Protocol of the Session on June 19, 2013

Wirklich überraschend sind sie nach dem Verlauf der letzten Wochen und insbesondere der letzten Tage allerdings nicht.

(Dennis Gladiator CDU: Wir kennen Ihre Fehler ja auch!)

Sie haben zunächst wochenlang beklagt, dass es zu wenig Beratungszeit gäbe, bis der Vorsitzende des Kulturausschusses, Herr Hackbusch, dankenswerterweise darauf hingewiesen hat, dass es sinnvoller sein könnte, mit der inhaltlichen Beratung zu beginnen, anstatt weiter das parlamentarische Verfahren zu diskutieren.

(Beifall bei der SPD)

Wir haben in drei Ausschusssitzungen insgesamt 11 Sachverständige gehört. Die eindeutigen Ergebnisse dieser Anhörungen bilden nach unserer Einschätzung eine sehr gute Entscheidungsgrundlage, vorausgesetzt, man ist zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Neuordnung bereit.

(Beifall bei der SPD)

Diese Bereitschaft bestand und besteht aber offensichtlich nicht in allen Fraktionen. Als die von den Fraktionen der Bürgerschaft selbst bestellten Gutachter in großer Einmütigkeit und auch Eindeutigkeit sowohl die Neuordnungsvereinbarung gelobt als auch die Kündigung als Handlungsalternative verworfen haben,

(Dr. Anjes Tjarks GRÜNE: Da fragt man sich, warum Sie die so lange vor sich herge- tragen haben!)

haben insbesondere CDU und GRÜNE dies nicht zum Anlass genommen, sich mit den umfangreichen Gutachten inhaltlich auseinanderzusetzen. Sie haben es stattdessen vorgezogen, die nächste Verfahrensdebatte zu führen, zum Beispiel darüber, ob der Bürgermeister im Ausschuss reden solle.

(Beifall bei der SPD – Jens Kerstan GRÜNE: Sie reden ja jetzt auch nur über das Verfah- ren!)

Meine Damen und Herren von der Opposition! Wenn ich Sie heute nach Ihrer inhaltlichen Haltung frage, dann muss ich feststellen, dass Sie offensichtlich keine haben.

(Beifall bei der SPD)

Herr Wersich, Sie wissen, dass ich Sie durchaus schätze. Erlauben Sie mir die Frage: Wollen Sie die Neuordnung nicht?

(Dora Heyenn)

(Dietrich Wersich CDU: Keine Spielchen!)

Es ist kein Spielchen, ich meinte das durchaus ernst.

Sie wollen die Neuordnung nicht, Sie wollen auch die Kündigung nicht,

(Dietrich Wersich CDU: Das ist doch Quatsch! Wir haben Vorschläge gemacht!)

obwohl Sie davon ausgehen, dass die Kündigung 100 oder 200 Millionen Euro günstiger wäre. Dann erlaube ich mir die Frage: Was wollen Sie denn?

(Beifall bei der SPD)

Das Verhalten von CDU und GRÜNEN kann man kurz und knapp zusammenfassen. Sie haben das Feld der inhaltlichen Auseinandersetzung nicht gesucht

(Dr. Anjes Tjarks GRÜNE: Sagen Sie doch mal was zur Sache!)

und bis zum Abschluss der Beratungen im Wesentlichen verfahrenstechnische Aspekte in den Vordergrund gestellt.

(Beifall bei der SPD – Jens Kerstan GRÜNE: Was haben Sie denn zum Verfahren ge- sagt? Gar nichts!)

Anstatt zu dem Projekt und seiner eigenen Verantwortung, Herr Kerstan, für den misslungenen Projektverlauf zu stehen und sich damit auch wirklich zu dem Projekt zu bekennen, wird das Projekt Elbphilharmonie erstmals genutzt, um ausschließlich und ein wenig mephistophelisch die reine Oppositionsrolle zu spielen. Sie wissen schon, Herr Wersich: Ich bin der Geist, der stets verneint.

(Lang anhaltender Beifall bei der SPD)

Natürlich ist es das gute Recht der Opposition, eine Vorlage des Senats abzulehnen.

(Dr. Anjes Tjarks GRÜNE: Ganz großzügig!)

Die SPD hat 2009 auch gegen Ihren Nachtrag 4 gestimmt. Aber der große Unterschied besteht darin, dass die SPD damals aus inhaltlichen Gründen

(Zurufe von den Oppositionsfraktionen: Oh, oh!)

dem Nachtrag 4 nicht zugestimmt hat.

(Beifall bei der SPD)

Nach den intensiven Beratungen der letzten Monate…

(Glocke)

Vielleicht erinnert sich das Parlament an meine Einlassung vor ungefähr 20 Minuten. Es ist nichts gegen ein aktives Parlament zu sagen, aber die

Rednerin sollte die Chance haben, verstanden zu werden.

(Zurufe von der CDU und den GRÜNEN – Zuruf von Jens Kerstan GRÜNE)

– Wenn man es selbst schreibt, Herr Kerstan, kann man es auch glauben.

(Beifall bei der SPD)

Nach den intensiven Beratungen der letzten Monate kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass Sie darauf zu vertrauen scheinen, dass die SPD-Fraktion der Neuordnung schon zustimmen werde und Ihre Fraktionen sich der weiteren Verantwortung für dieses Projekt entziehen wollen.

(Beifall bei der SPD)

Dass das nicht nur meine Wahrnehmung ist, sondern möglicherweise auch die des ehemaligen Ersten Bürgermeisters Ole von Beust,

(Dr. Till Steffen GRÜNE: In Sachen Elbphil- harmonie ist er ein echter Experte!)

zeigt ein Blick in das heutige "Hamburger Abendblatt" – ich zitiere –:

"Entscheidend ist, dass ein vernünftiger Weg gefunden wird, die Sache im Zeit- und Finanzplan zu Ende zu führen. Dafür reicht auch eine Stimme Mehrheit."

Wie Sie diesen Satz zu interpretieren haben, meine Damen und Herren von der Opposition, wissen Sie sicherlich selbst am besten.

(Beifall bei der SPD – Glocke)

Frau Senatorin Kisseler, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Wersich?

Nein.

(Zuruf von Farid Müller GRÜNE)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Seit einem halben Jahr liegt das Angebot von HOCHTIEF auf dem Tisch, das Grundlage der Neuordnung ist. Seit vier Monaten ist der konkrete Neuordnungsvertrag bekannt, und seit zwei Monaten diskutieren wir die Drucksache, die heute zur Abstimmung steht. Dieses Beratungsverfahren war umfangreicher als alle bisherigen Beratungen zur Elbphilharmonie.