Protocol of the Session on June 24, 2004

Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der CDU der Abgeordnete Herr Glawe.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Kollegen! Die Förderung von Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern, denke ich, ist ein ernstes Thema. Es geht darum, dass immerhin jeder achte Haushalt in Mecklenburg-Vorpommern überschuldet ist. Es geht auch darum, dass zum Beispiel bei den Kosten der Energieversorgung rund 1 Million Euro offene Rechnungen nicht beglichen sind, dass Mietschulden in Höhe von 3 Millionen Euro offen stehen und andere Dinge mehr.

Meine Damen und Herren, 28 anerkannte Schuldnerberatungsstellen haben wir im Land mit circa 90 Beschäftigten. Vor zwei Jahren waren auch noch neun SAM-Kräfte da, die sozusagen über den zweiten Arbeitsmarkt finanziert worden sind. Und so, wie es die Frau Ministerin dankenswerterweise vorhin vorgetragen hat, sind im Jahre 1992 n u r 127.000 Euro ausgegeben worden. Warum wohl? Weil die meisten über SAM beschäftigt worden sind, noch einmal eine SAM und eine Weiterbildung bekommen haben.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Damit haben wir alle, Staat, Landkreis und Landesregierung, auf Kosten der Bundesanstalt für Arbeit Geld gespart.

(Beifall Dr. Ulrich Born, CDU: Richtig, so ist es.)

Das muss man einmal so deutlich sagen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Aber lassen Sie mich einmal auf Herrn Heydorn eingehen. Es ist für mich schon interessant gewesen, wie er sagt, es macht keinen Sinn, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Nun frage ich mich einmal: Wo sitzen denn im Sozialministerium die Spatzen?

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Lorenz Caffier, CDU: Spatzi!)

Meine Damen und Herren, vielleicht kriegen wir das einmal raus. Ich meine, das war schon ein bemerkenswerter Satz. Aber immerhin …

(Dr. Ulrich Born, CDU: Wen hat er denn damit gemeint?)

Ja, wen meint er damit? Ich hoffe nicht Sie, Frau Ministerin,

(Torsten Renz, CDU: Da wollen wir einmal eine Kleine Anfrage machen.)

das wäre dann, glaube ich, nicht ganz fair.

(Norbert Baunach, SPD: Dann müsstest du dich davor stellen! – Zuruf von Lorenz Caffier, CDU)

Jaja, da würde ich mich davor stellen.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD und CDU)

Meine Damen und Herren, worum geht es eigentlich im Besonderen? Herr Walther hat es ganz kurz angerissen und Herr Heydorn hat gesagt, es gibt keine Probleme bei der Finanzierung der Schuldnerberatungsstellen. Und ob es die gibt, meine Damen und Herren! Wenn Sie einmal genau hinsehen, dann sind viele Schuldnerberatungsstellen in diesem Jahr nicht mehr in der Lage,

(Zuruf von Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU)

einen Finanzplan für das nächste Jahr aufzustellen. Erstens fehlt die Richtlinie,

(Ministerin Dr. Marianne Linke: Nee, die alte Richtlinie gilt noch!)

die ist ja nur in einem Entwurf da, den habe ich ja hier. Meiner, den ich hier habe, ist vom 31. März. Aber, meine Damen und Herren, das Entscheidende ist, wenn ich einmal an den Arbeitslosenverband im Land denke – das sind, glaube ich, 16 Beratungsstellen –, dass er nicht mehr durchgängig in der Lage ist, im Land die 10-prozentigen Anteile an der Finanzierung für die Schuldnerberater aufzubringen. Immerhin werden sie etwa mit einem Gehalt, glaube ich, nach IV b bezahlt. Das heißt, in jeder Schuldnerberatungsstelle müssen zehn Prozent Sachkosten und auch zehn Prozent Lohnkosten aufgebracht werden.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Ja.)

