Was es bei Ihnen überhaupt nicht mehr zu geben scheint, ist die Übernahme politischer Verantwortung, nicht im Justizressort, nicht im Bezirksamt Hamburg-Mitte. Wo ist der politische Gestaltungswille?
Man liest davon, dass Herr Grote gestern einmal bei AEG, Anschutz Entertainment, angerufen und sich nach den Freezers erkundigt hat – toll, bei einem Klub, der seit fast fünf Jahren zum Verkauf steht. Auf HSV-Handball und Cyclassics gehe ich an dieser Stelle aus Zeitgründen nicht ein.
Was macht eigentlich der Sportstaatsrat? Die Stelle wurde extra für die Bewerbung um die Olympischen Spiele geschaffen.
Die Spiele gibt es nun aber nicht. Daher noch einmal: Was macht der Sportstaatsrat, außer die Verhandlungen mit dem Amateursport womöglich in den Sand zu setzen? Welche Konsequenzen hat der Senat an der Stelle aus dem Scheitern der Olympia-Bewerbung gezogen? Wir sind sehr gespannt auf die Antwort, die der Senat auf eine vor wenigen Tagen von Herrn Kollegen Trepoll eingereichte Schriftliche Kleine Anfrage geben wird. Das wird sicher auch in diesem Hause erneut thematisiert werden. Bei der Sportbehörde scheinen Aufwand und Ertrag, Anspruch und Realität so weit auseinanderzuklaffen wie selten sonst.
Abschließend zur Amateursportvereinbarung: Dass Ihnen zur Finanzierung des Amateursports in Hamburg nur einfällt, auf Wunsch der Sportverbände und der Vereine hin mehr Geld zur Verfügung zu stellen und 150 000 Euro für die Flüchtlinge zusätzlich auszugeben, ist schon ein starkes Stück. Geld für Flüchtlinge und Integration an der Stelle ist durchaus ehrenwert, aber sind Ihnen die hier ansässigen Hamburger, Deutschen und integrierten Migranten nicht auch etwas wert?
rer Person, Herr Senator. Ihr Leitmotiv vom guten Regieren – das geht an den Bürgermeister – klingt inzwischen in den Ohren der Mehrheit der Hamburger wie ein zynischer Witz. In der vorletzten Sitzung konnte nur noch die rot-grüne Nibelungentreue Ihren Senator Steffen retten. Gutes Regieren oder schlicht Anstand, Ehrgefühl und Sinn für politische Verantwortung hätten Sie zu seiner Entlassung zwingen müssen.
Letzter Satz: Nun ist der nächste Senator überfordert. Machen Sie den Sport in Hamburg endlich zu Ihrer Chefsache. Fangen Sie endlich an, gut zu regieren. – Vielen Dank.
Jetzt hat sich Senator Andy Grote zu Wort gemeldet. Er erhält es, und danach erhalten alle Fraktionen gemäß der Geschäftsordnung die Möglichkeit, noch einmal zu antworten. – Herr Grote bitte.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Kein Zweifel, der Hamburger Sport muss aktuell eine ganze Reihe von Tiefschlägen verkraften: das Aus für die Olympia-Bewerbung, das Aus für den HSV-Handball und den VT Aurubis und heute Nacht das Aus für die Hamburger Freezers.
Handball, Aurubis, Freezers – so unterschiedlich die Einzelfälle auch gelagert sein mögen, eines haben sie alle drei gemeinsam: Es geht jeweils um sportlich erfolgreiche Hamburger Bundesligateams, die den Spielbetrieb aus Gründen, die wirtschaftlich bedingt sind und mit dem Sport nichts zu tun haben, einstellen müssen. Das ist bitter. Große Teile der Stadt – gerade im Fall der Freezers ist das sehr deutlich geworden – leiden mit den Teams und den Fans, und ich denke, vielen von uns geht es dabei nicht anders.
Aber in schwierigen Momenten zeigt sich in besonderer Weise die Charakterstärke. Wer in den letzten Tagen den Kampf der Freezers, die emotionale Verbundenheit der Fans mit dem Team, die beeindruckenden Einsätze von Kapitän Christoph Schubert und die Unterstützung von Moritz Fürste und vielen anderen erlebt hat, weiß auch, welche große positive Kraft in dieser Sportstadt Hamburg steckt.
Wenn Sponsoren aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen trotz guter sportlicher Entwicklung die wirtschaftliche Unterstützung für Profiteams einstellen, hat das mit den Rahmenbedingungen und der breit aufgestellten Sportstadt Hamburg wenig zu tun. Dies sind Unternehmensentscheidungen, auf die der Senat keinen Einfluss nimmt und auch nicht nehmen sollte.
