Erster Schritt: Die Bildungspläne werden zulasten fachlicher Inhalte auf Kompetenzorientierung ausgerichtet. Beispiel: Sekundarstufe I, das Fach Geschichte, 29 Seiten Kompetenz, 3 Seiten Inhalte. Beispiel aus dem Fach Deutsch, Sekundarstufe II: Hier findet man gar keine Inhalte, sondern nur Kompetenzen und dann sogenannte Mindestanforderungen. Also wollen Sie den Schülern vielleicht überhaupt gar kein Wissen mehr beibringen? Das geht gar nicht.
Zweiter Schritt: Festhalten am völlig ineffektiven Programm Fördern statt Klassenwiederholung – also gar keine Anstrengungsbereitschaft bei den Schülern mehr.
Dritter Schritt: Absenkung der Anforderungen an das Abitur. Auch hier Kompetenz statt Wissensorientierung, Präsentationen, die man zu Hause vorbereiten kann, anstelle von mündlicher Prüfungen – fatale Bildungsungerechtigkeit.
Ein Schulsenator provoziert Wissenslücken, Nachschulung und nullte Semester ohne Rücksicht auf Kosten und Schicksale. Das geht gar nicht.
Denn was da so nett als Bildungsgerechtigkeit daherkommt, ist de facto nichts anderes als Gleichmacherei. Am Ende erreichen zwar alle den gleichen Abschluss, aber auf einem sehr niedrigen Niveau. Damit haben Sie zwar alle gleichgemacht, aber alle haben eben auch nur die gleichen Wettbewerbsnachteile. Die Schaffung eines Lehrers für zwei verschiedene Schulformen ist nur der letzte Sargnagel in diesem Prozess. Die unterschiedlichen Bildungsaufträge und vor allem die Profile der Schulformen werden absichtlich ignoriert.
Wir Liberale machen bei all dem nicht mit. Wir wollen das Zwei-Säulen-Modell stärken. Das gilt für das Abitur und für die mittleren Abschlüsse. Wir teilen die Einschätzung der Expertenkommission, dass ein differenziertes Schulsystem auch eine differenzierte Lehrerausbildung voraussetzt. Wir wollen keinen brüchigen Schulfrieden.
Deswegen appellieren wir noch einmal an Sie: Lassen Sie nicht zu, dass der Schulfrieden durch ein Zusammenführen der beiden Schulformen de facto untergraben wird. Ziehen Sie diesen kaum noch getarnten Einstieg in die Einheitsschule zurück. – Vielen Dank.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Sie werden gleich an meinem Wortbeitrag erkennen: Das Einzige, was Frau von Treuenfels und ich heute gemeinsam haben, ist die Jacke.
Ich will zu Anfang sagen: Das, was die FDP heute hier in ihrem Wortbeitrag losgetreten hat, sind eigentlich Verschwörungstheorien.
Wir sagen – haben es auch immer in den Beratungen im Schulausschuss und auch in den Anhörungen gesagt –: Wir stehen zum Schulfrieden und es wird auch weiterhin in Hamburg zwei Möglichkeiten geben, das Abitur zu erlangen.
Aber die Debatte zeigt auch sehr eindrucksvoll die unterschiedlichen Sichtweisen der Lehrerbildung auf. Das hat sich ja schon in den Ausschussberatungen gezeigt. Die Diskussion lief über anderthalb Jahre, weil wir zurzeit Lehrer ausbilden, die wir so nicht mehr brauchen. Expertengremium, Anhörungen, wobei die öffentliche Anhörung, die hier heute auch erwähnt wurde, nicht der Aufschrei der betreffenden Eltern, Schüler und Lehrer war. Bei 19 Wortmeldungen waren es 11, die uns gesagt haben, lasst es lieber, und 8 haben gesagt, das sei der richtige Weg. Also da würde ich jetzt nicht davon reden, dass das eine machtvolle Demonstration der Gegner dieser Lehrerbildung war.
Im Fokus standen vor allen Dingen zwei Fragen, nämlich einmal die Veränderung des Grundschullehramts mit verpflichtenden Studien für Deutsch und Mathematik und dann der zweite Punkt, dass wir an den weiterführenden Schulen Hamburgs nur noch Gymnasiallehrer, die an den Universitäten ausgebildet werden, einsetzen wollen. Das ganze Verfahren hatte von Anfang an eine große Transparenz.CDU und FDP waren aber nicht an einer objektiven, nach Kriterien ausgerichteten Diskussion interessiert. Die Kampfbegriffe Einheitslehrer und Gymnasiallehrer
belegen das sehr eindrücklich. Das Zitat aus dem "Hamburger Abendblatt", der "rot-grüne Kampf" beginne mit der Einführung des "Einheitsschullehrers" für Stadtteilschule und Gymnasium, belegt das doch auch sehr eindrucksvoll und zeigt eigentlich auch deutlich, welche Geschütze da aufgefahren werden.
