Protocol of the Session on November 17, 2010

Aber wie anders ist die Realität mittlerweile? Die Realität ist so, dass wir seit 1990 militärische Operationen außerhalb der Bundesrepublik Deutschland zu verzeichnen haben. Verantwortlich dafür war, Herr Dr. Nieszery, nicht die CDU/CSU, sondern verantwortlich dafür war natürlich auch Ihre Partei.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Seit 1990?)

Die rot-grüne Partei unter Joschka Fischer

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: 1990?)

als Außenminister hat ganz massiv

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: 1990?)

nach Bomben auf Belgrad geschrien. Das ist eine Tatsache.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ah ja!)

Was danach auch von Ihrer Partei in Berlin ständig versucht wird, ist, eine propagandistische Verschleierung stattfinden zu lassen mit den Worten „friedensstiftende Maßnahmen“, „humanitäre Einsätze“, ja gar „Friedensmissionen“. Das Wort „Krieg“ wird peinlich vermieden.

Transformation der Bundeswehr von einer Verteidigungsarmee hin zu einer Interventionsarmee ist das, was jetzt von der jetzigen Bundesregierung organisato

risch umgesetzt wird. Die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland waren nie souveränes Instrument der deutschen Staatsführung, immer Erfüllungsgehilfe des großen Bruders bis zum heutigen Tag, meine Damen und Herren, bis 1990 relativ unspektakulär – da keine Kriegseinsätze stattgefunden haben – Kasernenarmee. Und fern von jeder Gefahr waren dann auch die Parlamentarier in Berlin oder in den Landesparlamenten unglaublich tapfer. Das Bild hat sich grundlegend geändert, weil nämlich die Toten und Verstümmelten aus den Einsätzen hier in Deutschland eintreffen.

Seit dem völkerrechtswidrigen Überfall ist die Bundeswehr zum Instrument internationaler Hegemonie der Vereinigten Staaten von Nordamerika geworden. Und nach wie vor stehen ausländische Truppen hier bei uns in Deutschland. Und warum wohl? Und die Bundesregierung darf nach wie vor nicht über die Beendigung der Stationierung von Nuklearwaffen auf deutschem Territorium entscheiden,

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

wie wir gerade vor einigen Wochen wieder peinlich und für meine Begriffe sehr klar formuliert von amerikanischer Seite wahrnehmen konnten.

Der Bundespräsident Köhler wagte anzudeuten, was der Auftrag der Bundeswehr der Zukunft sei. Und er wurde aus dem Amt geekelt. Zu Guttenberg sagt das Gleiche und macht weiter.

Es geht, meine sehr verehrten Damen und Herren, nach dem neuen Konzept mit der klar ausformulierten Zielsetzung bei der Umstrukturierung unserer Streitkräfte um die Absicherung von Rohstoffressourcen. Es geht um Öl, seltene Erden, Diamanten, Gold und viele andere strategische Rohstoffe.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Mit Diamanten haben Sie doch Erfahrungen, oder?)

Wie wir alle wissen, sind in erste Linie die Chinesen und die Vereinigten Staaten von Nordamerika die beiden, die sich zurzeit die Rohstofflager der Welt sichern, die Chinesen einstweilen noch durch geschickten Einsatz von Diplomatie und Geld und die Amerikaner in historischer Kontinuität durch den Einsatz brutalster Mittel: Gewalt, Terror, ja, Folter. Das sind Ihre Verbündeten. Und die Bundeswehr wird jetzt durch die neue Reform endgültig zum Söldnerheer, zur Verfügungsmasse US-amerikanischer Machtpolitik. Die geplante Ausrüstung und Bewaffnung beweist dies eindeutig.

Der Bundespräsident Lammert sagte in einer Rede vor Militärs jüngst, Zitat: „Das Beispiel der Auslandseinsätze verdeutlicht die Bedeutung des Wortes Parlamentsarmee am anschaulichsten.“ Zitatende. Nach meiner Auffassung verräterische Aussagen, weil wir alle wissen, dass das zwar formal so gehandhabt wird, doch de facto über Krieg und Frieden nicht in Berlin, sondern an ganz anderer Stelle entschieden wird.

Wohlweislich ließ Herr Lammert in seinen Ausführungen den Komplex Kriegsgründe außen vor. Die Bundesrepublik Deutschland ist bereit, den Amerikanern für ihre Raubzüge Kanonenfutter zu liefern. Nichts beweist dies deutlicher als die Äußerung des Stellvertretenden Vorsitzenden des Bundeswehr-Verbandes, Major André Wüstner, der bekannt gab, dass aus industriepolitischen Gründen die deutschen Soldaten in Afghanistan zum Beispiel nicht mit der notwendigen Bewaffnung ausgerüstet werden können. Was für ein Frevel!

