Frau Martin hat es auch schon angesprochen. Es ist nicht alles Gold, was glänzt, wenn man sich Hamburg und internationale Besucher anschaut. Hier muss man feststellen, dass wir wahrscheinlich noch hinter Frankfurt und Heidelberg liegen.
Und wenn man sich Berlin anschaut, dann schafft man es dort auch ohne Großflughafen, mit internationalen Gästen erfolgreich zu sein. Da hat Hamburg noch deutlich Potenzial nach oben, wenn man sich vielleicht nicht nur mit dem Hafen vermarktet.
Ein letzter Punkt zur Frage Wachstum und Stadtverträglichkeit. Sie haben die Studie von Hamburg Marketing zitiert, dass 93 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger den Tourismus verträglich fänden und seine Wirtschaftskraft begrüßten. Wenn man beispielsweise in Spadenland anruft und fragt, ob die Leute den Tourismus an der Reeperbahn stadtverträglich fänden, dann weiß ich nicht, ob man dann eine sinnvolle Antwort bekommt für die Menschen, die am Michel wohnen.
Vor diesem Hintergrund muss man sich auch Gedanken darüber machen, wie man es mit der Stadtverträglichkeit und dem Tourismus hält. Ich glaube, diese Diskussion ist am Anfang und nicht am Ende. Eine nachhaltige Tourismusstrategie kann dazu beitragen, das sinnvoll einzubetten. Aber dafür müsste man ein paar Ideen in diesem Bereich entwickeln. – Danke schön.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Frau Martin hat völlig zu Recht die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für unsere Stadt hervorgehoben.
Die Hamburger Wirtschaft hat allein mit oder durch den Tourismus eine Bruttowertschöpfung von 7,4 Milliarden Euro generiert. Allein in den letzten zehn Jahren haben sich die tourismusbezogenen
beziehungsweise die tourismusinduzierten Umsätze in Hamburg nahezu verdreifacht. Das hat natürlich eine enorme Beschäftigungswirkung. Nach einer rückläufigen Entwicklung in den Jahren 2007 und 2008 sind heute wieder knapp 110 000 Menschen im Tourismus beschäftigt. Die Branche leidet unter Fachkräftemangel, Auszubildende sind kaum noch zu finden.
Am deutlichsten wird diese Wachstumsdynamik natürlich an den Übernachtungszahlen. Professor Schmidt-Trenz erzählt mitunter, wie die Handelskammer belächelt wurde, als sie im Jahre 2000 ein Wachstum der Übernachtungszahlen auf 10 Millionen im Jahre 2012 prognostiziert hat. Tatsächlich sind es dann sogar 10,6 Millionen geworden und 2013 sogar 11,6 Millionen. Dazu kommen noch 11,5 Millionen Übernachtungen in Privatquartieren, der sogenannte Sofatourismus, und etwa 110 Millionen Tagestouristen. Da stellt sich nun die Frage, wer eigentlich für diese Wachstumsdynamik verantwortlich ist.
(Andreas C. Wankum CDU: Habe ich ja ge- rade geklärt! – André Trepoll CDU: Sagen Sie die drei Buchstaben!)
Einmal ist es natürlich unsere schöne Stadt, das ist logisch, darüber brauche ich keine großen Worte zu verlieren. Dann sind es die vielen Künstler, Kulturschaffenden und Veranstalter, die für ein attraktives Programmangebot verantwortlich sind. Es sind die Hotels und Restaurants, die für ein gutes Beherbergungsangebot und Gastronomieangebot sorgen, es sind der Flughafen, die Verkehrsunternehmen und die Taxiunternehmen, die für den Transport unserer Gäste verantwortlich sind. Und dann ist da der Senat. Der ist zwar für alles Mögliche verantwortlich, aber sicher nicht für die gute Entwicklung im Tourismus.
Er ist allenfalls dafür verantwortlich, dass die Kulturschaffenden, die Gastronomen und der Verkehr über Gebühr belastet werden. Von daher ist es auch verwunderlich, wenn die SPD diese Debatte zur Aktuellen Stunde anmeldet.
Was können Politik und Verwaltung nun tun, um die positive Entwicklung weiter zu unterstützen? Es reicht nämlich nicht, sich auszuruhen; ich nenne folgende Punkte.
Erstens: Hamburg braucht weiterhin neue Hotels. Zurzeit sind etwa 20 neue Hotels mit etwa 3600 Zimmern in Planung. Ich mache mir da keine Sorgen wegen Überkapazitäten.
Zweitens: Wir müssen den Messe- und Kongresstourismus intensivieren. Dazu bedarf es beim CCH nicht nur einer Revitalisierung des Gebäudes, sondern vor allen Dingen auch des Geschäftsmodells.
