Protocol of the Session on September 11, 2003

Ich glaube, es macht auch gar nicht viel Sinn, hier jetzt herumzudiskutieren. Die einzelnen Argumente, mal kommen Sie mit dem Umweltschutz,

(Heiterkeit bei Rudolf Borchert, SPD: Ja.)

dann kommen Sie mit der Schiffssicherheit und so weiter, sind beliebig. Das Ziel ist immer das Gleiche.

Es hat sich schon abgezeichnet, ich habe mich schon vor der Sommerpause gefragt: Bringen die von der CDU jetzt einen Antrag gegen die Windenergie? Und wie sieht er aus? Er kam und er sieht so aus.

(Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Warum hat sich das schon vorher abgezeichnet? Man hat ja einen gewissen Überblick über die Szene

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

und da hat sich im Laufe des Jahres in Bayern etwas ergeben,

(Volker Schlotmann, SPD: So ist das.)

das die Kernenergiewirtschaft in Bayern natürlich auch gesehen hat. In Bayern sind Landtagswahlen

(Dr. Ulrich Born, CDU: Da hätten Sie auch gute Chancen. Da könnten Sie auch kandidieren.)

und da ist der Ministerpräsident etwas zugänglicher für Anliegen. Und dann wurde eine richtige Kampagne inszeniert,

(Volker Schlotmann, SPD: So ist es.)

die von Herrn Stoiber ausging. Man konnte Herrn Stoiber plötzlich in seinem Wahlkampf hören: Für die CSU ist Klimaschutz ganz wichtig, ganz, ganz wichtig!

(Dr. Ulrich Born, CDU: Werden Sie da Minister in Bayern?)

Da hat er plötzlich den Klimaschutz entdeckt. Und kurz darauf hat er dann entdeckt, dass die Subventionierung der Windenergie beziehungsweise die Einstellung der Subventionierung der Windenergie die öffentlichen Kassen retten könnte.

(Volker Schlotmann, SPD: Ja.)

Da kommt aber gar kein Geld raus, das geht ja über das Energieeinspeisegesetz.

(Volker Schlotmann, SPD: Ja, so ist es.)

Das war schon ganz interessant. Und da konnte man natürlich zwei und zwei zusammenrechnen und es kam tatsächlich vier raus. Wer steckt dahinter? Die Kernenergie natürlich, und jetzt noch Klimaschutz und Naturschutz und so weiter. Man lässt nur noch eine Lösung zu, und zwar die Kernenergie. Und die Windenergie, die auch eine Lösung sein könnte, die muss aus dem Verkehr gezogen werden. Das ist das Spiel.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Genau so ist es.)

Es ging ja noch weiter.

(Zuruf von Andreas Bluhm, PDS)

Dann kam Frau Merkel und hat die Parole rausgegeben „Gegen Windenergie“.

(Volker Schlotmann, SPD: Das tut der Union weh. – Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Ich habe das doch ganz genau mitbekommen, sie hat die Parole rausgegeben gegen die Windenergie. Dann war die spannende Frage: Würde die CDU ausnahmsweise der Befehlsausgabe von Frau Merkel folgen? In der Tat, die CDU hat es getan.

(Dr. Gerhard Bartels, PDS: Aha! – Volker Schlotmann, SPD: Ja.)

Und dann kamen Äußerungen von Landespolitikern aus allen Ländern. Seltsamerweise auch vom Ministerpräsidenten aus Sachsen-Anhalt, der plötzlich Reserven oder Bedenken gegen die Windenergie entdeckt hat, obwohl SKET beziehungsweise Enercon einer seiner größten Arbeitgeber ist. Äußerungen kamen auch aus Niedersachsen und so weiter. Das kam richtig durch und natürlich war damit zu rechnen, dass das auch in MecklenburgVorpommern hochkommt. Und jetzt sind wir vor der Situation …

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Ich würde empfehlen, schleichen Sie nicht wie die Katze um den heißen Brei herum.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Sie sind gegen Kernenergie?)

Sagen Sie einfach mal die Wahrheit!

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS)

Und wenn Herr Riemann so heftig für die Arbeitsplätze in der Kernenergiewirtschaft in Bayern kämpft, dann würde ich ihn bitten,

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

mit der gleichen Leidenschaft für die Arbeitsplätze in der Windenergie hier in Mecklenburg-Vorpommern zu kämpfen.

(Beifall und Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Volker Schlotmann, SPD: Ich fasse es nicht!)

Und Sie wissen doch auch, dass wir etwa 1.000 Beschäftigte in der Windenergieindustrie haben. Sie wissen doch auch, wenn es uns gelingt, Offshoreanlagen in der Ostsee zu installieren, dass wir dann mit weiteren 1.000 Arbeitsplätzen rechnen können. Herr Riemann, das wäre einmal Leidenschaft wert und das wäre einmal Einsatz wert. Aber hier immer die bayerischen Interessen zu vertreten, das geht, glaube ich, ein bisschen an den Landesinteressen vorbei.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Herr Minister, gestatten Sie eine Anfrage des Abgeordneten Riemann?

Nein.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Er will ja Minister in Bayern werden.)

Nein, habe ich gesagt.

(Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Und was hier dann im Interesse der Kernenergiewirtschaft gemacht wird, das ist natürlich schon manchmal ein Schuss in das eigene Tor. Die CDU stellt sich vor allem in den Küstenorten auf und macht mobil gegen Offshorewindparks. Herr Schlotmann hat schon ungefähr gesagt, wie das ist.

(Wolfgang Riemann, CDU: Was sagt denn die Landrätin von Rügen dazu? – Volker Schlotmann, SPD: Die steht nicht hier, hier ist der Minister. Haben Sie das noch nicht mitgekriegt? – Wolfgang Riemann, CDU: Ja, Sie wissen es doch.)

Das ist eine Zauberfrage, Herr Riemann.

(Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Fragen Sie die Landrätin selbst! Sie wissen doch genau, dass Sie hier einen Pappkameraden aufbauen, den Sie dann erschießen wollen.

(Beifall Beate Mahr, SPD – Wolfgang Riemann, CDU: Nein, das wollen wir nicht.)

Aber es ist ja nicht nur die Unwahrheit, wenn Sie sagen, dass die Schiffssicherheit gefährdet ist und keiner darauf achtet. Es wird alles exakt untersucht und wenn es hier eine Gefährdung gibt, dann gibt es keine Offshoreanlagen.