auf Bundesebene als auch in unserem Land eine Erfolgsstory.

(Heinz Müller, SPD: So ist es. – Egbert Liskow, CDU: Genau.)

Und die muss unbedingt auf höchstem Niveau weitergeführt werden.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Helmut Holter, DIE LINKE: Sehr richtig. – Regine Lück, DIE LINKE: Richtig, Norbert, richtig.)

Dies ist, glaube ich, im Prinzip bei den demokratischen Fraktionen des Hauses Konsens,

(Heinz Müller, SPD: Aber bei der FDP weiß man nie so genau.)

mehr oder weniger, aber die Grundaussage,

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Zurufe von Harry Glawe, CDU, und Udo Timm, CDU)

die Grundaussage war, wir stehen dazu.

Diese Erfolgsstory, ihre Weiterführung, sehe ich aber nunmehr durch die Vorstellungen der gegenwärtigen Bundesregierung beim momentanen Diskussionsstand gefährdet.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Auch glaube ich kaum, dass die Zweite, Dritte Lesung des Haushaltsgesetzes im Deutschen Bundestag in der Sitzungswoche vom 23. bis 26.11., also nächste Woche, ein für Städtebauförderung und „Soziale Stadt“ weiteren positiven Wandel zu den bisher zuletzt bekannten Kürzungen im Bereich Städtebauförderung/„Soziale Stadt“ ergeben wird.

(Detlef Müller, SPD: Sehr richtig.)

Das ist die Sache mit dem Klammerbeutel.

Der Einzelplan 12 des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

(Helmut Holter, DIE LINKE: Dann überweisen Sie unseren Antrag und wir diskutieren im Dezember weiter.)

ist ja wohl Dienstag, 23.11.2010 dran.

Aufgrund des großen öffentlichen Drucks der Länder, unser Landtag hat sich ja da auch ganz klar positioniert, und vieler anderer Institutionen sollen die beabsichtigten Kürzungen der Städtebauförderung statt um 305 Millionen Euro um 155 Millionen Euro gekürzt werden. Ich meine, das als Erfolg zu verkaufen, Kollege Liskow, na ja.

(Harry Glawe, CDU: Na ja, aber immerhin.)

Somit steht...

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sehr bescheiden.)

Das Wort sage ich jetzt, immerhin, das würde ich dann auch noch akzeptieren in der Not.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Somit stehen für 2011 nur noch 455 Millionen Euro zur Verfügung.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Dann kürzen wir erst mal komplett und dann sind wir mit 20 Prozent wirklich gut.)

2010 waren es noch 610 Millionen Euro. Das wäre also ein Minus von 15 Prozent. Die Kürzung trifft massiv das Programm „Soziale Stadt“, es wird um 70 Prozent gekürzt. Das Förderprogramm 2011 umfasst nur noch – nur noch! – 28,5 Millionen Euro

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Sehr richtig.)