Und das macht zum Beispiel für eine Beratungsstelle die Summe von 40.000 Euro aus. Es ist sehr unterschiedlich im Land ausgeprägt, wie Drittfinanzierungen laufen. Ob das Spenden sind, ob das Zuwendungen von Gemeinden oder Städten sind oder ob es noch die 10-prozentigen oder freiwilligen Zuschüsse von Landkreisen sind, das hängt immer davon ab, wie gut oder schlecht man gerade einem Antragsteller gesonnen ist. Ich will damit sagen, dass das Problem der Schuldnerberatungsstellen eigentlich tiefer liegt, als es bis jetzt gesehen wird. Ich sage sogar, dass es am Beispiel eines Trägers oftmals so gewesen ist, dass es früher durch Sachkostenzuschüsse vom Arbeitsamt möglich war, eigene Anteile auszuweisen und aufzubringen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Ja.)

Die sind heute nicht mehr da, denn Sachkosten gibt es nicht mehr.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Richtig.)

Wer hier verbreitet, dass es bei den Trägern keine Probleme gibt, der sollte sich einmal intensiv im Land umgucken und nicht nach Schleswig Holstein gucken.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Richtig.)

Meine Damen und Herren, es ist schon etwas tiefgründiger auszuleuchten. Es besteht in der Diskussion mit den

Schuldnerberatungsstellen, mit den Trägern und mit den Arbeitnehmern natürlich auch dort die Frage: Kann man noch nach BAT-O bezahlen? Kann man ihn nicht bezahlen, dann muss man Haustarife oder andere Dinge machen. Auch diese Debatten werden an der Basis geführt. Ich als CDU-Mann verstehe von der Basis ja wenig, das sagen Sie ja immer. Aber ich trage Ihnen einmal vor, was mir so angetragen wird, meine Damen und Herren. Deswegen wird es auch wichtig sein,

(Heiterkeit bei Ute Schildt, SPD, und Dr. Ulrich Born, CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Du bist ein richtiger Basismensch!)

dass die Richtlinie zur Förderung von Schuldner- und Verbraucherberatungsstellen einen abgestimmten Kompromiss mit dem Städte- und Gemeindetag und dem Landkreistag mit sich bringt. Ansonsten wird es weiterhin massive Schwierigkeiten geben, die Qualität der Schuldnerberatungsstellen auf dem jetzigen Niveau zu halten. Meine Damen und Herren, das muss Ihnen und uns – also Regierungsparteien und Oppositionspartei – klar sein. Das wollte ich hier noch einmal eindeutig zum Ausdruck bringen.

Und natürlich hat mein Kollege Renz Recht, wenn er sagt: Die Richtlinie, und das steht im Antrag, soll am 1. Januar 2004 in Kraft treten. Ist sie in Kraft getreten, meine Damen und Herren von der SPD und PDS? Sie sind doch die Verfechter dieses Antrages gewesen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Richtig, richtig.)

Nein. Und jetzt sagen Sie hier vor diesem Hohen Hause, der Antrag geht uns zu weit. Das verstehe ich nicht, das muss ich ehrlich sagen.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Richtig.)

Andererseits kann man vielleicht auch vermuten, dass es Schreiben aus dem Ministerium an die Präsidentin und vielleicht auch an den Ausschussvorsitzenden gibt, der es vielleicht nur vergessen hat, sie im Ausschuss auf die Tagesordnung zu setzen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Was?! Das kann ich mir nicht vorstellen.)

Das ist doch möglich. Ich möchte einmal fragen: Ist es vielleicht so? Es war ja vorhin von einem Brief die Rede, den ich nicht kenne.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das habe ich gar nicht mit- gekriegt. Nee! – Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Aber vielleicht ist es so. Man sollte einmal bei der PDS nachfragen, ob der Kollege Koplin vielleicht etwas vergessen hat,

(Torsten Renz, CDU: Das ist stille Post.)

zum Beispiel den Landtag zu unterrichten, den Ausschuss zu unterrichten oder dieses Hohe Haus zu unterrichten.

(Angelika Gramkow, PDS: Das hat er nicht vergessen. Er ist zurzeit in einer Prüfung. Aber er wird Ihnen die Fragen beantworten.)

Hat er nicht vergessen? Gut. Ich sage ja nur, ich brauche nur zu fragen. Aber ich glaube, ich komme der Sache schon sehr nahe.

Meine Damen und Herren, deswegen bitten wir darum, dass Sie diesen Antrag in den Ausschuss überweisen, damit wir uns weiter damit beschäftigen können.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Das ist eine gute Idee.)

Dann brauchen Sie ihn hier nicht abzulehnen, meine Damen und Herren,

(Zuruf von Heike Polzin, SPD)