Zitatende – ist, vorsichtig formuliert, oberflächlich betrachtet. Praktiker aus der Arbeitswelt sehen das völlig anders.
Weder dieser Report noch die bisherigen Initiativen dieses Senats lassen erkennen, ob wir in dieser Legislaturperiode mit nennenswerten Vorschlägen dazu rechnen dürfen. Das muss sich ändern, wenn Hamburg seiner Rolle als Wirtschaftsmetropole des Nordens gerecht werden will, und zwar zügig.
Als Voraussetzung dafür sollten nach Auffassung der FDP künftige Ausbildungsreporte dieses Thema wesentlich stärker in den Blick nehmen, auch gerade und weil es für den erfolgreichen Start unserer Hamburger Jugendlichen in den Beruf sehr wichtig ist. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wir danken auch der SPD, dass der Ausbildungsreport zum Gegenstand der Debatte gemacht wurde. Ich kann Herrn Fock aber nicht den Gefallen tun, dass wir keine kritischen Worte zu diesem Ausbildungsreport fallen lassen, denn das ist wirklich nötig.
Frau von Berg hat schon im Ansatz etwas dazu gesagt. Das Erste ist zum Beispiel, dass der Ausbildungsreport von 2009/2010 ist. Das heißt, das neue Übergangssystem Schule – Beruf, das wir in der letzten Legislaturperiode verabschiedet haben, kann noch gar nicht greifen, das muss man ehrlicherweise sagen.
Das Zweite ist, dass das Problem dieses Berichts die absoluten Zahlen sind und die Prozentzahlen. Sie haben ganz zum Schluss noch einmal das Hauptschulmodell angesprochen. Sie wissen, dass ich dazu eine Schriftliche Kleine Anfrage gestellt habe. Ich möchte Ihnen einmal deutlich machen, was sich hinter den Zahlen verbirgt.
Dort steht, dass nach dem Hauptschulmodell der Otto Group in den letzten zehn Jahren 2500 Hamburger Schüler den Hauptabschulabschluss bekommen haben. Das heißt, es sind pro Jahr 250 Schüler. Dann wird nicht, wie Sie gesagt haben, die Quote von 5 auf 30 Prozent gesteigert, sondern die Quote wird gesteigert von 6,7 auf 21,5 Prozent.
Es ist doch immer die Frage, was die Basis ist, wie man Prozente berechnet, da gibt es Tausend Tricks und Raffinessen; das wissen wir alle aus Statistiken. In der Anlage 3 zu meiner Schriftlichen Kleinen Anfrage wird es auch deutlich. Man nimmt nur die Zahlen der Schüler, die in der Kooperation mit dem Hauptschulmodell zusammenarbeiten. Das waren zum Beispiel in 2009/2010 2024 Schüler, davon haben 408 einen Hauptschulabschluss gemacht. Das ist auch so aufgeführt, das sind 20,16 Prozent. Man muss es immer ein bisschen in Relation sehen.
Was wir an diesem Ausbildungsreport bemängeln, ist, dass die Nöte der Jugendlichen bei der Lehrstellensuche sehr heruntergespielt werden. Dafür nenne ich einige Beispiele. Es heißt zum Beispiel im Ausbildungsreport, dass das Ausbildungsjahr 2010 in Hamburg durchaus positiv bewerten werden könne. Ich habe es von fast allen Seiten gehört, das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Dazu einige Beispiele.
Nur 47 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber für eine Berufsausbildungsstelle bei der Arbeitsagentur haben im Ausbildungsjahr 2010 auch tatsächlich einen Ausbildungsplatz erhalten. 53 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber sind in Warteschleifen abgeschoben worden oder als unversorgt eingestuft worden. Das ist im Ausbildungsreport auf zwei verschiedenen Seiten zu finden, es ist aber nicht zusammengeführt worden. Das kann man doch nicht positiv nennen, wenn 53 Prozent der Bewerber bei der Arbeitsagentur keinen Ausbildungsplatz bekommen.
ich in mehrerlei Hinsicht anders. Zum Beispiel haben knapp 8000 Jugendliche 2010 die allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss, mit Hauptschulabschluss und mit Realschulabschluss verlassen. Davon sind gut 5600 im Ausbildungsjahr in die Warteschleifen gekommen, das sind 71 Prozent der Schulabgänger mit diesen Schulabschlüssen beziehungsweise ohne Schulabschlüsse, also Abschlüsse unterhalb der Hochschul- und Fachhochschulreife, also drei Viertel eines Jahrgangs mit dieser Ausbildung. Da kann man doch nicht sagen, das sei ein Erfolgsmodell, keiner werde zurückgelassen und alle würden versorgt. Ich finde das schon fast zynisch.
"Eine […] Problemgruppe stellt die vorläufig im Übergangssystem versorgte Gruppe von Jugendlichen dar."
Das heißt, hier wird schon einmal angedeutet, dass nicht alles so wunderbar und positiv ist, sondern dass im Übergangssystem immer noch sehr, sehr viele Schülerinnen und Schüler enden. Und das ist ein großes Problem.
