Protocol of the Session on November 26, 2003

Das Wort bekommt der Abgeordnete Müller-Sönksen.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Bürgerkoalition hat ihre Handlungsfähigkeit heute unterstrichen.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive – Heiterkeit bei der SPD und der GAL)

Herr Neumann: Mehrheit ist Mehrheit.

(Vizepräsident Peter Paul Müller übernimmt den Vorsitz – Michael Neumann SPD: Freytag sprach von Krise!)

Aber eine deutliche Mehrheit der Wählerinnen und Wähler in Hamburg steht hinter unserer Politik.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive – Zurufe von der SPD und der GAL)

Die FDP war, ist und bleibt ein verlässlicher Partner in dieser Koalition der Mitte. Sie hat sich in den vergangenen Wochen als stabiler Faktor gezeigt. Außer den Grünen – die SPD hat die Situation wieder einmal bei einer innerparteilichen Nabelschau verpennt – hat noch nicht einmal jemand nach Neuwahlen gerufen. Dabei hat niemand mit einer Alternativregierung Rotgrün spekuliert, nicht einmal die Opposition selbst.

Wir haben großen Respekt vor der eigenen Entscheidung von Rudolf Lange.

(Michael Neumann SPD: Welche meinen Sie?)

Ganz Deutschland ruft nach Politikern, die entschlossen Reformen anpacken

(Vereinzelter Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

und mutig notwendige Reformprojekte auf den Weg bringen. Dies waren in Hamburg insbesondere Bildung und Sprachförderung in Kitas, Vorschule und Grundschule, Abitur nach zwölf Jahren, Neuorganisation der Lehrerarbeitszeit, Ausbau der Ganztagsschulen, zentrale Vergleichs- und Abschlussprüfungen, konkret auf Leistungsstandards ausgerichtete Bildungspläne und die Reform des Berufsschulwesens. Das war eine Herkulesarbeit von Rudolf Lange gewesen.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Kein sozialdemokratischer Bildungssenator zuvor hat in so kurzer Zeit so viel bewegt.

(Oh-Rufe von der SPD – Ingo Egloff SPD: Das hat er jetzt davon!)

Dabei hat er zwangsläufig sehr viel Kritik auf sich gezogen und das häufig in ausgesprochen unfairer Weise. Das möchte ich an dieser Stelle gern für Rudolf Lange sagen.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Reinhard Soltau ist genau der richtige Mann,

(Barbara Duden SPD: Der arme Kerl!)

zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.

(Vereinzelter Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive – Dr. Verena Lappe GAL: Warum haben Sie ihn nicht gleich ge- nommen?)

Mit der ihm eigenen ruhigen und aufgeschlossenen Art wird er jetzt die zahlreich vor ihm liegenden Gespräche innerhalb und außerhalb der Behörde führen. Bei einer so großen Behörde ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ein neuer Senator 100 Tage Schonfrist erhält,

(Jan Ehlers SPD: Alle 100 Tage einen neuen Senator wählen! – Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

nicht um sich auszuruhen, sondern um valide Entscheidungsgrundlagen vorzubereiten.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Schon jetzt habe ich von der Elternkammer, der Schülerkammer und den Lehrerverbänden sehr positive Signale erhalten, die sich eine neue Gesprächskultur mit Senator Soltau versprechen.

(Christian Maaß GAL: Sie wären selbst gern Sena- tor gewesen!)

Die FDP-Fraktion freut sich sehr auf die Zusammenarbeit mit Senator Reinhard Soltau und wird ihm jegliche erdenkliche Unterstützung zuteil werden lassen.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Mit der Wahl von Reinhard Soltau hat die FDP nochmals ihren Anspruch unterstrichen, die Bildungspartei in Deutschland und vor allem auch in Hamburg zu sein und zu bleiben.

(Lachen bei der SPD und der GAL)

Die harten Auseinandersetzungen mit der Opposition zeigen, dass unsere politischen Gegner die von Ihnen selbst vorher vernachlässigte Wichtigkeit dieses Politikfeldes verkannt haben. Die Opposition läuft der FDP in der Bildungspolitik nur hinterher, aber wir sind schneller. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Das Wort hat die Abgeordnete Ernst.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Müller-Sönksen, diese letzte Dankesrede auf Rudolf Lange hätten Sie sich nach diesem erforderlich gewordenen Senatorenwechsel in Hamburg wirklich schenken können.

(Beifall bei der SPD – Dr. Michael Freytag CDU: Wrocklage war sehr erfolgreich, ich weiß!)

Herr Dr. Freytag, auch Sie stellen sich nicht den Realitäten in dieser Stadt. Sie wissen ganz genau, dass dieser Senatorenwechsel heute kein normaler Vorgang ist, der vergleichbar ist, sondern Ihnen sind zwei von drei Spitzenkandidaten, die dieses Bündnis geschmiedet haben, abhanden gekommen. Das zeigt, wie brüchig diese Koalition ist.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Herr Bürgermeister, Sie hatten bei keinem Senatorenwechsel eine Bürgermeistermehrheit und der Trend zeigt nach unten. Die Ergebnisse werden immer schlechter. Der Rückhalt in dieser Koalition schwindet und das ist auch ein Abbild über das, was in Hamburg diskutiert wird.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Sie haben weiterhin die Probleme, die Sie auch gestern schon hatten. Die Krise dieser Koalition, die seit Sommer schwelt, ist nicht beendet, und die Missstände im Kinder-, Jugend- und Schulbereich sind auch nicht angepackt worden. Darüber kann auch heute die Wahl nicht hinwegtäuschen. Herr von Beust, das nächste Wochenende müssen Sie doch mit Spannung erwarten. Sie werden sich ab dem nächsten Wochenende die Frage stellen, ob Sie wortbrüchig werden wollen gegenüber der Stadt oder gegenüber sich selbst oder ob Sie reinen Tisch machen und diesem Spuk dieser Regierung endlich ein Ende machen wollen.

(Beifall bei der SPD)

Sie haben in diesen zwei Jahren, in denen Hamburg schwerer Schaden zugefügt worden ist, genug experimentiert. Da hilft Ihnen auch keine Imagekampagne, um gegen die Hetzreden Ihrer Koalitionspartner international wieder ein gutes Bild zu machen.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Den Kindern und Jugendlichen in dieser Stadt nützt dieser Senatorenwechsel gar nichts. Allen in der Stadt war klar, dass Lange eine Fehlbesetzung war. Wir haben vor eineinhalb Jahren an dieser Stelle bereits den Rücktritt gefordert. Zwei Jahre sind verschenkt worden, zwei Jahre, in denen die Hamburgerinnen und Hamburger darauf gewartet haben, dass Sie Bildung zur Priorität in dieser Stadt machen. Der Abbau von Lehrerstellen ist das Ergebnis dieser Politik und das ist an jeder Schule in Hamburg zu spüren.

(Burkhard Müller-Sönksen FDP: Unfinanzierte Lehrerstellen, reden Sie mal darüber!)

Sie mussten für den Kita-Haushalt aus allen Ressourcen 18,6 Millionen Euro zusammensammeln, um die Misswirtschaft von Schulsenator Lange überhaupt auszugleichen,

(Norbert Frühauf Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Stimmt doch gar nicht!)