Protocol of the Session on April 22, 2009

Marino Freistedt CDU 1581,

Michael Gwosdz GAL 1582,

Dora Heyenn DIE LINKE 1583,

Christa Goetsch, Zweite Bürgermeisterin 1584,

Carola Veit SPD 1585,

Christiane Blömeke GAL 1587,

Beschluss, Besprechung erfolgt 1589,

Antrag der Fraktionen der CDU und GAL:

Familienhebammen-Abrechnung der Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung auch für angestellte Hebammen ermöglichen – Drs 19/2763 – 1589,

Beschlüsse 1589,

Antrag der Fraktion der SPD:

Nutzung des zentralen Schülerregisters korrigieren –Schulzugang für alle Kinder sicherstellen – Drs 19/2730 – 1589,

Bülent Ciftlik SPD 1590, 1594,

Dittmar Lemke CDU 1591,

Antje Möller GAL 1592, 1595,

Mehmet Yildiz DIE LINKE 1593,

Beschluss 1595,

Beginn: 15.03 Uhr

Meine Damen und Herren, die Sitzung ist eröffnet.

Zu Beginn unserer Sitzung möchte ich ganz herzlich die beiden Vizepräsidenten unseres Partnerparlaments, der Gebietsduma Kaliningrad, Herrn Poljakov und Herrn Selesnöw, begrüßen.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Meine Herren, ich heiße Sie in der Hamburgischen Bürgerschaft herzlich willkommen.

Wir kommen dann zur

Aktuellen Stunde

Dazu sind vier Themen angemeldet worden, und zwar von der GAL-Fraktion:

Wider die Doppelmoral: Runder Tisch "Sexarbeit" als Schutz vor Ausbeutung

von der Fraktion Die LINKE:

Barrierefreie S- und U-Bahnhöfe – Untätigkeit der Politik grenzt aus

von der CDU-Fraktion:

Hamburg – starker Gesundheits- und Medizinstandort

und von der SPD-Fraktion:

Tag der Arbeit in Zeiten der Krise – qualifizieren statt entlassen!

Ich rufe nun das erste, von der GAL angemeldete Thema auf. Das Wort wird gewünscht. Die Abgeordnete Heitmann hat das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich freue mich, dass ich heute hier stehe.

(Vereinzelter Beifall bei allen Fraktionen)

Dankeschön. Sie scheinen auch gute Laune heute zu haben.

Der erfreuliche Anlass dafür ist, dass schon Anfang März ganz heimlich, still und unaufgeregt ein weiterer Punkt unseres schwarz-grünen Koalitionsvertrags in dieser Stadt umgesetzt wurde, und zwar hat am 5. März 2009 zum ersten Mal der Runde Tisch "Sexuelle Dienstleistungen" mit rund 35 Teilnehmern aus verschiedenen Initiativen, Einrichtungen und Vertretern der Politik getagt. Damit machen wir einen entscheidenden Schritt hin zu mehr Selbstbestimmung der Menschen, die in dieser Stadt der Prostitution nachgehen. Wir stärken ihre Rechte und ermöglichen es ihnen, besser aus Kriminalität und Illegalität herauszukommen.

(Beifall bei der GAL und der CDU)

Nachdem auf dem Gebiet der Prostitution jahrelang mit einer Mischung aus Tolerierung und Kriminalisierung eine Doppelmoral vorherrschte, sind wir nun einen guten Schritt weiter, um die einst rechtlose Situation der Prostituierten aufzuheben. Die große ökonomische Attraktivität des Berufes bei der gleichzeitigen Rechtslosigkeit hat vielfach einen Nährboden für eine sehr starke Begleitkriminalität geschaffen. Dem wollen wir entgegenwirken. Der Anfang dafür war, dass unter Rot-Grün schon 2002 im Bund endlich ein Gesetz geschaffen wurde, das den Prostituierten – und ich möchte betonen, dass wir hier sowohl von Frauen als auch von Männern sprechen – einen Weg aus der Illegalität heraus ermöglicht, ihre Rechte stärkt und auch das Ziel formuliert, wirksame Ausstiegsmöglichkeiten zu eröffnen. Eine Evaluierung des Gesetzes, deren Ergebnisse 2007 vorgestellt wurden, hat allerdings gezeigt, dass es an der Umsetzung in vielen Städten und Bundesländern hapert und daher aktiv von diesen vorangetrieben werden muss. Gute Erfahrungen, um das zu schaffen, haben Berlin oder Dortmund beispielsweise mit Runden Tischen gemacht, an denen alle Beteiligten im Dialog Fragen zur Umsetzung erörtern können und zielgerichtete Konzepte erarbeiten.

Seit dem 5. März, ich habe es bereits erwähnt, gibt es einen solchen Tisch nun auch in Hamburg und die beteiligten Akteure haben viele Fragen, die hier zu klären sind. Mögliche Fragen, die erörtert werden sollten, sind zum Beispiel, wie es mit einer Aufhebung der Sperrgebietsverordnung in Hamburg aussehen könnte, wie eine Gewerbeanmeldung für Straßenprostituierte wirklich funktionieren könnte, ob es in Hamburg in Zukunft möglicherweise einen Bordell-TÜV geben und wie dieser konkret aussehen könnte, wie wirklich wirksame Ausstiegshilfen ausgestaltet werden könnten und – was für mich außerdem eine sehr wichtige Frage ist – wie man gerade für Migrantinnen, die Opfer von Zwangsprostitution werden, die aufenthaltsund arbeitsrechtliche Situation verbessern kann.

(Beifall bei der GAL und vereinzelt bei der CDU)

Gestern habe ich in der "Hamburger Morgenpost" gelesen, dass Herr Dressel nun eine pauschale Versteuerung des Prostitutionsgewerbes fordert.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Ich habe einen Antrag gestellt!)

Herr Dressel, ich möchte diesen Vorschlag hier gar nicht in irgendeiner Form bewerten, weder positiv noch negativ.

(Ingo Egloff SPD: Die sind sowieso steuer- pflichtig, die müssen Einkommensteuer zah- len!)

Ich finde es allerdings leider in der jetzigen Situation wenig zielführend, solche Einzelfragen zu erörtern. Ich denke, die Frage der Versteuerung ist ei

ne weitere, die der Runde Tisch in seine Diskussionen mit einbeziehen sollte. Letztendlich muss hier ein Gesamtpaket herauskommen, das in sich stimmig ist. Da bin ich guter Hoffnung, dass das gelingen kann.

(Beifall bei der GAL und der CDU)

Insgesamt sehe ich bei diesem Runden Tisch ein klares Bekenntnis dazu, dass Prostitution ein Teil unserer Gesellschaft ist, mit dem sich jeder auseinandersetzen muss. Und es kann nicht immer die Maxime gelten, Prostitution ist schön und gut, aber bitte nicht vor meiner Haustür.

(Beifall bei der GAL – Glocke)

Frau Abgeordnete, Ihre Redezeit ist abgelaufen.