Protocol of the Session on May 29, 2002

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

dann raten Sie den Hamburger Unternehmern nicht ab, in Mecklenburg-Vorpommern zu investieren, sondern fordern Sie sie auf zu investieren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Angelika Gramkow, PDS – Dr. Ulrich Born, CDU: Das sind doch nur Worthülsen, aber keine Problemlösun- gen. – Zurufe von Harry Glawe, CDU, und Eckhardt Rehberg, CDU)

Herr Rehberg, es gibt auch in Ihrer Partei Bürgermeister, Politiker und so weiter, die haben auch schon Investoren hier ins Land geholt.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das ist aber erstaun- lich, dass Sie das auch schon gemerkt haben.)

Aber, Herr Rehberg, bei Ihnen, Sie sind ja nun lange genug in der Politik, ist mir noch nie aufgefallen oder bekannt geworden, dass Sie auch nur einen Investor nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht hätten.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Angelika Gramkow, PDS – Heiterkeit bei Dr. Ulrich Born, CDU, und Harry Glawe, CDU)

Und, Herr Rehberg, bei Ihren Vorschlägen, die Sie zur Wirtschaftspolitik machen – jetzt kann man ja nicht auf jedem Feld kompetent sein,

(Dr. Ulrich Born, CDU: Sind Sie eigentlich Parteisprecher oder sind Sie Minister?)

das gebe ich ja zu, es gibt auch den Generalisten –,

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

aber bei den Vorschlägen, die Sie zur Wirtschaftspolitik machen, da gibt es schon an einer Stelle einen ganz gewaltigen Unterschied. Sie wollen die Investitionszulage für unsere Unternehmen abschaffen, haben Sie gesagt. 430 Millionen Mark Investitionsförderung für unsere Wirtschaft in einem Jahr. 430 Millionen!

(Eckhardt Rehberg, CDU: Was er- zählen Sie denn für einen Unsinn?!)

430 Millionen!

(Eckhardt Rehberg, CDU: Herr Ebnet! Herr Ebnet, bleiben Sie bei den Tatsachen!)

Na, die „Financial Times“ hat es ja richtig berichtet damals.

(Eckhardt Rehberg, CDU: Die Investitions- zulage, es wäre ja traurig, wenn sie nur 430 Millionen betragen würde. Sie kennen nicht mal die Zahlen, Herr Minister Ebnet!)

Herr Rehberg!

(Eckhardt Rehberg, CDU: Sie kennen nicht mal die Zahlen! – Dr. Ulrich Born, CDU: Sagen Sie bewusst die Unwahrheit oder wis- sen Sie es nicht?! – Eckhardt Rehberg, CDU: Sie wissen es nicht.)

430 Millionen Mark im Jahr 2001 Investitionszulage.

(Eckhardt Rehberg, CDU: Das stimmt doch überhaupt nicht, was Sie erzählen.)

Jetzt kommen wir zum Investitionszuschuss.

(Eckhardt Rehberg, CDU: Die Investitionszulage beträgt 2,3 Milliarden Euro. Das ist die Wahrheit.)

Ja, aber nicht für Mecklenburg-Vorpommern – leider, ich hätte es ja gerne hier im Land –,

(Eckhardt Rehberg, CDU: Ja, für die ganzen neuen Bundesländer.)

sondern für ganz Ostdeutschland. Na, da haben wir es ja schon wieder.

(Irene Müller, PDS: Er ist doch der Berater Ost.)

Sie sind ein bisschen über Mecklenburg-Vorpommern hinausgerutscht.

(Heinz Müller, SPD: Stoiber-Berater.)

Also 430 Millionen für die Unternehmen dieses Landes. Dazu wollen Sie die Investitionszuschüsse, die wir ja auch noch geben, oben drauf, das sind so ungefähr 500 bis 600 Millionen, also insgesamt 1 Milliarde. Die Investitionszuschüsse wollen Sie nicht mehr den Unternehmern bar in die Kasse geben, sondern als Darlehen gewähren.

(Heiterkeit bei Eckhardt Rehberg, CDU: Baron Münchhausen ist gar nichts dagegen.)

Dadurch wird natürlich jede Bilanz noch schlimmer und so weiter.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Angelika Gramkow, PDS)

Es geht um 1 Milliarde Mark, bei der Sie sich hoffentlich einfach vertan haben, Herr Rehberg.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Entweder sagen Sie die Unwahrheit oder Sie verstehen es nicht oder Sie wissen es nicht. – Zurufe von Harry Glawe, CDU, und Eckhardt Rehberg, CDU)

Ich lese nur Ihr Programm. Das können Sie auch mal lesen, da steht es drin.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Also für einen Minister eine Katastrophe.)

Meine Damen und Herren, ich werde den Eindruck nicht los,

(Dr. Ulrich Born, CDU: Katastrophal! Katas- trophal, was Sie als Minister hier bringen.)

ich werde den Eindruck nicht los, Sie nehmen die Probleme hier im Land nicht ernst.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Ulrich Born, CDU: Er führt sich wie ein schlechter Parteisprecher auf. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Sie nehmen die Menschen nicht ernst. Sie nehmen nur eins ernst und das ist die CDU. Und das ist mir zu wenig.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Das Wort hat die Abgeordnete Frau Borchardt von der PDS-Fraktion.

Wir machen immer einen Dialog und Parteienwechsel.

(Volker Schlotmann, SPD: Das tat der CDU weh, mein Gott!)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der hier zu beratende Antrag heißt „Demographische Entwicklung – Herausforderung für ein zukunftsorientiertes Land“. Was wir bisher gehört haben, und es tut mir wirklich Leid, war eigentlich nur die Thematisierung „Abwanderung von jungen Menschen in Mecklenburg-Vorpommern“. Wir haben jedoch versucht zu sagen, Demographie ist etwas mehr, nicht nur die Abwanderung. Aber die Diskussion zeigt natürlich deutlich, dass die CDU nur eins wollte, sie wollte thematisieren, dass junge Menschen unser Land verlassen und dass daran die Politik von Rot-Rot schuld sei. Ich glaube, da sollten wir uns alle ganz heftig gegen wehren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS)

Zunächst einmal, bei aller Debatte, die wir heute geführt haben, frage ich mich: Wenn Sie heute alles besser wissen, und ich sage es ganz bewusst, warum haben Sie das vor der Oppositionszeit nicht getan? Warum wurde vor der Oppositionszeit nicht deutlich gesagt, wo denn die Weiterbildungsmittel, die arbeitsmarktpolitischen Instrumente, die gesamten Fragen der Fortbildung und Weiterbildung zielgerichtet hingehen sollen? Nein, Sie haben immer gesagt, das wird schon die Wirtschaft und der Markt wird das alles richten. Heute verlangen Sie genau das Gegenteil.

(Beifall Angelika Gramkow, PDS, und Annegrit Koburger, PDS)

Und das, was wir im Moment machen, dass das Arbeitsministerium gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium ganz deutlich zeigt, wo die Zukunftsperspektiven im Lande sind, wo man die Gelder zielgerichtet einsetzt, das wollen Sie im Grunde genommen überhaupt nicht, zumindest wollen Sie es nicht wahrnehmen. Denn Sie, und das sage ich so frei heraus, Sie haben uns die ganzen anderen Jahre immer deutlich gesagt, Fortbildung und Umschulung sind notwendig, aber ob die Menschen da weiterhin eine Zukunft haben, das ist eine andere Frage.