Protocol of the Session on February 27, 2019

(Zurufe)

aber warum denn die große Aufregung? Hören Sie doch erst einmal zu.

(Beifall bei der CDU, der FDP und der AfD)

Also, ich stelle zunächst einmal fest, dass die SPD eigentlich inhaltlich gar nichts gesagt hat,

(Beifall bei der CDU, der FDP und der AfD – Wolfgang Rose SPD: Wir haben hier eine Aktuelle Stunde!)

denn hier steht zur Aktuellen Stunde das ParitéGesetz. Die GRÜNEN haben sich klar festgelegt; sie haben eine klare Linie aufgezeigt, was sie sich vorstellen. Kein Gesetzesantrag allerdings, insofern diskutieren wir in gewisser Weise natürlich nach Presselage und Beschlusslage der GRÜNEN und nicht über einen ordentlichen Gesetzentwurf, wie man es eigentlich zu erwarten hätte, denn wir haben in anderen Bundesländern schon Gesetzentwürfe.

(Gabi Dobusch SPD: So macht man das!)

Aber das stellen wir jetzt einmal hintenan.

Dann ist die Verfassung zitiert worden. Aber die Verfassung ist natürlich sehr einseitig, nämlich nur in Bezug auf die Frage des Hinwirkens auf die Gleichstellung, zitiert worden. Das ist auch richtig. Aber die Verfassung hat glücklicherweise noch weitere Artikel, die sich – und darauf hat Frau von Treuenfels-Frowein völlig zu Recht hingewiesen – mit der Gleichheit und mit der Freiheit beschäftigen. Das sind also Spannungsfelder und da kann man nicht einfach sagen, das stehe da so drin, jetzt müsse man das so machen. Haben Sie auch nicht. Sie haben schön gesagt, wir müssten einmal prüfen und wir müssten einmal gucken und dann schauen wir mal, wo wir am Ende bleiben. So geht es natürlich nicht.

(Beifall bei der CDU)

Ein Blick in die Historie, ein Blick heute auf die Realität. Und in der Tat, wir sind doch weit gekommen.

(Heiterkeit bei der SPD)

(Zurufe)

Also, wenn Sie sich dann wieder darüber eingekriegt haben, will ich das vielleicht fürs ganze Haus …

(Dirk Kienscherf SPD: Zwei Frauen haben Sie nur!)

Herr Kienscherf, ich will das gern für das ganze Haus …

(Glocke)

Normalerweise haben immer nur Frauen die Schwierigkeit, durchzudringen. Jetzt geht es ausnahmsweise sogar Herrn Seelmaecker so, dass so viel dazwischengesprochen wird,

(Dirk Kienscherf SPD: Der übt schon für die Parität!)

dass wir hier oben jedenfalls Schwierigkeiten haben, dem Redner zu folgen. Wir haben noch sehr viel Zeit in dieser Aktuellen Stunde, Sie können sich alle noch melden. Tun Sie das gern oder stellen Sie Zwischenfragen, machen Sie Zwischenbemerkungen, aber einmal ausreden lassen wäre, glaube ich, ganz angebracht.

(Beifall bei der CDU und der AfD)

Vielen Dank. Ich möchte das gern gleich zum Anlass nehmen, Herr Kienscherf, damit das ganze Haus hört, was Sie gesagt haben. Das ist doch der stereotype Vorwurf, den wir uns immer wieder gefallen lassen müssen, wir könnten nicht Frauen,

(Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein FDP: Da seht ihr mal!)

weil wir als CDU in dieser Bürgerschaft 18 männliche Abgeordnete und nur zwei weibliche haben. Nur, damit das ganze Haus dieses gehört hat.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Gern will ich dazu auch gleich noch konkret sprechen.

(Zurufe)

Ja, ich will Ihnen gleich anhand des Beispiels zeigen, warum das, was Sie machen wollen, im Grunde genommen am Ende gar nicht so funktionieren kann, wie Sie es wollen.

(Beifall bei der CDU)

Aber dazu kommen wir gleich.

(Ksenija Bekeris)

Wir sind weit gekommen.

(Dirk Kienscherf SPD: Genau, mit zwei Frau- en!)

1902 hat die Pädagogin Minna Cauer völlig zu Recht gesagt, die Frau gehöre nicht mehr ins Haus, sie gehöre in dieses Haus, und damit meinte sie den Reichstag. Wo sind wir also hingekommen? Wir sind heute, das haben Sie völlig zu Recht gesagt, bei 38 Prozent Frauen hier im Parlament.

(Gabi Dobusch SPD: Sie nicht!)

Insgesamt. Wir sind beim ersten Bundestag noch bei 6,8 Prozent Frauenanteil gewesen.

(Dirk Kienscherf SPD: Heute sind Sie bei zehn!)

Heute sind es 31,3 Prozent. Die erste Bundestagspräsidentin der Sozialdemokraten war Annemarie Renger, die zweite war Rita Süßmuth 1988 und mit Heide Simonis haben wir seit 1993 auch erstmals eine Ministerpräsidentin gehabt. Jetzt können Sie sich aufregen, so viel Sie wollen, wir haben seit Jahren eine Bundeskanzlerin

(Dirk Kienscherf SPD: Wusste ich's doch!)

und wir haben seit Jahren eine Parteivorsitzende.

(Beifall bei der CDU)

Wir haben eine Generalsekretärin gehabt und wir haben jetzt wieder eine Parteichefin. Davon können andere an der Stelle im hohen Hause sich auch eine Scheibe abschneiden.

(Beifall bei der CDU – Dennis Gladiator CDU: Bei den GRÜNEN darf eine Frau gar nicht!)

Hedwig Dohm brachte es schon 1873 auf den Punkt und sah auch damals schon dieselbe Problematik wie heute: Menschenrechte haben kein Geschlecht. Genau so ist es, Menschenrechte haben kein Geschlecht und blind, wie Justitia ist, geht es doch darum, dass heute tatsächlich auch Frauen Männer oder Männerthemen

(Heike Sudmann DIE LINKE: Männerthe- men?)

und genauso Männer Frauenthemen vertreten können. Was spricht denn in einer aufgeklärten Gesellschaft dagegen, dass Frauen auch darüber sprechen können, was für Männer gut ist oder für Behinderte oder für Ausländer oder für sonst wen? Und andersherum genauso. Es ist ohne Ansehung des Geschlechts doch richtig und wichtig, dass das vertreten wird.

(Beifall bei der CDU, der FDP und der AfD)

Da die Zeit gleich um ist, nur in aller Kürze: Das ist am Ende der Grundpunkt, Gleichheit und Freiheit.

Das dürfen Sie den Menschen nicht nehmen, schon gar nicht beim Wahlrecht.

(Dirk Kienscherf SPD: Kommen Sie mal zu Ihren zwei Frauen zurück!)