Protocol of the Session on August 24, 2005

(Barbara Ahrons CDU: Beim Jungfernstieg sind wir schon dabei!)

Beim Jungfernstieg sind Sie dabei, beim Spielbudenplatz ist es ein Problem und das ist keine gute Werbung für die Fußball-WM; das muss anders werden.

Und dann hat der Staatsrat es bisher kategorisch abgelehnt, die bezirklichen Initiativen seitens des Senats zu unterstützen; das halte ich für falsch. Dieses zentrale Event auf dem Heiligengeistfeld reicht nicht aus. Sie reden davon, die ganze Stadt einzubeziehen, sie solle eine Bühne sein, aber es konzentriert sich alles auf den innerstädtischen Bereich. Das macht für mich keinen Sinn; warum nicht auch Harburg oder Wandsbek?

(Robert Heinemann CDU: Wo bleiben die Ideen, die Sie eben angekündigt haben?)

In Harburg und Wandsbek wäre Public Viewing eine Idee, das könnte man einmal unterstützen. Das wäre eine sinnvolle Entzerrung der Veranstaltungen im innerstädtischen Bereich.

(Beifall bei Manuel Sarrazin GAL und Thomas Böwer SPD)

Warum sollte Hamburg nicht gelingen, was der Evangelischen Kirche Deutschland gelingt? Die haben nämlich für ihre 16 000 Kirchen die Übertragungsrechte bekommen. Das sollten Sie vielleicht auch schaffen, das sollte doch möglich sein für den Senat. Oder nicht?

(Vereinzelter Beifall bei der GAL)

Da gibt es noch ein paar Sachen nachzulegen. Ein bisschen Nachdenken hilft, bevor Sie wieder vollmundige Ankündigungen machen, die hinterher sowieso nicht klappen.

(Beifall bei der GAL und vereinzelt bei der SPD)

Das Wort bekommt Frau Senatorin Dinges-Dierig.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Haben Sie die Familien- chronik mitgebracht?)

Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Nach allem, was Sie eben gesagt haben, Frau Dr. Lappe, bleibe ich trotzdem dabei: Die Sportstadt Hamburg wird im Sommer 2006 eine einzige große strahlende Bühne sein, und zwar der kompletten Hamburger Begeisterung, nicht nur der Fußballbegeisterung.

(Beifall bei der CDU)

Dieses Ziel, das wir uns vorgenommen haben, werden wir nicht aus dem Auge verlieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir über die jetzige Phase der Konzeptentwicklung, in der wir uns befinden – in dieser Phase würde ich mich über Anregungen auch vonseiten der Opposition sehr freuen –, dieses Ziel realisieren werden.

Nach den umfangreichen Vorarbeiten in den ersten Monaten hat im Frühjahr das WM-Team die Arbeit aufgenommen und als letztes Projekt, das wir vorgestellt haben, soll das Event-Flächenkonzept einen Rahmen für neue Events geben, für viele Ideen, die natürlich noch mit Leben erfüllt werden können. Dieser neue Baustein hat eine ganz bestimmte Kernbotschaft und das Wichtige ist, dass wir damit den Hamburgern, aber auch den Gästen aus der Region, aus ganz Deutschland und auch aus der ganzen Welt eine Stadt in den vielfältigen Facetten prä

sentieren wollen, eine Stadt Hamburg, die zum Verweilen und zum Mitmachen – das ist für uns ganz wichtig – einlädt.

Da haben wir zum Beispiel die Fläche an der Kleinen Alster. Wir haben natürlich auch unsere Außenalster. Die Ideenfindung ist hier noch nicht am Ende. Ich bin auch davon überzeugt, dass wir hier noch zu weiteren Konzepten kommen, an die Sie vielleicht heute noch gar nicht denken.

Das zweite Stadion in Hamburg, das im nächsten Sommer neben dem FIFA-WM-Stadion 2006 sicherlich eine Hochzeit durchleben wird, wird das Heiligengeistfeld mit dem Fan-Fest "FIFA-WM 2006".

Ich gehe davon aus, wenn Deutschland erfolgreich spielt – das unterstelle ich einfach einmal – und das Wetter mitmacht – auch das unterstelle ich, es ist Juni –, erwarten wir dort bis zu 50 000 Fans, die Fußball genießen. Eins werden sie dort auf dem Heiligengeistfeld erleben können, nämlich eine traditionelle Atmosphäre, die sonst die Arena hergibt. Das können alle Sportbegeisterten miterleben, auch wenn sie keine Tickets haben, auch wenn Sie Gäste von außen sind, auch die Hamburger.