Drittens: Wir brauchen eine stärkere Internationalisierung des Marketings. Stadt und Unternehmen müssen sich sprachlich und kulturell noch besser auf Gäste aus dem Ausland einstellen.
Zurzeit liegt der Anteil der ausländischen Besucher bei 23 Prozent. Da ist sicherlich noch deutlich Luft nach oben.
Viertens: Wir müssen die Erreichbarkeit der Stadt mit dem Flugzeug verbessern, denn zurzeit haben wir zu wenige internationale Direktverbindungen und zu wenige Low-Price-Airlines, die Hamburg anfliegen.
Wir müssen die Erreichbarkeit mit der Bahn erhöhen, denn momentan kommen nur 7 Prozent unserer Gäste mit der Bahn. Aber wir müssen auch die Erreichbarkeit mit Bus und Auto verbessern.
Fünftens: Wir müssen bei den Angeboten und auch der touristischen Infrastruktur sicherlich auch die demografische Entwicklung im Blick haben. Zurzeit liegt das Durchschnittsalter des HamburgBesuchers bei etwa 44 Jahren, schon 2020 wird es bei etwa 50 Jahren liegen.
Sechstens: Wir brauchen weiterhin neue und innovative touristische Schlüsselprojekte. Stichworte sind sicherlich die Elbphilharmonie, die Erlebniswelt Hafen, sicherlich auch die Seilbahn oder möglicherweise eine Filmstadt Hamburg.
Siebtens: Wir müssen die touristischen Unternehmen und ihre Beschäftigten möglichst unbeeinträchtigt von bürokratischen Lasten wirtschaften lassen. Dazu, das wird Sie nicht überraschen, gehört nach Auffassung der FDP insbesondere eine Abschaffung der Bettensteuer.
Achtens und letztens: Wir müssen mit einer Fachkräftestrategie, also Qualifikation und Zuwanderung zugleich, dafür sorgen, dass die Tourismusunternehmen auch weiterhin genügend Arbeitskräfte finden. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, sehr geehrte Herren und Damen! Hamburg ist nach Berlin und München die Stadt in Deutschland, die am meisten von Touristinnen und Touristen besucht wird. Darauf sind die Wirtschaft Hamburgs und natürlich auch die Politik stolz. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt, und er ist gut für die Binnenkonjunktur.
Der Städtetourismus liegt voll im Trend. Fast jede fünfte Reise in Deutschland geht mittlerweile in eine Stadt. Und wenn man sich die Zahlen nur für den Städtetourismus anschaut, dann liegt Hamburg in Bezug auf Übernachtungen seit 2001 im Ranking ganz vorn. Hamburg profitiert aber, das wurde schon gesagt, vom allgemeinen Trend, und das ist weder der CDU noch der SPD zu verdanken.
Auch nach der Finanz- und Wirtschaftskrise haben sich die Umsatzrückgänge und die Situation auf dem Arbeitsmarkt in der Gast-Gewerbe-Industrie wieder erholt. Es ist einer objektiven Entwicklung zu verdanken, dass die Zahlen so gut aussehen.
Museen und Ausstellungen haben erfreulicherweise ein Gästeplus zu verzeichnen, die Kunstmeile Hamburg hatte allein in 2012 1 Million Besucherinnen und Besucher. Die Hamburger Freizeitwirtschaft verzeichnet aber auch sinkende Trends. Dazu zählen Hagenbecks Tierpark und auch die Musicals. Ein Grund können die zum Teil wirklich viel zu hohen Preise sein. Dennoch werden die Musicals in Hamburg als bedeutendster Faktor für die Tourismusindustrie angesehen, mittlerweile hängen circa 1000 Arbeitsplätze daran.
Wer über den Tourismus in Hamburg spricht, der muss meiner Meinung nach auch etwas über die Arbeitsplätze sagen.
Daher möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es in der letzten Zeit immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Belegschaften und der Stage Entertainment gekommen ist. "König der Löwen", "Phantom der Oper" und auch "Cats" mussten bereits bestreikt werden. Es ging um Auslagerung von Arbeit, um fehlende tarifvertragliche Standards sowie Arbeitsplatzabbau, beispielsweise in den Orchestern. In den 1990er-Jahren haben noch 29 Musikerinnen und Musiker beim "Phantom der Oper" live gespielt, heute sind es nur noch 14.
DIE LINKE fordert einen Tourismus, der gute Arbeit schafft, der ökologisch verantwortbar ist, barrierefrei und sozial gerecht.
Sie fordert im Übrigen auch einen Tourismus, der bei den Menschen, die in Hamburg leben, nicht immer das wiederkehrende Gefühl des Genervtseins hinterlässt, wenn mal wieder ein Massenevent stattgefunden hat. Bei aller Gastfreundschaft, aber so manche Veranstaltung ignoriert die Interessen der Hamburgerinnen und Hamburger.