Protocol of the Session on July 1, 2010

Hamburg investiert als Kommune und als Stadt viel in den Bestand, so auch die SAGA GWG. Und im Bereich der sozialen Stadtteilerneuerung ist in den letzten Jahren ebenfalls viel investiert worden.

Im Bereich des Opferschutzes haben wir in diesem Zusammenhang noch einiges draufgelegt, ich nenne in diesem Zusammenhang nur den Täter-Opfer-Ausgleich. Der Opferfonds ist beispielsweise von 60 000 Euro auf 100 000 Euro aufgestockt worden. Insofern stimmt die Aussage überhaupt nicht, wir hätten dies vernachlässigt, was so nonchalant einfach behauptet wird. Es ist wesentlich sinnvoller, statt Sprüche zu klopfen, die Verantwortung mitzutragen.

(Beifall bei der CDU – Wilfried Buss SPD: Wer klopft denn hier Sprüche?)

Frau Schneider, ich nehme Ihnen persönlich die Rolle als Anwältin von Menschen mit staatlicher Verfolgung nicht wirklich ab, das passt gar nicht zu Ihnen.

(Christiane Schneider DIE LINKE: Das ist Ihr Problem!)

Insgesamt wirkt Ihre Argumentation ein bisschen scheinheilig, anders kann ich das nicht auffassen.

Wenn ich mir die SPD ansehe, bleibt auch vieles im Unklaren, es wird mit gespaltener Zunge argumentiert. Auf der einen Seite sind markige Sprüche von Herrn Dressel angesagt, auf der anderen Seite gibt es die zahlreich vertretenen Kuschelpädagogen, die wieder etwas ganz anderes erzählen. Sie müssen endlich einmal eine klare Linie finden.

(Beifall bei der CDU und der GAL – Michael Neumann SPD: Ross und Reiter nennen! – Ingo Egloff SPD: Was sind Kuschelpädago- gen?)

Hamburg tritt auf jeden Fall entschlossen und angemessen der Gewalt entgegen. Einfache Konzepte gibt es nicht und parolenhafte Forderungen sind bestimmt nicht zielführend.

(Beifall bei der CDU und der GAL)

Das Wort bekommt Herr Dr. Dressel.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Sie haben gerade ein gutes Beispiel dafür gegeben, was viele Menschen in der Stadt satt haben,

(Beifall bei der SPD und bei Mehmet Yildiz DIE LINKE)

dass nämlich diese Punkte mit Phrasen abgefertigt werden.

(Egbert von Frankenberg)

(Viviane Spethmann CDU: Sie dreschen doch auch nur Phrasen!)

Sie tragen vor, was es alles Tolles an Konzepten gibt. Dann fragt man sich, wie es konkret in der Praxis aussieht, welches Konzept eigentlich an welcher Nahtstelle greift.

(Viviane Spethmann CDU: Was für ein Kon- zept haben Sie?)

Deshalb haben wir uns auf den Weg gemacht, bei diesen Einzelfällen sehr genau nachzufragen, wie diese Konzepte greifen, hier konkret das Handlungskonzept gegen Jugendgewalt. Wie greift es jeweils, wenn es schon Auffälligkeiten im Bereich der Kita gibt, im Bereich der Schule, zum Beispiel bei der Schulpflichtverletzung. Wir hören immer den Spruch, die Papierlage sei gut, man hätte die Richtlinien auf Vordermann gebracht, alles sei ganz prima. Dann sehen wir aber bei diesen Fällen – wir haben genau die Fälle aus dem ersten Halbjahr nachgefragt –, wie viele Hunderte von Fehlstunden zusammengekommen sind. Was erfolgte hieraus? Ein Elternbrief, ein folgenloses Gespräch und nichts weiter. Das soll Ihre Konsequenz sein, das können Sie der Stadt nicht weismachen.

(Beifall bei der SPD)

Und das, obwohl in Ihrem Handlungskonzept doch Maßnahmen stehen. Sie wenden Sie nur nicht an.

(Wilfried Buss SPD: Hört, hört!)

Deswegen ist der Verweis darauf, was Sie alles auf irgendwelche Papiere geschrieben haben, in der öffentlichen Auseinandersetzung und der Debatte in der Stadt überhaupt nicht hilfreich. Das bringt Sie keinen Millimeter weiter und die Leute glauben es Ihnen auch nicht mehr.

(Beifall bei der SPD)

Ich könnte noch viel aufzählen, was das Thema der Richtlinie Gewalt an Schulen beispielsweise angeht, wie konsequent es jeweils verfolgt wird. Auch hier ist die entscheidende Frage, ob die Fälle auch zur Anzeige gebracht werden, was wir alle hoffen, denn nur dann können auch die Maßnahmen nach dem Schulgesetz greifen. Die Fälle, die im Dunkelfeld bleiben, erfährt niemand, und der vorhandene Instrumentenkasten wird nicht genutzt. Auch da gibt es noch ein riesiges Dunkelfeld, das aufgehellt werden muss, damit diese Maßnahmen greifen können. An der Stelle zucken Sie noch zurück, aber dieses Dunkelfeld existiert.

