Protocol of the Session on February 9, 2012

Aber dabei bleibt es nicht. Zu Recht weist der Rechnungshof darauf hin, dass es notwendig ist, Aufgabenkritik zu betreiben und Strukturveränderungen vorzunehmen. Auch das sind wir angegangen. Der Senat, unterstützt von der SPD-Fraktion, handelt, um den Haushalt nachhaltig zu sanieren. Dabei ist es entscheidend, nicht in das alte Muster der CDU zu verfallen, ständig Sparbeschlüsse herbeizuführen, die nicht realistisch sind und die keiner wirklich verfolgt.

(Zurufe von der CDU)

Es geht darum, dass in der Verwaltung und auch in der Bürgerschaft jeder die Aufgabe annimmt, den Hamburger Haushalt zu sanieren, indem er

(Katja Suding)

sich Gedanken darüber macht, welche Aufgaben erledigt werden müssen und welche Aufgaben besser, günstiger und effizienter erledigt werden können.

(Dietrich Wersich CDU: Politisch entschei- den!)

Das werden wir jetzt angehen müssen und dann auch politisch entscheiden. Herr Wersich, Sie haben Entscheidungen getroffen, die Sie niemals in der Lage waren umzusetzen. Das mussten wir im Haushalt 2011/2012 ausbügeln.

(Beifall bei der SPD)

Ich sage auch ganz deutlich – das habe ich schon vor vierzehn Tagen an dieser Stelle gesagt –, dass davon auch die sogenannten Schonbereiche nicht ausgenommen sind. Auch in diesen Bereichen gilt es für Senat, Bürgerschaft und Verwaltung, sich darüber Gedanken zu machen, ob man Aufgaben noch besser und effektiver erledigen kann. Das ist klar, dazu stehen wir, das werden wir umsetzen.

(Olaf Ohlsen CDU: Träumer!)

Meine Damen und Herren! Der Prozess der Haushaltssanierungen muss intensiv und nachhaltig gestaltet werden. Dieses Ziel kann nicht von heute auf morgen erreicht werden, so bedauerlich das ist, denn wir wollen die Menschen in dieser Stadt mitnehmen und niemanden auf der Strecke lassen, wenn wir den Haushalt in Ordnung bringen.

(Beifall bei der SPD und Heiterkeit bei der CDU – Finn-Ole Ritter FDP: Ja, genau!)

Ein abschließender Satz. Wir tun all dies, obwohl wir auf Bundesebene ständig Nackenschläge von CDU und FDP hinnehmen müssen.

(Zurufe von der CDU)

Morgen wollen Sie im Bundesrat ein zulasten des Hamburger Haushalts gehendes Gesetz beschließen. Jahr für Jahr wird uns Geld fehlen, wenn das Gesetz zum Abbau der kalten Progression beschlossen wird: 2013 werden 20 Millionen Euro fehlen, 2014 57 Millionen Euro und so weiter. Da könnten Sie etwas dafür tun, um dem Hamburger Haushalt zu helfen, und das unterbleibt.

(Lang anhaltender Beifall bei der SPD)

Das Wort bekommt Herr Kleibauer.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Auch meine Fraktion hat den Bericht des Rechnungshofs mit großem Interesse gelesen. Wir werden ihn in den Ausschüssen und Gremien sicherlich bis zur Sommerpause sehr intensiv beraten. Auch meine Fraktion dankt natürlich den Mitarbeitern, den Mitgliedern

(Heike Sudmann DIE LINKE: Und den Mitar- beiterinnen!)

und dem scheidenden Präsidenten des Rechnungshofs.

(Beifall bei der CDU und bei Katja Suding FDP)

Wenn man im Rahmen eines Fünfminutenbeitrags den Rechnungshofbericht diskutiert, dann droht man der Gefahr zu erliegen, lieber Herr Quast, Rosinenpickerei zu betreiben. Genau das haben Sie getan, indem Sie sich ein, zwei Punkte herausgepickt haben, bei denen Sie gut dastehen.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Jetzt kommen deine Rosinen!)

Das war, lieber Herr Dressel, aber auch entlarvend. Was hat Herr Quast denn angesprochen? Er sagte, er sei gegen Sparbeschlüsse.

(Jan Quast SPD: So'n Quatsch!)

Kein Wunder, denn wenn man sich den Haushalt 2011 anschaut, muss man feststellen, dass viele Sparbeschlüsse der Vorgängerregierung aufgeweicht wurden. Sie haben sozusagen das Fass geöffnet.

