Dass die Hochschulen unterfinanziert sind, ist hinlänglich bekannt, aber wieso wird gerade an dieser Stelle gespart?
Warum wird ausgerechnet in Hamburg der Studiengang Lehramt Türkisch weggekürzt? Das ist doch ein Irrwitz.
Als zweiter Grund wird genannt, es gebe mangelnde personelle Ressourcen. Das ist richtig. In der Turkologie müssen mit einer Professur und einer nicht besetzten Juniorprofessur und Tutorien zwei Studiengänge betreut werden, der Studiengang Turkologie und Lehramt Türkisch. Dass das bisher gelungen ist, ist einzig und allein dem unglaublichen Einsatz des Lehrpersonals zu verdanken. Dass das auf Dauer nicht funktionieren kann, ist klar, aber diese schlechte personelle Ausstattung als Grund für die Schließung anzuführen, stellt alles auf den Kopf.
Das dritte Argument, das geliefert wird, besagt, es gebe eine zu geringe Nachfrage von Studierenden. Das ist so nicht richtig. Aktuell sind 128 Bachelorund Master-Studierende eingeschrieben, und für das Lehramt an Gymnasien sind es nur fünf Studierende pro Jahr. Dennoch gibt es genug Bewerber, aber der NC für Lehramtsstudenten an Gymnasien liegt in Hamburg bei 1,5. Ich nehme an, Sie haben alle ein Abiturzeugnis von 1,5 – das bekommt man doch locker hin.
Das heißt, dass Studierende abgelehnt werden, obwohl genug Kapazitäten vorhanden sind. Wenn die Studienplätze nicht besetzt werden können, dann ist ein Numerus clausus völlig widersinnig. Das muss aufhören.
Und als vierter Grund wird genannt, die Schulbehörde habe nicht so viel Bedarf an Türkischlehrerinnen und –lehrern und hole sie sich, wenn sie sie
brauche, aus dem Bundesgebiet. Wenn Türkisch an Gymnasien, außer an einem, als Unterrichtsfach nicht stattfindet, dann ist das so, aber der Bedarf an Türkischunterricht besteht bei Schülerinnen und Schülern und Eltern in großem Maße. Türkisch als zweite Fremdsprache an Hamburger Gymnasien ist überfällig.
Zusammengefasst ist es gesellschaftspolitisch und pädagogisch notwendig, das Fach Türkisch für Lehramt zu erhalten und auszubauen. Die Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Hamburg und Umgebung, Nebahat Güclü, hat es wie folgt ausgedrückt:
"Hierzu benötigen wir den Willen aller Verantwortlichen: der Fakultäts- und der Universitätsspitze, der Behörde für Wissenschaft und Forschung sowie des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg."
Ich füge hinzu, auch die Bürgerschaft sollte eindeutig ihren Willen dazu artikulieren, und ich hoffe, wir bekommen das gemeinsam hin.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Mehrsprachigkeit ist die Voraussetzung, die wir alle brauchen, um uns gegenseitig zu verstehen. Insofern ist Türkisch natürlich, und daran zweifelt auch keiner, eine wichtige Grundlage für Migrantinnen und Migranten. Die Voraussetzung dafür, andere Sprachen zu lernen, ist, dass man erst einmal seine Muttersprache besonders gut kennt, um entsprechend in andere übersetzen zu können. Ich würde Ihnen allerdings nicht so weit folgen, Frau Heyenn, dass man das, obwohl es 300 Millionen Menschen auf der Welt gibt, die Türkisch sprechen in sechs Ländern, mit Englisch vergleichen könnte.
(Dora Heyenn DIE LINKE: Ich habe gesagt, als zweite Fremdsprache! – Christiane Schneider DIE LINKE: Noch nicht!)
Es ist nicht falsch, dass Schülerinnen und Schüler in Hamburg Englisch lernen, und zwar alle zusammen. Hamburger Schulen bieten bilingualen Sachund Fachunterricht und herkunftssprachlichen Unterricht in Türkisch an. In 30 Schulen, davon vier Grundschulen und zwei weiterführende Schulen, wird bilingualer Unterricht angeboten. 14 weitere Schulen haben Türkisch-AGs. Als weitere Fremdsprache bieten es fünf Stadtteilschulen, aber nur ein Gymnasium ab Klasse 7 an. Sicherlich besteht hier die Möglichkeit, das zu verstärken, aber es ist
Hier geht es aber nicht darum, dass Türkisch an den Schulen nicht stattfindet, sondern hier geht es darum, dass die Universität Hamburg im Rahmen der Hochschulautonomie eine Entscheidung getroffen hat. Dafür werden wir alle sie loben beziehungsweise haben wir alle beschlossen, das zu tun – Sie von der LINKEN vielleicht weniger als andere Fraktionen. Wir haben, und das ist auch heute noch einmal Thema, die Hochschulautonomie im Hochschulgesetz entsprechend festgeschrieben, und wir erwarten von der Universität Hamburg, dass sie mit ihren Ressourcen verantwortungsvoll umgeht.