Aber es geht ja in unserem Konzept nicht nur um die Hundertausenden von Fußballfans, sondern uns geht es um alle Gäste, die während des großen Fußballfestes Hamburg besuchen werden. Bei allem, was wir tun – da behaupte ich einfach das Gegenteil von dem, was Sie eben gesagt haben –, gilt die Nachhaltigkeit. Wir wollen Werbung machen für unsere Stadt. Unsere Gäste hier in Hamburg sind unsere Botschafter. Der Tourismus ist – das wissen Sie alle – ein wachsender Wirtschaftsfaktor. Deshalb bin ich mir hundertprozentig sicher, dass die Hamburger Unternehmen auch im Eventflächenkonzept ihre Chancen sehen und entsprechend mitwirken werden. Wir sehen es ja schon an dem Beispiel, das Sie eben genannt haben, an der Planung im Bereich der Blue Goals, wie stark sich die Wirtschaft bereits heute einbringt.

Ich glaube, einzigartig in Deutschland, wenn Sie sich das einmal in anderen Ausrichterstätten anschauen, ist auch die Zusammenarbeit unseres WM-Fan-Offices mit dem WM-Team. Diese zwei gemeinsam haben während der gesamten Planungs- und Projektentwicklungszeit ihre Augen und Ohren ganz dicht bei den Fans, kennen deren Wünsche und beziehen all dieses in ihre Projekte ein. Diese Fans sind Jugendliche und Erwachsene.

Alles, das wir für die WM, unsere Stadt und unsere Gäste tun, orientiert sich an den uns allen bekannten Eigenschaften, die wir und auch Leute von außen mit Hamburg und den Menschen, die hier leben, verbinden: maritim, international, gastfreundlich und professionell.

(Beifall bei der CDU)

Es wird – und da bin ich mir ganz sicher – bei Besuchern und Medien aus aller Welt – und das Beispiel Mexiko zeigt es sogar schon zu dieser Zeit – einen herausragenden und bleibenden Eindruck hinterlassen. Hamburg wächst auch hier in der Attraktivität bei unseren Gästen, bei den Sportfamilien und Sportlern und das alles getreu dem Motto der WM, "die Welt zu Gast bei Freunden". Freuen wir uns auf unsere Gäste.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort bekommt Herr Dietrich für maximal vier Minuten.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Rechtsaußen!)

Vier Minuten? Das ist ja bannig knapp.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, sehr geehrte Frau Präsidentin! Wir haben von der Opposition eigentlich wenig Lob gehört. Das mag man vielleicht dem politischen Alltagsgeschäft zuschreiben. Wir haben aber – wie von der SPD-Opposition häufig zu hören – eigentlich nur Kritik gehört und das in negativer Art. Frau Dr. Lappe hat sich dem angeschlossen und hat lediglich einen konstruktiven Vorschlag gemacht und hat gesagt, wir wollen Public Viewing in den Bezirken. Ansonsten war da eigentlich nur tote Hose. Ich kann es kurz und knapp zusammenfassen: Es war Meckern, Motzen, Mosern und Mäkeln, mehr nicht.

(Beifall bei der CDU)

Die SPD-Opposition hat ihren PR-Kanzler angesprochen, hat beklagt, dass unser Bürgermeister immer nur ankündige – aber das Sponsoring machen und die Wirtschaft mit einladen sei dann alles. Ich finde, der neue Jungfernstieg ist das beste Beispiel. Zu einer Summe von elf Millionen Euro Investitionen hat die Wirtschaft in der Freien und Hansestadt Hamburg 7,2 Millionen Euro beigetragen. Ich finde, das ist doch der beste Beweis, dass der Senat auf dem Wege ist, viele Dinge auch in Privatregie zu machen. Da ist der Beweis angetreten, Herr Schmidt.

(Beifall bei der CDU)

Da können wir ja einmal unseren Blick nach Berlin richten: Die rotgrüne Bundesregierung hingegen verschleudert im Rahmen der PR-Maßnahme "FC Deutschland 06" in diesem und im nächsten Jahr 22,5 Millionen Euro in irgendwelche PR-Luftschlösser. PR und gutes Marketing gehören mit Sicherheit dazu, aber im Verhältnis zueinander müssen sie stehen. Wir hingegen geben 48 Millionen Euro ganz überwiegend für den Sport in Hamburg aus, für die Fußballweltmeisterschaft 2006.