Ihnen, meine Damen und Herren, auch hier im Hause, sind die deutschen Soldaten vollkommen gleichgültig, genau wie den Amis. Die Amis bestellen, Sie liefern. Nichts drückt dies deutlicher aus als die Worte des vorletzten Oberbefehlshabers in Afghanistan, US-Generalmajor McChrystal, bei seinem Deutschlandbesuch, als er sagte, Zitat: „Ich beglückwünsche die Bundesrepublik Deutschland zu ihren gefallenen Soldaten.“ Derartige Abartigkeiten sind typisch für ein Volk, das gezwungen ist, aus eigener Unfähigkeit begründet seinen hohen Lebensstandard durch massiven Militäreinsatz in der ganzen Welt sicherzustellen.

Nein und nochmals Nein, meine Damen und Herren! Die Militärallianz Bundesrepublik Deutschland/USA ist unser Unglück. Sie wissen, dass wir den sofortigen Austritt aus der NATO fordern und für ein Europa der Völker eintreten, beschützt von einer europäischen Militärallianz. Dies ist unserer Überzeugung nach der einzige Weg, um die raumfremde Macht Amerika zur Vernunft bringen zu können. Ohne die militärische Unterstützung der europäischen Satelliten blüht erst Hoffnung auf Befriedung so vieler Konflikte in der Welt.

Der letzte Satz, wenn’s gestattet ist: Es ist traurig, dass Sie diese Debatte hier nur nutzten, um wirtschaftliche Aspekte zu beleuchten, und es nicht wagten – oder konnten –, auf die eigentliche politische Bedeutung der Umstrukturierung unserer Streitkräfte einzugehen, meine Damen und Herren. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der FDP der Fraktionsvorsitzende Herr Roolf. Bitte schön, Herr Abgeordneter.

(Irene Müller, DIE LINKE: Alle haben es falsch verstanden.)

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte versuchen, zu unserem Antrag zu sprechen, denn das habe ich bisher von sehr wenigen Kollegen gehört, dass sie zum Inhalt unseres Antrages gesprochen haben.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Unser Antrag ist ad 1 ein Bekenntnis zur Bundeswehr

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das brauchen wir doch wohl nicht abzulehnen, oder was?)

und unser Antrag ist ad 2 der Aufruf, Maßnahmen zu ergreifen und sich zu engagieren,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das passiert doch schon. Die Fragen sind alle beantwortet.)

um möglichst viele Standorte der Bundeswehr in Mecklenburg-Vorpommern zu erhalten.

Das, was Sie gemacht haben, ist, Sie haben sich an einer Begründung langgehangelt und haben eine Chance vergeben.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nee.)

Herr Kollege Nieszery, Sie haben die Chance vergeben, sich dafür zu entschuldigen, dass Sie behauptet haben, der Bundeswehreinsatz in Afghanistan sei nicht ausreichend demokratisch legitimiert.

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Eine Parlamentsarmee, die nicht ausreichend demokratisch legitimiert ist, gibt es nicht,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

und deshalb wäre es heute Ihre Chance gewesen, dieses richtigzustellen.

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE – Vizepräsident Hans Kreher übernimmt den Vorsitz.)

Herr Kollege Ritter, Ihnen sage ich sehr klar und sehr deutlich, Sie mögen recht haben, dass es den Betroffenen in Berlin, die für Militär zuständig sind, egal ist, was wir in Mecklenburg-Vorpommern machen. Aber den Soldatinnen und Soldaten, die in Afghanistan sind, und die Soldatinnen und Soldaten, die in Mecklenburg-Vorpommern stationiert sind, denen ist es nicht egal,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Uns auch nicht.)

was wir hier im Landtag debattieren und was wir hier besprechen.

Eines werfe ich mir als Fraktionsvorsitzender bei diesem Antrag vor: Wir sprechen anscheinend anonym über die Bundeswehr.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Sie sprechen!)

Wir hätten in unserem Antrag sehr viel klarer und deutlicher sagen sollen, dass es um die Soldatinnen und Soldaten

(Udo Pastörs, NPD: Ach, Ihnen geht’s doch bloß ums Geld. – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

in unserer Bundeswehr geht.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Und wenn ich dann sehe, wie wir uns hier heute als Parlament positionieren,