Protocol of the Session on April 5, 2001

(Heike Polzin, SPD: Ja.)

Wir mögen also nach dem Wunsch der CDU, so entnehmen wir es dem Antrag, beschließen, dass wir das Recht einer jeden Bürgerin und eines jeden Bürgers bekräftigen, dass sie sich in allen Angelegenheiten an die Landesregierung und den Landtag wenden können und dass das vertraulich zu behandeln ist.

(Wolfgang Riemann, CDU: Genau.)

Ja, ich frage Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU: Wer hat denn das jemals bestritten,

(Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU – Zuruf von Lorenz Caffier, CDU)

so dass wir es jetzt neu beschließen müssten?

(Zurufe von einzelnen Abgeordneten der CDU: Die Praxis! – Wolfgang Riemann, CDU: Das ist ja wohl die Praxis.)

Das ist doch konkrete, ganz ordentliche und

(Wolfgang Riemann, CDU: Die Praxis ist genau andersherum ausgeübt worden. – Harry Glawe, CDU: Sie kommen doch aus der Gegend da.)

gegenwärtige Verfassungslage, meine Damen und Herren von der CDU.

(Lorenz Caffier, CDU: Warum regen Sie sich überhaupt so auf?!)

Deshalb werden wir das gewiss nicht noch einmal beschließen oder bekräftigen müssen. Wenn Sie aber schon derart abheben, liebe Kollegen der CDU,

(Harry Glawe, CDU: Wat?)

dann sollten Sie es wenigstens auch juristisch stimmend tun. Es steht nämlich wirklich die Frage: Wo ist denn hier der Verstoß der Staatskanzlei? Das zur Bekräftigung in Ziffer 2 Ihres Antrages.

Aber was will die CDU weiter? Nun, wir sollen, meine Damen und Herren, in Punkt 3 gleich noch einen Appell beschließen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den kommunalen Direktwahlen einen fairen und offenen Wahlkampf führen möchten. Nun, ich gestehe, dass ich mir zumindest vorzustellen vermag, was ein fairer Wahlkampf ist,

(Heiterkeit bei Heike Polzin, SPD: Ja. – Ute Schildt, SPD: Ja, wir auch.)

denn da gehört, glaube ich, nicht viel an Einsicht dazu. Meist ist es das Gegenteil von dem, was die CDU in Wahlzeiten so sagt und treibt,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Dr. Gerhard Bartels, PDS)

als da sind, ich erinnere nur an Wahlplakate mit roten Socken und blutroten SPD/PDS-Einheitshänden,

(Harry Glawe, CDU: Soldaten sind Mörder. – Till Backhaus, SPD: Und schwarzen Koffern! – Wolfgang Riemann, CDU: Soldaten sind Mörder. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Rufmordkampagnen gegen Kandidaten anderer Parteien,

(Zuruf von Heinz Müller, SPD)

Schmutzkampagnen gegen Politiker – die Kette ließe sich fortsetzen.

(Wolfgang Riemann, CDU: Stoiber gleich Hitler. – Zuruf von Heinz Müller, SPD)

Hier könnte die CDU,

(Wolfgang Riemann, CDU: Stoiber gleich Hitler.)

bevor sie uns einen derartigen Appell abverlangt, die Einkehr oder Umkehr in den eigenen Reihen befördern. Dann würde ein Schuh daraus.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Dr. Gerhard Bartels, PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Fassen Sie sich erst mal selber an die Nase!)

Und, meine Damen und Herren, früher sagte man dazu Selbstkritik.

(Harry Glawe, CDU: Jaja.)

Also, was ein fairer Wahlkampf ist, weiß ich somit.

(Harry Glawe, CDU: Hasch an Schulen – PDS!)

Was nun allerdings „offener Wahlkampf“ bedeutet, kann ich mir dann doch nicht so richtig vorstellen,

(Gerd Böttger, PDS: Das Ergebnis ist offen.)

oder es sei denn, man geht davon aus, Herr Rehberg, Herr Caffier und die Kollegen der CDU-Fraktion, Sie hätten bisher Ihren Wahlkampf zu Hause im Parteikämmerlein oder im Dunkeln geführt.

(Irene Müller, PDS: Undercover!)

Ich frage also ganz einfach: Wollen Sie uns mit diesem Antrag ganz und gar für dumm verkaufen? Und wo ist denn hier der Verstoß der Staatskanzlei?

(Till Backhaus, SPD: Wir sind doch hier nicht im Mediamarkt.)

Wie es Ihnen nicht um einen fairen und offenen Wahlkampf geht, so geht es Ihnen auch nicht um die Ernsthaftigkeit des Eingaberechts, das gefährdet sei, wie Sie es in Punkt 1 Ihres Antrages vorgeben. Ihnen geht es um Haupt- und Staatsaktionen hier im Landtag, um Getöse, um Provinzpossen. Ich will das nicht weiter ausführen.

(Zuruf von Irene Müller, PDS)

Sie tun mit Ziffer 1 nichts anderes als das, was im Volksmund umschrieben wird: „Man würde mit der Wurst nach dem Schinken werfen.“

(Wolfgang Riemann, CDU: Irgendwas bleibt schon hängen.)

Auf billige und ganz unredliche Art und Weise wollen Sie bereits wieder, wie heute Vormittag, wie gestern geschehen, dem Ministerpräsidenten und dieser Regierung ans Leder. Das ist doch des Pudels Kern!

(Harry Glawe, CDU: Und dann sind Sie abgewählt.)

Insoweit haben wir den Hintersinn Ihres Antrages schon begriffen. Allerdings frage ich mich nun ernstlich, was denn die CDU dermaßen auf die Palme gebracht hat, dass der Landtag, das heißt, dass das gesetzgebende Organ, die Stätte der politischen Willensbildung sowie die Kontrollinstanz des politischen und exekutiven Handelns der Regierung

(Wolfgang Riemann, CDU: Von Kon- trolle ist bei Ihnen nicht viel zu spüren.)

in diesem konkreten Einzelfall bemüht werden muss. Nun, der Antrag besagt, die CDU hätte davon gehört beziehungsweise es ist ihr gesteckt worden, einem ganz bestimmten Wittenburger Bürger, der der CDU natürlich bestens bekannt ist und den sie vor Ort bereits als Wahlkandidaten geparkt hat,

(Harry Glawe, CDU: Den kennen Sie doch auch.)

sei auf nicht saubere und faire Weise ein Schreiben an den Ministerpräsidenten als Echo um die Ohren geschlagen worden und es sei ein Bumerangeffekt eingetreten. Na wenn das so stimmt, meine Damen und Herren, dann kann man natürlich sagen, das ist nicht in Ordnung.

(Till Backhaus, SPD: Der Bürgermeister war doch mal ein Schwarzer.)

Aber was mich dann doch wundert, ist, warum Sie sich so lauthals darüber aufregen und nicht in erster Linie der Betroffene sein Vetorecht wahrnimmt, sondern die CDU als die Partei der Gerechten hier auftritt.