Protocol of the Session on June 28, 2001

(Dr. Margret Seemann, SPD: Was ist denn das, sagen Sie mal? Das ist ja anmaßend. Das ist ja anmaßend, was Sie machen, Herr Riemann!)

Die Frau Finanzministerin, meine Damen und Herren, wird vortragen, dass

1. der Antrag unseriös ist,

2. der Antrag nicht finanzierbar ist und

(Rudolf Borchert, SPD: Richtig. – Dr. Gerhard Bartels, PDS: Es ist vor allem unnötig. – Reinhard Dankert, SPD: Verkünden Sie doch gleich das Abstim- mungsergebnis und dann ist die Sache gut.)

3. das alles sowieso nicht geht.

Aber, meine Damen und Herren, worum geht es in unserem Antrag?

Erstens. Es geht uns darum, dass wir, dass dieses Land einen kleinen Beitrag zur Steuervereinfachung leistet.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS – Dr. Gerhard Bartels, PDS: Das Gegenteil ist der Fall.)

Zweitens. Es geht uns darum,...

Ich weiß, dass Sie dazu keinen Mut haben, meine Damen und Herren von den Koalitionsfraktionen.

(Dr. Gerhard Bartels, PDS: Wir werden Ihnen das mal sagen, wie das mit dem Mut ist.)

Ich weiß, dass Ihnen der Mut in diesem Land ausgegangen ist, dass dieses Land in einem weiteren Stillstand verharren soll.

(Heiterkeit bei Dr. Gerhard Bartels, PDS: Herr Riemann!)

Zweitens. Es geht uns darum, dass Steuerbürokratie beseitigt wird.

Ja, wir haben den Stillstand, Herr Dr. Bartels, den Stillstand bei Arbeitslosigkeit,

(Dr. Gerhard Bartels, PDS: Ja doch, Herr Riemann!)

die Steigerung der Jugendarbeitslosigkeit.

(Dr. Gerhard Bartels, PDS: Ja doch, Herr Riemann!)

Diesen Stillstand haben wir

(Dr. Gerhard Bartels, PDS: Ja.)

und diesen Stillstand haben Sie verursacht.

(Beifall Reinhardt Thomas, CDU)

Das wollen wir ja immer feststellen.

(Dr. Gerhard Bartels, PDS: Gehen Sie mal auf Ihr Thema ein. Das ist viel besser, als wenn Sie schreien. – Zuruf von Barbara Borchardt, PDS)

Es geht uns zweitens, Herr Präsident,...

(Zuruf von Reinhard Dankert, SPD – Glocke des Präsidenten)

Herr Riemann, Sie leisten allerdings viel Beihilfe, dass es hier laut wird.

Sicher. Ich bin der, der dazwischenquatscht. Sicher.

(Heiterkeit bei Annegrit Koburger, PDS – Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

Es geht uns zweitens darum, dass Steuerbürokratie beseitigt wird, und drittens...

Herr Riemann, ich erteile Ihnen einen Ordnungsruf

(Götz Kreuzer, PDS, und Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Das war aber schon der zweite.)

für diesen unnötigen Ausdruck und bitte Sie jetzt, Ihre Rede in Ruhe weiter vorzutragen.

Drittens. Es geht uns darum, dass Unternehmen auch in diesem Land Steuervermeidungsstrategien fahren, von denen nur Steuerberater profitieren, und diese durch umfangreiche Arbeit in den Finanzämtern überprüft werden müssen.

Sie sehen also, meine Damen und Herren, schon heute vermeiden Eigentümer und Gesellschaften mittels komplizierter Vertragsgestaltung bei Umstrukturierungsmaßnahmen die Zahlung von Grunderwerbssteuern. Es wird also kein Einnahmeausfall auftreten, wie ihn gleich die Finanzministerin suggerieren wird, allenfalls ein marginaler bei kleineren Unternehmen, die sich eine umfangreiche Beratung in steuerlicher Hinsicht nicht leisten können. Den allenfalls marginalen Steuerausfällen steht allerdings eine Arbeitsentlastung der Finanzämter gegenüber,

(Heiterkeit bei Dr. Gerhard Bartels, PDS)

die – und darauf lege ich Wert – dazu genutzt werden könnte, die Betriebsprüfungen zu verstärken, was zu mehr Steuergerechtigkeit und zu Mehreinnahmen führen wird.

Und, meine Damen und Herren, wer sich einmal die Situation der Betriebsprüfungen hier in diesem Land anguckt, der weiß genau, dass wir sieben bis zehn Jahre bei kleineren und mittleren Unternehmen brauchen, bevor sie einmal überprüft werden hinsichtlich ihrer steuerlichen Gestaltung, und dass da Einnahmeausfälle in Größenordnungen schlummern, die diese marginale, die wir heute hier vorschlagen, bei weitem kompensieren.

(Beifall Reinhardt Thomas, CDU, und Jörg Vierkant, CDU – Reinhardt Thomas, CDU: Richtig.)

Und im Übrigen, meine Damen und Herren – Sie haben vorhin noch so gelächelt –, hat die Bundesregierung schon im April 2001, Ihre Bundesregierung,

(Reinhard Dankert, SPD: Das ist auch Ihre.)

in einem Bericht an den Finanzausschuss des Deutschen Bundestages eine Gesetzesformulierung zur Weiterentwicklung der Unternehmensbesteuerung vorgelegt, die auch in unserem Sinne Missbräuche verhindert und im Sinne dieses Antrages wirkt. Stimmen Sie also unserem Antrag zu oder, falls Sie sich dazu noch nicht entschließen

können, überweisen Sie ihn in den Finanzausschuss! – Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall Reinhardt Thomas, CDU, und Jörg Vierkant, CDU – Reinhardt Thomas, CDU: Schöne Rede. Schönen Gruß an Arthur König!)

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 30 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat zunächst die Finanzministerin Frau Keler. Bitte sehr, Frau Ministerin.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich mache es kurz zu fortgeschrittener Stunde. Vor allen Dingen ist die Fraktion, die den Antrag gestellt hat,

(Heiterkeit bei Sylvia Bretschneider, SPD: Ist gar nicht da.)

noch mit eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Abgeordneten anwesend.