(Beifall bei der CDU)

Weil der Bundesminister der Finanzen heute hier im Hause war, um die Sondermarke für Max Schmeling vorzustellen – er ist ja höchstpersönlich als Minister seines Ministeriums für das Münzrecht zuständig –: Die rotgrüne Sportpolitik sieht so aus, dass Silbermünzen zur WM 2006 geprägt werden. Die Nettoeinnahmen betragen nach Haushaltsplan 90 Millionen Euro. Davon soll der Sport 30 Millionen Euro erhalten, die für das kulturelle Rahmenprogramm der WM 2006 veranschlagt sind. Aber der Hammer ist, meine Damen und Herren, dass 60 Millionen Euro in die Kasse von Hans Eichel fließen. Nichts für den Sport.

(Beifall bei der CDU – Bernd Reinert CDU: Das ist dann nicht mehr Eichels Kasse!)

Wir hingegen sind der Meinung, dass wir keine Beratungsfirmen brauchen und dass wir neben dem eigentlichen Event Fußballweltmeisterschaft noch viele Dinge bereitstellen müssen. Wir sorgen für neun Eventflächen mit verschiedenen Themenstellungen in einem Radius von drei Kilometern, also das Fan-Festival auf dem Heiligengeistfeld, die Meile der Nationen an den Landungsbrücken, Sport und Freizeit am Wasser, Spaß und Sport

für alle am Versmannkai, "Treffpunkt der Welt" auf dem Rathausmarkt, "Die Kunst als Anstoß" an der Kleinen Alster, "Symphonie der Sinne", Musik und Wasserspiele an der Binnenalster, "Tor zur Welt – Tor zur Stadt", Wassersport rund ums Blue Goal – das hat der Kollege Dr. Mattner eindrucksvoll heute hier vorgestellt –, eine tolle Idee, die auch international wie national in der Presse berücksichtigt wurde.

(Beifall bei der CDU)

Wir wollen das Konzept der kurzen Wege, wir wollen Angebote für alle Interessierten, wir haben ein Projektteam aus sieben Mitarbeitern gebildet durch die Behörde für Bildung und Sport und der Marketing GmbH. Wir haben Angebote für die Jugend: "Talente 2006", die FIFAWM in der Schule. Wir haben "Fair Life for Fair Life" mit der Hamburger Sportjugend. Neun Hamburger Schulen beteiligen sich. Aus jedem FIFA-WM-Land wird eine Schule dazugelost. Europameisterschaften der Schulen finden im Oktober statt. Der Sieger qualifiziert sich automatisch für die Weltmeisterschaft parallel zur offiziellen WM in der Brandenburgischen Hauptstadt Potsdam. Das Projekt "Fußball und Gewalt" bietet Lehrkräften Infomaterialien, wobei der Kollege Schmidt ja darauf verwiesen hat, dass wir auch noch ein bisschen etwas für den Geist machen wollen. Und – last, but not least – das Tanzprojekt auf Kampnagel, "Faszination Fußball" im Völkerkundemuseum, "Hamburg trägt Trikot", "Talente 2006" in der Schule wie die WM-Fanoffensive. Die Behörde für Soziales und Familie stellt hier einen Fanbeauftragten zur Verfügung.

(Heiterkeit bei Dr. Willfried Maier GAL)

Das alles kostet insgesamt 48 Millionen Euro inklusive Bau der AOL-Arena und des Sicherheitskonzeptes. Ich finde, Hamburg kann sich sehen lassen. Ich denke, dass wir eine wunderschöne Weltmeisterschaft in Hamburg haben werden. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU)

Für mich war die Sommerpause offensichtlich zu lang, was die Geschäftsordnung betrifft. Selbstverständlich hat nach der Rede der Senatorin jede Fraktion noch die Chance, einen Redebeitrag zu leisten. Herr Schmidt ist der nächste.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Was, glaube ich, aus diesen Beiträgen deutlich geworden ist, ist, dass die Regierungsfraktion und auch die Senatorin über den Begriff "Nachhaltigkeit" offensichtlich eine ganz andere Auffassung haben. Wir verstehen unter Nachhaltigkeit eben auch, über den 9. Juli 2006 hinaus zu schauen.

(Lars Dietrich CDU: Es gibt viele nachhaltige Pro- jekte, Herr Kollege Schmidt!)

Das, was Sie alles hier aufgeführt haben, Herr Dietrich, bedeutet ja, dass all Ihre Vorstellungen am 9. Juli, dem Ende der Fußballweltmeisterschaft, enden. Was ich hier angemahnt habe, bedeutet eben: Wo bleibt die Nachhaltigkeit für Hamburg? Wer 48 Millionen Euro ausgibt, muss auch dokumentieren können, was für Hamburg bestehen bleibt. Da ist leider Fehlanzeige zu vermelden, denn die Blue Goals sind ja dann zu Ende.