Aber es reicht natürlich nicht, das nur zu erkennen, sondern man muss auch gucken, was der Senat real tut. Und es ist einfach so: Seitdem Rot-Grün in Hamburg regiert, hat sich die Situation an der Akademie der Weltreligionen an der Hamburger Universität Schritt für Schritt verschlechtert. Das heißt, diese Kräfte, die dort dafür sorgen, dass wir in Hamburg Religionslehrer haben, die in diesen Religionen ausbilden können, diese Professoren haben Hamburg verlassen, weil sie von anderen deutschen Städten einen Ruf bekommen und Bedingungen bekommen haben, bei denen Hamburg nicht mitgehalten hat. Und dieses mangelnde Engagement bei dieser Perle in Hamburg werfe ich Ihnen in der Tat vor. Da reichen nicht einfach nur Absichtserklärungen, sondern da muss mehr passieren, da brauchen wir Taten, damit die Situation in Hamburg besser wird.
Deswegen ist unser Zusatzantrag, sehr klipp und klar und voller Konsequenz beides zu tun, nämlich an der Akademie der Weltreligionen endlich die Frage, welche Ressourcen wir für die Ausbildung von Religionslehrern in Hamburg brauchen, zu beantworten und damit den Grundstein dafür zu legen, dass nicht nur geklärt wird, was wir brauchen, sondern dass die politischen Entscheidungen getroffen werden,
Und das Zweite: Zum x-ten Mal schreiben Sie, man möge doch überlegen, wie, wann und wo und mit welchen anderen Bundesländern man eine theologische Ausbildung machen kann. Nein, Hamburg ist groß genug, Hamburg ist bedeutend genug und Hamburg hat eine zentrale Rolle im norddeutschen Raum, wir brauchen an einer öffentlichen Hamburger Universität eine islamische Theologie. Das ist das erfolgreiche Konzept gegen Islamismus, gegen islamischen Radikalismus. An deutschen Universitäten, öffentlichen Universitäten, eine islamische Theologie:
Das brauchen wir in Hamburg, und genau das ist unser Antrag und unser Vorschlag, und ich bin mir relativ sicher, Herr Abaci, bevor Sie Ihre Zwischenfrage gleich stellen dürfen,
Und ich habe Ihre Intention schon so verstanden. Herr Abaci, die Zwischenfrage wird Ihnen gestattet.
In meiner Rede habe ich zumindest versucht deutlich zu machen, was Imame von Lehrerinnen und Lehrern unterscheidet, die in den Schulen Religion unterrichten, von Theologen. Sie beziehen sich auf das Thema Lehrer. Aber das hat mit diesem Antrag nichts zu tun, dieser Antrag spricht hauptsächlich nur die Imame an, und das ist etwas anderes.
Gut, dass Sie sich dagegen wehren, einen Antrag besser zu machen, als er jetzt schon ist, durch einen Zusatzantrag, das mag so sein.
Aber, ehrlich gesagt, genau die Frage, wie die Schülerinnen und Schüler in den Hamburger Schulen zum Thema Islam auch mit den Inhalten konfrontiert werden, das ist doch eine entscheidende Frage im Kampf gegen den Islamismus und die politische Vereinnahmung des Islams. Und deshalb darf man doch nicht aufhören, da nachzudenken. Es geht doch viel weniger darum, ob der Imam aus dem Ausland Deutsch kann oder nicht, es geht darum, dass er vertraut ist mit unserer Kultur, mit unseren Werten und unseren Angeboten.
Und deswegen ist doch der Religionsunterricht für alle in der Schule ein so wichtiger Baustein, und deshalb darf man den nicht vernachlässigen, Herr Abaci. Es tut mir leid, ich glaube, Sie sind meiner Meinung, Herr Wysocki wahrscheinlich auch, aber ich wünsche Ihnen einfach mehr Durchsetzungsstärke in der eigenen Fraktion, dann klappt das schon. – Danke.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Wersich, Sie können sicher sein, dass die Akademie der Weltreligionen auch für uns ein großes Anliegen ist, und genau
deshalb kümmern wir uns darum. Die Gespräche zur Lösung der Probleme laufen momentan und wir sind auf einem guten Weg.
Auf der anderen Seite steht auch in unserem Petitum sehr klar, dass wir prüfen wollen, unter welchen Umständen eine Ausbildung von islamischen und alevitischen Religionsgelehrten in Hamburg oder in Kooperation mit anderen Bundesländern auf die Beine gestellt werden kann. Das ist auch eine klare Absicht. Das lese ich Ihnen vor und das ist sehr sichtbar und verständlich dargestellt in Punkt 3 des Petitums. Insofern verstehe ich diese Aufregung nicht.
Geistliche und Religionsgelehrte aller Religionen leisten in Hamburg einen wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Sie können Orientierung geben, die Gläubige im Alltag auch zum Beispiel bei persönlichen Krisen suchen. Darüber hinaus präsentieren sie ihre Gemeinden und besetzen so eine wichtige Schnittstelle für den Austausch zwischen Staat, Gesellschaft und Gläubigen. Auf diese Weise nehmen Geistliche und Religionsgelehrte eine wichtige gesellschaftliche Rolle ein, und diese müssen sie auch persönlich mit Leben füllen. Hierbei ist es natürlich hilfreich, wenn sie selbst über einen vertieften Einblick in unsere Gesellschaft verfügen. Sie müssen sich innerhalb und außerhalb ihrer Gemeinde verständigen können, wissen, wie der deutsche Staat und die deutsche Gesellschaft funktionieren, und einschätzen können, in welchen Lebenslagen sich die Menschen befinden, mit denen sie tagtäglich zu tun haben und in Kontakt sind. Besonders wichtig wird es dann, wenn es um das Thema Integration geht. An dieser Stelle sind Kenntnisse der deutschen Sprache und ein umfassendes Verständnis der deutschen Gesellschaft von zentraler Bedeutung.
