Protocol of the Session on April 1, 2009

(Wolfgang Beuß CDU: Würden wir immer gewinnen!)

Würden wir immer gewinnen, genau.

Das eigene Homefield soll aber auch helfen, die soziale Arbeit mit den sportlichen Erfolgen zu refinanzieren.

Mit diesem Antrag möchten wir den Senat und die zuständigen Fachbehörden auffordern, die St. Pauli Buccaneers bei der Suche zu unterstützen. Kurzfristig soll ein Sportplatz für den laufenden Spielbetrieb gefunden werden. Mittel- und langfristig benötigen die Freibeuter eine Fläche für den Sport und Räumlichkeiten für Meetings und Nachhilfeunterricht zur Erfüllung der sozialen Ziele im Rahmen ihrer Jugendarbeit. Wir erwarten gespannt den Bericht des Senats über das Ergebnis der Suche.

Lassen Sie mich zum Schluss an dieser Stelle dafür werben, dass man diese Initiative auch individuell unterstützen kann. Wer aus diesem Hause von dem Projekt genauso begeistert und ergriffen ist wie ich, kann sich am Partnerschaftsprogramm der Buccaneers beteiligen. Für nur 300 Euro kann ein weiterer Spieler, der sich teilweise nicht einmal eine Fahrkarte für die Hochbahn leisten kann, mit der benötigten Grundausstattung versorgt werden; ein Jugendlicher mehr, dem eine sinnvolle Beschäftigung ermöglicht wird.

Meine Damen und Herren! Ich möchte mich den Worten Erich Kästners anschließen und meiner Anerkennung noch einmal Ausdruck verleihen und auch Sie dazu ermuntern, sich an dem Partnerschaftsprogramm zu beteiligen.

"Es gibt nichts Gutes außer: Man tut es."

Danke schön.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Das Wort bekommt Frau Koeppen.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir sind sehr erfreut, Herr Kreuzmann, über das, was Sie eben gesagt haben. Allerdings fehlt uns in der Drucksache doch ein Datum, bis wann diese Prüfung abgeschlossen sein soll.

(Wolfgang Beuß CDU: Das machen wir nie!)

Das ist leider das Problem, dass Sie das nie machen.

Aber die Entscheidung, die die 50 bis 60 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren getroffen haben, die aus 20 Nationen stammen, lautet: American Football oder Kriminalität. Die Jungen der St. Pauli Buccaneers haben sich entschieden. Früher waren wir Schläger, heute sind wir Sieger. Sie trai

nieren lieber viermal in der Woche und absolvieren am Wochenende ihre Punktspiele, als auf der Straße zu leben, und sind obendrein noch sehr erfolgreich.

Mehrere Spieler sind in der Hamburger Auswahl oder spielen in der Nationalmannschaft. In der letzten Saison haben die St. Pauli Buccaneers zusammen mit den Young Blue Devils den ersten Platz in der Tabelle erreicht. Aber sie sind nicht nur auf dem Spielfeld erfolgreich, die Rückfallquote der Jugendlichen, die sich früher für die Kriminalität entschieden hatten, liegt bei 0 Prozent.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Ihnen wird eine Perspektive für ihr Leben geboten, Ausbildungsplätze oder sogar die Karriere als Football-Profi. Aber es sind Sieger ohne Heimathafen, die ihre Heimspiele teilweise in Neumünster oder Braunschweig austragen müssen.

(Präsident Berndt Röder übernimmt den Vorsitz.)

So trainieren die St. Pauli Buccaneers zweimal wöchentlich auf einer Grünfläche am Steinwiesenweg in Eidelstedt. Dies ist keine Sportfläche, sondern ein Grünstreifen zwischen den Sportplätzen und der BAB A 7. Dabei wollen die St. Pauli Buccaneers nur einen Heimathafen, eine feste Sportstätte mit Kunstrasen und einem Gebäude, in dem sie die Theorie des Spiels erlernen und auch Hausaufgabenhilfe angeboten bekommen.

Die Tatsache, dass Jugendliche vor der Wahl stehen müssen Football oder Kriminalität, ist für Hamburg schlimm genug. Andere Städte zeigen uns, wie es geht. So gibt es in Paris das gleiche Projekt mit der Footballmannschaft Paris Flash. Für dieses erfolgreiche Projekt wurde von der Stadt Paris eigens eine Sportanlage gebaut.

(Wolfgang Beuß CDU: Das sind ja Dimen- sionen!)

Daran können Sie sich einmal messen lassen.

Es muss einfach eine Selbstverständlichkeit sein, dass solche sozial engagierten Projekte unterstützt werden und nicht nur, weil sie den Budnianer-Hilfe-Preis erhalten haben.

(Beifall bei der SPD)

Für den Senat scheint diese Förderung aber keine Selbstverständlichkeit zu sein, denn sonst hätten wir heute nicht diesen Antrag auf der Tagesordnung. Dann wären auch die Gelder für Kids in die Clubs schon bewilligt und würde bei der Übertragung der Lehrschwimmbecken an die Vereine keine Finanzlücke von über 600 000 Euro klaffen.