Auch nicht im Fall der Freezers. Das hat Tom Miserendino, der CEO von Anschutz Entertainment Europe, mir in einem längeren Telefonat gestern Nachmittag gesagt, in dem es darum ging, nach Möglichkeiten im letzten Moment zu suchen – die Frist war knapp genug –, wie man möglicherweise doch noch etwas erreichen könne. Angesichts des großen Engagements der Stadt hat er mir in dem Gespräch ausdrücklich versichert, es habe sich in keiner Weise um eine Entscheidung gehandelt, bei der es darum ging, dass die Rahmenbedingungen, der Einsatz der Stadt, der Mannschaft, der Fangemeinde, der ganzen Community, einen Anlass dazu geboten hätten, sondern es schlicht die wirtschaftliche Entscheidung war, dass es bei einem operativen Verlust von 50 Millionen Euro innerhalb von 14 Jahren bei Anschutz USA die Bereitschaft nicht mehr gab, das Engagement fortzusetzen. Innerhalb der wenigen Tage, die nach der Ankündigung blieben, habe sich keine Möglichkeit mehr gefunden, einen anderen Weg zu suchen.
Ich hätte dann gern auch einmal die Antwort darauf, welches staatliche Unternehmen denn bitte innerhalb von vier Tagen hätte einspringen sollen, um die 4 bis 5 Millionen Euro für die nächste Saison als Deckungslücke aufzubringen. Ich glaube nicht, dass das eine ernsthafte Option gewesen ist.
Aber wir spüren bei diesen Entscheidungen natürlich schon, dass wir ein grundsätzliches Problem bei der Finanzierung der Profiteams haben. Das hat einmal mit der Dominanz des Fußballs im Mannschaftssport zu tun. Alle Profiteams, nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland, haben es sehr schwer, eine ausreichende Finanzierungsbasis zu finden. Wir sehen auch die großen Risiken, die damit verbunden sind, wenn Teams von einem einzigen Investor oder Eigentümer abhängig sind, der dann auch allein entscheidet, diese Unterstützung nicht fortzusetzen.
Es gibt allerdings, und darauf sollte man an der Stelle hinweisen, durchaus auch ein paar positive Beispiele, wie sich Teams auf den Weg gemacht haben, um eine andere Entwicklung zu vollziehen. Das betrifft bereits auch die aktuelle Entwicklung im Hamburger Handball. Der angepeilte und sehr zielstrebig und mit einem guten Konzept angestrebte sportliche Wiederaufstieg soll dieses Mal auf einer soliden Basis mit einem soliden Betriebskonzept Stufe für Stufe vollzogen werden. Hier sind die notwendigen Lehren aus der Vergangenheit und der Abhängigkeit von einem Geldgeber gezogen worden. Wir unterstützen das ausdrücklich.
der Grundlage einer durch die Stadt bereitgestellten Sporthalleninfrastruktur eine überaus vielversprechende sportliche Entwicklung gestartet worden. Auch hier wird auf der Basis eines breiten Fundaments, einer guten Verankerung im Stadtteil und mit einer breit gefächerten wirtschaftlichen Unterstützung ein Weg gegangen, von dem man erwarten kann, dass er noch weitere Erfolge mit sich bringt, und dies mit der ausdrücklichen und sehr aktiven Unterstützung des Senats.
Auch für die anderen Profiteams gilt: Auch wenn wir sie natürlich nicht mit einer staatlichen Subvention wie im Breitensport unterstützen können, um Sponsoring-Ausfälle abzudecken, stehen wir im Hinblick auf Trainingsstätten, im Hinblick auf die Förderung der Nachwuchsabteilungen, im Hinblick auf die Vermittlung von Partnern und in jeder anderen Art und Weise mit Rat und Tat zur Seite. Das werden wir natürlich auch weiterhin fortsetzen.
Blickt man auf die Sportstadt Hamburg insgesamt – und die Profiteams sind ein nicht unbedeutender, aber eben nur ein Ausschnitt dieser Sportstadt –, dann liegt die Stärke des Sports bei uns in der Vielfalt, in der Breite und in der Verankerung überall in den Stadtteilen, in den Sportvereinen. Der Sport ist längst im Lebensgefühl, in der Identität der Stadt fest verankert, stärker noch als vor einigen Jahren. Die Bedeutung des Sports für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Integration, Inklusion, Teilhabe, Toleranz und für die Identifikation mit gemeinsamen Werten war noch nie so groß wie jetzt, und sie nimmt noch zu. Deshalb behält der Sport selbstverständlich den hohen Stellenwert, den er erreicht hat, auch weiterhin in der Politik des Senats.
Die Grundlage, auf der wir gemeinsam mit unseren Partnern im Sport in den vergangenen Jahren die Sportstadt Hamburg erfolgreich entwickelt haben, bleibt die Dekadenstrategie. Sie ist das zentrale sportpolitische Fundament, unser Kompass. Wir haben keinen Grund, diesen Kurs infrage zu stellen. Alle Zielsetzungen, von der Sportinfrastruktur über die Vereinsförderung bis zum Spitzensport, behalten ihre Gültigkeit. Klare Aussage: Die Dekadenstrategie wird fortgeführt.
