Protocol of the Session on October 9, 2003

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Und, lieber kommunalpolitischer Kollege, dann sind Sie für die Abschaffung der Grundsteuern, denn da wird ja auch kein Gewinn besteuert. Also, was nun, Herr Dr. Jäger?

(Dr. Armin Jäger, CDU: Sie haben doch keine Ahnung! Sie haben doch keine Ahnung!)

Sind Sie dafür, dass ausschließlich Gewinne besteuert werden,

(Beate Schlupp, CDU: Sie reißen alles aus den wirtschaftlichen Zusammenhängen, weil Sie noch nie in der Wirtschaft waren, Herr Müller! – Unruhe bei den Abgeordneten – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS)

oder halten Sie es für denkbar, dass auch andere Dinge besteuert werden?

Also, meine Damen und Herren, ich halte fest, wir haben in unserem Steuersystem – und außer Herrn Dr. Jäger habe ich eigentlich noch niemanden gefunden, der das für grundsätzlich schädlich hält – eine Reihe von Steuern,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Bei der Gewerbe- steuer, Sie müssen mal nachlesen!)

in denen eben nicht am Gewinn oder am Ertrag angesetzt wird,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Bei der Gewerbesteuer!)

sondern an anderen Dingen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Sie sind doch hier wohl auf dem Holzweg.)

Beispielsweise die zahlreichen Verbrauchssteuern, die wir haben,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Eben!)

beispielsweise die Umsatzsteuer,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Eben!)

den meisten als Mehrwertsteuer geläufig, und, für mich im kommunalen Bereich natürlich wichtig, die Grundsteuer.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Realsteuer.)

Es fragt den Landwirt niemand, Frau Schlupp, es fragt den Landwirt auch im Uecker-Randow-Kreis niemand, ob er denn mit seinem Hof Erträge erwirtschaftet in einem Jahr der Dürre wie diesem oder ob er keine Erträge erwirtschaft. Er zahlt seine Grundsteuer A.

(Angelika Gramkow, PDS: Sehr richtig!)

So ist das nämlich.

(Egbert Liskow, CDU: Andere Unter- nehmer, aber andere Unternehmer! Was soll denn dieser Quatsch?)

Also, meine Damen und Herren, dass wir auch Steuern erheben, die nicht an Gewinne anknüpfen, …

(Dr. Armin Jäger, CDU: Andere Unternehmer? Was reden Sie denn da? Sie haben wirklich keine Ahnung! Heute verlieren Sie richtig bei mir an Hochachtung, Herr Müller, das ist schade! – Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

Auweia, auweia!

(Dr. Gerhard Bartels, PDS: Armer Herr Müller! – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

Dann frage ich mich, was ich in der Vergangenheit gemacht habe.

Also, ich halte fest:

Erstens. Wir haben in unserem Steuersystem eine Reihe von Steuern, an denen nicht ausschließlich oder gar nicht am Gewinn oder Ertrag angeknüpft wird.

(Kerstin Fiedler, CDU: Wer austeilt, muss auch einstecken können.)

Zweitens. Die Einbeziehung solcher ertragsunabhängiger Bestandteile bei der Steuerberechnung ist etwas, was

für die Kommunen von erheblicher Bedeutung ist, Herr Jäger,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Jaja.)

weil wir nämlich auf diese Art und Weise die Konjunkturabhängigkeit unserer Steuereinnahmen massiv verringern, es zu einer Verstetigung kommt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Dr. Armin Jäger, CDU: Denken Sie doch mal an die Erfahrungen der letzten Jahre!)

Und ich darf Ihnen noch einmal – vielleicht steige ich dann in Ihrer Achtung wieder – aus dem Deutschen Städtetag zitieren: „Streit gibt es auch darum,“ das merken wir gerade,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

„ob die Ausgaben für Mieten, Pachten und Zinsen in die Gewerbesteuer einzubeziehen sind. Der Deutsche Städtetag hält dies für unerlässlich“,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist doch sein gutes Recht, ja.)

so die schon zitierte „Süddeutsche Zeitung“ vom 25.09. Sie können das in den Beschlüssen des Deutschen Städtetags nachlesen. Die sehen das allerdings ganz anders, aber vielleicht sinken die dann in Ihrer Achtung auch.

Und ein letztes Argument lassen Sie mich zum Thema „Ertragsunabhängige Bestandteile“ hinzufügen. Hier gibt es auch, und auch das ist ja ein Thema, das man ansprechen muss, die Möglichkeit für international operierende Konzerne, zumindest gibt es diese Möglichkeit bisher, bestimmte Erträge, bestimme Gewinne in Regionen zu verschieben, die steuerlich günstiger aussehen,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig, richtig.)

innerhalb Deutschlands oder ins Ausland. Ich habe zum Beispiel eine Fabrikationshalle und die veräußere ich an eine andere Konzerntochter oder -schwester oder -großmutter oder wie auch immer, zahle an diese Miete, verringere damit meinen Gewinn und dieser Vermieter, der natürlich zum Konzern gehört, ist in Liechtenstein und wir erzielen bei uns auf der kommunalen Ebene eine erhebliche Mindereinnahme.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Und ich glaube schon, dass es auch im Interesse von CDU-geführten Kommunen liegen müsste,

(Zuruf von Dr. Till Backhaus, SPD)

dass wir solche Schlüpflöcher stopfen, liebe Kolleginnen und Kollegen,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Armin Jäger, CDU: Das geht doch gar nicht!)

und dass wir ein Stück Steuerehrlichkeit und damit Steuergerechtigkeit hier weiter voranbringen. Das halte ich allerdings für zentral.

Ein weiterer Punkt: Herr Rehberg, Sie haben hier ausgeführt, das sei gegen die Kleinunternehmen, das sei damit existenzgründerfeindlich und damit wirtschaftsfeindlich. Sie haben mit keinem Wort erwähnt, wie es denn bei der Gewerbesteuer mit Freibeträgen aussieht.

(Angelika Gramkow, PDS: Richtig. – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)