(Beifall bei der SPD)

Auch die SPD-Fraktion möchte sich an dieser Stelle beim Chefcoach der St. Pauli Buccaneers, Cam

(Thomas Kreuzmann)

pino Milligan, für seinen ehrenamtlichen Einsatz bedanken.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Wir werden dem Antrag, den St. Pauli Buccaneers einen Heimathafen zu geben, zustimmen und hoffen ganz inständig, dass Prüfen auch Fördern und Unterstützen heißt. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und bei Dr. Eva Gümbel GAL)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Becker.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Nun bin ich in der schwierigen Situation, dass die Vorredner mir im Prinzip schon alles weggenommen haben, was ich selber sagen wollte.

(Beifall bei der GAL und der CDU)

Das waren zwei wirklich sehr gute Beiträge. Die Initiative der CDU-Fraktion, des Kollegen Kreuzmann, haben wir, als wir sie hörten, sehr gerne aufgegriffen, weil ich voller Bewunderung für Ihr Projekt bin, Herr Milligan. Das habe ich auch vorhin, als ich Sie kennenlernte, zum Ausdruck gebracht. Es ist ein Projekt, in dem Integration und Prävention wirklich auf vorbildliche Art und Weise verbunden werden durch jemanden, der das mit Erfahrung macht, der mit Gewicht und Autorität den Jungen klarmachen kann, dass sie stolz und selbstbewusst sein können, wenn sie sich an Regeln halten und wenn sie lernen, sich zu quälen für ein Ziel, das sie gern erreichen möchten. Das ist etwas, was wir teilweise mit sehr teuren Dienststellen, die wir über Steuergelder finanzieren, auf diese Weise nicht erreichen können und das ist wirklich eine sehr beachtliche Leistung.

(Beifall bei der GAL, der CDU und bei Dr. Monika Schaal SPD)

Insoweit macht es natürlich Sinn, dass möglichst in innerstädtischer Lage eine Fläche gefunden wird, wo trainiert wird, wo auch Spielbetrieb stattfinden kann und wo vielleicht auch ein Gebäude ist, das nicht nur zum Umziehen geeignet ist, sondern in dem auch Räume für Sozialberatung, Drogenberatung und Schularbeitenhilfe sind.

Wie wir aber alle wissen, haben wir eine angespannte Lage, was die Flächen betrifft. Deswegen ist dies auch wohlweislich als Prüfauftrag formuliert. Ich bin genauso gespannt wie Sie alle, was es ergeben wird. Wir können das nur voll unterstützen. Von der Sache her ist es gerechtfertigt und es wäre außerordentlich wünschenswert, wenn wir diesen Heimathafen finden würden und ich hoffe, wir werden ihn finden. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der GAL und der CDU)

Das Wort erhält der Abgeordnete Dr. Bischoff.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich bin, obwohl ich die näheren Bedingungen nicht kenne, auch davon überzeugt, dass wir es hier mit einem herausragenden Projekt zu tun haben in Hinsicht auf sozialpädagogische Arbeit und Integration. Insofern wird es Sie nicht weiter wundern, dass wir selbstverständlich Ihrem Antrag zustimmen. Ich fände es, wie Frau Koeppen schon gesagt hat, ganz gut, wenn Sie sich zu einer zeitlichen Befristung durchringen könnten, weil diese Prüfaufträge zeitnah abgearbeitet werden sollten.

Herr Becker hat aber zu Recht darauf hingewiesen – das sei mir als kritische Note gestattet –, dass wir in der Stadtmitte bestimmte Flächenprobleme haben. Das ist ein Punkt, der mich, Herr Kreuzmann, bei Ihrem Antrag doch irritiert, weil ich Ihnen aus meiner Praxis zwei oder drei kleinere Sportvereine nennen könnte – ich habe nun einmal den Wahlkreis Mitte und wohne da –, die sicherlich nicht so herausragende Leistungen haben in sportlicher Hinsicht und in der Integration, wo es aber im Kleinen genau dieselben Vorgänge gibt. Wir haben im Bezirk Hamburg-Mitte überall das Problem, dass wir keine Sportplätze oder keine vernünftige Organisation für Hallen haben. Wenn Sie sich einmal meine Kleinen Anfragen dazu ansehen oder auch die Aktivitäten im Hinblick auf das Bezirksamt Hamburg-Mitte, dann wissen Sie, dass wir hier wirklich ein großes Problem haben.

Ich fände es jedenfalls gut, wenn Ihr hervorragendes Beispiel auch dazu führen könnte, dass Sie insgesamt einmal den Senat ermutigen könnten, was das Problem der Turnhallenbelegung und die Belegung von Sportplätzen angeht speziell im Bezirk Hamburg-Mitte, eine generelle Lösung zu finden.

Wir kommen nicht weiter, wenn wir uns immer nur auf herausragende Projekte beziehen, sondern wir sollten auch den Blick dafür behalten, dass es eine Reihe von kleineren Vereinen gibt, die die gleiche dramatische Situation haben. Sie hätten auch gerne wenigstens einen festen Platz, geschweige denn Unterkunftsmöglichkeiten, in denen sie ihr Büro unterbringen und Aufgabenbetreuung leisten könnten.

Das ist jetzt nicht gegen dieses Projekt ausgespielt. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir hier einen viel größeren Handlungsbedarf zumindest für den Bezirk Hamburg-Mitte haben. Ich hoffe, dass das der Einstieg in eine generelle Bewegung ist, in diesem Bereich einiges mehr zu tun. – Danke.

(Martina Koeppen)

Siehe Anlage Seite 1535

(Beifall bei der LINKEN)

Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht. Wir kommen zur Abstimmung.