Protocol of the Session on August 15, 2013

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, verehrter Herr Dr. Michael Otto! Mit großer Freude nimmt die CDU den Vorschlag des Senats entgegen, Michael Otto heute zum Ehrenbürger unserer Stadt zu ernennen. Michael Otto hat sich um seine Stadt verdient gemacht als Unternehmerpersönlichkeit, als Stifter, als Kulturfreund und als engagierter Bürgermeister – nein, Bürger –.

(Heiterkeit bei allen Fraktionen)

So weit sind wir noch nicht, aber wer weiß.

So sagte es eben der Bürgermeister, und er hat recht.

Johann Carl Daniel Curio formulierte vor über 200 Jahren das Leitmotiv des traditionellen Hamburger Bürgersinns.

"Wir haben keinen Adel, keine Patrizier, keine Sklaven,"

das war damals noch üblich –

"ja selbst nicht einmal Untertanen. Alle wirklichen Hamburger kennen und haben nur einen einzigen Stand, den Stand eines Bürgers. Bürger sind wir alle, nicht mehr und nicht weniger."

In Hamburg gab es keine fürstliche oder kirchliche Oberhoheit, und deshalb galt für jeden Hamburger Bürger früher der Satz: Jeder Bürger trägt Verantwortung für das Gemeinwohl. Dieser Satz gilt auch heute noch oder sollte zumindest auch heute noch gelten.

Dieses Engagement für das Gemeinwohl zusammen mit einem unermüdlichen persönlichen Einsatz zieht sich wie ein roter Faden durch das Wirken von Michael Otto. Der Senatsantrag, über den wir heute abstimmen, enthält eine umfängliche Liste, und ich bin mir sicher, dass das nicht alles ist, was Michael Otto geleistet hat.

Michael Ottos Wirken konnte ich in meiner kurzen Zeit als Schulsenator bei einem auch vom Bürgermeister angesprochenen Projekt eindrücklich per

(Dr. Andreas Dressel)

sönlich erleben und schätzen lernen. Das von Ihnen vor über zehn Jahren aus der Taufe gehobene Hamburger Hauptschulmodell hat Schulen, Schüler und Unternehmen in vorbildlicher Weise mit der Zielsetzung zusammengeführt, allen Kindern in Hamburg eine berufliche Chance zu geben. Dieses Wirken von Michael Otto war so nachhaltig, dass es nicht nur ein wichtiges Vorbild, sondern auch ein Bestandteil des bereits zu unserer Regierungszeit entwickelten Konzepts für die berufliche Orientierung in allen Schulzweigen geworden ist. Es wird, der Bürgermeister hat es gesagt, nun auch vom derzeitigen Senat umgesetzt, und das ist auch gut so.

(Beifall bei der CDU, der SPD, den GRÜ- NEN und der FDP)

Doch zur ganzen Würdigung gehört auch die Erkenntnis, die Margaret Thatcher einmal über den barmherzigen Samariter formulierte: Niemand würde sich an ihn erinnern, wenn er nur gute Absichten gehabt hätte; er hatte auch Geld.

Wie vor ihm Kurt A. Körber, Alfred C. Toepfer und das Ehepaar Greve hat Michael Otto auch finanzielle Mittel, und auch hier liegt sein Vorbildcharakter. Mit der Großzügigkeit, dieses Geld nicht nur in den Ausbau des eigenen Unternehmenserfolgs oder private Zwecke zu stecken, sondern mit der Bereitschaft, einen erheblichen Teil in das Gemeinwohl unserer Stadt zu investieren, stellen Sie sich in die große Reihe der Hamburger Stifter und Mäzene.

(Beifall bei der CDU, der SPD, den GRÜ- NEN und der FDP)

So handeln längst nicht alle, die in Hamburg zu Wohlstand gekommen sind; das sollte man auch einmal sagen.

Michael Otto hat immer wieder großzügig Dinge gefördert, die vielen Menschen in Hamburg nützen und gut für unsere Stadt sind: die Staatliche Jugendmusikschule, das Hamburg Museum, die Kunsthalle und die Elbphilharmonie. Mit dem Projekt "The Young ClassX" möchte er Kinder und Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen spielerisch an klassische Musik heranführen. Und die bereits erwähnte, 1993 gegründete Michael Otto Stiftung für Umwelt fördert unter anderem Projekte zum Wasserschutz.