Das bedeutet natürlich, dass wir den Ausbau der Sportstätteninfrastruktur entschlossen fortsetzen. Das ist die Basis für jeden Sport, der in der Stadt getrieben wird. Herr Yildiz, wenn Sie sich die Antwort auf Ihre Anfrage, für die ich Ihnen sehr dankbar bin, einmal genauer anschauen, dann können Sie dort nachlesen, dass wir von 2011 bis 2015
200 Millionen Euro in die Schulsporthallen, in die bezirklichen Sportanlagen und in die vereinseigenen Sporthallen und Sportstätten investiert haben, davon allein 140 Millionen Euro in die Schulsporthallen. Wir werden bis 2020 weitere 130 Millionen Euro in die Schulsporthallen investieren.
Dort werden dann auch die sechs noch fehlenden barrierefreien Hallen selbstverständlich enthalten sein. Auch die bezirklichen und die vereinseigenen Sportstätten werden in den Investitionen auf dem vergleichbaren Niveau in der Förderung fortgesetzt.
Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass es zusätzlich eine ganze Reihe bedeutender Einzelprojekte gibt. Ich nenne nur noch einmal das Sportzentrum HT16 und die Handball-Judo-Halle. Dazu vielleicht einmal der aktuelle Sachstand: Wir haben jetzt einen Zuwendungsantrag von Bäderland Hamburg vorliegen, der eine gute Grundlage ist, dieses Projekt auch tatsächlich umzusetzen. Diesen Antrag werden wir zügig bearbeiten – das Geld dafür liegt schon seit Längerem bereit –, und dann werden diese beiden großen Infrastrukturprojekte für den Sport in Hamburg in die Umsetzung gehen.
Die beiden letztgenannten sind millionenschwere Projekte, die in der Substanz Erhebliches bewegen werden. Und wir erarbeiten, auch das ist schon in der Stadt bekannt geworden, einen Masterplan Active City. Wir wollen zusehen, was sich von der olympischen Sportstättenplanung im Hinblick auf eine noch bessere Unterstützung der Dekadenstrategie künftig fortsetzen lässt. Das bedeutet, dass wir trotz der schwierigen Voraussetzungen ohne Olympia versuchen wollen, eine Reihe von Projekten mit einer konkreten Umsetzungsperspektive zu versehen, um noch ein Stück mehr zu machen als in der Vergangenheit. Das ist insgesamt ein sehr ambitioniertes Programm, und ich kenne keine Stadt in Deutschland, die sich ein ähnlich ambitioniertes Programm vorgenommen hat.
Selbstverständlich gehört zur Sportstadt Hamburg auch eine verlässliche und stabile Förderung des Vereinssports. Vereine sind Rückgrat und Basis unserer Sportlandschaft, und deswegen verdienen sie angemessene Unterstützung. Wir wollen deshalb mit dem neuen Sportfördervertrag wiederum eine auf zwei Jahre angelegte verlässliche, abgesicherte, im Haushalt verankerte Grundlage für die Sportförderung schaffen.
Wenn dann die Frage gestellt wird, weshalb das im letzten Sportfördervertrag im Lichte von Olympia bereits erreichte, sehr respektable Niveau der
Sportförderung – es hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht – jetzt nicht mehr auskömmlich ist, dann hat das natürlich etwas mit dem erhöhten Aufwand zu tun. Es ist mit dem erhöhten Aufwand, der im Bereich Integration der Flüchtlinge und der Bereitstellung angemessener Sportangebote für die Flüchtlinge entstanden ist, begründet worden. Deswegen haben wir als Sportbehörde hierzu in den Verhandlungen am Montag ein konkretes Angebot vorgelegt, das eine Erhöhung im sechsstelligen Bereich für die Förderung Integration und Inklusionssport vorsieht. Das bedeutet mehr als eine Verdopplung des jetzigen Betrags, der dort eingestellt ist. Wir haben in den Verhandlungen allerdings auch darauf hingewiesen, dass es uns wichtig ist, dass von den öffentlichen Mitteln, die bereitgestellt werden, wirklich auch möglichst viel Geld direkt bei den Vereinen ankommt, dass nur so viel wie unbedingt nötig in den Verbandsstrukturen hängen bleibt. Wir denken schon, dass bei der Reduzierung der Sportbürokratie auf das notwendige Maß auch der organisierte Sport selbst in der Pflicht ist und sich auch hier noch Spielräume für wichtige Förderzwecke erreichen lassen.
Darüber wollen wir weiterhin im Austausch bleiben. Die Kommunikation des Hamburger Sportbunds an dieser Stelle empfinde ich etwas eigentümlich. Von einem Abbruch oder gar einem Scheitern der Gespräche war am Montag nicht die Rede. Es ist ein neuer Termin zu Anfang Juni verabredet worden. Ich gehe davon aus, dass die Verhandlungen konstruktiv fortgesetzt werden, denn das Ziel ist ganz klar, das herausragende Engagement der Vereine bei der Integration der Flüchtlinge in unserer Stadt angemessen zu unterstützen, und hierzu wollen wir die notwenigen Verabredungen im Sportfördervertrag treffen.