Damit Schausammlungen auf ein gesteigertes Publikumsinteresse stoßen, ist permanente konzeptionelle Arbeit erforderlich, gepaart mit Experimentierfreudigkeit und Kreativität. Genau nach dieser Maxime wird in Hamburg gearbeitet.
Nun noch ein paar Hinweise zur Diskussion des Verkaufes von Objekten aus den Hamburger Museen. Genau so wie Herr Drews sehe auch ich, dass es sich hier um einen äußerst sensiblen Bereich handelt, der meines Erachtens nicht umsonst lange Jahre von einer gewissen Tabuzone umgeben war. Zunächst möchte ich auch hier noch einmal nachdrücklich feststellen, dass der Auftrag der Museen darin besteht, das kulturelle Erbe, das sich in den Sammlungen ausdrückt, zu bewahren, zu pflegen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Grundsätzlich geht es also darum, die Sammlung zu erhalten und zu ergänzen. Nicht von ungefähr ist daher in der Präambel des von Herrn Drews und Frau Stapelfeldt
erwähnten Positionspapiers des Deutschen Museumsbundes und von ICOM festgehalten, dass eine Abgabe von Sammlungsgut im Grundsatz verhindert werden solle, da – Herr Drews und Sie, Frau Stapelfeld, haben es zitiert – die Sammlungsgegenstände der Museen bewusst und endgültig dem Wirtschaftskreislauf entzogen wurden.
In der Museumswelt wird die Frage, ob und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen und geregelten Ausnahmen derartige Verkäufe zugelassen werden sollen, gerade – wir haben es schon gehört – heiß diskutiert und ist noch keineswegs mit einer abschließenden Empfehlung versehen worden. Da ich mich mit der Frage "Verkauf von Museumsgegenständen" bereits während meiner Zeit als Museumsdirektorin und Vorstandsmitglied des Deutschen Museumsverbandes sowie als Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder sehr intensiv beschäftigt habe, will ich die Problematik in vier Punkten und an zwei Hamburger Beispielen ein bisschen erläutern.
Erstens wurden auch in der Vergangenheit immer wieder einmal Objekte aus Museumssammlungen verkauft. Aus heutiger Sicht handelt es sich dabei eigentlich immer um Objekte, von denen die jeweiligen Museumsdirektoren nichts verstanden oder von denen sie aus einer dem jeweiligen Zeitgeist angepassten Strategie für ihr Haus nichts hielten. Die Nachfolger und die Öffentlichkeit hatten das Nachsehen. Schon allein aus diesem Grund darf die Entscheidung über den Verkauf nicht den Museumsdirektoren allein überlassen sein, sondern muss von externen Experten begutachtet, beurteilt und der Vorgang letztendlich der Bürgerschaft ab einer gewissen Wertgrenze zur Entscheidung vorgelegt werden, so wie es Herr Drews auch schon vorgestellt hat.
Zweitens sind die Objekte in den Depots, die manch einer verkaufen will, nicht unbedingt diejenigen, die das erhoffte Geld einspielen.
Drittens muss geprüft werden, bevor ein Museum in einer Stadt, in einem Land ein Objekt auf dem freien Markt anbieten darf, ob dieses Objekt nicht in eine andere öffentliche Sammlung der Stadt beziehungsweise des Landes sinnvoll integriert werden kann, denn es geht ja – ich wiederhole mich – bei den Museumssammlungen um Objekte, die unserer Generation anvertraut sind, damit wir sie als Teil unserer Geschichte an die folgenden Generationen weiterreichen.
Viertens muss in der Diskussion dringend zwischen den einzelnen Museumstypen unterschieden werden, denn ein Technikmuseum zum Beispiel hat sicher ganz anders geartete Probleme, auch in der Depotfrage, als zum Beispiel ein Kunstmuseum.
Um Ihnen einen Eindruck von der sensiblen Problematik der Fragestellung zu geben, komme ich abschließend zu den beiden Hamburger Beispielen, die mir aus meiner Zeit als Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder in Erinnerung geblieben sind.
