Protocol of the Session on October 26, 2005

haben Sie das eigentliche Interesse der CDU an diesem für Hamburg so wichtigen Projekt offenbart. Es geht Ihnen eben nicht darum, dass wir in diesem Hause und in der Stadt einen breiten Konsens für die Realisierung der Elbphilharmonie erreichen,

(Bernd Reinert CDU: Sie machen nicht mit und uns werfen Sie es vor!)

sondern es ging Ihnen nur darum, hier den parteipolitischen Streit hineinzuziehen und nicht um die Sache, um die beste Lösung für Hamburg zu streiten und das haben Sie heute angefangen.

(Beifall bei der SPD)

Auch mit der Auswahl von Zitaten und der Verkürzung von Zitaten und dem Weglassen von Nebensätzen und Hauptsätzen

(Bernd Reinert CDU: Das waren alles vollständige ungekürzte Sätze!)

können wir ohne Probleme mit voller Stolz auf Traditionen der Sozialdemokratie, eben auf Helmut Schmidt hinweisen, der gesagt hat:

"In der stolzen Tradition der Mäzene ist es Aufgabe in erster Linie, auch gemeinsam mit Spendern und Sponsoren, das zu realisieren."

(Beifall bei der SPD und bei Karen Koop CDU: Ja, gemeinsam!)

Das heißt, möglichst viel privates Kapital zu mobilisieren, um gemeinsam die Elbphilharmonie in Hamburg für Hamburg zu realisieren. Wenn Sie als Senat und als getragene Mehrheit des Senates

(Bernd Reinert CDU: Den Senat tragende Frak- tion!)

und durch die den Senat tragende Mehrheit bereits jetzt zusagen, egal wie es ausgeht, wir werden in jedem Fall immer 77 Millionen Euro an Steuergeldern in dieses Projekt pumpen, dann halte ich das nicht nur aus kaufmännischer Sicht für falsch, sondern genau, wie es Mathias Petersen gesagt hat, auch für die Motivation all der Hamburgerinnen und Hamburger, die auch mit kleinen Spenden daran teilhaben sollen, für ein verheerendes Signal.

(Bernd Reinert CDU: Sie haben Herrn Rusche nicht zugehört!)

Lassen Sie uns doch den Aufbruch wagen.

(Karen Koop CDU: Das wollen wir doch!)

Lassen Sie uns doch gemeinsam versuchen, so viel privates Kapital wie irgend möglich zu mobilisieren. Wenn Sie sagen, 77 Millionen Euro, egal, was an privatem Kapital kommt, ist es eine Zusage, ist es ein Blankoscheck für die Zukunft, den wir für falsch halten.

(Beifall bei der SPD – Dietrich Rusche CDU: Sie haben das einfach nicht begriffen!)

Ich möchte auch etwas zu dem Thema "Ausspielen" sagen – Frau von Welck hatte das angesprochen, Sie hatten auch versucht, das anzusprechen –, man dürfe Kulturpolitik nicht gegen Sozialpolitik ausspielen. Nach vier Jahren Erfahrung in der Opposition, nach vier Jahren Erfahrung mit diesem Bürgermeister und nach der Debatte vorhin, was Jugendpolitik angeht und was auch in Teilen in der Bildungs- und Kulturpolitik geschieht, kann

ich nur sagen: Nicht wir spielen in dieser Stadt Kulturpolitik gegen Sozialpolitik aus, sondern Ihre Politik führt dazu, dass die Menschen zu Recht fragen, wofür haben Sie denn Geld? Haben Sie Geld für die Menschen im Stadtteil oder für dieses wichtige Projekt?