Ein weiterer Punkt sind zum Beispiel die Fallkonferenzen. Wir haben es bei Elias A. gesehen: Die Fallkonferenz ist eine gute Sache, wir haben das auch mitgetragen als Konzept, aber was nützt eine Fallkonferenz, wenn sie sieben Monate, nachdem Elias A. als Intensivtäter eingestuft wurde

(Thomas Böwer SPD: Acht!)

acht Monate, Kollege Böwer hat recht –, einberufen wird. Das kann doch nicht ernsthaft Ihr Vorschlag sein, dass erst so spät ein koordiniertes Behördenhandeln geschieht. So fällt das Kind in den Brunnen und so kann man dieses Thema nicht angehen.

(Beifall bei der SPD)

Ich will Sie jetzt nicht mit Polizistenzahlen und Präsenzzahlen nerven, aber wir haben gehört, was der Innensenator gesagt hat, dass bei den Polizeibeamten auf der Straße nicht gespart werde.

(Wilfried Buss SPD: Ha, ha!)

Das sollen wir Ihnen glauben? Was haben wir denn in den letzten Jahren erlebt? Ihr Vorgänger, Herr Nagel, hatte hier noch erzählt, dass die Indianer verschont würden und nur bei den Häuptlingen gespart werde. Aber was haben wir nachher festgestellt? Wir haben uns die Zahlen in den Kommissariaten genau angesehen. Wer hat später stellenmäßig daran glauben müssen? Es waren am Ende die Indianer, die Präsenzzahlen gingen nach unten. Dieses Versprechen, das Sie abgegeben haben, hatten Sie schon vorher nicht gehalten, und wie soll dies denn bei dieser neuen Sparrunde gelingen? Von daher wird Sie das einholen, Herr Ahlhaus, das verspreche ich Ihnen.

(Beifall bei der SPD)

Es wurde auch nichts zum Thema Tatkatalysator Alkohol gesagt. Wir haben bei mehr als 50 Prozent der Gewalttaten in diesen Brennpunkten die Situation, dass Alkohol im Spiel ist. Dazu haben Sie überhaupt nichts gesagt. Es reicht nicht, dass wir irgendwo in der Stadt ein paar Plakate haben, ein paar Flyer ausgeteilt werden und ein bisschen Beratung stattfindet. Auch dieses Thema müssen wir bearbeiten, wir haben dazu Vorschläge gemacht. Sie sagen, wir würden nur Plattitüden ablegen.

(Kai Voet van Vormizeele CDU: In der Tat, Plattitüden!)

Lesen Sie unsere Anträge, da steht es.

Ein weiterer Punkt sind die Waffen. Hier hatte ich gehofft, dass von der GAL noch etwas mehr kommt, denn immerhin haben Sie im Koalitionsvertrag Folgendes durchgesetzt – ich zitiere –:

"Die mit der Waffenverbotszone St. Pauli begonnene Entwaffnungsstrategie wird fortgesetzt. Die rechtlichen und tatsächlichen Möglichkeiten, derartige Zonen auszuweiten, werden intensiv geprüft und nach Möglichkeit zügig umgesetzt. Die Koalitionspartner vereinbaren eine behördenübergreifende öffentliche Aufklärungskampagne, die insbesondere an Schulen ansetzen soll."

Haben wir in dieser Stadt mitbekommen, was das für eine Aufklärungskampagne gegen Waffen sein soll? Auch eine Waffenverbotszone gibt es bisher

nicht. Ihre Entwaffnungsstrategie ist über den Koalitionsvertrag nicht hinausgekommen und das ist auch ein momentanes Problem in dieser Stadt.

(Beifall bei der SPD – Elke Thomas CDU: Herr Dr. Dressel, das ist unerträglich!)

Sie müssen sich fragen lassen, ob sich das, was Sie an verbalen Plattitüden heute wieder abgeliefert haben,

(Elke Thomas CDU: Und Sie müssen sich auch fragen lassen!)

messen lässt an der Realität in der Stadt. Wir werden Sie daran messen, ob Ihre Konzepte auch umgesetzt werden. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort bekommt Frau Möller.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Dr. Dressel, ich glaube, die Mehrheit in diesem Parlament wollte tatsächlich keine Kramladendebatte führen

(Elke Thomas CDU: Genau!)

und über all das einmal reden, was man beim Thema Straftaten so sagen kann. Ich bin froh, dass der Senator gesagt hat, dass wir ein Problem haben.

(Zurufe von der SPD: Oh! Oh! – Elke Tho- mas CDU: Es ist unerhört, wie Sie sich hier benehmen!)

Wir befinden uns in einer Situation mit Gewaltvorfällen, die alle unterschiedliche Ursachen haben, die alle differenziert zu betrachten sind und für die es keine Patentlösungen gibt.