Deswegen muss Schule auch elternunabhängig zum Erfolg führen. An der Stelle ist das in der Tat ein gewichtiges Element. Doch denken wir daran, dass die Methode "Lesen durch Schreiben" heißt. Sie ist eigentlich nicht als Schreiblernmethode, sondern als Leselernmethode gedacht. Sie ist übrigens laut Lehrplänen nicht anwendbar. In den Lehrplänen steht ausdrücklich, dass nach einer
Phase des freien Schreibens eine anschließende Phase folgen muss, in der verbessert und vor allen Dingen sehr häufig geübt wird. Das sind Elemente, die in dieser Methode an sich nicht vorkommen, sodass eine ausschließliche und lupenreine Anwendung der Methode schon jetzt laut Lehrplänen nicht zulässig ist.
Wir stehen am Anfang einer Debatte, und einen Punkt sollten wir nicht vergessen: Rechtschreibung hat etwas mit einem primitiven Element in der Schule zu tun, mit üben, üben und üben. Auch das muss man wissen. Kein Mensch kann logisch begründen, warum Wörter wie "der Wal", "die Wahl" oder "der Saal" einmal mit "a" oder mit "ah" oder mit "aa" geschrieben werden. Das lässt sich nur durch Übung lernen. Wir können über Methoden diskutieren, wir müssen aber auch über Lernzeit und das Üben diskutieren. Ich freue mich auf die Diskussion im Schulausschuss. Dort haben wir noch einiges vor, doch die Debatte eben hat mir Mut gemacht. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich abschließend zu unserem Antrag noch sagen, dass wir uns über die Aufgeschlossenheit der SPD freuen.
Ich habe sehr gern den Worten des Schulsenators gelauscht, was ich nicht immer tue. Ich muss leider hinzufügen, dass wir uns einmal über den Begriff selbstverantwortete Schule klar werden sollten. In jedem Fall kann er nicht bedeuten, dass Schule oder Lehrer tun, was sie wollen. Sie müssen sich an Leistungskriterien messen lassen. In dieser Stadt ist allgemein bekannt, dass es an der Rechtschreibung hapert; da können Sie die Handelskammer, die Handwerkskammer und wen auch immer fragen. Deswegen stehen wir zu unserer Forderung, dass diese Methode aus dem Bildungsplan verschwinden muss. Wir können das gern diskutieren. Es gibt sicherlich noch weitere Dinge in diesem Zusammenhang zu besprechen. Wir freuen uns auch auf diese Diskussion. Wir freuen uns auch, dass die CDU mitmachen möchte. Manchmal ist die gelbe Welt keine schlechte Welt. Damit kann man auch einen Antrag begründen. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte nur auf einen in diesem Hohen Haus seltenen Umstand hinweisen. Wir haben in der Diskussion gerade festgestellt, dass sich alle Beteiligten von links über grün, SPD und CDU und auch der Senator im Kern in einem einig sind
die FDP auch, Entschuldigung –, dass nämlich die sogenannte Reichen-Methode oder "Lesen durch Schreiben" davon abhängig ist, dass im Hintergrund noch Eltern zur Verfügung stehen, die das Ganze unterstützen und verhindern, dass schwerer Schaden eintritt. Frau Heyenn hat zutreffend die Untersuchung zitiert, die belegt, dass gerade Kinder aus sozial benachteiligten Familien, wo es zu Hause eben dieses Korrektiv – das Vorlesen, das Gespräch in Deutsch – nicht gibt, benachteiligt werden. Selbst Frau Dr. von Berg hat darauf hingewiesen, dass Schule nicht alles ist, sondern es auch auf die Eltern ankommt.
Das bedeutet übertragen, dass für einen guten Erwerb der Rechtschreibung und des guten Lesens eben auch ein solches Elternhaus erforderlich ist. Wo das nicht gegeben ist, kann es nicht allein der Reichen-Methode überlassen bleiben.
Herr Senator Rabe, Sie haben eben gute, richtige Worte gesagt. Ich möchte aber an Sie appellieren, sich nicht immer hinter der selbstverantworteten Schule zu verstecken, Sie sind der Schulsenator. Wir haben in Hamburg weit mehr als hundert Schulen, die im Moment ohne Schulleitung sind, die führer- und steuerungslos durch dieses Schulleben treiben.
Wir haben gleichzeitig, Frau Dr. von Berg hat es angesprochen, einen Zustand, wo selbst innerhalb der Schulen oft nicht bekannt ist, welcher Kollege wie viel mit der Methodik nach Reichen herumspielt und wie viel kontrolliert. Deshalb, Herr Rabe, möchte ich an das gute Instrument der Rundschreiben an die Schulen erinnern. Sie können morgen einen Brief aufsetzen, in dem Sie das eben Gesagte – nicht jede Lehrkraft verfolgt Parlaments-TV – in die Schulen senden und sagen: Liebe Lehrkräfte, seid euch bewusst, die Reichen-Methode steht nicht im Bildungsplan. Sie ist nicht zum Schreiben lernen, sondern zum Lesen lernen gedacht. Sie können sie vielleicht ergänzend anwenden.