In der Prognose 2011 wird von einem Bewerbermarkt gesprochen. Das bedeutet, Jugendliche können sich aus einem Überangebot einen Ausbildungsplatz aussuchen. Das mag für einige sehr wenige Bewerber auch gelten, aber doch nicht in der Breite. Ich weiß nicht, wie viel Kontakt Sie mit Jugendlichen haben,
aber in der Realität schreiben die Jugendlichen zig Bewerbungen und können froh sein, wenn sie nicht nur Absagen bekommen. Das ist doch die Realität.
Diese Idee des Bewerbermarkts geht zurück auf Aussagen wie zum Beispiel die des DIHK-Präsidenten Driftmann, wonach es einen dramatischen Nachwuchsmangel gäbe – den hat auch Herr Fock angesprochen – und in den Lehrstellenbörsen der Industrie- und Handelskammern seien viele Ausbildungsplätze unbesetzt; das haben wir eben wieder mehrfach gehört.
Ich will Ihnen einmal sagen, wie der dramatische Nachwuchsmangel aussieht. Es wird im Ausbildungsreport gesagt, der Zustrom von auswärtigen Bewerbern sei erneut zurückgegangen, und zwar dramatisch. Tatsächlich ist die Zahl der auswärtigen Ausbildungsanfängerinnen und -anfänger von 2009 bis 2010 von 5661 auf 5647 gesunken. Das
Die Jugendgruppe des DGB Hessen hat einmal festgestellt, dass die Ausbildungsbörsen durchaus fehlerhaft sein können, dass angebotene Ausbildungsplätze entweder schon vergeben sind, erst für das nächste Jahr gelten oder gar nicht mehr existieren. Wir möchten einen Ausbildungsreport haben, in dem auch die Schülerbefragungen eingearbeitet sind, damit wir auch wissen, was mit den Hamburger Schülern passiert, die die Schule verlassen. Und die Aussichten sind im Moment – das wird auch angedeutet in dem Report – wirklich dramatisch schlecht.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Keine Sorge, ich habe mir nur wenige Stichworte gemacht, auf die ich gern eingehen möchte.
Erstens: Frau Heyenn, Sie haben recht, der Bericht kann noch nachgebessert werden. Insbesondere Ihr Vorschlag, die Jugendlichen nach Schulabgang oder in der letzten Abgangsklasse zu befragen, was sie planen oder schon in der Tasche haben, muss aufgegriffen werden. Und wir werden uns bemühen, das zu schaffen, weil es uns aus meiner Sicht weitere klare Anhaltspunkte geben wird.
Dennoch gilt festzuhalten, dass dieser Ausbildungsreport sehr viele Zahlen beinhaltet und gerade die schulischen Zahlen immer sehr präzise sind, wenn ich es vergleiche mit den Zahlen des Arbeitsamts, die uns im Großen und Ganzen relativ wenig Aussagekraft bescheren.
Es gilt aber doch festzuhalten, dass die Schule in der Statistik schon sehr weit ist. Insofern wollen wir den Report gern weiterentwickeln.
Zweitens: Es wurde kurz etwas erwähnt von Stufe 4 und 5. Die Europäische Union, die uns schon viele gute Tipps gegeben hat, hat alle Länder der EU aufgefordert, jeden Bildungsabschluss auf einer Stufe einzusortieren. Und nun sitzen wir alle in der Kultusministerkonferenz, bei den Gewerkschaften und in den Handelskammern und überlegen uns, ob das Abitur eigentlich genauso viel wert ist wie die Ausbildung zur Fleischereifachverkäuferin oder zum Immobilienkaufmann. In Wahrheit ist dies eine sehr schwierige Entscheidung. Wenn man dabei auf die Qualifikation Rücksicht nimmt,
Entschuldigen Sie, Herr Senator, dass ich Sie unterbreche, aber diese Murmeleien hinten an der Wand sind entschieden zu laut. Die, die dem Senator nicht lauschen wollen, gehen einfach hinaus, die anderen bleiben drinnen. – Danke.
Ich möchte an die CDU folgende Korrekturen richten. Wenn man die Kultusminister oder mich dabei kritisiert – was man immer darf –, dann muss man genau bleiben.
Erstens: Wir haben nicht gesagt, die Berufe ständen alle unter dem Abitur, sondern wir haben sehr wohl gesagt, dass Berufsausbildungen auf Stufe 3, 4 und 5 zu bewerten sind, je nach Qualität, und das Abitur ist Stufe 5. Also gibt es eine Gleichwertigkeit vieler Berufsausbildungen mit dem Abitur.
Zweitens: Ich möchte darauf hinweisen, dass es ein einstimmiger Beschluss war in der Kultusministerkonferenz. Ich glaube, einige – sicherlich nur noch wenige, aber noch einige – CDU-Bildungsminister sind auch dabei.
Herr Wersich, auch Ihren Vorschlag nehme ich gern auf und sage, dass ich die Linie vertreten habe, die unter meinen Vorgängern schon in der Behörde entwickelt worden ist. Deswegen bin ich davon ausgegangen, dass Schwarz-Grün das auch richtig findet.