Protocol of the Session on November 17, 2010

der aus den ehemaligen DDR-Kernkraftwerken Greifswald und Reinsberg stammt, und das auch nur übergangsweise, bis ein Endlager gefunden ist und das Zwischenlager in Lubmin aufgelöst werden kann.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: So ist es.)

Natürlich wäre es uns allen am liebsten, wenn überhaupt kein Atommüll im Land lagern würde.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Klar.)

Aber wir können nicht ignorieren,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Weil er produziert wird.)

dass die DDR in Lubmin und in Reinsberg Atomkraftwerke betrieben hat. Ich halte deshalb den hier in diesem Haus zuletzt am 9. Juli 2010 bekräftigten Konsens

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Überparteilich.)

für verantwortungsbewusst und für richtig.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Helmut Holter, DIE LINKE: Das ist auch richtig so. – Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)

Meine Damen und Herren, die Landesregierung hat sich in Umsetzung dieses Beschlusses hier an die Bundesregierung gewandt und nachdrücklich gefordert, die Position des Landtages zu berücksichtigen. Die Bundesregierung hat uns jedoch geantwortet, dass sie die

Transporte nach Lubmin für unabdingbar hält. Ich sage sehr deutlich: Mich ärgert das,

(Udo Pastörs, NPD: Mich ärgert das!)

dass die Bundesregierung Atomschrott aus dem Westen in Lubmin einlagern will und dass wir diese Transporte mit unserer Landespolizei auch noch absichern müssen, denn damit ignoriert die Bundesregierung den Willen des Landtages, den Willen der Landesregierung und auch den Willen vieler Bürgerinnen und Bürger in Mecklenburg-Vorpommern.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Michael Roolf, FDP: Die Sozialdemokraten haben das beschlossen.)

Meine Damen und Herren, wir werden im Dezember nicht nur einen Castortransport zu beschützen haben,

(Michael Roolf, FDP: Die Sozial- demokraten haben das beschlossen.)

auch die Grundrechte der Meinungsfreiheit und der Demonstrationsfreiheit stehen unter besonderem Schutz.

(Heinz Müller, SPD, und Helmut Holter, DIE LINKE: Sehr richtig. – Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Es ist das gute Recht aller Bürgerinnen und Bürger, gegen die Transporte von Atommüll nach Lubmin zu demonstrieren.

(Zuruf von Michael Roolf, FDP)

Ich sage aber auch und appelliere an alle Teilnehmer:

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Was reden Sie denn da? Was reden Sie denn da, Herr Roolf? – Zuruf von Michael Roolf, FDP)

Es muss dabei friedlich zugehen, meine Damen und Herren. Die Polizisten sind nicht die Gegner der Demon stranten, sondern sie tun unter schwierigen Bedingungen ihre Pflicht.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Zuruf von Michael Roolf, FDP)

Meine Damen und Herren, wir alle wissen, dass Atomtransporte heute mit umfangreichen Maßnahmen gesichert werden müssen. Das ist eine schwere Belastung und auch eine potenzielle Gefährdung für jede einzelne Polizistin und jeden einzelnen Polizisten und es ist eine schwere Belastung für unser Land, dass wir als Zielland der Transporte für die Kosten allein aufkommen müssen. Ich finde das nicht richtig, dass der Bund die Länder auf den Kosten sitzen lässt, und ich bin mir mit dem Innenminister einig,

(Udo Pastörs, NPD: Die Kosten! Es geht Ihnen nur um die Kosten, ja, ja.)

die Länder dürfen hier nicht alleine gelassen werden, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es sind nicht nur die bevorstehenden Castortransporte,

(Michael Roolf, FDP: Das wurde doch von der SPD beschlossen.)

die in den letzten Wochen rund um Lubmin für Unruhe gesorgt haben. Wie viele Menschen in unserem Land sehe auch ich mit Sorge, dass die bundeseigenen Energiewerke Nord immer länger und offenbar auch immer mehr radioaktive Stoffe in Lubmin einlagern wollen.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ja, das ist das Problem.)

Meine Damen und Herren von der LINKEN, Sie wissen aus Ihrer Regierungszeit, dass die Einwirkungsmöglichkeiten der Landesregierung in der Atompolitik begrenzt sind.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Bei hoch radioaktiven Resten haben wir überhaupt keine Entscheidungskompetenzen

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

und auch, Herr Ritter, bei schwach und mittel radioaktiv verseuchtem Material sind die Möglichkeiten gering. Ich erinnere daran.

(Unruhe bei Peter Ritter, DIE LINKE)

Herr Ritter, darf ich Sie daran erinnern, dass wir zu Zeiten der rot-roten Landesregierung Nein gesagt haben, als die Energiewerke Nord die Erlaubnis haben wollten, entsprechendes Material länger einzulagern,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Richtig.)

nämlich fünf Jahre vor und fünf Jahre nach der Behandlung statt einem Jahr. Leider hatte diese Position, wie Sie wissen, vor Gericht keinen Bestand.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Richtig. Wir haben aber zumindest geklagt. – Zurufe von Peter Ritter, DIE LINKE, und Udo Pastörs, NPD)

Aber, meine Damen und Herren, wir müssen darauf bestehen und wachsam jede Entwicklung im Bund begleiten,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

damit das Zwischenlager nicht schleichend in ein Endlager verwandelt wird,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

zum Beispiel dadurch, dass keine Entscheidung für einen Standort für ein Endlager getroffen wird und die Zwischenlager immer weiter ausgebaut werden. Dagegen wird die Landesregierung weiter alle rechtlichen Wege beschreiten, meine Damen und Herren.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist keine Lösung. – Helmut Holter, DIE LINKE: Genau.)

Ein Endlager Lubmin ist völlig inakzeptabel und ausgeschlossen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Helmut Holter, DIE LINKE: Ja, richtig.)