Sie stellen sich hier hin und sagen, ein historisierender Neubau sei kein Denkmalschutz, das sei eine Beleidigung der Kulturbehörde. Sie wissen genau: Wenn der alte City-Hof erhalten bleibt, dann darf das nur mit Denkmalschutzauflagen passieren. Diese wird die Kulturbehörde prüfen. Sie reißen aber ab. Dann gibt es gar nichts mehr, was zu schützen ist, das Denkmal ist weg. Das ist wirklich ein Trauerspiel, das Sie hier abgeliefert haben.
Was ich weder bei Ihnen noch bei der Frau Senatorin verstanden habe: Sie selbst sagen in sämtlichen Stellungnahmen, in sämtlichen Antworten: Voraussichtlich ist das Welterbe nicht gefährdet. Voraussichtlich. Sie gehen davon aus. Die können sich dann hier hinstellen und sagen: Die Abbruchbedingung war in Ordnung. Ich nagele Sie fest, Frau Senatorin. Sie haben eben in einem Nebensatz gesagt: Solange eine Gefährdung nicht fest
steht, werden wir keinen Abriss machen. Dann erwarte ich auch, dass Sie sagen: Okay, wir können auch diesem Antrag über Rot-Grün zustimmen lassen. Denn genau das ist der Antrag. Sie versuchen wirklich schon wieder, Sand in die Augen streuen.
Lieber Olaf Duge, ich weiß nicht, wo die GRÜNEN mittlerweile gelandet sind. Sie haben 2016 hier gestanden und gesagt, ICOMOS sei wichtig und ICOMOS sei einzubeziehen. Und jetzt gibt es noch keine Antwort von ICOMOS und Sie sagen, es interessiere Sie nicht. Das ist doch echt unfassbar.
Sie haben von der städtebaulichen Qualität gesprochen. Haben Sie sich einmal die Presseveröffentlichungen angeguckt, haben Sie sich einmal die Stellungnahmen angeguckt? Die Fachwelt ist entsetzt darüber. Die Fachwelt ist entsetzt, was da hinkommt. Frau Stapelfeldt, wenn Sie alle einladen wollen, die Kritik haben: So einen großen Raum werden Sie gar nicht finden. Also auch das ist irgendwie Quatsch, sage ich mal sehr vorsichtig.
Jetzt komme ich zur Transparenz. Als ich die Anfrage gestellt habe, war die Kulturverträglichkeitsprüfung noch nicht im Netz. Sie ist wegen meiner Anfrage veröffentlicht worden, aber nur das, was die Kulturbehörde gesagt hat. Wir wissen nicht, was ICOMOS gesagt hat; das ist nirgendwo veröffentlicht. Das nennen Sie Transparenz? Da sagen Sie, Frau Senatorin, an sämtlichen Verfahren sei die Öffentlichkeit beteiligt gewesen. Das dürfen Sie selbst bewerten. Ich darf das Wort hier nicht sagen, was das in meinen Augen ist. Es ist wirklich unglaublich.
Ich komme noch einmal kurz zurück auf das, was im Senat gesagt wurde. Weil Sie eben von einem städtebaulichen Missstand sprachen: In Ihrem Senatspapier steht auf Seite 9:
"liegt jedoch ebenfalls nicht vor. Dieser wäre sonst im Prozess des Eintragungsverfahrens angesprochen worden. Hingegen werden viele da oben für einen Neubau benannten Kriterien auch vom Bestandsgebäude erfüllt."
Das sind die Worte des Senats. Dann können Sie doch hier nicht auf einmal sagen, es gebe einen städtebaulichen Missstand. Echt, jetzt fühle ich mich völlig auf den Arm genommen.
Jetzt, liebe rot-grüne Mehrheit, müssen Sie langsam mal aufschreien. Wissen Sie, was Sie in der Drucksache 21/2904 beschlossen haben, wo es um das Gebotsverfahren geht? Darin steht sehr klar:
"Die Stadt darf das Angebot erst annehmen, wenn die Käuferin den Hochbauwettbewerb durchgeführt hat und der vorhabenbezogene Bebauungsplan die Vorweggenehmigungsreife erreicht hat."