Meine Damen und Herren! Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung, die die Freie und Hansestadt Hamburg vornehmen kann, und sie ist eine seltene Auszeichnung. Dr. Michael Otto ist ein vorbildlicher hanseatischer Unternehmer aus einer bedeutenden Familie, der sich in außerordentlicher Weise für das Wohl unserer Stadt einsetzt. Dr. Michael Otto leistet mit seinem sozialen, ökologischen und kulturellen Engagement einen wertvollen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserer Stadt. Wir

sind stolz darauf und froh über Ihr Wirken. Wir gratulieren Ihnen von Herzen und heißen Sie als Ehrenbürger der Freien und Hansestadt Hamburg herzlich willkommen.

(Beifall bei der CDU, der SPD, den GRÜ- NEN und der FDP)

Das Wort hat nun Herr Kerstan.

Frau Präsidentin, sehr geehrter Herr Dr. Otto, meine Damen und Herren! Bürgerschaft und Senat verleihen heute die Ehrenbürgerwürde an Herrn Dr. Michael Otto. Michael Otto ist unserer Stadt seit vielen Jahrzehnten verbunden, als Unternehmer, als Stifter, als Mäzen und Förderer, und da, wo es nötig ist, auch als leise, aber umso eindringlichere Stimme in der öffentlichen Debatte. Bei aller Zurückhaltung und Bescheidenheit, die Sie auszeichnen, ist Ihr Engagement immer ein öffentliches gewesen – kein parteiliches, aber doch immer ein politisches. Wo auch immer Sie sich engagiert haben, ging es Ihnen im Kern häufig darum, andere zum Mitsprechen und Mitarbeiten zu motivieren, zwischen gegensätzlichen Positionen zu vermitteln und das Gemeinsame zu suchen. Dieses Engagement entspringt echtem Verantwortungsbewusstsein und der Einsicht, dass wir in unserem Gemeinwesen voneinander abhängig und aufeinander angewiesen sind. Ihr Engagement und Einsatz in diesem Bereich ist beispielhaft. Mit der heutigen Verleihung der Ehrenbürgerwürde danken wir Ihnen dafür sehr herzlich.

(Beifall bei den GRÜNEN, der SPD, der CDU und der FDP)

Ihr Engagement ist nicht die patriarchalische Geste, mit der einer, der viel hat, Gaben verteilt, und genauso fremd ist Ihnen das kalkulierte Social Sponsoring, das Investieren in das Soziale, bei dem es einem eigentlich um den eigenen Imagegewinn geht, den man einstreichen möchte. Sie haben in vielen Bereichen leise und ohne großen Aufhebens die Dinge gefördert und vorangebracht, und vieles darüber ist heute schon von meinen Vorrednern gesagt worden.

Deshalb möchte ich aus Ihrem vielfältigen Engagement nur zwei Punkte hervorheben, die mir persönlich nah und wichtig sind. Das ist zum einen der Schutz von Umwelt und Natur. Es freut mich, der ich als langjähriger Vorsitzender eines kleinen Umweltverbands erst zur Politik gekommen bin, eine Würdigungsrede für jemanden zu halten, der ein solch langjähriges Engagement in diesem Bereich an den Tag gelegt hat. Natur- und Umweltschutz ist eine Konstante im Engagement von Michael Otto. Das gilt für den Unternehmer, der einer der Pioniere umweltbewussten Managements nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland gewesen ist und früh Umweltstandards in seinem Unterneh

(Dietrich Wersich)

men gesetzt hat, der Verantwortung für die Produkte übernommen hat, die er vertreibt, und sich für menschenwürdige Produktionsbedingungen in den Ländern eingesetzt hat, in denen die Produkte hergestellt werden. Das gilt aber auch für den Stifter. Dabei möchte ich die Michael Otto Stiftung hervorheben, die seit mehr als zwei Jahrzehnten immer wieder neue Projekte anstößt, nicht nur in Hamburg, sondern auch in der ganzen Welt. Im Mittelpunkt steht dabei der Schutz des Wassers und unserer Gewässer.

Mit den "Hamburger Gesprächen für Naturschutz" hat die Michael Otto Stiftung, haben Sie ein Forum gefunden und geschaffen, das den Themen Natur und Umwelt große Aufmerksamkeit verschafft und mit seinen Diskussionsrunden die nötige Reibung der Köpfe erzeugt, aus der neue Ideen entstehen können. Denn Naturschutz, so haben Sie es einmal gesagt, Herr Otto, ist Zukunftssicherung.

