Protocol of the Session on September 12, 2013

(Dirk Kienscherf SPD: Die können es manchmal besser als die Lehrer, das wissen Sie auch!)

Meine Damen und Herren! Der SPD-Schulsenator installiert für sage und schreibe 8 Millionen Euro ein Notprogramm und deklariert das nunmehr als festes Lernangebot an unseren Schulen. Er vergisst aber dabei das Wesentliche, die Verbesserung der Qualität des eigentlichen, des primären Auftrags der Schule, nämlich des besseren Unterrichts.

(Beifall bei der FDP und vereinzelt bei der CDU)

Und der verbesserte Unterricht würde schon einmal damit beginnen, dass er zumindest regelhaft

stattfinden würde. Aber an den Gymnasien wird in der neunten Klasse nicht mehr als jede fünfte Unterrichtsstunde regulär gegeben. In den Stadtteilschulen sind es fast 20 Prozent. Hochgerechnet sind das also pro Tag ein bis zwei Unterrichtsstunden, die gar nicht stattfinden, fachfremd gegeben oder irgendwie anders verbracht werden. Und das trifft alle Schüler, gerade auch die mit dem Ziel des mittleren Bildungsabschlusses. Der erfolgreiche Übergang ins duale System steht damit sehr infrage, weil eminent wichtige Grundkenntnisse wie etwa Mathematik und Deutsch erheblich fehlen. Das wird auch immer wieder von den Kammern beklagt und von Ihnen überhört.

Dann stellt sich unser Senator Rabe öffentlich hin und sagt angesichts dieser wirklich katastrophalen Zustände tatsächlich Folgendes – ich zitiere einmal Auszüge aus Ihrer KESS-13-Pressemitteilung:

"Wir werden […] weiterhin sorgfältig auf hochwertigen und anspruchsvollen Unterricht in der Mittelstufe achten."

"Eine unverkrampfte Erörterung der Fragen von äußerer und innerer Differenzierung gehört dazu, vor allem aber die Frage nach schlüssigen Unterrichts- und Förderkonzepten für Kinder und Jugendliche aller Begabungen."

Das kommt einer Verhöhnung der Schüler gleich, deren Unterricht zum x-ten Mal ausfällt. Das ist eine Ignoranz den Eltern gegenüber, die wollen, dass ihre Kinder mit echten Abiturstandards und nicht mit umgetaufter Mittlerer Reife in Studium oder Lehre stolpern.

(Beifall bei der FDP und bei Dr. Walter Scheuerl und Christoph de Vries, beide CDU)

Und das ist gegenüber den durch Inklusions- und Ganztagsausbau schon überforderten Lehrern eine unverantwortliche Ansage des "Augen zu und durch". Statt sich wegzuducken, müssen Sie endlich handeln. Wir brauchen eine Offensive zur Stärkung der Mittelstufen in den MINT-Fächern, an den Stadtteilschulen und Gymnasien. Wir brauchen an den Stadtteilschulen eine Umsetzung auch der äußeren Differenzierung, um starke wie schwächere Schüler besser zu fördern. So verlangt es übrigens auch die KMK für alle Bundesländer, wie Sie eigentlich wissen sollten, Herr Rabe.

Und wir brauchen endlich eine wirkliche Hochbegabtenförderung, aber der haben Sie sich bisher verschlossen.

(Glocke)

Einen Satz noch, Frau von Treuenfels.

Anna-Elisabeth von Treuenfels FDP (fortfah- rend): Gegen die Stimmen Ihrer Fraktion werden wir aber dennoch eine öffentliche Anhörung der Betroffenen durchführen.

(Glocke – Beifall bei der FDP und bei Chris- toph de Vries CDU)

Frau von Treuenfels, Ihre Redezeit war wirklich abgelaufen.

Herr Holster hat nun das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Liebe Frau von Treuenfels und liebe Frau Prien, ich glaube, Sie erinnern sich noch sehr gut an letzten Sonnabend, an den Tag der offenen Tür. Wir saßen dort auf den Bänken, wo jetzt der Bürgermeister und Senator Rabe sitzen,

(Zurufe von der SPD: Oh! – André Trepoll CDU: Das hat Ihnen wohl gut gefallen!)

und haben diverse Fragen der Bürgerinnen und Bürger beantwortet. Ich glaube, Sie können sich auch daran erinnern, dass eine Bürgerin aufstand, die dort saß, wo Herr Ploog jetzt sitzt, und eine ganz wichtige Frage stellte: Was wollen Sie für einen besseren Ruf der Stadtteilschulen tun? Dann haben wir alle geantwortet, etwas kleinschrittiger und globaler, aber die richtige und beste Antwort in meinen Augen haben Sie gegeben, Frau Prien. Wenn ich Sie jetzt falsch zitiere, dann können Sie mich gern verbessern. Sie haben nämlich geantwortet, dass wir aufhören müssten, die Stadtteilschulen schlechtzureden.

(Beifall bei der SPD – Karin Prien CDU: Ja!)