Ihr Senat sagt, das sei frühestens im zweiten Quartal 2019 der Fall. Das heißt, wenn Sie jetzt den Abriss zulassen, wird es so sein, dass die Stadt den Abriss erstens bezahlen muss und zweitens, wenn es keinen Bebauungsplan gibt, weil er nämlich scheitert, weil die Ablehnung nicht korrekt ist, haben Sie da eine Ruine. Das können doch selbst Sie nicht wollen. Selbst wenn Sie uns dann nicht mögen, das geht überhaupt nicht.
Noch einmal ein Wort zu Ihrem Gutachten, zu dieser Verträglichkeitsprüfung. Sie haben in der Veröffentlichung geschwärzt, wer der externe Gutachter ist. Der externe Gutachter heißt Peter Strasser und ist ein Experte für Kulturgeschichte des ländlichen alpinen Raums.
Das ist doch wohl nicht wahr, dass Sie so jemanden auswählen. Das geht doch auch nicht. Es geht hier nicht um Hochgebirge, es geht hier um Hochhäuser und es geht hier um Sichtachsen, die durch einen Neubau verstellt werden. Also ich weiß nicht, was Sie noch brauchen.
Sie wollen mit dem Abriss Fakten schaffen, und das müssen wir alle gemeinsam verhindern. Stimmen Sie unserem Antrag zu, dass es jetzt nicht zum Abriss kommt. Alles andere wäre eine Schande für diese Stadt und eine Schande für den Senat, wie er mit seinen Denkmälern umgeht.
Herrn Wersich wäre angebracht, finde ich, weil er zum einen behauptet hat, ich hätte als Bezirksamtsleiter das Bezirksamt verkommen lassen und in diesen Zustand gebracht. Es war die Sprinkenhof Aktiengesellschaft, die, glaube ich, an der Spitze immer nur mit CDU-Menschen besetzt gewesen ist,
Vom Podium aus als Kulturbanause bezeichnet zu werden ist auch nicht in Ordnung, finde ich; dafür könnten Sie sich schon entschuldigen. Wenn das bedeutet, dass man der gleichen Meinung ist wie die große Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger, dann ist es in Ordnung, dann kann ich damit leben.
Ich wollte aber noch zwei Sachen sagen zu dem, was wirklich wichtig ist, nämlich dass wir eine Chance auf eine städtebauliche Neuordnung haben. Diese Chance haben wir jetzt und wahrscheinlich nie wieder. Es wäre schön gewesen, wenn man sie schon früher gehabt hätte, aber jetzt haben wir sie. Sie müssen einmal versuchen, das Chilehaus zu fotografieren. Das machen viele Touristen. Viele Menschen lieben das Chilehaus; das ist ein tolles Haus. Sie können es kaum fotografieren, weil sie keinen Platz davor haben, sich hinzustellen, um es in einem ordentlichen Winkel zu fotografieren.
Wenn Sie es schaffen, da eine städtebauliche Umrahmung zu schaffen, die einen Platz vor dem Chilehaus schafft, ist das ein großer städtebaulicher Wert.
Frau Sudmann, ein bisschen wundere ich mich auch, warum Sie ausgerechnet den Architekten Rudolf Klophaus so verteidigen. Herr Klophaus hat am 1. Mai 1933 die Gelegenheit ergriffen, in die NSDAP einzutreten. Er hat einen Entwurf für ein SS-Ehrendenkmal auf der Moorweide in Hamburg gemacht. Das hätte er nicht machen müssen, aber das hat er gemacht. Er hat eine Reichsführerschule in München entworfen.
Er hat voll für die Nazis gearbeitet und ich verstehe nicht, warum Sie ausgerechnet diesen Architekten, der nicht der wichtigste und beste im Kontorhausviertel ist, so verteidigen.