In Hamburg gibt es 36 Lehrkräfte mit einem Durchschnittsalter von 39,3 Jahren, die Türkisch unterrichten. Der Fachbereich Turkologie bleibt, auch wenn das in der Presse manchmal anders rüberkommt, vollständig erhalten. Es ist auch keinesfalls so, dass Hamburg das einzige Bundesland ist, das Türkischlehrer ausbildet. Wie Sie wissen, gibt es an der Universität Duisburg-Essen seit 1995 entsprechende Studiengänge, und auch in Tübingen ist es entsprechend eingerichtet.
Auch in der Türkei gibt es Turkologen, das ist völlig richtig, und auch in England, den USA, Kanada und wo auch immer. Aber das wird uns hier weniger weiterhelfen, Herr Wersich, sondern hier geht es um die Türkischlehrer, die in Deutschland ausgebildet werden.
Der Großteil der Türkischlehrerausbildung findet seit 1995 in Duisburg-Essen statt, wie Sie wissen, mit erheblicher Nachfrage und auch großem Erfolg. Man ist dort so erfolgreich, dass die Deutsche Welle in ihrem Bericht vom 16. März 2014 nicht einmal wusste, dass es auch in Tübingen und Hamburg Turkologie und eine Türkischlehrerausbildung gibt; da wurden wir nicht einmal erwähnt.
Unberührt davon gibt es in Hamburg weiterhin diese Professur, und ich kann Ihnen vielleicht noch einmal die Zahlen der Studienanfänger für das Türkischlehramt nennen: Das sind für die Primar- und Sekundarstufe I im Wintersemester 2013/2014 acht, im Master elf, fürs Lehramt Gymnasium einer, fürs Lehramt Sonderschulen einer, fürs Lehramt berufliche Schulen null, fürs Lehramt an Gymnasien Bachelor null und so weiter. Das heißt, dass sich die Universität hier eine Nachfrageorientierung zu eigen gemacht hat, um eine Entscheidung zu treffen.
Herr Dr. Tode, Sie haben eben aufgeführt, wie viele Studienanfänger es in den einzelnen Bereichen gab. Haben Sie auch die Zahlen, wie viele aufgrund des NCs abgelehnt wurden?
Die habe ich auch, und zwar gab es 2012 34 Bewerber auf 17 Plätze. Wenn ich das einmal mit anderen Studiengängen wie Medizin oder BWL vergleiche, dann ist das keine unübliche Sache. Im Übrigen sind das die Interessenten, das sind nicht unbedingt die Bewerber, denn sie müssen wie bei allen anderen Sprachen auch eine Sprachprüfung ablegen, was wir wahrscheinlich alle als sinnvoll erachten.
Fazit: Türkisch ist wichtig. Es gibt in Hamburg, anders als die Anmeldung der LINKEN es darstellt, Lehrerinnen und Lehrer, die Türkisch unterrichten, und es gibt sehr engagierte Kolleginnen und Kollegen. Es gibt genügend Türkischlehrer, falls der Ausbau notwendig wird, was sehr wünschenswert wäre. Und es bleibt der Weisheit der Universität anheimgestellt, hier eine politische wie wirtschaftlich basierte Entscheidung zu treffen. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Viele Hamburgerinnen und Hamburger wachsen mehrsprachig auf, und viele Schülerinnen und Schüler kennen Türkisch als Herkunftssprache. Internationalität und Fremdsprachenkenntnisse werden immer wichtiger, und nicht nur deshalb wird an einer Reihe von Hamburger Schulen Türkisch als Unterrichtsfach angeboten. Da uns dieses Thema sehr wichtig ist, hatten wir gerade in der letzten Bürgerschaftssitzung einen Antrag zur Qualitätssicherung des Türkischunterrichts in Hamburg eingebracht, der demnächst auch im Schulausschuss behandelt wird. Zur Qualitätssicherung trägt natürlich auch die universitäre Ausbildung von Türkischlehrern im Rahmen des Lehramtsstudiums bei, Herr Tode. Hier war Ham
2014 ist interessanterweise auf Bundesebene das deutsch-türkische Wissenschaftsjahr. Die Vielfalt der deutsch-türkischen Bildungsangebote soll sichtbar gemacht werden – ich glaube, da war etwas anderes gemeint, Herr Tode –, und bei Studierenden soll für die Zusammenarbeit mit dem Partnerland geworben werden. Doch was ist 2014 in Hamburg? 2014 ist leider das Jahr, in dem an den Hochschulen immer mehr die Auswirkungen des Abbaukurses dieses Senats im Bereich der Wissenschaft sichtbar werden.
Bis 2020 soll sich das Budget der Universität real jedes Jahr reduzieren, Herr Quast, und bis 2020 ist ein massiver Abbau von Professorenstellen und Studienplätzen geplant. Wer diesen Weg einschlägt, der nimmt billigend in Kauf, dass wir an dieser Stelle und in der Stadt mehr und mehr diskutieren, dass Studiengänge zur Disposition gestellt werden,