Die FDP sieht die Stadtteilschule untergehen. Aber die Argumente dazu fehlen ein bisschen und sind auch in den vielen Diskussionen zu diesem Thema nicht gekommen.
Gute fachliche Ausbildung ist die Grundlage einer erfolgreichen Pädagogik für alle. Lehrer kommen nicht als fertige Lehrkräfte von der Universität, sondern durchlaufen nach der Uni noch die zweite Phase des Vorbereitungsdienstes und die dritte Phase der Fortbildung. Die Universität mit der Fachlichkeit ist nicht der Ort, um Nuancen und unterschiedliche Schulformen im Sekundarbereich I und II abzubilden. Die im Studium erworbene Fachlichkeit ist eine gute Grundlage für sämtliche Anforderungen aller weiterführenden Schulen. Ich will noch einmal deutlich machen, dass die Realität in Hamburg doch heute so aussieht, dass 50 Prozent aller Lehrer, die wir in Stadtteilschulen einsetzen, bereits ausgebildete Gymnasiallehrer sind, und die machen in den Stadtteilschulen eine vernünftige Arbeit und können sich sehr gut auf die Schüler einstellen. Das kann man auch an der wachsenden Akzeptanz der Stadtteilschulen sehen.
Und der mittlere Bildungsabschluss ist auch nicht in Gefahr. Haben Sie das jemals kommentiert oder wussten Sie das etwa gar nicht? Hier wird kein Gymnasiallehrer light geschaffen, das gymnasiale Lehramtsstudium ändert sich nicht. Ihre Befürchtung, dass die Gymnasiallehrer mit der Schülerklientel an den Stadtteilschulen nicht klarkommen, läuft angesichts der heute schon dort vorhandenen 50 Prozent ganz offenkundig ins Leere.
(Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein FDP: Das sehen Fachleute anders! – Vize- präsidentin Antje Möller übernimmt den Vor- sitz.)
Ich will noch einmal deutlich machen, dass Professor Baumert in all den Expertenanhörungen immer wieder deutlich gesagt hat, dass es darauf ankommt, dass die Fachlichkeit von überragender Bedeutung ist und gerade auch bildungsbenachteiligte Schüler darunter leiden, wenn Lehrkräfte nicht die richtige Fachlichkeit mitbringen.
Wissenschaftliche Studien belegen immer wieder die Bedeutung von fachlich gut ausgebildeten Lehrern für den Lernerfolg aller Schüler, in jeder Schulstufe und jeder Schulform.
Ich habe jetzt nur noch ganz wenig Zeit, deshalb: Bildungsgerechtigkeit. Gleicher Zugang zur Bildung, gleiche Chancen für alle sind unser Antrieb für eine gute Schulpolitik. Es muss egal sein, wo jemand herkommt.
Wir müssen erreichen, dass wir mit der hohen fachlichen Ausbildung unserer Lehrkräfte dafür sorgen, dass alle gleiche Chancen auf den Zugang zu Bildung bekommen. Das unterscheidet uns von den Vorstellungen von CDU und FDP.
Das ist sehr sichtbar und das wird nicht nur in der heutigen Debatte deutlich. Die unterschiedlichen Bewertungen lassen sich natürlich auch künftig nicht vermeiden; ich denke, das ist auch in Ordnung. Das Erreichen von Bildungsgerechtigkeit ist unser größtes Ziel, und das erreichen wir weiter mit der Reform der Lehrerbildung und das ist auch gut so. – Danke schön.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die geplante Lehrerreform ist ein Irrweg und Hamburg muss sie stoppen.
Die Zusammenlegung der Lehrämter von Stadtteilschule und Gymnasium ist ein grober Fehler. Hamburg koppelt sich damit von anderen Bundesländern ab. Schleswig-Holstein hat dies schon erkannt und die Reißleine gezogen. Nun wird es den Einheitslehrer nur noch in Berlin und Bremen geben – und die sind bekanntlich das Schlusslicht jeglicher Schulvergleichsstudie. Meine Damen und Herren, das haben Hamburgs Schüler nicht verdient.
Ich fordere Sie daher auf: Ziehen Sie den Reformentwurf zurück und legen Sie der Bürgerschaft eine überarbeitete Version vor, die der Schulstruktur – und die weiterführenden Schulen bestehen nun einmal aus Stadtteilschulen und Gymnasien –, dem Zwei-Säulen-Modell, gerecht wird.
Bundesländern umgesetzt ist. Es gehört eine gleichwertige Besoldung, gleichwertige Abschlüsse dazu. Weiterhin ist beizubehalten das Berufsschullehramt sowie das Lehramt für Sonderpädagogik. Generell brauchen wir eine bessere Vernetzung aller Phasen. Ich halte es für grob fahrlässig, Integration und Inklusion ausschließlich in die Phase 2 und 3 zu verschieben. Weiterhin müssen die Fachdidaktiken endlich bei den Fächern angesiedelt werden, so wie es alle anderen Bundesländer tun. Hamburg muss diesen Alleingang endlich beenden.