Das geschah nicht nur in Winterhude, sondern in ganz Hamburg, denn bei den Hamburgern ist das Signal angekommen: Der Ausverkauf der Stadtteile hat begonnen, der Senat raubt den Stadtteilen die Attraktionen, um die HafenCity zu vergolden.
Der Umgang mit dem Planetarium ist exemplarisch für eine fatale Wandlung in der Stadtentwicklungspolitik: Die Abkehr von den traditionsreichen Stadtteilen und die Fokussierung auf die HafenCity. Während in der HafenCity die Leuchttürme entstehen sollen – was im gewissen Umfang sicherlich auch nötig ist –, gehen in den Stadtteilen die Lichter aus. Schulen und Bücherhallen werden geschlossen, Mittel für Grünpflege und Radwege werden gekürzt und jetzt soll eine traditionsreiche Einrichtung – das Planetarium – aus dem Winterhuder Stadtpark in die HafenCity verlagert werden. Was kommt als Nächstes, meine Damen und Herren von der CDU?
Die Empörung der Menschen richtet sich zunehmend gegen die HafenCity. Das aber ist fatal. Die HafenCity ist das wichtigste städtebauliche Projekt unserer Stadt, die Erweiterung der Innenstadt, das Verbindungsstück zum Sprung über die Elbe, sie ist ein Baustein für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt. Deshalb ist das Vorgehen des Senats so verantwortungslos, weil es den Hamburgerinnen und Hamburgern die HafenCity verleidet.
Damit gefährden Sie dieses Zukunftsprojekt. In den Augen der Menschen wird die HafenCity zum Staubsauger, die die Mittel aufsaugt, die dann in den Stadtteilen fehlen. Mit dem Planetarium ist auch eine Einrichtung, die in Winterhude identitätsstiftend ist, von dem Aufsaugen bedroht.
Sie versuchen uns weiszumachen, dass das Planetarium deshalb in die HafenCity verlagert wird, um ihm dort Perspektiven zu eröffnen, die es im Stadtpark angeblich nicht hat. Tatsächlich ist diese Begründung aber vorgeschoben. Noch vor zwei Jahren wollten Sie der Bürgerschaft weismachen, dass ein Science-Center am Standort HafenCity wirtschaftlich betrieben werden könne; so ist es in der Drucksache niedergeschrieben. Heute verschachern Sie das Planetarium quasi als Morgengabe für die Investoren des Überseequartiers, weil es ohne Planetarium kein Science-Center geben würde.
Das Planetarium soll so zum Sahnehäubchen für ein nach meinem Ermessen ansonsten eher provinziell anmutendes Science-Center werden. Denn allein die faszinierende Architektur eines Rem Koolhaas und ein florierendes Planetarium reichen nicht aus, um ein ScienceCenter zu schaffen, das den internationalen Maßstäben entspricht, die Sie sonst so gern für die HafenCity einfordern. Hamburg soll in einer Liga mit Toronto und Barcelona spielen und Sie bauen ein Science-Center, das gerade einmal halb so groß werden soll wie das, das in Kürze in Wolfsburg eröffnet wird.
Für uns ist der Umzug des Planetariums noch nicht gelaufen. Ich hoffe, die CDU meint ernst, was sie in ihrem Antrag geschrieben hat, vielleicht noch ein Stück weiter in Richtung für das Planetarium geht und es nicht nur bei der Aussage belässt: Man möge einmal prüfen, ob es auch anders gehen würde. Wir glauben, das Planetarium muss im Stadtpark bleiben und wir glauben auch, dass es dort Entwicklungschancen gibt.
Dazu müssen die bisher zögerliche Kulturbehörde und der Bezirk Nord sicherlich an einem Strang ziehen, um berechtigte Wünsche des Planetariums umzusetzen. Ich meine, es gibt Spielraum, um die räumliche Situation zu verbessern und die Anbindung zu optimieren. Ich frage mich nur, warum die Kulturbehörde bisher nichts getan hat, wenn in den letzten Jahren – wie man lesen kann – der Streit zwischen dem Bezirk und dem Planetarium eskaliert ist. Aber Sie tun nichts, Sie warten ab und gucken, was kommt.
Der sozialdemokratische Abgeordnete Günther hat in der Bürgerschaftsdebatte um den Standort für das Planetarium im Frühjahr 1929 gesagt: "Wir sind der Meinung, dass das Planetarium im Wasserturm des Stadtparks eine wertvolle Ergänzung des Stadtparks bildet." Heute, 75 Jahre später, sind wir weiter. Das Planetarium und der Stadtpark gehören im Verständnis der Hamburger zusammen. Das Verständnis muss sich nur noch beim Senat durchsetzen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! – Pardon, Frau Präsidentin! Irgendwie scheinen heute die Probleme mit der Anrede um sich zu greifen. –
Es gibt eine Reihe von guten Gründen für die Verlagerung des Planetariums, aber es gibt auch eine Reihe von guten Gründen gegen diese Verlagerung.
Ich gebe meinem Vorredner Recht. In den letzten 75 Jahren sind für viele Hamburger der Wasserturm im Stadtpark und das Planetarium eine Art "gefühlte" Einheit geworden. Hier ist in diesen langen Jahren eine Verbindung entstanden und eine an einem solchen Standort verwurzelte erfolgreiche Einrichtung sollte man nicht ohne Grund verlegen.
Sie sollten aber bei Ihren Worten auch Folgendes bedenken: Wenn eine Einrichtung so erfolgreich ist, dass sie sogar schon vormittags Schulklassen wegschicken muss, weil die Kapazität nicht ausreicht und
wenn keine Entwicklungsmöglichkeiten im vorhandenen Gebäude mehr gegeben sind, dann glaube ich auch, dass es richtig ist, nach Alternativstandorten zu schauen, denn ein Ausbau im vorhandenen Gebäude ist so gut wie unmöglich und Anbauten an dem vorhandenen Gebäude wird man auch nicht wollen.
Wenn in der HafenCity ein neues Science-Center mit Aquarium entsteht, dann ist dieser Standort als eine Alternative zu dem bisherigen Standort angesichts weiterer Entwicklungsnotwendigkeiten sehr realistisch zu prüfen.
Wir sehen durchaus die Chancen, die darin liegen. Aber wir sehen nicht nur den zusätzlichen Reiz, der aus dieser Verbindung entstehen kann, sondern wir brauchen, wenn tatsächlich die Gründe für die Verlagerung des Planetariums überwiegen, eine überzeugende Nachnutzung für das vorhandene Gebäude. Und das heißt, nichts in Richtung Wellness, Fitness und was es sonst dergleichen gibt,
Die Entscheidung, ob, beziehungsweise unter welchen Bedingungen, das Planetarium umzieht, steht heute nicht an.
Liebe Frau Dr. Hilgers, das werden wir in der Ausschussberatung noch deutlicher machen. Für uns steht auch die Frage: "Ob".
Diese Frage wollen wir in aller Ruhe klären. Wir brauchen hier und heute keine Entscheidung zu treffen.
Die Entscheidung muss bis zum Herbst 2006 gefällt werden. Bis dahin soll bitte gründlich und gut geprüft werden. Dann werden wir auch eine gute Entscheidung treffen.