Protocol of the Session on November 25, 2002

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit dem Doppelhaushalt 2002/2003 hatten wir 196,3 Millionen Euro Steuermehreinnahmen geplant. Heute müssen wir 748,8 Millionen Euro Mindereinnahmen konstatieren. Und es sage keiner, der 11. September 2001, die Weltkonjunktur oder die Flut waren schuld. Wir müssen uns fragen: Warum läuft es in den USA, in allen europäischen Ländern des Euroraumes besser?

(Angelika Gramkow, PDS: Es sieht aber inzwischen schon anders aus.)

Warum steigt aber bei uns die Arbeitslosigkeit? Warum stagniert die Wirtschaft? Warum...

(Angelika Gramkow, PDS: Selbst Frankreich bekommt den blauen Brief.)

Selbst Frankreich hat ein besseres Wirtschaftswachstum. Kucken Sie sich das an!

(Angelika Gramkow, PDS: Frankreich droht der blaue Brief!)

Kucken Sie sich das Sachverständigengutachten an!

(Angelika Gramkow, PDS: Ich hab das gelesen.)

Ja, und nicht 3,8, sondern 2,8 Frankreich.

(Angelika Gramkow, PDS: Das ist doch schlimm genug, wenn ein blauer Brief die Franzosen erreicht.)

Ja, aber wir sind noch ein ganzes Stück besser als die Franzosen, Frau Gramkow. Da müssen wir uns fragen: Warum ist es in Deutschland so?

(Angelika Gramkow, PDS: Hätten Sie mir mal zugehört!)

Warum nimmt die Abwanderung junger Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern zu? Warum planen Firmen zunehmend, ihre Produktion ins Ausland zu verlegen? Und wir müssen uns fragen: Welche Konzepte dagegen verfolgen die Regierenden in Berlin und Schwerin?

Hier nur drei Beispiele:

Erstens. Die Eigenheimförderung soll drastisch reduziert werden, beschließt Rot-Grün in Berlin. Und dieses, obwohl Fachleute darauf hinweisen, dass mit jedem ausgegebenen Euro in der Eigenheimförderung mehr als 3 Euro Steuereinnahmen wieder hereingeholt werden,

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Eckhardt Rehberg, CDU: Richtig, das ist der Punkt!)

und obwohl, meine Damen und Herren, Fachleute darauf hinweisen, dass jeder Euro Eigenheimförderung mehr als 7 Euro Kapital mobilisiert, nicht nur für die Bauwirtschaft und deren Zulieferer, sondern auch für die Möbelindustrie, für den Gartenbau, für die Textilindustrie, für die Hersteller von Haustechnik und vieles mehr. Dieses, meine Damen und Herren, ist ein Programm für Arbeitsplatzabbau. Und ich bin gespannt, wie sich diese Landesregierung, wie Sie sich dazu stellen werden!

Zweitens. Rot-grüne Sparpläne sehen die Streichung der steuerlichen Förderung des Denkmalschutzes vor. Auch dazu hätte ich heute gerne in der Erklärung von Frau Keler etwas gehört. Herr Metelmann, haben Sie ihr nicht gesagt, welche Folgen das haben kann für unsere Städte?!

(Zuruf von Peter Ritter, PDS)

Die Folge ist, Kulturgüter verfallen. Aber das ist nicht die einzige Folge. Die Erhaltung von Denkmalen ist arbeitsintensiv.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

70 bis 80 Prozent sind Personalkosten.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

Lohn- und Einkommenssteuerausfälle, Grunderwerbssteuerausfälle, Umsatzsteuerausfälle und Entlassungen sind die Folge. Anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass von Nachhaltigkeit Berliner Finanzpolitik keine Rede sein kann.

Drittens. Und hier in diesem Land? – Der Anstieg von Personalausgaben soll reduziert werden. Der Anstieg von Personalausgaben soll reduziert werden!

(Heiterkeit bei Eckhardt Rehberg, CDU)

Die sächlichen Verwaltungsausgaben sollen marginal gemindert werden. Landesprogramme – welche, Frau Finanzministerin? – werden gekürzt. Im Wohnungsbau und im Staatshochbau wird gestrichen.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sieht so ein Umsteuern, sieht so eine Zukunftspolitik für unser Land aus? Ohne Solidarpakt II und Fördermittel der Europäischen Union – ich kann das nur bekräftigen, was Herr Rehberg gesagt hat – wäre unser Haushalt verfassungswidrig. Statt neuer zukunftsweisender Gestaltung, statt die Steuerausfälle zum Anlass zu nehmen, neue zukunftsfähige Gestaltung für dieses Land auf den Weg zu bringen,

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Eckhardt Rehberg, CDU: Richtig.)

Rasenmäher, Stillstand in Schwerin und Berlin. Und damit dieser Stillstand kaschiert wird, verkündet der Ministerpräsident, Mecklenburg-Vorpommern soll zu den Vorreitern der Verwaltungsmodernisierung gehören.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Oh, oh!)

Wo, Herr Ministerpräsident, ist das Konzept zur Eindämmung der Gesetzes- und Verordnungsflut? Das kostet kein Geld, sondern erleichtert es den Unternehmern, Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten.

Und, meine Damen und Herren, ich will Sie noch mit einem drastischen Beispiel, wie diese Landesregierung das Parlament sieht, konfrontieren. Vor wenigen Tagen gab es in der Sparkasse in Ostvorpommern, in Greifswald, eine Veranstaltung, an der der Wirtschaftsminister Herr Ebnet teilgenommen hat und Unternehmer gerade dieses beklagt haben – die Gesetzes- und Verordnungsflut. Da stellt sich unser Minister hin und sagt: Ja, ich bin ganz Ihrer Meinung, aber schuld daran sind die Abgeordneten.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU)

Die Abgeordneten sind also für Verordnungs- und Gesetzesflut zuständig!

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Und außerdem wären die Abgeordneten ja etwas minderbemittelt und könnten das sowieso nicht kapieren. So hat es der Minister wörtlich ausgedrückt.

(Angelika Gramkow, PDS: Wörtlich?! – Heike Polzin, SPD: Das halte ich ja für falsch.)

Ich werde dazu auch noch einen Zeugen von Herrn König bringen, der das absolut abgestritten hat. So ist die Achtung der Landesregierung vor diesem Parlament!

(Eckhardt Rehberg, CDU: Jaja, er wird schon schön rot.)

Wo, Herr Ministerpräsident, ist die Zusammenlegung von Arbeits- und Wirtschaftsministerium, von Umweltund Landwirtschaftsministerium? Das spart Geld und verkürzt Entscheidungswege!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Angelika Gramkow, PDS: Wie viel, Herr Riemann?)

Kann ich Ihnen vorrechnen, Frau Gramkow, machen wir nachher.

(Angelika Gramkow, PDS: Da wäre ich sehr dran interessiert. – Heinz Müller, SPD: Oh ja! Oh ja!)

Wo, Herr Ministerpräsident, ist ein schlüssiges Personalentwicklungskonzept für dieses Land und nicht nur für Einzelbereiche? Nur ein Nichtbesetzen von freien und frei werdenden Stellen reicht nicht aus.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Nach den Plänen der Landesregierung werden wir erst 2010 die Stellenausstattung haben, die 2001 einwohnerbezogen Schleswig-Holstein hatte. Das ist doch keine anspruchsvolle Zielstellung!

(Angelika Gramkow, PDS: Wie sollen wir es denn machen?! Weniger Polizei? Weniger Lehrer?)

Und was genau soll nun diese Superverwaltungsmodernisierung sein?

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wir lassen es so.)