Beim ersten Beispiel handelt es sich um den geplanten Verkauf einer kostbaren Handschrift aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, den zweiten Band einer französischen Bibel, die 1372 bis 1380 im Auftrag von Karl V. entstanden ist. Die Kunsthalle plante, diese Bibel zu verkaufen, um damit den Ankauf der Run
ge-Bilder zu finanzieren. Als wir in der Kulturstiftung davon Kenntnis erhielten, weil die Münchener Staatsbibliothek an dem Erwerb interessiert war, gaben wir ein Gutachten in Auftrag, das ergab, dass diese Handschrift aus der Blütezeit der spätmittelalterlichen Buchmalerei einst, das heißt im Jahre 1863, als bewusste Gründungsschenkung des profilierten Kunsthistorikers J. M. Commeter an die damals im Aufbau befindliche Kunsthalle gegeben worden war. Ich riet daher der damaligen Kultursenatorin, Christina Weiß, dringend vom Verkauf der Handschrift ab, denn ein derartiger Verkauf wäre meines Erachtens ein Schlag ins Gesicht aller gegenwärtigen und zukünftigen Förderer und Stifter der Kunsthalle gewesen und hätte bei Bekanntwerden entsprechend scharfe Proteste hervorgerufen. Wenn sich denn die Kunsthalle von der Handschrift hätte trennen wollen, weil sie der Meinung war, sie passe nicht in das Profil der staatlichen musealen Sammlung, wäre der üblicherweise gewählte Ausweg einer Dauerleihgabe an das zuständige staatliche Fachinstitut vor Ort sicher der bessere Weg gewesen. In diesem Fall wäre die Bibel zur Staatsbibliothek gekommen.
Der zweite Fall betrifft drei Benin-Bronzen aus dem Besitz des Museums für Kunst und Gewerbe, im Übrigen ein Ankauf von Justus Brinkmann aus dem Jahre 1897 für sein Haus, mit dem er das Ziel verfolgte, diese afrikanischen Bronzen als ebenbürtig neben edelste italienische Bronzen zu stellen, ein in seiner Zeit Aufsehen erregender Gedanke, mit dem Justus Brinkmann die afrikanische Kunst in Europa salonfähig gemacht hat. Wenn die Bronzen nicht im Museum für Kunst und Gewerbe Aufstellung finden – was sammlungsgeschichtlich gerade im Zeitalter der Globalisierung ohnehin bedauerlich wäre –, sollten sie meines Erachtens auf keinen Fall verkauft werden, sondern wenigstens als Leihgabe des Museums an das staatliche Museum für Völkerkunde hier in Hamburg gegeben werden.
Sie sehen, es gibt in dieser schwierigen Frage sehr viel zu bedenken, der wir uns aber gleichwohl in aller Offenheit stellen müssen. Deshalb bin ich für diesen Impuls von Herrn Drews sehr denkbar, denn wir müssen dies tun, weil es nicht zuletzt von der Öffentlichkeit gefordert wird. Ich kann Ihnen als Aufsichtsratvorsitzende der sieben Hamburger Museumsstiftungen im Übrigen berichten, dass wir auch in den Museumsstiftungen seit geraumer Zeit die Frage des Verkaufs diskutieren. Wir haben uns geeinigt, zunächst die abschließende Meinungsbildung im Deutschen Museumsbund abzuwarten, das wird wohl nach der Debatte im Mai im Herbst 2005 der Fall sein. Mein Grundsatz in dieser Debatte: nicht vorschnell handeln, nicht dem Zeitgeist erliegen und den Schutzwall um die Sammlung möglichst hoch bauen. Dabei hoffe ich auf Ihrer aller Unterstützung. – Vielen Dank.