Diesem auf unsere gemeinsame Zukunft gerichteten Interesse entspringt auch Michael Ottos Engagement für die kulturelle und musikalische Bildung und Förderung insbesondere benachteiligter Jugendlicher. Vieles wurde schon genannt; das Hauptschulmodell ist natürlich auch für uns als GRÜNE Fraktion ein vorbildliches Projekt, das ich hervorheben möchte. Aber ich möchte eine weitere Begebenheit in diesem Bereich hervorheben, bei der wir beide uns das erste Mal intensiver und persönlicher begegnet sind, Herr Otto.

Nach dem erfolgreichen Volksbegehren zur Primarschule haben Sie sich als Vermittler und Schlichter in den sehr schwierigen Verhandlungen zwischen der Bürgerschaft und der Initiative "Wir wollen lernen!" zur Verfügung gestellt. Das war eine Aufgabe, mit der wenig Prestige verbunden war, sondern vielmehr die reale Gefahr, in diesem harten Meinungsstreit und den verhärteten Fronten auch selbst zwischen die Fronten zu geraten. Sie sind dieses persönliche Risiko eingegangen; das ist für jemanden mit Ihrer Position und Ihrem Ansehen in der Stadt bei Weitem keine Selbstverständlichkeit. Bei aller Bescheidenheit und Zurückhaltung zeichnen Sie dieser Mut und diese Bereitschaft zum persönlichen Einsatz bei den Themen, bei denen es um unser Gemeinwohl geht, aus. Mich hat das sehr beeindruckt, und man kann Ihnen das nicht hoch genug anrechnen.

(Beifall bei den GRÜNEN, der SPD, der CDU und der FDP)

Sehr geehrter Herr Otto, Sie haben kürzlich gesagt, dass Hamburg ein "Wir-Gefühl" brauche. Das ist aus Ihrem Mund keine Floskel und kein leerer Appell, denn dahinter steht jahrzehntelanges Engagement und Arbeiten für dieses "Wir" in unserer Stadt und unserem Gemeinwesen, für die Zukunft dieses Gemeinwesens und für die Zukunft nachfolgender Generationen.

Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste Anerkennung, die diese Stadt dafür aussprechen kann, und dieser Anerkennung und diesem Dank schließt sich die GRÜNE Fraktion an. Wir gratulieren Ihnen sehr herzlich zur Ehrenbürgerwürde. – Vielen Dank.

(Beifall bei den GRÜNEN, der SPD, der CDU und der FDP)

Nun hat Frau Suding das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, sehr geehrter Herr Dr. Otto! Bürgerschaftliches Engagement hat in Hamburg eine große und lange Tradition. Diese große Tradition der Bürger- und Stadtrepublik Hamburg findet seit genau 200 Jahren ihre besondere Würdigung in der Verleihung der Ehrenbürgerwürde. 1813 wurde mit Baron Friedrich Karl von Tettenborn zum ersten Mal die Ehrenbürgerwürde Hamburgs verliehen. Mit ihm hat Hamburg 34 Ehrenbürger – Persönlichkeiten, deren Namen und Wirken bis heute einen starken Nachhall in unserer Stadt haben. Der jeweiligen Epoche entsprechend sind darunter nicht nur hohe Militärs und geheime Räte, Reichskanzler wie Otto von Bismarck und große Künstler wie Johannes Brahms und Ida Ehre, sondern auch klassische Unternehmer und Stifterpersönlichkeiten wie Kurt Körber oder Alfred Toepfer, publizistisch erfolgreiche Unternehmer wie Gerd Bucerius oder Rudolf Augstein und mäzenatisch besonders hervorgetretene Unternehmer wie das Ehepaar Hannelore und Helmut Greve.

Mit Ihnen, Herr Dr. Otto, würdigt Hamburg nun die 35. Persönlichkeit in 200 Jahren mit einer Ehrenbürgerwürde. Und das gleich aus mehreren Gründen: Sie haben sich nicht nur immer wieder als großzügiger Spender und Unterstützer gezeigt und so von Kunst und Kultur über wichtige Bauwerke bis hin zu Umweltschutz- und Bildungsprojekten in unserer und in Ihrer Heimatstadt Entscheidendes bewegt. Sie haben dabei auch eine Haltung demonstriert, die hinter diesem Wirken steht und deren Wert in der Tat besondere Würdigung verdient.

(Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU und den GRÜNEN)

Ich persönlich habe diese Haltung als ehemalige Mitarbeiterin des Otto-Konzerns und in den Begegnungen und Gesprächen mit Ihnen, Herr Dr. Otto, tatsächlich auch häufig spüren dürfen. Es ist die offene Haltung eines kosmopolitischen und doch in seiner Heimat tief verwurzelten Mannes, die Haltung eines wirklich modernen Unternehmers und letztlich der zeitgemäß gelebte Geist liberaler Aufklärung, der sich gerade auch gesellschaftspolitisch einsetzt.

(Jens Kerstan)

Dr. Michael Otto hat als einer der ersten deutschen Unternehmer den Umweltschutz in seinem Unternehmen wirklich ernst genommen. Er hat sich als einer der ersten deutschen Unternehmer für eine moderne Ausbildungsplatzvermittlung und Berufsorientierung von Jugendlichen eingesetzt. Und er hat nicht die Herausforderung gescheut, in dem hochpolitischen Streit um die Primarschule, wir haben es angesprochen, einen Vermittlungsversuch zu unternehmen. Das ist bürgerschaftliches Engagement und gesellschaftspolitische Verantwortung im ureigensten Sinne, und deshalb würdigen wir Sie heute zu Recht mit der Ehrenbürgerwürde Hamburgs.

(Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU und den GRÜNEN)

Unternehmer wie Sie braucht das moderne Hamburg, Unternehmer wie Sie braucht Deutschland im 21. Jahrhundert. Sie haben einmal gesagt, wer Erfolg habe, solle etwas zurückgeben. Eine solche Haltung ist vorbildlich und mit Ihrem Wirken für unsere Stadt jede Ehrenbezeugung wert, die Hamburg zu erweisen hat. Deshalb unterstützt meine Fraktion mit großer Freude den Antrag des Senats, Herrn Dr. Michael Otto die Ehrenbürgerwürde der Freien und Hansestadt Hamburg zu verleihen. Wir gratulieren Ihnen und heißen Sie ganz herzlich willkommen als neuen Ehrenbürger Hamburgs.

(Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU und den GRÜNEN)

Das Wort erhält nun Frau Heyenn.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, sehr geehrter Herr Dr. Otto! Seit 1948 wird das Ehrenbürgerrecht auch an Hamburger Bürgerinnen und Bürger vergeben, und seitdem sind 19 Personen in Hamburg mit dieser Auszeichnung geehrt worden. Darunter waren allerdings nur vier Frauen, das muss man einmal anmerken. Nun hat der Senat für die Ehrenbürgerwürde Sie, Herr Dr. Otto, vorgeschlagen, und in dem Antrag des Senats wird unter anderem mit dem Engagement als – ich zitiere – "beispielhafter Stifter" argumentiert. Mäzenatentum, das ist schon gesagt worden, hat in Hamburg eine lange Tradition bis auf den heutigen Tag. Das ist auch ein Grund, warum Hamburg heute Stiftungshauptstadt in der gesamten Bundesrepublik ist. Unbestritten haben Sie, Herr Dr. Otto, viele Dinge über Spenden angestoßen und am Leben erhalten, wofür die öffentlichen Haushalte kein Geld hatten, und das sind natürlich auch gute Taten. Aber, und das fragen wir uns, wer kann denn als Mäzen tätig sein? Doch nur Personen, die über Geld verfügen, und zwar über so viel Geld, dass sie das nicht dringend zum Leben brauchen und schon gar nicht zum Überleben. Insofern ist gerade der mögliche Um

kehrschluss der Gleichung Mäzen gleich Gutmensch für uns problematisch.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir von der LINKEN wissen auch Ihr Engagement für die Umwelt zu würdigen und konzedieren, dass Sie sich für den Umweltschutz verdient gemacht haben. Auch auf kulturellem Gebiet und in der Bildung haben Sie für Hamburg einen wichtigen Beitrag geleistet; das haben schon viele Vorredner gesagt. Besonders hervorgehoben wurde vom Senat das sogenannte Hamburger Hauptschulmodell, das inzwischen im neuen Übergangssystem Schule – Beruf integriert ist. Mit diesem Projekt haben Sie dazu beigetragen, dass die besonders aussichtslose Berufsperspektive von Hauptschülerinnen und Hauptschülern überhaupt erst wahrgenommen wurde. Das ist ein ganz besonderes Verdienst von Ihnen.