Protocol of the Session on June 23, 2005

Zunächst zum gemeinsamen Antrag von SPD und GAL aus der Drucksache 18/2479.

Wer möchte diesem zustimmen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist dieser Antrag mehrheitlich abgelehnt.

Wer schließt sich den Empfehlungen des Haushaltsausschusses aus der Drucksache 18/2385 (Neufassung) an? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist das mehrheitlich angenommen.

Zu den Ziffern 3 und 4 des Senatsantrags aus der Drucksache 18/2340 bedarf es einer zweiten Lesung.

Stimmt der Senat einer sofortigen zweiten Lesung zu?

(Der Senat gibt seine Zustimmung zu erkennen.)

Das ist der Fall. Gibt es Widerspruch aus dem Hause? – Den sehe ich nicht.

Wer möchte den soeben in erster Lesung gefassten Beschluss in zweiter Lesung fassen? – Gegenstimmen? – Stimmenthaltungen? – Damit ist das auch in zweiter Lesung und somit endgültig beschlossen worden.

Ich rufe Punkt 26 auf, Drucksache 18/2387, Bericht des Haushaltsausschusses: Haushaltsplan 2005/2006, Sonderinvestitionsprogramm "Hamburg 2010", Einrichtung eines Interdisziplinären Nanowissenschafts-Centrums Hamburg, hier: Bereitstellung der erforderlichen Infrastruktur/Nachforderung gegen Deckung aus dem Sonderinvestitionsprogramm.

[Bericht des Haushaltsausschusses über die Drucksache 18/2042: Haushaltsplan 2005/2006 Sonderinvestitionsprogramm "Hamburg 2010" (SIP) Einrichtung eines Interdisziplinären Nanowissenschafts-Centrums Hamburg (INCH) hier: Bereitstellung der erforderlichen Infrastruktur/Nachforderung gegen Deckung aus dem Sonderinvestitionsprogramm (SIP) (Senatsvorlage) – Drucksache 18/2387 –]

Wer wünscht das Wort? – Herr Stehr, bitte.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Das ist ein Meter. Ich denke, das können Sie alle sehen.

(Dr. Willfried Maier GAL: Jetzt zeigen Sie uns mal ein Nanometer!)

Einen Moment Geduld. Das ist ein Millimeter. Das können Sie auch noch sehen. Früher war das einfacher. Da hat man dann in Clustern, in Elle und in Zoll oder Inch ge

messen. Wenn wir nun einen Millimeter auf einen Meter vergrößern, also gerade um 1000, und davon ein Tausendstel nehmen, haben wir einen Mikrometer.

(Christiane Blömeke GAL: Haben wir hier jetzt Ma- thematik?)

Und einen Mikrometer können wir eigentlich mit bloßem Auge auch nicht mehr sehen. Da haben wir aber noch ein Mikroskop und das kann uns helfen, dieses gut sichtbar zu machen. Vergrößern wir solch einen Mikrometer wieder und nehmen davon ein Tausendstel …

(Glocke)

Mir ist es doch ein bisschen zu laut hier, auch wenn es sehr unterhaltsam ist, wie Herr Stehr das versucht, darzulegen. Ich finde, Sie sollten aufmerksam zuhören. Wer dem Beitrag nicht folgen möchte, sollte draußen seine Gespräche fortsetzen. Bitte, Herr Stehr.

Wenn wir uns dieses Mikrometer wieder auf ein Tausendstel reduziert vorstellen, dann kriegen wir einen Nanometer. Da können Sie dann machen, was Sie wollen, das kann man nicht mehr sehen, auch nicht mit einem Mikroskop. Dazu ist die Wellenlänge viel zu groß, weil die um 500 bis 800 Nanometer groß ist. Wenn wir da noch ein bisschen etwas machen wollen, ist es so, als ob wir zwischen Daumen und Zeigefinger versuchen, die Verdauungsvorgänge bei einem Wasserfloh herauszufinden und da haben wir eigentlich keine Chance, der arme würde das nicht überleben.

(Gesine Dräger SPD: Das wollte ich nie!)

Wir brauchen also neue Techniken. Wir brauchen – gestatten Sie mir den Begriff – ein Nanoskop und eine Nanopinzette.

Die Bundesrepublik hat nun trotz vieler Unkenrufe eigentlich immer gute Forschung gemacht. Nur bei der Umsetzung in marktfähige Produkte sind wir häufig ins Hintertreffen geraten. Ein Beispiel ist für mich die Mikrotechnologie. Bei der Technologie der ICs und Mikroprozessoren haben uns andere leider den Rang abgelaufen, obwohl wir auch dort forschungsmäßig gut beteiligt waren.

(Karen Koop CDU: Weil wir Vorrang waren!)