(Beifall bei der SPD)

Im Gegensatz zu Ihnen, Herr Reinert, glaube ich Frau von Welck wirklich, dass sie den Anspruch hat zu sagen, wir wollen es nicht gegeneinander ausspielen, aber dann muss der Senat auch das Signal an uns, an das Parlament, an die Bevölkerung geben. Er kann nicht darüber sprechen, dass überall – wie Herr Rusche vorhin so schön sagte – gekürzt werden muss. Kürzungen sind nicht Gottes Gebot, kommen nicht über uns wie ein Tsunami oder ein Hurrikan,

(Karen Koop CDU: Nein, sie sind die Folgen Ihrer Politik!)

sondern das sind politische Entscheidungen. Wenn Sie die Entscheidung treffen, auf der einen Seite brutal, brachial in die Dinge des sozialen Netzes hineinzuschneiden, dann sind Sie es, die hier Kulturpolitik gegen Sozialpolitik ausspielen und nicht diejenigen, die wir sind, die daran erinnern, dass es eine Ausgewogenheit sein muss, nicht ein Entweder-oder, sondern ein Und für Hamburg sein muss.

(Beifall bei der SPD)

Deshalb möchte ich, damit keine Missverständnisse aufkommen und auch kein Versuch des Uminterpretierens, Folgendes sagen: Wir Hamburger Sozialdemokraten wollen die Elbphilharmonie.

(Zurufe von der CDU: Ach, nee!)

Wir stehen zu diesem Projekt.

(Beifall bei der SPD)

Aber es geht darum, gemeinsam zu versuchen, die enorme Kraft, die enorme Energie, den enormen Willen zum Fortschritt für die Zukunft unserer Stadt und der Menschen zu aktivieren und zu nutzen und nicht zu sagen, wir füllen einen Blankoscheck aus und erklären jetzt bereits, dass es in jedem Fall 77 Millionen Euro Steuergelder geben wird.

Wir wollen, dass sich die Hamburger in der besten Tradition – so, wie es Helmut Schmidt gesagt hat – an diesem richtigen Projekt beteiligen und nicht diesen Blankoscheck ausfüllen.

(Elke Thomas CDU: Eiertanz! – Beifall bei der SPD)

Sie bezeichnen das als Eiertanz, Frau Thomas.

(Oh-Rufe von der CDU)

Na gut, es haben auch andere Eiertanz gerufen, also im Zweifelsfalle nicht nur Frau Thomas.

(Karen Koop CDU: Si tacuisses!)

Wenn Sozialdemokraten mit sich um das Beste in der Stadt ringen, dann sollen Sie uns keinen Vorwurf machen, sondern es geht eher darum, dass wir gemeinsam diesen Weg beschreiten wollen.

Herr Rusche hat in seiner Debatte – Sie werden es an zahlreichen Stellen nachlesen können – Unterstützung

sowie Applaus von meiner Fraktion und mir erhalten. Aber es dann parteipolitisch zu instrumentalisieren und zu versuchen, sein kleingeistiges Feuerchen parteipolitisch zu schüren,

(Karen Koop CDU: Wer macht die Parteipolitik?)

ist exakt das, was Hamburg für dieses wichtige Projekt nicht eint, sondern spaltet. Damit schaden Sie diesem Projekt und nicht wir.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Das Wort erhält der Abgeordnete Müller.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn sich die Debatte über das Für und Wider dieser Elbphilharmonie jetzt so entwickelt hat, finde ich das auch richtig, wenn man auf die Argumente der SPD eingeht, denn sie bewegen einen Teil dieser Stadt. Ich finde es nicht gut, diese Argumente nur polemisch abzutun.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Daher möchte ich einen Versuch unternehmen, mich mit diesen Argumenten auseinander zu setzen, auch wenn sie mich am Ende nicht überzeugt haben.

Das mag vielleicht ein bisschen daran liegen, dass die Argumente nicht besonders symphonisch klangen, sondern im Gegenteil eher ein bisschen kakophonisch dahergekommen sind.

(Beifall bei Jörg Hamann CDU)

Ich will das aber an zwei Argumenten gern einmal festmachen.

Erstens sagen Sie: In Zeiten knapper Kassen dürfe man jetzt kein öffentliches Geld für Kultur ausgeben.

Zweitens sagen Sie: Wenn schon die Elbphilharmonie kommen soll, dann bitte aber nicht mit öffentlichen Geldern.