Und heute lese ich mit großer Fassungslosigkeit die Titel der Aktuellen Stunde: "Schwere Zeiten für Hamburgs Schüler: Rabe führt Stadtteilschulen und Gymnasien in die Krise" und "Stadtteilschulen brauchen mehr Qualität". Es ist doch nicht der Senator, sondern Sie sind es, die seit Wochen die Stadtteilschulen in die Krise reden. Sie beschädigen damit nicht den Senator, sondern Sie beschädigen die gesamten Schulen in Hamburg.

(Beifall bei der SPD – Katja Suding FDP: Das ist lächerlich!)

Jetzt nutzen Sie die KESS-13-Studie für einen Rundumschlag gegen die Stadtteilschule, anstatt sich konstruktiv an ihrer Entwicklung zu beteiligen.

(Dietrich Wersich CDU: Das stimmt doch gar nicht!)

Hören Sie zu, Herr Wersich.

Diese Studie zeigt zunächst, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Haushalten ihr Abitur machen. Die Erhöhung der Bildungsbeteiligung ist ein Ziel der Sozialdemokraten, und wir sind dabei auf dem richtigen Weg.

(Anna-Elisabeth von Treuenfels)

(Beifall bei der SPD)

Allerdings muss man ehrlich sagen, dass die KESS-13-Studie auch zeigt, dass die Mittelstufe – das sagte Frau von Treuenfels ganz richtig – verbessert werden muss.

(Dietrich Wersich CDU: Sie wollen gar nichts ändern, Sie wollen auch gar nicht zuhören!)

Aber, das haben Sie eben verschwiegen, der Unterricht in der Oberstufe an den Stadtteilschulen ist gut und zeigt bessere Lernfortschritte als an den Oberstufen der Gymnasien. Aber die Lernzuwächse in der Mittelstufe müssen verbessert werden, um die Rückstände an den Gymnasien zu vermeiden.

Seit unserer Regierungszeit haben wir eine Reihe von weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Stadtteilschule ergriffen, die jetzt in dieser KESS13-Studie noch gar nicht berücksichtigt werden konnten.

(Anna-Elisabeth von Treuenfels FDP: Wel- che denn?)

Wir haben die Klassen verkleinert und deutlich mehr Personal eingestellt. Wir haben mehr Ganztagsschulen für die Stadtteilschulen eingeführt. Wir haben das Zentralabitur auf alle Fächer ausgeweitet, um einheitliche Standards zu gewährleisten. Wir haben regelmäßige Lernstandsüberprüfungen eingeführt und, ganz wichtig, die kostenlose Nachhilfe deutlich ausgeweitet. All diese Maßnahmen sind positive Leistungen, die sich auf die Schülerinnen und Schüler positiv auswirken werden.

(Beifall bei der SPD)

Dann gibt es die Rufe aus der CDU-Fraktion nach mehr äußerer Differenzierung und die Forderung, das Sitzenbleiben solle endlich wieder eingeführt werden. Ich kann es nicht mehr hören. Herr Dr. Scheuerl, wenn Sie das dreigliedrige Schulsystem wieder einführen wollen, dann kommen Sie ans Rednerpult und reden Klartext und verschonen uns mit Ihren unverschämten Pressemitteilungen.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei den GRÜNEN)

Ich darf Sie einmal daran erinnern,

(Olaf Ohlsen CDU: Bisschen dünnhäutig heute!)

dass die damalige CDU-Regierung großen Wert auf die Differenzierung von A- und B-Kursen gelegt hatte. Das kann Herr Heinemann bestätigen; jetzt ist er gerade nicht da. Diese Schülerinnen und Schüler, die jetzt in der KESS-13-Studie bewertet wurden, sind noch genau nach dieser äußeren Differenzierung unterrichtet worden.

(Gerhard Lein SPD: So ist es!)

Aber auch das werden wir gern mit Ihnen diskutieren. Wir als SPD-Fraktion haben eine Selbstbefassung zur Verbesserung des Unterrichts in der Mittelstufe auf der Grundlage der KESS-13-Studie beantragt. Ich lade Sie ein, sich konstruktiv zu beteiligen und am Erfolg der Stadtteilschule mitzuarbeiten. Ihre öffentliche Miesmacherei hilft überhaupt niemandem. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei den GRÜNEN)

Nun hat das Wort Frau Prien.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wenn Sie, meine Damen und Herren von der SPD, und Sie, Herr Senator Rabe, die Stadtteilschule gut machen würden, dann müsste in dieser Stadt keiner schlecht über die Stadtteilschulen reden.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der FDP)

Die Welle der Empörung, die durch die Stadt gegangen ist nach der Veröffentlichung der KESS13-Studie, ist kein Armutszeugnis für die Stadtteilschulen. Die Schülerinnen und Schüler, die Schulleiter und Lehrer an den Stadtteilschulen tun wahrlich ihr Bestes. Es ist ausschließlich ein Armutszeugnis für Sie, Herr Senator Rabe.