Weiter Wortmeldungen sehe ich nicht. Dann stelle ich fest, dass die Anfrage Drucksache 18/1616 besprochen worden ist.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 7 auf, Drucksache 18/1690, die Große Anfrage der SPD-Fraktion zum Thema: Wo bleiben Bürgerfreundlichkeit und Beteiligung – das Internetportal hamburg.de auf dem Qualitätsprüfstand.
[Große Anfrage der Fraktion der SPD: Wo bleiben Bürgerfreundlichkeit und Beteiligung – das Internetportal hamburg.de auf dem Qualitätsprüfstand – Drucksache 18/1690 –]
Diese Drucksache möchte die SPD-Fraktion an den Haushaltsausschuss überweisen. Wird das Wort gewünscht? – Das ist der Fall. Der Abgeordnete Grund hat es.
Hamburg.de, meine Damen und Herren, sehr geehrter Herr Präsident, ist für die Freie und Hansestadt Hamburg ein richtiger Schatz, ein Image- und Werbepfund von herausragender Bedeutung für Hamburg. Ich stelle dies hier fest, um eingangs zu bemerken, dass diese Tatsache bei der Kritik, die anschließend im Umgang mit diesem Pfund von mir gemacht wird, keineswegs bedeutet, dass wir dem Instrument selbst kritisch gegenüberstünden. Das ist mitnichten der Fall. Das ist ja unser Baby und es ist ein gutes Kind geworden, ein stattliches Kind, das Sie wie viele andere gute Dinge von uns geerbt haben. Die Stadt lebt im Prinzip mit dieser Entwicklung positiv.
Wie passt das zusammen, dass die Stadt bereit ist, für Image- und Werbekampagnen Millionenbeträge auszugeben, dass man die Marketing-GmbH ausstattet, um das Image der Stadt nach vorn zu treiben, und auf der anderen Seite mit hamburg.de so schmählich umgeht, wie das gegenwärtig geschieht?
Wir stellen fest, dass diese Einrichtung – hamburg.de – mit drei Säulen gebildet wurde, nämlich einerseits der Stadtsäule, also dem, was man heute als E-Government bezeichnet, andererseits der kommerziellen Säule und drittens der so genannten Bürgersäule. Wir stellen fest, dass inzwischen in Hamburg die Bürgersäule verramscht wird. Das ist ein schwerer Fehler. Ich finde, Sie sind auf dem guten Weg, diesen Fehler weiter zu vertiefen. Wir können Ihnen nur davon abraten, diesen Weg weiter zu gehen.
Ich stelle auch fest, dass der Staatsrat bei der Diskussion, die wir vor einigen Monaten über die Frage hatten, wie es zu dieser Entwicklung gekommen sei, in diesem Parlament nicht die Wahrheit gesagt hat. Er hat den Endruck erweckt, als ob die Bürgerschaft über die Entwicklung laufend unterrichtet worden sei und selbstverständlich Einvernehmen in dieser Frage herrsche. Dies, Herr Staatsrat, trifft so nicht zu. Im Oktober des Jahres 2002 hat es sehr wohl im IuK-Ausschuss dieses Parlamentes eine Information darüber gegeben, dass die finanzielle Seite von hamburg.de nicht in Ordnung sei und dass man erwäge, künftig Gebühren für bislang freie Leistungen zu erheben. So war das dargestellt worden. Zwei Jahre später mussten wir den Medien entnehmen, dass dies alles beschlossene Sache ist und eingeführt wurde. Ich finde nicht, dass das eine anständige Unterrichtung des Parlaments über diese wichtige Frage ist.
mit hamburg.de verbunden. Das ist ein wirklich herausragendes Imagethema, selbst wenn der Senat oder hamburg.de betonen, dass nicht alle 200 000 Bürgerinnen und Bürger reichlich Gebrauch von ihrer Internetadresse machen; immerhin tun das 80 000.
Nun ist Hamburg bereit, das anders zu bewerten. Das heißt also, den Teil der Bürgersäule, nämlich die freie E-Mail-Adresse, soll es nicht mehr geben. Das wird künftig mit Preisen versehen. Das Ergebnis kann man nachlesen. In der Anfrage meiner Kollegin Dräger war nachzulesen, dass von 213 000 Adressen inzwischen nur noch 20 000 übrig geblieben sind, die von den Bürgerinnen und Bürgern bezahlt werden.