(Beifall bei der CDU)

Ich fand es schon putzig, lieber Herr Quast, dass Sie den Sanierungsfonds angesprochen haben. Was haben Sie denn in diesem Bereich getan? Sie haben den entsprechenden Haushaltstitel nicht nur vom Namen her geändert, Sie haben ihn auch um 5 Millionen Euro abgesenkt.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Das ist in den Straßenbau gegangen!)

Sie sprechen von einem großen Sanierungsbedarf und senken den Sanierungsfonds von 25 Millionen Euro um 20 Prozent auf 20 Millionen Euro ab. So sieht Ihre Schwerpunktsetzung aus, lieber Herr Dressel.

(Beifall bei der CDU und bei Finn-Ole Ritter FDP)

Im Kern geht es dem Rechnungshof um eine nachhaltige Haushaltspolitik, das ist auch bei meinen Vorrednern schon angeklungen. Der Rechnungshof hat dem Senat, und zwar diesem Senat, explizit ins Stammbuch geschrieben:

"Gut gemeint reicht nicht. Guter Wille ohne gute Umsetzung ist eher schädlich."

Das heißt, Herr Quast, dass man über Haushaltskonsolidierung nicht nur reden, sondern sie auch umsetzen muss. Und genau da scheitert es bei Ihnen.

(Beifall bei der CDU und bei Katja Suding FDP)

(Jan Quast)

Finanzsenator Tschentscher hat im Juni letzten Jahres bei der Einbringung des Haushalts 2011/ 2012 – seines Haushalts – gesagt – ich zitiere –:

"Wir wollen keine ungedeckten Schecks ausstellen, wir wollen uns nicht reich rechnen, wir wollen einen Haushalt, der die Finanzlage wahrheitsgemäß abbildet, ohne Selbsttäuschung und Kurzzeiteffekte."

Das Gegenteil ist der Fall. Sie täuschen nicht nur sich selbst, sondern auch andere mit Ihren Zahlen und arbeiten mit ganz vielen Kurzzeiteffekten.

(Beifall bei der CDU)

Wir als CDU haben in den vergangenen Monaten wiederholt darauf hingewiesen, dass das, was dieser Senat als Haushaltspolitik verkauft, nicht tragfähig ist. Wir haben immer wieder gesagt, dass die vom Senat angekündigten finanzpolitischen Maßnahmen nichts anderes sind als Symbolpolitik, dass dieser Senat bewusst mit falschen Zahlen arbeitet und dass eine schnelle und unumstößliche Schuldenbremse dringend notwendig ist.

(Beifall bei Dietrich Wersich CDU)

Genau das hat Ihnen der Rechnungshof auch aufgeschrieben. In jedem dieser Punkte gibt Ihnen der Rechnungshof recht.

(Beifall bei der CDU – Dr. Andreas Dressel SPD: Wem?)

Der Rechnungshof beklagt die substanzlose Symbolpolitik der Finanzbehörde. Er stellt fest, dass die Finanzpolitik des Senats die Haushaltswirklichkeit nicht mehr abbildet. Er fordert dezidiert die Aufnahme einer Schuldenbremse in die Hamburgische Verfassung. Liebe SPD, lieber Senat, nehmen Sie diese deutlichen Worte des Rechnungshofs ernst.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der FDP)

Lassen Sie mich hierzu einige Beispiele nennen. Zur Symbolpolitik: Wir alle können den Spruch "pay as you go" nicht mehr hören. Mit diesem Motto ist Ihr Senat angetreten. Er hat gesagt, jede Mehrausgabe werde strukturell an anderer Stelle ausgeglichen. Das Gegenteil ist der Fall.

(Dora Heyenn DIE LINKE: Genau!)

Sie haben im Jahr 2011 28 Millionen Euro für Wahlgeschenke ausgegeben – 2012 werden es schon 70 Millionen Euro sein –, und Sie haben keine strukturelle Gegenfinanzierung für diese zusätzlichen Ausgaben, Sie reden nur davon. Dabei sind in jeder Haushaltsausschusssitzung die Kriterien für den Abbau von 250 Stellen plötzlich anders. Das ist weder solide noch seriös.

(Beifall bei der CDU und bei Katja Suding FDP)

Ein Beispiel zum Stichwort Haushaltswirklichkeit, wir haben es schon mehrfach angeführt. Sie reden von der 1-Prozent-Regel. In Wahrheit sind es 2011 5 Prozent, weil dies auf höheren Zahlen aus dem Jahr 2010 basiert; auch das betont der Rechnungshof. Das führt zu einer zusätzlichen Verschuldung von bis zu 3 Milliarden Euro. Das ist nicht zeitgemäß, das ist planlos.