Nun stehen wir vor einem weiteren Schritt in eine neue Technologie, der Nanotechnologie. Um an der Spitze dabei zu sein, haben wir in Hamburg gute Voraussetzungen. Wir haben am DESY und an den physikalischen Instituten gute Instrumente. Die wichtigsten Bausteine für die Nanoskope haben wir schon. Diese Initiative und diese Nanotechnologie ergänzt sich sehr gut mit dem, was nachher unter TOP 27 zur Abstimmung steht, den Aktivitäten für PETRA und XFEL.

(Karen Koop CDU: Richtig!)

Wir haben darüber hinaus gute, international renommierte und engagierte Forscher.

(Karen Koop CDU: Gott sei Dank!)

Was, meine Damen und Herren, können wir tun, wir hier gemeinsam in der Bürgerschaft?

(Karen Koop CDU: Die Hand heben!)

Lassen Sie uns für diese Forscher gute Bedingungen schaffen. Mit der Gründung des INCH, des Interdisziplinären Nanowissenschafts-Centrums Hamburg, sind wir dabei auf einem guten Wege, die hier geplanten unterschiedlichen Kompetenzen und Ansätze aus unterschiedlichen Fachbereichen – aus der Physik, aus der Chemie, aus der Informatik, Biologie und Medizin – zusammenzuführen. Dieses ist nach aller Erfahrung ein guter Nährboden für Forschungserfolge und anschließend auch für Erfolge in der Anwendung und letztlich wirtschaftliche Erfolge.

Es ist richtig und wichtig, hier die Kapazitäten an einem Standort zu bündeln. Im Hafen werden immer größere Containerschiffe gebaut. Es werden beispielsweise für medizinische Wirkstoffe im Körper, in den Kapillaren unserer Gefäße, mit Hilfe der Nanotechnologie immer kleinere Transportcontainer gebaut. Supergroß ist sehr eindrucksvoll, aber superklein ist ebenso bewundernswert. Das Projekt INCH fügt sich ausgesprochen gut in die Aktivitäten des Leitbildes "Metropole Hamburg Wachsende Stadt". Ziel ist es, das INCH in einem Gebäude zusammenzuführen. Am 1. Juli 2007, wenn alles plangemäß läuft, soll dieses Zentrum dort eröffnet werden.

(Unruhe im Hause – Glocke)

Ihr offensichtliches Desinteresse sehe ich deutlich.

(Olaf Ohlsen CDU: Nicht auf der CDU-Seite!)

Bitte, führen Sie Ihre Gespräche draußen und nicht hier. Das ist hier ein unerträgliches Gebrummel. Nicht einmal ich kann verstehen, was Herr Stehr sagt. Bitte nehmen Sie sich zurück und lassen Sie Herrn Stehr zu Wort kommen.

Es ist gut und richtig, die Finanzierung dieses Projektes aus dem Sonderinvestitionsprogramm sicherzustellen. Dies ist eine Investition in den Forschungsstandort Hamburg und in die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Es fügt sich auch hervorragend in die Exzellenz-Initiative ein und wir haben hier hoffentlich den Startschuss für ein Exzellenz-Center in Hamburg gesetzt. Deshalb bitte ich Sie, die beantragten 9,13 Millionen Euro mit uns gemeinsam zu beschließen.

(Beifall bei der CDU)

Gestatten Sie mir noch eine nicht ganz ernst gemeinte Umrechnung: 9,13 Millionen Euro für ein INCH bedeuten 274 Millionen Euro pro Meter. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU – Gesine Dräger SPD: Sehr kleinteilig die Debatte!)

Herr Marx hat jetzt das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Diesen wegweisenden Ausführungen des Kollegen Dr. Stehr kann ich natürlich nur wenig hinzufügen. Wir wissen nun endlich, was ein Nano ist. Ich hatte gehofft, die CDU-Fraktion kann auch größer.

Die eigentlich interessante Geschichte bei dieser Debatte ist, dass die CDU-Fraktion jene Drucksache aus dem Hochschulbereich anmeldet, die vom Volumen her nicht

besonders viel verspricht. Die eigentlich interessante Drucksache, die unter dem Titel DESY, PETRA III und XFEL heute auch auf der Tagesordnung steht und nachher von uns vermutlich gemeinsam einstimmig beschlossen werden wird, haben Sie nicht zur Debatte angemeldet,

(Wolfgang Beuß CDU: So ist es!)

obwohl es dort finanziell und politisch um ganz andere Größenordnungen geht. Vielleicht hatten Sie die Sorge, dass Sie bei dieser DESY-Drucksache die rotgrüne Bundesregierung mit im Boot haben und versehentlich am Rande mitloben müssten.

(Wolfgang Beuß CDU: Nein, da reden Sie etwas herbei, Herr Marx!)

Das galt es natürlich zu vermeiden. Das kann ich aus Ihrer Sicht verstehen.

(Zuruf von Wolfgang Beuß CDU – Kai Voet van Vormizeele CDU: Kommen Sie mal zum Thema!)