Als die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1984 ein Abkommen mit der Republik Türkei zur Entsendung türkischer Imame abschloss, war man von dem Ziel der Förderung von Integration noch weit entfernt. Vielmehr ging es darum, die vorübergehende religiöse Betreuung von türkischen Muslimen sicherzustellen, die im Zuge der Arbeitsmigration nach Deutschland gekommen waren. Aber heute, 35 Jahre später, ist es nicht leicht nachvollziehbar, dass noch immer viele türkische Staatsbedienstete in deutschen Moscheen arbeiten und dementsprechend auch durch Ankara ausgebildet und bezahlt werden. Menschen muslimischen Glaubens machen heute einen bedeutenden Teil der deutschen Bevölkerung aus. Der größte Teil dieser Menschen ist hier geboren, aufgewachsen und sozialisiert. Deshalb ist die bisherige Entsendepraxis von Imamen aus der Türkei gesellschaftlich überholt. Über kurz oder lang müssen wir diese Abhängigkeit von Ankara beenden. Dieses Ziel können wir aber nur erreichen, wenn wir anfangen, mehr Imame bei uns in Deutschland auszubilden, und zusätzlich muss auch dafür gesorgt werden,
Das sind große Herausforderungen, und es ist klar, dass wir diese nicht allein in Hamburg werden lösen können. Nichtsdestotrotz möchten wir hier aber einen ersten Schritt gehen und prüfen, wie wir in Hamburg islamische und alevitische Religionsgelehrte ausbilden können. Natürlich wird dieser Prozess einige Zeit dauern. Deshalb wollen wir als rot-grüne Koalition schauen, wie wir die Religionsgelehrten, die heute in Hamburg tätig sind, bestmöglich in ihren gesellschaftlichen Funktionen unterstützen können.
Bereits heute bietet die BASFI ein gut angenommenes freiwilliges Weiterbildungsprogramm für Hamburger Religionsgelehrte an. Wir wollen prüfen, wie wir diesen Ansatz inhaltlich erweitern können und wie wir die Reichweite dieser Programme weiter erhöhen können.
Darüber hinaus appellieren wir an die Bundesebene, darauf hinzuwirken, dass ausländischen Geistlichen bereits vor ihrer Entsendung adäquate Bildungsangebote angeboten werden, und, wenn möglich, sollte die Teilnahme an diesen Programmen zur Voraussetzung für eine Tätigkeit in Deutschland gemacht werden. Dass die Bundesregierung laut Medienberichten in diesem Bereich mittlerweile bereits tätig geworden ist, ist in diesem Kontext natürlich zu begrüßen. Wir werden mit Interesse verfolgen, was aus diesen Ankündigungen wird. – Danke schön.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Präsident! Herr Wersich hat meines Erachtens völlig zu Recht von einem Handlungsdruck gesprochen. Trotzdem finde ich, dieser Antrag ist so überflüssig wie ein Kropf. Auch Rot-Grün dürften doch – und Frau Demirel hat es auch gerade gesagt – die Pläne des Bundesinnenministers bekannt sein, die Visabestimmungen zu ändern und Sprachzertifikate zur Voraussetzung zu machen. Dass sich eine rot-grüne Koalition jetzt bemüht, Herrn Seehofer zum Jagen zu tragen und ihm noch zuvorzukommen, finde ich so unnötig wie peinlich.
Und das sage ich ausdrücklich in Richtung GRÜNE, die, und darauf hat Herr Wersich eben noch einmal hingewiesen – ich sage es nur mit der entgegengesetzten Intention –, vor Jahr und Tag, und
zwar als Regierungsfraktion, nicht etwa aus der Opposition heraus, genau das abgelehnt haben. Sie hatten damals recht. Und warum haben Sie heute Ihre Position geändert?
Frau Kollegin, der Antrag hat nicht nur die Frage, die auf Bundesebene gerade in der Diskussion ist, sondern wir haben auch noch einen Punkt, was die Ausbildung grundsätzlich der Imame betrifft, weil wir einerseits kurzfristig denken und andererseits natürlich on the long, und insofern muss beides zusammen gedacht werden. Da verstehe ich Ihre Kritik wenig.
Herr Müller, wenn Sie noch ein bisschen Geduld gehabt hätten, wäre ich auf diese Frage zu sprechen gekommen. Deshalb erlauben Sie mir bitte, dass ich jetzt die vorbereitete Reihenfolge einhalte und auf Ihre Frage dann etwas später antworte.
Ja, es ist so, das stimmt, 80 bis 90 Prozent der Imame in Deutschland werden aus dem Ausland geschickt und meist auch vom Ausland bezahlt. Das war in einer frühen Phase der Arbeitsmigration aus der Türkei oder Nordafrika noch verständlich und kaum anders möglich. Heute ist es alles andere als ein zufriedenstellender Zustand.