Den Bürgerlichen in diesem Hause sind die Bürger schnuppe. Das ist ein erneuter Beleg dafür, wie wir mit den Bürgerinnen und Bürgern umgehen.
Hamburg.de wird nicht nur an dieser Stelle verramscht, sondern auch an einer anderen Stelle. Ich mache darauf aufmerksam, dass wir uns in der Fragestunde im vergangenen Spätherbst schon sehr intensiv über die Frage unterhalten haben, wie es mit den Vereinen und Verbänden aussieht.
Bisher war es so, dass die Vereine, Verbände und Einrichtungen in der Lage waren, ihre elektronische Visitenkarte in hamburg.de zu hinterlegen. Auch dies soll nun in erheblichem Umfange Geld kosten. Da geht es um keine Kleinigkeiten mehr. Das führt ganz sicher dazu, dass sich dies Vereine, Verbände und Einrichtungen in der Stadt in großen Teilen nicht mehr leisten können. Es ist von hamburg.de angekündigt, dass die eingestellten Adressen, wenn sie durch die Vereine und Verbände nicht bezahlt werden, ab Anfang März aus dem Angebot von hamburg.de verschwinden sollen. Wir haben es gerade eben noch einmal geprüft. Heute waren sie noch drin. Ich kann den Senat und auch dieses Haus nur auffordern, das nicht mitzumachen. Die Vereine, die Verbände und die Einrichtungen in dieser Stadt, die privaten Institutionen, die das kulturelle und das soziale Leben in dieser Stadt tragen und gestalten,
Diese Entscheidungen sind mit erheblichen Qualitätseinbußen verbunden. Wir haben auch im Herbst bereits darauf aufmerksam gemacht, dass die anfangs sehr lobendenden Ergebnisse über die Funktionalität von hamburg.de inzwischen erhebliche Kratzer bekommen haben. Wir haben auf die Studie des Frauenhofer Instituts hingewiesen. In dieser Studie wurde nicht so sehr untersucht, wie das Informationsangebot im Ganzen ist, sondern wie die Bürger mit diesem Informationsangebot vernünftig umgehen können. Es ist ein interessantes Ergebnis gewesen, nämlich an dem konkreten Lebensbeispiel.
Eine Familie zieht nach Hamburg und will sich im Internet orientieren. Dabei kommt heraus, dass hamburg.de große Probleme hat, weil alle technischen Details, aber vor allem auch die Art und Weise, wie die Links angelegt
sind, sehr kritische Fragen hinterlassen. Das bedeutet, ein solches Internetangebot muss bürgerfreundlich sein. Wenn es viele Informationen enthält, dann nützt es nichts, wenn die Bürgerinnen und Bürger diese Informationen nicht finden. Es muss also hart daran gearbeitet werden, diese Informationen ordentlich aufzuarbeiten.
Ich will damit enden, womit ich eingestiegen bin. Ich habe gesagt, hamburg.de ist ein großer Schatz für diese Stadt, eine Marke inzwischen, die unser Image nach vorne bringt. Gehen Sie mit dieser Marke pfleglich um und sorgen Sie dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger sich mit dieser Einrichtung weiter identifizieren und dass sie mit hamburg.de leben. – Danke.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Kollegen! Wenn man sich die Ausführungen des Kollegen Grund eben angehört hat, dann könnte man gelegentlich zum Schluss kommen, wir reden hier über das Internetportal irgendeiner kleinen Gemeinde, irgendeines kleinen Kuhdorfes und überhaupt keiner will es mehr sehen.
Tatsache, Herr Kollege Grund, ist, dass wir in Hamburg ein Stadtportal haben, das deutschlandweit – gemessen an den Besuchern – zurzeit das erfolgreichste ist.