Ich möchte an Ihre Worte "üben, üben, üben" erinnern. Geben Sie das den Lehrkräften als Leitlinie an die Hand. Sie sind der Schulsenator, Sie können steuernd auf den Schulapparat einwirken. Ver
senden Sie ein Rundschreiben. Das kann morgen auf den Tischen der Schulen sein. Dann kann sich kurzfristig etwas verändern. Im Schulausschuss werden wir natürlich trotzdem darüber beraten. Sie können aber schnell handeln; tun Sie es. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich mache jetzt etwas, was ich in dieser Legislaturperiode überhaupt noch nicht gemacht habe. Ich verteidige jetzt doch einmal unseren Schulsenator,
und zwar bezüglich der selbstverantworteten Schule. Herr Senator Rabe hat ausgeführt, dass es Bildungspläne gibt, in denen festgelegt ist, wie Lesen und Schreiben gelehrt und gelernt werden soll. Und an die halten sich die Schulen auch. Die selbstverantwortete Schule muss im Rahmen der vorgegebenen Gesetze und Verordnungen ihre Entscheidungen treffen. Sie hat Personalhoheit, aber sie hat auch die Hoheit über Unterricht und Methodik. Der Senator hat auch ausgeführt, dass selbstverständlich nach einer Phase, in der mit einer abgewandelten Reichen-Methode – das machen viele Schulen – Lesen und gleichzeitig Schreiben beigebracht wird, eine Phase kommt, in der klassischer Fibel-Unterricht gemacht wird. Die Schulen achten sehr genau darauf, welche Kinder in der Klasse sitzen, sie achten auch sehr genau auf das einzelne Kind. Diese Regeln sind alle durch Bildungspläne bereits festgelegt.
Ich möchte deutlich klarstellen, dass ich vorhin nicht gesagt habe – anders als Herr Dr. Scheuerl mich verstanden hat, aber er ist auch ein Meister des Worteverdrehens –,
dass man unbedingt zu Hause die Eltern braucht. Ich habe gesagt, dass Lesen und Schreiben, wie alles andere auch, wie auch Mathematik und so weiter, davon abhängt, in welcher Familie man groß geworden ist. Das ist doch wohl klar.
Das macht es überhaupt nicht besser, das macht es sogar schlechter. Das hat auch Herr Rabe gesagt. Es geht nicht an, dass diese Bildungsungerechtigkeit weiter befördert wird.
de geht, Kinder überhaupt ans Schreiben und auch ans Lesen heranzuführen. Es öffnet die Herzen und es durchbricht Hemmungen, gerade auch bei Kindern mit Migrationshintergrund. Ich habe mit keinem Wort gesagt, das dürfe überhaupt nicht sein und den Lehrern müsse gesagt werden, dass sie diese Methode nicht mehr anwenden dürfen, weil sie von Eltern abhängig sind. Das werden Sie aus meinem Mund nicht hören. Ich möchte dringend bitten, mir nicht das Wort im Mund zu verdrehen. – Vielen Dank.
Wer möchte zunächst die Drucksache 20/8945 an den Schulausschuss überweisen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist das einstimmig so beschlossen.
Wer möchte nun die Drucksache 20/8815 ebenfalls an den Schulausschuss überweisen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist auch diese Drucksache einstimmig an den Schulausschuss überwiesen.
Nun rufe ich Punkt 19 auf, Drucksache 20/8942 in der Neufassung, Antrag der Fraktion DIE LINKE: Neuordnung der Energieversorgung in Hamburg.
[Antrag der Fraktion DIE LINKE: Neuordnung der Energieversorgung in Hamburg – Drs 20/8942 (Neufassung) –]
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Es geht um die Zukunft der Energieversorgung. Uns von der LINKEN liegt insbesondere die Stärkung der kommunalen Handlungsfähigkeit am Herzen.
Laut einer vom Verband kommunaler Unternehmen bei Emnid in Auftrag gegebenen Studie können sich Stadtwerke auf einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung stützen. 84 Prozent der Bevölkerung wollen, dass die Stadtwerke eine wichtigere Rolle auf dem Energiemarkt spielen. Produktion und Vertrieb von Energie und der Betrieb der Energienetze in kommunaler Trägerschaft haben vor allem drei Vorteile: Solche Stadtwerke arbeiten de
zentral und verstärkt umweltfreundlich, sie tragen über Arbeitsplätze und Gewerbesteuer vor Ort zur regionalen Wertschöpfung bei und Gewinne fließen in die Landeskasse und nicht nach Schweden oder über Düsseldorf an anonyme Aktionäre.
Dass sich eine strategische Weiterentwicklung von HAMBURG ENERGIE und der Rückkauf der Energienetze auszahlt, zeigt das Beispiel der Stadtwerke München. Dieses Unternehmen ist nach den fünf Konzernen RWE, E.ON, EnBW, Vattenfall und EWE sowie den Kölner Stadtwerken die Nummer sieben in Deutschland.